Aus einem französischen Atomkraftwerk wurden zwei Computer gestohlen, die sensible Daten enthielten. Das melden übereinstimmend verschiedene Nachrichtenagenturen. Wäre es nicht höchst bedenklich, es wäre zum Lachen:-)
Auf den Notebooks befinden sich sensible Daten der Anlage in der Stadt Chatou, die von dem französischen Stromkonzern EDF betrieben wird. In Frankreich kommen etwa 80 Prozent des Stroms aus Atomreaktoren. Diebe haben die zwei Laptops aus einer Forschungseinrichtung für Atomstrom westlich von Paris gestohlen. Auf den Rechnern befanden sich sensible Daten der Anlage in der Stadt Chatou, die von dem französischen Stromkonzern EDF betrieben wird. Die Polizei gab am Donnerstag an, die Einrichtung sei mit einer Sicherheitsanlage ausgerüstet. Ein Fall von Wirtschaftsspionage werde nicht ausgeschlossen. Der Diebstahl ereignete sich bereits am Montag.
Ein EDF-Sprecher sagte, bei der Einrichtung handele es sich um eine Forschungsanlage, deren Systeme nicht an eine Atomreaktoranlage angeschlossen seien. Die entwendeten Laptops enthielten keine Informationen über den Betrieb von Atomanlagen. Etwa 700 Menschen arbeiten in der Einrichtung.
Und hier die Originalmeldung von «Le Figaro», auf dass sich JedeR ein eigenes Bild machen kann, faut-de-mieux en français:
Deux ordinateurs portables ont été dérobés ces derniers jours sur le site de recherche d'EDF à Chatou (Yvelines), contenant des informations relatives aux centrales nucléaires, a-t-on appris de sources concordantes, confirmant une information du Parisien.
Le vol a eu lieu entre le 17 et 20 décembre et a été constaté lundi matin. Les deux ordinateurs, munis d'antivol qui ont été arrachés, contenaient des données professionnelles relatives aux centrales nucléaires, selon une première source policière. "Il est trop tôt pour dire s'il s'agit d'un vol d'opportunité ou d'espionnage industriel", a estimé une seconde source policière. "Les données contenues dans ces ordinateurs, ne seraient, semble-t-il, pas extrêmement sensibles", a ajouté cette source.
EDF a confirmé dans un communiqué le vol de ces deux ordinateurs portables, mais en relativisant le contenu des informations des ordinateurs. "Aucun de ces ordinateurs ne contient de données concernant les systèmes de fonctionnement des centrales nucléaires", écrit l'entreprise. "Les ordinateurs volés étaient utilisés dans le cadre d'un programme qui vise à mettre en place de nouveaux logiciels de gestion de la maintenance des centrales nucléaires. Ce projet est totalement déconnecté du pilotage de ces centrales", a assuré l'entreprise publique.
Quelle: Agenturen/rek/dapd / Le Figaro 24.12.10
... dokumentiert die Fallstricke der Atomindustrie; ... gehört zu «Media for Sustainability» des Ökonomen und Journalisten Guntram Rehsche (siehe auch http://guntram-rehsche.blogspot.com); ... Beiträge zeitlich geordnet, Stichwort- / Labelsuche in linker Spalte; ... Unterstützung mit Zahlung von 20 CHF auf Konto: Zürcher Kantonalbank / Guntram Rehsche / IBAN CH46 0070 0111 3009 63007 (für Zahlungen aus Ausland auch BIC (SWIFT-Code) angeben: ZKBKCHZZ80A) - Danke!
Freitag, 24. Dezember 2010
Donnerstag, 23. Dezember 2010
Gar keine neuen AKW!
Axpo, Alpiq und BKW haben sich in Bezug auf ihre Rahmenbewilligungsgesuche für den Neubau von AKW in der Schweiz nur vermeintlich geeinigt. Sie treiben weiterhin alle drei Projekte voran und überlassen die Standort-Entscheidung dem Bundesrat und dem Parlament. Die Allianz «Nein zu neuen AKW» und die Schweizerische Energiestiftung sind klar gegen einen Neubau von AKW – egal ob drei, zwei oder eins, wie sie in einer Medienmitteilung unmittelbar nach dem Entscheid der Stromkonzerne kund taten.
Der Neubau von AKW blockiert das Umstellen auf eine nachhaltige, zukunftsorientierte Stromversorgung in der Schweiz. Neue AKW sind unnötig, teuer und gefährlich und schaden der Schweizer Wirtschaft. Die Allianz «Nein zu neuen AKW» beurteilt die Stromproduktion aus Uran als ein Auslaufmodell und eine Fehlinvestition. Von einem AKW-Neubau in der Schweiz profitieren vor allem die grossen Stromkonzerne und die ausländischen AKW-Bauer. Von den 10 Milliarden Franken Baukosten pro AKW fliesst der grösste Teil ins Ausland. Die Schweizer Wirtschaft geht somit leer aus.Die Allianz «Nein zu neuen AKW» ist der Meinung, dass dieses Geld in die Förderung erneuerbarer Energien und der Energieeffizienz in der Schweiz investiert werden soll.
Käme es wirklich zu einem AKW-Neubau in der Schweiz, stünde der im Bild gezeigte Standort Beznau in der Pole-Position, weil sich die AKW-Betreiber darauf einigten, bei gleichwertiger Beurteilung aller Standorte jenen zuerst auszuwählen, wo es zuerst zu einer Stilllegung kommt.
Die weltweit am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige sind die Solar- und Windenergie. Deutschland hat in den letzten 10 Jahren 22 AKW Mühleberg an neuem erneuerbarem Strom zugebaut und damit 250'000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Und dies in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Auch in der Schweiz ist der Aufbruch dank der neuen Einspeisevergütung deutlich spürbar. Innerhalb kurzer Zeit wurden fast 10’000 Kraftwerke im Bereich erneuerbare Energie angemeldet. Damit wäre die Strommenge von zwei AKW Mühleberg bereits ersetzt. Diesen Weg gilt es weiterzugehen. Selbst das Bundesamt für Energie hat in seinen Energieperspektiven vorgerechnet, dass wir mit Erneuerbaren und Effizienz die drei alten Atomkraftwerke ersetzen können. Dabei ist das Potenzial weitaus grösser.
Quelle: Schweizerische Energiestiftung
Der Neubau von AKW blockiert das Umstellen auf eine nachhaltige, zukunftsorientierte Stromversorgung in der Schweiz. Neue AKW sind unnötig, teuer und gefährlich und schaden der Schweizer Wirtschaft. Die Allianz «Nein zu neuen AKW» beurteilt die Stromproduktion aus Uran als ein Auslaufmodell und eine Fehlinvestition. Von einem AKW-Neubau in der Schweiz profitieren vor allem die grossen Stromkonzerne und die ausländischen AKW-Bauer. Von den 10 Milliarden Franken Baukosten pro AKW fliesst der grösste Teil ins Ausland. Die Schweizer Wirtschaft geht somit leer aus.Die Allianz «Nein zu neuen AKW» ist der Meinung, dass dieses Geld in die Förderung erneuerbarer Energien und der Energieeffizienz in der Schweiz investiert werden soll.
Käme es wirklich zu einem AKW-Neubau in der Schweiz, stünde der im Bild gezeigte Standort Beznau in der Pole-Position, weil sich die AKW-Betreiber darauf einigten, bei gleichwertiger Beurteilung aller Standorte jenen zuerst auszuwählen, wo es zuerst zu einer Stilllegung kommt.
Die weltweit am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige sind die Solar- und Windenergie. Deutschland hat in den letzten 10 Jahren 22 AKW Mühleberg an neuem erneuerbarem Strom zugebaut und damit 250'000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Und dies in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Auch in der Schweiz ist der Aufbruch dank der neuen Einspeisevergütung deutlich spürbar. Innerhalb kurzer Zeit wurden fast 10’000 Kraftwerke im Bereich erneuerbare Energie angemeldet. Damit wäre die Strommenge von zwei AKW Mühleberg bereits ersetzt. Diesen Weg gilt es weiterzugehen. Selbst das Bundesamt für Energie hat in seinen Energieperspektiven vorgerechnet, dass wir mit Erneuerbaren und Effizienz die drei alten Atomkraftwerke ersetzen können. Dabei ist das Potenzial weitaus grösser.
Quelle: Schweizerische Energiestiftung
Mittwoch, 22. Dezember 2010
AKW-Betreiber sollen bekennen
Die Schweizer Sektion von Greenpeace hat sich in einem offenen Brief an Aktionäre und Strombezüger des AKW Gösgen gewandt. Gefordert werden einerseits Transparenz in der Wiederaufbereitung, andrerseits die Übernahme von Verantwortung für die massiven Schäden, die für Menschen und Umwelt vor Ort entstehen (siehe auch Atominfomedia vom 19. November 2010). Atominfomedia dokumentiert den Brief:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Seit Anfang September 2010 ist bekannt, dass das Kernkraftwerk Gösgen (siehe Bild - Foto: Guntram Rehsche) Brennmaterial aus der kerntechnischen Anlage Majak in Russland bezieht. Im November besuchte eine Greenpeace-Delegation gemeinsam mit Schweizer Medienschaffenden die Umgebung von Majak. Die Umweltorganisation hat Messungen durchgeführt und an verschiedenen Standorten Strahlungswerte so hoch wie in Tschernobyl gemessen. Die Gewässer und der Boden sind verseucht mit den radioaktiven Abfällen aus 60 Jahren Majak-Betrieb, die auch zu schweren Umweltkatastrophen führten. Greenpeace liegen zudem Dokumente u.a. der Anlagebetreiber selbst vor, die belegen, dass auch der aktuelle Betrieb neue Radioaktivität in die Umwelt bringt. Die Krebsrate in der Region Tschelyabinsk ist überdurchschnittlich hoch, ebenso die Zahl der Fehlgeburten. Viele Kinder kommen mit genetischen Schäden und zum Teil schwersten Behinderungen zur Welt. Aus Sicht von Greenpeace besteht keine Perspektive, in der Anlage innert nützlicher Frist eine saubere Produktion zu ereichen. Einzig eine gründliche Sanierung des gesamten Gebiets würde die Menschen vor der radioaktiven Gefahr schützen.
Ihr Unternehmen bzw. Ihr Kanton ist am KKW Gösgen beteiligt. Deshalb fordern wir Sie auf, Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit über folgende Problemstellungen abzulegen:
Zur Transparenz:
1. Über welche Informationen verfügt das KKW Gösgen bezüglich der Einhaltung von Sicherheits- und Umweltschutzstandards in den Produktionsprozessen der Majak-Anlage?
2. Können die heutigen Geschäfte mit Majak mit Umweltauflagen verknüpft werden, im Wissen dass die Schweizer KKW-Betreiber keine direkten Verträge mit Majak haben und dass die Verträge bereits abgeschlossen wurden?
3. Wie kann garantiert werden, dass in der Majak-Anlage und in ihrer Umgebung Schutz für Mensch und Umwelt sichergestellt ist?
4. Kann aus Ihrer Sicht der Bezug von Brennmaterial aus Majak verantwortet werden kann oder werden die Verträge jetzt aufgelöst? Wenn ja, ab wann?
5. Sind die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre bereit, ab jetzt eindeutige und vollständige Angaben zur Herkunft des Brennmaterials auf freiwilliger Basis öffentlich zu machen, wie der Bundesrat es anregt?
6. Wann stellen die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre eine umfassende Information über die Problemlage ins Internet?
Zu Menschenrechtsaspekten:
7. Welche Haftungs- und menschenrechtlichen Verantwortungen ergeben sich aus dem Bezug der Brennelemente für die Lieferanten sowie die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre?
8. Welche sofortigen und langfristigen Massnahmen werden die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre zur Verantwortungsübernahme ergreifen?
9. Wie sind die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre gewillt, diese moralische Verantwortung gegenüber den Direktbetroffenen zu tragen?
Quelle: Greenpeace Schweiz
Sehr geehrte Damen und Herren,
Seit Anfang September 2010 ist bekannt, dass das Kernkraftwerk Gösgen (siehe Bild - Foto: Guntram Rehsche) Brennmaterial aus der kerntechnischen Anlage Majak in Russland bezieht. Im November besuchte eine Greenpeace-Delegation gemeinsam mit Schweizer Medienschaffenden die Umgebung von Majak. Die Umweltorganisation hat Messungen durchgeführt und an verschiedenen Standorten Strahlungswerte so hoch wie in Tschernobyl gemessen. Die Gewässer und der Boden sind verseucht mit den radioaktiven Abfällen aus 60 Jahren Majak-Betrieb, die auch zu schweren Umweltkatastrophen führten. Greenpeace liegen zudem Dokumente u.a. der Anlagebetreiber selbst vor, die belegen, dass auch der aktuelle Betrieb neue Radioaktivität in die Umwelt bringt. Die Krebsrate in der Region Tschelyabinsk ist überdurchschnittlich hoch, ebenso die Zahl der Fehlgeburten. Viele Kinder kommen mit genetischen Schäden und zum Teil schwersten Behinderungen zur Welt. Aus Sicht von Greenpeace besteht keine Perspektive, in der Anlage innert nützlicher Frist eine saubere Produktion zu ereichen. Einzig eine gründliche Sanierung des gesamten Gebiets würde die Menschen vor der radioaktiven Gefahr schützen.
Ihr Unternehmen bzw. Ihr Kanton ist am KKW Gösgen beteiligt. Deshalb fordern wir Sie auf, Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit über folgende Problemstellungen abzulegen:
Zur Transparenz:
1. Über welche Informationen verfügt das KKW Gösgen bezüglich der Einhaltung von Sicherheits- und Umweltschutzstandards in den Produktionsprozessen der Majak-Anlage?
2. Können die heutigen Geschäfte mit Majak mit Umweltauflagen verknüpft werden, im Wissen dass die Schweizer KKW-Betreiber keine direkten Verträge mit Majak haben und dass die Verträge bereits abgeschlossen wurden?
3. Wie kann garantiert werden, dass in der Majak-Anlage und in ihrer Umgebung Schutz für Mensch und Umwelt sichergestellt ist?
4. Kann aus Ihrer Sicht der Bezug von Brennmaterial aus Majak verantwortet werden kann oder werden die Verträge jetzt aufgelöst? Wenn ja, ab wann?
5. Sind die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre bereit, ab jetzt eindeutige und vollständige Angaben zur Herkunft des Brennmaterials auf freiwilliger Basis öffentlich zu machen, wie der Bundesrat es anregt?
6. Wann stellen die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre eine umfassende Information über die Problemlage ins Internet?
Zu Menschenrechtsaspekten:
7. Welche Haftungs- und menschenrechtlichen Verantwortungen ergeben sich aus dem Bezug der Brennelemente für die Lieferanten sowie die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre?
8. Welche sofortigen und langfristigen Massnahmen werden die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre zur Verantwortungsübernahme ergreifen?
9. Wie sind die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre gewillt, diese moralische Verantwortung gegenüber den Direktbetroffenen zu tragen?
Quelle: Greenpeace Schweiz
Dienstag, 21. Dezember 2010
Aus für Gorleben wegen Gas?
Die Gasvorkommen im Salzstock Gorleben sind für das Bundesamt für Strahlenschutz ein mögliches K.o.-Kriterium für das geplante Endlager. Der Chef der Behörde will nun klären lassen, wie viel des explosiven Gases sich im Gorlebener Salzstock befindet, berichtet ein Magazin.
Gorleben - Es war eine Explosion mit Spätfolgen: 1969 wurde im Salzbergwerk Lenzen in der DDR, nur wenige Kilometer von Gorleben entfernt, nach Erdgas gebohrt. Eine Gasexplosion riss im Juli einen Arbeiter in den Tod. Der Unfall bei der Bohrung wurde von den DDR-Verantwortlichen verheimlicht. Wegen der Gasvorkommen im Salzstock Gorleben (siehe Bild - DPA) hält das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ein Aus für den Endlagerstandort für möglich. Sollten kritische Mengen Gas in dem Salzstock gefunden werden, könne das zum "K.o.-Kriterium" für den Standort werden, sagte BfS-Präsident Wolfram König dem Magazin "Stern". Der Behördenchef wolle nun "mit hoher Dringlichkeit" klären lassen, wie viel Gas im Gorlebener Salzstock existiert, berichtete das Magazin vorab.
BfS-Sprecher Florian Emrich sagte, die Thematik der Kohlenwasserstoff- und Gasvorkommen in Gorleben sei "nicht neu". König habe das Thema anlässlich des Besuchs von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) in Gorleben am 2. Dezember "umfassend und als wichtige zu klärende Fragestellung für die spätere Sicherheitsbewertung von Gorleben" dargestellt. Auch andere Aspekte wie etwa das Vorkommen von Anhydrit oder ein fehlendes Deckgebirge habe König zur Sprache gebracht. SPIEGEL ONLINE hatte bereits im September über die Gasvorkommen berichtet. Dabei soll es sich um sogenanntes Zechsteingas handeln. Dieses Gas wurde 1969 im ehemaligen DDR-Teil des Salzstocks Gorleben-Rambow in 3400 Meter Tiefe angebohrt. Sein Austritt führte über Tage zu der schweren Explosion.
Dem "Stern" zufolge wusste die niedersächsische Landesregierung bereits 1977, dass sich unter dem Salzstock "mit großer Wahrscheinlichkeit" Gas befindet. Aus einem behördeninternen Bericht gehe hervor, dass beim Bau eines Schachts für das Erkundungsbergwerk mehrmals Gas austrat. Diese sogenannten Kicks seien so heftig gewesen, dass die Bohrung gestoppt wurde.
Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg sieht sich durch die Berichte über Gasvorkommen in ihrer Auffassung bestätigt, dass Gorleben als Standort für ein Atommüllendlager aufgegeben werden muss. Der Salzstock im Kreis Lüchow-Dannenberg wird bereits seit Ende der siebziger Jahre untersucht. Nach einem zehnjährigen Moratorium verfügte die Bundesregierung zum 1. Oktober die Wiederaufnahme der Arbeiten.
Quelle: Spiegel/hda/dapd
Gorleben - Es war eine Explosion mit Spätfolgen: 1969 wurde im Salzbergwerk Lenzen in der DDR, nur wenige Kilometer von Gorleben entfernt, nach Erdgas gebohrt. Eine Gasexplosion riss im Juli einen Arbeiter in den Tod. Der Unfall bei der Bohrung wurde von den DDR-Verantwortlichen verheimlicht. Wegen der Gasvorkommen im Salzstock Gorleben (siehe Bild - DPA) hält das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ein Aus für den Endlagerstandort für möglich. Sollten kritische Mengen Gas in dem Salzstock gefunden werden, könne das zum "K.o.-Kriterium" für den Standort werden, sagte BfS-Präsident Wolfram König dem Magazin "Stern". Der Behördenchef wolle nun "mit hoher Dringlichkeit" klären lassen, wie viel Gas im Gorlebener Salzstock existiert, berichtete das Magazin vorab.
BfS-Sprecher Florian Emrich sagte, die Thematik der Kohlenwasserstoff- und Gasvorkommen in Gorleben sei "nicht neu". König habe das Thema anlässlich des Besuchs von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) in Gorleben am 2. Dezember "umfassend und als wichtige zu klärende Fragestellung für die spätere Sicherheitsbewertung von Gorleben" dargestellt. Auch andere Aspekte wie etwa das Vorkommen von Anhydrit oder ein fehlendes Deckgebirge habe König zur Sprache gebracht. SPIEGEL ONLINE hatte bereits im September über die Gasvorkommen berichtet. Dabei soll es sich um sogenanntes Zechsteingas handeln. Dieses Gas wurde 1969 im ehemaligen DDR-Teil des Salzstocks Gorleben-Rambow in 3400 Meter Tiefe angebohrt. Sein Austritt führte über Tage zu der schweren Explosion.
Dem "Stern" zufolge wusste die niedersächsische Landesregierung bereits 1977, dass sich unter dem Salzstock "mit großer Wahrscheinlichkeit" Gas befindet. Aus einem behördeninternen Bericht gehe hervor, dass beim Bau eines Schachts für das Erkundungsbergwerk mehrmals Gas austrat. Diese sogenannten Kicks seien so heftig gewesen, dass die Bohrung gestoppt wurde.
Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg sieht sich durch die Berichte über Gasvorkommen in ihrer Auffassung bestätigt, dass Gorleben als Standort für ein Atommüllendlager aufgegeben werden muss. Der Salzstock im Kreis Lüchow-Dannenberg wird bereits seit Ende der siebziger Jahre untersucht. Nach einem zehnjährigen Moratorium verfügte die Bundesregierung zum 1. Oktober die Wiederaufnahme der Arbeiten.
Quelle: Spiegel/hda/dapd
Montag, 20. Dezember 2010
Zentral oder dezentral?
Noch ist offen, auf welchem Weg die Schweiz das prognostizierte Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage in der Stromversorgung längerfristig ausgleichen will - mit neuen Grosskraftwerken oder mit dezentralen Anlagen. Trotz wirtschaftlicher und ökologischer Vorteile, stösst die dezentrale Strategie nach wie vor auf Widerstand. Dieses Spannungsfeld thematisiert die neueste Ausgabe von «Thema Umwelt».
Eines der Vorurteile ist, die Übertragungs- und Verteilnetze seien gar nicht in der Lage, mit dezentral produziertem Strom aus meist erneuerbaren Quellen umzugehen, weil dieser sehr unregelmässig anfällt. Doch das trifft nicht zu: Moderne Netze können ohne wesentliche Kostennachteile damit umgehen. Die grössere Nähe zwischen Produktion und Verbrauch kann den Bedarf an Netzkapazität sogar reduzieren und damit kostensenkend wirken. Zudem verringern sich die Transportverluste und die Abwärme aus dezentralen Kleinkraftwerken kann direkt vor Ort eingesetzt werden, statt ungenutzt zu verpuffen.
Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht haben erneuerbare Energien gepaart mit Massnahmen zur Stromeffizienz trotz höherer Investitionen die Nase vorn: Sie tragen massgeblich zur regionalen Wertschöpfung bei und schaffen Arbeitsplätze in einer zukunftsfähigen Branche. Zudem senken sie die Treibhausgasemissionen erheblich. Damit die nötigen Investitionen tatsächlich getätigt werden, braucht es allerdings die entsprechenden politischen und finanziellen Rahmenbedingungen. Aus Sicht von Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch ist es deshalb unumgänglich, die externen Kosten im Energiebereich konsequent zu internalisieren und Subventionen abzubauen. Die Ausnahme bilden zeitlich befristete Subventionen zur Förderung neuer Technologien. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift «Thema Umwelt» zeigt, wie der Umstieg auf eine dezentrale Stromversorgung gelingen kann. Sie erläutert die technischen Möglichkeiten, die wirtschaftlichen und ökologischen Chancen sowie die dafür nötigen Voraussetzungen.
«Thema Umwelt» 4/2010 kann für CHF 15.– plus Porto bezogen werden bei Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, Postfach 211, 8024 Zürich, 044 267 44 11, mail@umweltschutz.ch, www.umweltschutz.ch/themaumwelt. Das Jahresabonnement (4 Ausgaben) kostet CHF 50.–.
Eines der Vorurteile ist, die Übertragungs- und Verteilnetze seien gar nicht in der Lage, mit dezentral produziertem Strom aus meist erneuerbaren Quellen umzugehen, weil dieser sehr unregelmässig anfällt. Doch das trifft nicht zu: Moderne Netze können ohne wesentliche Kostennachteile damit umgehen. Die grössere Nähe zwischen Produktion und Verbrauch kann den Bedarf an Netzkapazität sogar reduzieren und damit kostensenkend wirken. Zudem verringern sich die Transportverluste und die Abwärme aus dezentralen Kleinkraftwerken kann direkt vor Ort eingesetzt werden, statt ungenutzt zu verpuffen.
Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht haben erneuerbare Energien gepaart mit Massnahmen zur Stromeffizienz trotz höherer Investitionen die Nase vorn: Sie tragen massgeblich zur regionalen Wertschöpfung bei und schaffen Arbeitsplätze in einer zukunftsfähigen Branche. Zudem senken sie die Treibhausgasemissionen erheblich. Damit die nötigen Investitionen tatsächlich getätigt werden, braucht es allerdings die entsprechenden politischen und finanziellen Rahmenbedingungen. Aus Sicht von Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch ist es deshalb unumgänglich, die externen Kosten im Energiebereich konsequent zu internalisieren und Subventionen abzubauen. Die Ausnahme bilden zeitlich befristete Subventionen zur Förderung neuer Technologien. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift «Thema Umwelt» zeigt, wie der Umstieg auf eine dezentrale Stromversorgung gelingen kann. Sie erläutert die technischen Möglichkeiten, die wirtschaftlichen und ökologischen Chancen sowie die dafür nötigen Voraussetzungen.
«Thema Umwelt» 4/2010 kann für CHF 15.– plus Porto bezogen werden bei Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, Postfach 211, 8024 Zürich, 044 267 44 11, mail@umweltschutz.ch, www.umweltschutz.ch/themaumwelt. Das Jahresabonnement (4 Ausgaben) kostet CHF 50.–.
China setzt auf Atomenergie
Im Gegensatz zu den meisten Industrieländern fördert das aufstrebende Schwellenland weiterhin entschlossen den Ausbau der Kernenergie.
Ende 2010 waren in China 13 Atommeiler in Betrieb, weitere 25 im Bau. Bis 2020 wird ein Ausbau der Kapazitäten von derzeit 10 auf mindestens 80 Gigawatt angestrebt. Kernenergie soll insbesondere den von Energieengpässen geplagten dynamischen Küstenprovinzen Linderung bringen. Zugleich soll die Umweltqualität in Chinas Wirtschaftszentren verbessert und der Ausstoß von Treibhausgasen in einem klimaverträglichen Rahmen gehalten werden. Aus diesem Grunde wird Atomkraft „als CO2-freie Energiequelle“ in einem Atemzug mit der Förderung von erneuerbaren Energien als Klimaschutz propagiert.
Die derzeitig rasante Entwicklung wirft eine Reihe von Fragen auf:
* Sind die chinesischen Behörden auf den Umgang mit potentiellen Nuklearunfällen ausreichend vorbereitet?
* Hält die Ausbildung von Fachpersonal Schritt mit dem Ausbau der Atomindustrie?
* Ist die chinesische Öffentlichkeit über das Kernenergieprogramm und seine potentiellen Risiken informiert?
* Wie wird China das Problem der Endlagerung von Nuklearabfällen lösen?
Während in vielen westlichen Ländern die Anti-Atomkraftproteste der Ursprung der Umweltbewegung waren, ist der derzeitige Atom-Kraftboom bisher kein Thema, das die zahlreichen chinesischen Umwelt-NGOs öffentlich adressieren. Jedoch je mehr Projekte gebaut werden, umso häufiger ist auch von kritischen Stimmen und von lokalen Protesten zu hören.
Es handelt sich um eine leicht gekürzte Fassung des englischen Originals.
Quellen: Sonnenseite / Eva Sternfeld 2010 EU-CHINA | Civil Society Forum 2010
Ende 2010 waren in China 13 Atommeiler in Betrieb, weitere 25 im Bau. Bis 2020 wird ein Ausbau der Kapazitäten von derzeit 10 auf mindestens 80 Gigawatt angestrebt. Kernenergie soll insbesondere den von Energieengpässen geplagten dynamischen Küstenprovinzen Linderung bringen. Zugleich soll die Umweltqualität in Chinas Wirtschaftszentren verbessert und der Ausstoß von Treibhausgasen in einem klimaverträglichen Rahmen gehalten werden. Aus diesem Grunde wird Atomkraft „als CO2-freie Energiequelle“ in einem Atemzug mit der Förderung von erneuerbaren Energien als Klimaschutz propagiert.
Die derzeitig rasante Entwicklung wirft eine Reihe von Fragen auf:
* Sind die chinesischen Behörden auf den Umgang mit potentiellen Nuklearunfällen ausreichend vorbereitet?
* Hält die Ausbildung von Fachpersonal Schritt mit dem Ausbau der Atomindustrie?
* Ist die chinesische Öffentlichkeit über das Kernenergieprogramm und seine potentiellen Risiken informiert?
* Wie wird China das Problem der Endlagerung von Nuklearabfällen lösen?
Während in vielen westlichen Ländern die Anti-Atomkraftproteste der Ursprung der Umweltbewegung waren, ist der derzeitige Atom-Kraftboom bisher kein Thema, das die zahlreichen chinesischen Umwelt-NGOs öffentlich adressieren. Jedoch je mehr Projekte gebaut werden, umso häufiger ist auch von kritischen Stimmen und von lokalen Protesten zu hören.
Es handelt sich um eine leicht gekürzte Fassung des englischen Originals.
Quellen: Sonnenseite / Eva Sternfeld 2010 EU-CHINA | Civil Society Forum 2010
Mittwoch, 15. Dezember 2010
AKW Mühleberg wird teuer
Die BKW FMB Energie AG (BKW) rechnet für die Realisierung des Ersatzkernkraftwerks Mühleberg mit Investitionskosten von insgesamt 7 bis 9 Mrd. CHF, inklusive Reserven für Unvorhergesehenes während des Baus. Zu wesentlich höheren Schätzungen kommt die Berner Regierung - im Frühling steht eine Volksabstimmung an.
Die BKW stützt sich bei ihren international abgestützten Berechnungen auf heute aktuelle Grundlagen und Entwicklungen, wie sie den allgemein anerkannten Erkenntnissen der Branche entsprechen. Der Regierungsrat des Kantons Bern geht in einer Antwort auf eine entsprechende Interpellation von fast doppelt so hohen Kosten aus.
Laut BKW kostet der Ersatz des AKW Mühleberg 7 bis 9 Milliarden, der Berner Regierungsrat rechnet mit 9 bis 15,7 Mrd. CHF.
Mit Blick auf die internationalen Entwicklungen, die Komplexität des Bewilligungsprozesses und die hohen Sicherheitsanforderungen der Schweizer Behörden hat die BKW seit Beginn des Projektes „Ersatzkernkraftwerk Mühleberg“ mit vergleichsweise hohen Investitionskosten von 7 bis 9 Mrd. Franken gerechnet. In diesem Betrag sind die Reserven für Unvorhergesehenes während des Baus enthalten. Die Kosten für die permanente Instandhaltung, eine allfällige spätere Nachrüstung sowie die Stilllegung und Entsorgung werden, wie dies schon seit Jahren üblich ist, durch den laufenden Betrieb finanziert.
Die BKW hat ihre den internationalen Standards entsprechende Kostenkalkulation und die Grundlagen zu deren Berechnung dem Regierungsrat auf dessen Wunsch hin zuhanden der Beantwortung einer parlamentarischen Interpellation mitgeteilt. In seiner Beantwortung der Interpellation geht der Regierungsrat allerdings von fast doppelt so hohen Kosten von 9 bis 15,7 Mrd CHF aus, weil die Investitionskosten auf 8 bis 12 Mrd. CHF veranschlagt und weil – entgegen der geltenden Praxis - Nachrüstungs- und Stillegungskosten von 1 bis 3,7 Mrd. CHF dazugerechnet werden.
Quelle: ee-news
Die BKW stützt sich bei ihren international abgestützten Berechnungen auf heute aktuelle Grundlagen und Entwicklungen, wie sie den allgemein anerkannten Erkenntnissen der Branche entsprechen. Der Regierungsrat des Kantons Bern geht in einer Antwort auf eine entsprechende Interpellation von fast doppelt so hohen Kosten aus.
Laut BKW kostet der Ersatz des AKW Mühleberg 7 bis 9 Milliarden, der Berner Regierungsrat rechnet mit 9 bis 15,7 Mrd. CHF.
Mit Blick auf die internationalen Entwicklungen, die Komplexität des Bewilligungsprozesses und die hohen Sicherheitsanforderungen der Schweizer Behörden hat die BKW seit Beginn des Projektes „Ersatzkernkraftwerk Mühleberg“ mit vergleichsweise hohen Investitionskosten von 7 bis 9 Mrd. Franken gerechnet. In diesem Betrag sind die Reserven für Unvorhergesehenes während des Baus enthalten. Die Kosten für die permanente Instandhaltung, eine allfällige spätere Nachrüstung sowie die Stilllegung und Entsorgung werden, wie dies schon seit Jahren üblich ist, durch den laufenden Betrieb finanziert.
Die BKW hat ihre den internationalen Standards entsprechende Kostenkalkulation und die Grundlagen zu deren Berechnung dem Regierungsrat auf dessen Wunsch hin zuhanden der Beantwortung einer parlamentarischen Interpellation mitgeteilt. In seiner Beantwortung der Interpellation geht der Regierungsrat allerdings von fast doppelt so hohen Kosten von 9 bis 15,7 Mrd CHF aus, weil die Investitionskosten auf 8 bis 12 Mrd. CHF veranschlagt und weil – entgegen der geltenden Praxis - Nachrüstungs- und Stillegungskosten von 1 bis 3,7 Mrd. CHF dazugerechnet werden.
Quelle: ee-news
Dienstag, 14. Dezember 2010
Asse: Alles noch schlimmer
Neue Hiobsbotschaft aus dem maroden Atommülllager im norddeutschen Asse: Innerhalb nur eines Jahres hat sich die radioaktive Flüssigkeit in dem früheren Salzbergwerk verdoppelt. AKW-Gegner fürchten jetzt, dass sie die eingelagerten Fässer angreift - und diese Löcher bekommen.
Das Problem des teils einsturzgefährdeten Atommüllagers Asse verschärft sich. Experten haben nun festgestellt, dass dort immer mehr radioaktive Salzlösung auftritt. Die Menge der kontaminierten Flüssigkeit, die vor der Einlagerungskammer 8 in 750 Metern Tiefe aufgefangen werde, habe sich nach jüngsten Messungen gegenüber dem Stand des letzten Halbjahres von vier auf acht Liter pro Tag verdoppelt, sagte der Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Werner Nording. Die radiologischen Analysen der Lösung zeigen Nording zufolge außerdem, dass die Konzentration an radioaktivem Cäsium im selben Zeitraum von 2,4 auf etwa 4,3 Kilobecquerel pro Liter angestiegen ist. Über Werte anderer radioaktiver Stoffe machte das BfS zunächst keine Angaben. Die aus der Auffangstelle abgepumpte Flüssigkeit werde vorläufig in Behältern unter Tage gelagert, sagte Nording weiter.
Die Lösung tritt dem BfS zufolge wahrscheinlich aus dem Deckgebirge ein und nimmt auf ihrem Weg durch die Kammer 8 radioaktive Stoffe auf. In dieser Kammer lagern 11.278 Fässer mit schwach radioaktiven Abfällen. Vermutlich stehe der erhöhte Zufluss durch die Kammer 8 in Zusammenhang mit der Füllung der daneben liegenden Kammer 9 durch den früheren Betreiber Helmholtz Zentrum. Vor der Kammer 9, in der keine Abfälle lagern, sei bereits im Herbst 2009 eine veränderte Menge und chemische Zusammensetzung der Zutrittswässer beobachtet worden, sagte Nording. Udo Dettmann vom atomkraftkritischen Asse-II-Koordinationskreis sagte, die um das Doppelte erhöhte Menge an kontaminierter Lösung sei an sich noch kein großes Problem. Es verdichteten sich aber die Hinweise, dass mehrere Kammern mit Atommüll inzwischen nass seien und sich die eingelagerten Fässer auflösten.
Dies stelle das Konzept des BfS für eine Rückholung des Atommülls in Frage. Die Behörde müsse ihre Planungen anpassen. "Wahrscheinlich befindet sich in den Kammern ein Konglomerat aus Fässern, Atommüll und Flüssigkeit", sagte Dettmann. "Konkret heißt das: Statt wie geplant mit Greifern, muss man das Zeug womöglich mit dem Frontlader herausholen." Der Chef der Grünen im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, sagte, die Verdopplung der Radioaktivität in der Lauge zeige, "dass die Laugen in den Kammern Kontakt mit dem Müll haben müssen". Es sei davon auszugehen, dass einige Fässer schon bei der Einlagerung beschädigt worden seien. Andere Fässer könnten durch den Bergdruck beschädigt worden sein.
Im Rahmen der Probephase zur Bergung der Abfälle müsse jetzt möglichst zügig, aber unter Einhaltung aller atomrechtlich notwendigen Sicherheitsvorkehrungen der Zustand der Kammern und der Fässer in den Kammern untersucht werden, verlangte der Grünen-Politiker. Das BfS hatte angekündigt, sämtliche rund 126.000 Fässer mit Atommüll aus der Asse herauszuholen, die dort zwischen 1967 und 1978 eingelagert worden waren. Kürzlich hatten Forscher in der Region eine Häufung von Krebserkrankungen festgestellt. Die Zahl der an Leukämie erkrankten Männer im Umfeld der Asse ist demnach doppelt so hoch und die Zahl der Schilddrüsenkrebserkrankungen bei Frauen sogar dreimal so hoch ist wie im Landesdurchschnitt. Bislang ist aber unklar, ob ein Zusammenhang mit dem Atommülllager besteht. Das Bundesumweltministerium sieht keinen Zusammenhang der Krebshäufung mit dem Atommülllager Asse.
Im September war bekannt geworden, dass der Atommüll in der Asse deutlich stärker strahlt. Nach dem neu erstellten Inventarbericht wurde nämlich zehnmal mehr mittelradioaktiver Müll in das marode Lager gebracht als jahrelang angenommen.
Quelle: Diverse Agenturen
Das Problem des teils einsturzgefährdeten Atommüllagers Asse verschärft sich. Experten haben nun festgestellt, dass dort immer mehr radioaktive Salzlösung auftritt. Die Menge der kontaminierten Flüssigkeit, die vor der Einlagerungskammer 8 in 750 Metern Tiefe aufgefangen werde, habe sich nach jüngsten Messungen gegenüber dem Stand des letzten Halbjahres von vier auf acht Liter pro Tag verdoppelt, sagte der Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Werner Nording. Die radiologischen Analysen der Lösung zeigen Nording zufolge außerdem, dass die Konzentration an radioaktivem Cäsium im selben Zeitraum von 2,4 auf etwa 4,3 Kilobecquerel pro Liter angestiegen ist. Über Werte anderer radioaktiver Stoffe machte das BfS zunächst keine Angaben. Die aus der Auffangstelle abgepumpte Flüssigkeit werde vorläufig in Behältern unter Tage gelagert, sagte Nording weiter.
Die Lösung tritt dem BfS zufolge wahrscheinlich aus dem Deckgebirge ein und nimmt auf ihrem Weg durch die Kammer 8 radioaktive Stoffe auf. In dieser Kammer lagern 11.278 Fässer mit schwach radioaktiven Abfällen. Vermutlich stehe der erhöhte Zufluss durch die Kammer 8 in Zusammenhang mit der Füllung der daneben liegenden Kammer 9 durch den früheren Betreiber Helmholtz Zentrum. Vor der Kammer 9, in der keine Abfälle lagern, sei bereits im Herbst 2009 eine veränderte Menge und chemische Zusammensetzung der Zutrittswässer beobachtet worden, sagte Nording. Udo Dettmann vom atomkraftkritischen Asse-II-Koordinationskreis sagte, die um das Doppelte erhöhte Menge an kontaminierter Lösung sei an sich noch kein großes Problem. Es verdichteten sich aber die Hinweise, dass mehrere Kammern mit Atommüll inzwischen nass seien und sich die eingelagerten Fässer auflösten.
Dies stelle das Konzept des BfS für eine Rückholung des Atommülls in Frage. Die Behörde müsse ihre Planungen anpassen. "Wahrscheinlich befindet sich in den Kammern ein Konglomerat aus Fässern, Atommüll und Flüssigkeit", sagte Dettmann. "Konkret heißt das: Statt wie geplant mit Greifern, muss man das Zeug womöglich mit dem Frontlader herausholen." Der Chef der Grünen im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, sagte, die Verdopplung der Radioaktivität in der Lauge zeige, "dass die Laugen in den Kammern Kontakt mit dem Müll haben müssen". Es sei davon auszugehen, dass einige Fässer schon bei der Einlagerung beschädigt worden seien. Andere Fässer könnten durch den Bergdruck beschädigt worden sein.
Im Rahmen der Probephase zur Bergung der Abfälle müsse jetzt möglichst zügig, aber unter Einhaltung aller atomrechtlich notwendigen Sicherheitsvorkehrungen der Zustand der Kammern und der Fässer in den Kammern untersucht werden, verlangte der Grünen-Politiker. Das BfS hatte angekündigt, sämtliche rund 126.000 Fässer mit Atommüll aus der Asse herauszuholen, die dort zwischen 1967 und 1978 eingelagert worden waren. Kürzlich hatten Forscher in der Region eine Häufung von Krebserkrankungen festgestellt. Die Zahl der an Leukämie erkrankten Männer im Umfeld der Asse ist demnach doppelt so hoch und die Zahl der Schilddrüsenkrebserkrankungen bei Frauen sogar dreimal so hoch ist wie im Landesdurchschnitt. Bislang ist aber unklar, ob ein Zusammenhang mit dem Atommülllager besteht. Das Bundesumweltministerium sieht keinen Zusammenhang der Krebshäufung mit dem Atommülllager Asse.
Im September war bekannt geworden, dass der Atommüll in der Asse deutlich stärker strahlt. Nach dem neu erstellten Inventarbericht wurde nämlich zehnmal mehr mittelradioaktiver Müll in das marode Lager gebracht als jahrelang angenommen.
Quelle: Diverse Agenturen
Montag, 13. Dezember 2010
Majak-Aufruf von Greenpeace
Unter dem Titel «In den schmutzigen Hinterhöfen der Schweizer Atomstromproduktion» berichtet Florian Kasser, Energie-Campaigner von Greenpeace, von einem Besuch rund um die russische Wiederaufbereitungsanlage Majak (siehe auch Atominfomedia vom 19. November 2010).
Mich erstaunt es immer, wie gerne die Schweizer AKW-Betreiber in der Öffentlichkeit von sauberem Strom sprechen. Sie haben eine schöne, glatte PR-Fassade errichtet, die den Eindruck vermitteln soll, Atomstrom verursache höchstens ein bisschen Wasserdampf. Doch wirft man einen Blick dahinter und schaut sich die Hinterhöfe der Atomproduktion genauer an, wird eines klar: Strom aus Kernkraft ist nicht sauber.
Trostlose Gegen um Mayak - verstrahlt und vergessenVor drei Wochen besuchte ich mit einer Greenpeace-Delegation einen dieser Hinterhöfe: Mayak, im siberischen Ural. Mayak – zu Deutsch „Leuchtturm“ – ist kein leuchtendes Beispiel, sondern der weltweit schmutzigste Hinterhof der Schweizer Atomproduktion. Weit weg von Mühleberg, Beznau oder Gösgen werden hier Brennstäbe für die Schweizer AKW wiederaufbereitet – hermetisch abgeriegelt von der internationalen wie auch russischen Öffentlichkeit.
Wir haben Messungen vor Ort durchgeführt und an verschiedenen Standorten Strahlungswerte so hoch wie in Tschernobyl gemessen. Die Gewässer, der Boden, die Luft sind verseucht. Heute noch gelangen grosse Mengen von Radioaktivität direkt in die Umwelt. Ein grosse Gebiet wurde zur Müllhalde der Atomindustrie erklärt. Besonders schockierend ist, dass rund 80’000 Menschen mangels Alternativen weiterhin in dieser Gegend leben müssen und täglich der unsichtbaren Gefahr ausgesetzt sind.
Mir ist klar: Die Hinterhöfe der Atomproduktion lassen sich nicht aufpolieren. Und es gibt viele davon, denn die ganze Brennstoffkette hat schwerwiegende Folgen für Menschen und Umwelt: Angefangen bei der radioaktiven Verseuchung und Menschenrechtsverletzungen rund um die Uranminen, über schmutzige Wiederaufarbeitungsanlagen wie Mayak, bis zur nach wie vor ungelösten Frage der Endlagerung des Atommülls.
Und da tut sich einiges! Bleiben Sie auf dem Laufenden, abonnieren Sie unseren Zukunftsticker und erleben Sie, wie sich die Schweiz ein die erneuerbare Zukunft bewegt. Der Zukunftsticker informiert sie regelmässig über die Fortschritte der erneuerbaren Energien und zeigt, wie unser Umgang mit Strom immer effizienter wird.
Quelle: Greenpeace Schweiz
Mich erstaunt es immer, wie gerne die Schweizer AKW-Betreiber in der Öffentlichkeit von sauberem Strom sprechen. Sie haben eine schöne, glatte PR-Fassade errichtet, die den Eindruck vermitteln soll, Atomstrom verursache höchstens ein bisschen Wasserdampf. Doch wirft man einen Blick dahinter und schaut sich die Hinterhöfe der Atomproduktion genauer an, wird eines klar: Strom aus Kernkraft ist nicht sauber.
Trostlose Gegen um Mayak - verstrahlt und vergessenVor drei Wochen besuchte ich mit einer Greenpeace-Delegation einen dieser Hinterhöfe: Mayak, im siberischen Ural. Mayak – zu Deutsch „Leuchtturm“ – ist kein leuchtendes Beispiel, sondern der weltweit schmutzigste Hinterhof der Schweizer Atomproduktion. Weit weg von Mühleberg, Beznau oder Gösgen werden hier Brennstäbe für die Schweizer AKW wiederaufbereitet – hermetisch abgeriegelt von der internationalen wie auch russischen Öffentlichkeit.
Wir haben Messungen vor Ort durchgeführt und an verschiedenen Standorten Strahlungswerte so hoch wie in Tschernobyl gemessen. Die Gewässer, der Boden, die Luft sind verseucht. Heute noch gelangen grosse Mengen von Radioaktivität direkt in die Umwelt. Ein grosse Gebiet wurde zur Müllhalde der Atomindustrie erklärt. Besonders schockierend ist, dass rund 80’000 Menschen mangels Alternativen weiterhin in dieser Gegend leben müssen und täglich der unsichtbaren Gefahr ausgesetzt sind.
Mir ist klar: Die Hinterhöfe der Atomproduktion lassen sich nicht aufpolieren. Und es gibt viele davon, denn die ganze Brennstoffkette hat schwerwiegende Folgen für Menschen und Umwelt: Angefangen bei der radioaktiven Verseuchung und Menschenrechtsverletzungen rund um die Uranminen, über schmutzige Wiederaufarbeitungsanlagen wie Mayak, bis zur nach wie vor ungelösten Frage der Endlagerung des Atommülls.
Und da tut sich einiges! Bleiben Sie auf dem Laufenden, abonnieren Sie unseren Zukunftsticker und erleben Sie, wie sich die Schweiz ein die erneuerbare Zukunft bewegt. Der Zukunftsticker informiert sie regelmässig über die Fortschritte der erneuerbaren Energien und zeigt, wie unser Umgang mit Strom immer effizienter wird.
Quelle: Greenpeace Schweiz
Donnerstag, 9. Dezember 2010
Ausschreibungen lanciert
Am 6. Dezember 2010 hat die Resun AG mit der Publikation im Informationssystem über das öffentliche Beschaffungswesen in der Schweiz (Simap) den Beschaffungsprozess für die beiden Ersatzkernkraftwerke Beznau (EKKB) und Mühleberg (EKKM) eingeleitet. Die Ausschreibung unterliegt dem öffentlichen Beschaffungsrecht, konkret dem Submissionsdekret des Kantons Aargau.
Die Resun – die gemeinsame Planungsgesellschaft der Axpo Holding AG und der BKW FMB Energie AG (BKW) – plant den Bau zweier Kernkraftwerke, um die Kernkraftwerke Beznau und Mühleberg sowie die auslaufenden Stromimportverträge zu ersetzen (Bulletin 1/2009). Vorgesehen sind zwei Leichtwasserreaktoreinheiten mit einer elektrischen Nettoleistung von rund 1160–1740 MW. Die Inbetriebnahme der Ersatzkraftwerke soll nach 2020 erfolgen.
Das Projekt der Resun umfasst die Beschaffung von zwei vollständigen, schlüsselfertigen und betriebsbereiten Ersatzkernkraftwerken für die Standorte Beznau und Mühleberg. Laut Ausschreibung sollen folgende Leistungen abgedeckt werden:
* Anlagenauslegung und -planung sowie die Anlagendokumentation, einschliesslich der Unterstützung in den für die Schweiz relevanten Bewilligungsprozessen
* Ingenieurarbeiten, Beschaffung und
* Fertigung von Anlagen, Systemen und Komponenten sowie die Lieferung von Ersatzteilen für Betrieb und Wartung
* Lieferung der Anlagen, Systeme und Komponenten an die Standorte, Bauvorbereitung und -durchführung, Montage sowie Inbetriebsetzung und Gewährleistungsarbeiten. Lieferung von Simulatoren und Training von Betriebs- und Wartungspersonal
* Erstladung für den Reaktorkern sowie weitere Kernladungen.
Die Unterlagen müssen bis spätestens 15. April 2011 13 Uhr eingereicht werden. Die Resun wird anschliessend mit den beiden am besten geeigneten Lieferanten Vorverträge abschliessen, um die Technologie-spezifischen Teile der Baubewilligungsgesuche zu erarbeiten. Von zentraler Bedeutung werden hierfür die Vorgaben des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) sein, teilte die Resun mit. Der definitive Entscheid für eine Technologie werde in den nächsten drei Jahren fallen, wenn klar sei, welcher Anbieter die Anforderungen am besten erfülle.
Die Resun plant, je ein Baubewilligungsgesuch für das geplante EKKB und das geplante EKKM einzureichen, sobald ein positiver Volksentscheid und die behördlichen Rahmenbewilligungen vorliegen. Das wird voraussichtlich 2013 oder 2014 der Fall sein.
Quelle: M.A. nach Resun / Nuklearforum
Die Resun – die gemeinsame Planungsgesellschaft der Axpo Holding AG und der BKW FMB Energie AG (BKW) – plant den Bau zweier Kernkraftwerke, um die Kernkraftwerke Beznau und Mühleberg sowie die auslaufenden Stromimportverträge zu ersetzen (Bulletin 1/2009). Vorgesehen sind zwei Leichtwasserreaktoreinheiten mit einer elektrischen Nettoleistung von rund 1160–1740 MW. Die Inbetriebnahme der Ersatzkraftwerke soll nach 2020 erfolgen.
Das Projekt der Resun umfasst die Beschaffung von zwei vollständigen, schlüsselfertigen und betriebsbereiten Ersatzkernkraftwerken für die Standorte Beznau und Mühleberg. Laut Ausschreibung sollen folgende Leistungen abgedeckt werden:
* Anlagenauslegung und -planung sowie die Anlagendokumentation, einschliesslich der Unterstützung in den für die Schweiz relevanten Bewilligungsprozessen
* Ingenieurarbeiten, Beschaffung und
* Fertigung von Anlagen, Systemen und Komponenten sowie die Lieferung von Ersatzteilen für Betrieb und Wartung
* Lieferung der Anlagen, Systeme und Komponenten an die Standorte, Bauvorbereitung und -durchführung, Montage sowie Inbetriebsetzung und Gewährleistungsarbeiten. Lieferung von Simulatoren und Training von Betriebs- und Wartungspersonal
* Erstladung für den Reaktorkern sowie weitere Kernladungen.
Die Unterlagen müssen bis spätestens 15. April 2011 13 Uhr eingereicht werden. Die Resun wird anschliessend mit den beiden am besten geeigneten Lieferanten Vorverträge abschliessen, um die Technologie-spezifischen Teile der Baubewilligungsgesuche zu erarbeiten. Von zentraler Bedeutung werden hierfür die Vorgaben des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) sein, teilte die Resun mit. Der definitive Entscheid für eine Technologie werde in den nächsten drei Jahren fallen, wenn klar sei, welcher Anbieter die Anforderungen am besten erfülle.
Die Resun plant, je ein Baubewilligungsgesuch für das geplante EKKB und das geplante EKKM einzureichen, sobald ein positiver Volksentscheid und die behördlichen Rahmenbewilligungen vorliegen. Das wird voraussichtlich 2013 oder 2014 der Fall sein.
Quelle: M.A. nach Resun / Nuklearforum
Erfolg für Mühleberg-Gegner
Gegner des Atomkraftwerks Mühleberg erhalten Einsicht in ein bisher geheim gehaltenes Gutachten über die Risse im Kernmantel des AKW.
Im Verfahren um die unbefristete Betriebsbewilligung des AKW Mühleberg (siehe Bild) forderten Kritiker unter anderem auch Einsicht in den Sicherheitsbericht. Das Bundesstrafgericht hat nun in einer Zwischenverfügung entschieden, dass die Gegner zumindest beschränkte Einsicht in diese Akten erhalten sollen. Dabei geht es um ein Gutachten zu den Rissen im Kernmantel des Reaktors sowie um drei weitere Unterlagen («Von Rissen darf keiner wissen», Beobachter 3/2009). Das Bundesstrafgericht kommt zum Schluss, das Recht auf Einsicht überwiege bei diesen Unterlagen das Interesse auf Geheimhaltung wegen Geschäftsgeheimnissen der Betreibergesellschaft BKW.
Keinen Zugang erhalten die AKW-Gegner aber in die von der Aufsichtsbehörde als «vertraulich» eingestuften Akten. Hier würden öffentliche Geheimhaltungsinteressen, die die innere Sicherheit betreffen würden, überwiegen.
Quelle: Otto Hostettlers Beobachtungen
Im Verfahren um die unbefristete Betriebsbewilligung des AKW Mühleberg (siehe Bild) forderten Kritiker unter anderem auch Einsicht in den Sicherheitsbericht. Das Bundesstrafgericht hat nun in einer Zwischenverfügung entschieden, dass die Gegner zumindest beschränkte Einsicht in diese Akten erhalten sollen. Dabei geht es um ein Gutachten zu den Rissen im Kernmantel des Reaktors sowie um drei weitere Unterlagen («Von Rissen darf keiner wissen», Beobachter 3/2009). Das Bundesstrafgericht kommt zum Schluss, das Recht auf Einsicht überwiege bei diesen Unterlagen das Interesse auf Geheimhaltung wegen Geschäftsgeheimnissen der Betreibergesellschaft BKW.
Keinen Zugang erhalten die AKW-Gegner aber in die von der Aufsichtsbehörde als «vertraulich» eingestuften Akten. Hier würden öffentliche Geheimhaltungsinteressen, die die innere Sicherheit betreffen würden, überwiegen.
Quelle: Otto Hostettlers Beobachtungen
Mittwoch, 8. Dezember 2010
Wider die alte Leier
Es ist die alte Leier von den ungünstigen Vorassetzungen der Schweiz für die Nutzung erneuerbarer Energien. Karrer von der Axpo behauptete noch kürzlich, mehr als zwei bis vier Prozent der Gesamtstromerzeugung lägen nicht drin, Thumann von ebendieser bot in der Atom-Arena des Schweizer Fernsehens (19. November 2010) dann immerhin deren zehn Prozent (warum dieser Gesinnungswandel?). Ein Kommentar von Guntram Rehsche.
Was andere Staaten können (Deutschland hat bald fünf Prozent photovoltaisch erzeugten Strom wie Bayern heute schon), das könnte die Schweiz längst - allein das Potential für PV liegt bei einem Drittel bis zur Hälfte (Angaben Swissolar). Bei der Wärme für die Gebäude bei 50 bis 75 Prozent (Angaben Bundesamt für Energie - Solarmedia vom 7. Dezember 2010).
Worin liegt dieses stete Interesse, das Potential der Erneuerbaren klein zu reden - wider besseres Wissen und die realen Beispiele in der ganzen Welt? Wohl nur in einem einseitigen Bemühen, der Atomwirtschaft in die Hände zu spielen, damit sie ihre Grosskraftwerke erneuern kann - oder in einem nicht nachvollziehbaren Technologieglauben. Der angewandt auf die Erneuerbaren schnellere und günstigere Lösungen brächte, verbunden mit weniger Gefahren und geselllschaftlichen Spannungen.
Schliesslich: Was macht ausgerechnet die kleinräumige und dicht bevölkerte Schweiz geeignet für die Nutzung von Atomkraft? Nirgends gibt es eine solche Dichte auf der Welt von Atommeilern - und das soll nun für weitere Jahrzehnte so betoniert werden? Gerade die Schweiz ist für Grosskraftwerke ungeeignet, dafür um so mehr für die dezentrale Gewinnung erneuerbarer Energien, also neben der bewährten Wasserkraft mit Photovoltaik, Erdwärme, fallweise Windkraft.
Was andere Staaten können (Deutschland hat bald fünf Prozent photovoltaisch erzeugten Strom wie Bayern heute schon), das könnte die Schweiz längst - allein das Potential für PV liegt bei einem Drittel bis zur Hälfte (Angaben Swissolar). Bei der Wärme für die Gebäude bei 50 bis 75 Prozent (Angaben Bundesamt für Energie - Solarmedia vom 7. Dezember 2010).
Worin liegt dieses stete Interesse, das Potential der Erneuerbaren klein zu reden - wider besseres Wissen und die realen Beispiele in der ganzen Welt? Wohl nur in einem einseitigen Bemühen, der Atomwirtschaft in die Hände zu spielen, damit sie ihre Grosskraftwerke erneuern kann - oder in einem nicht nachvollziehbaren Technologieglauben. Der angewandt auf die Erneuerbaren schnellere und günstigere Lösungen brächte, verbunden mit weniger Gefahren und geselllschaftlichen Spannungen.
Schliesslich: Was macht ausgerechnet die kleinräumige und dicht bevölkerte Schweiz geeignet für die Nutzung von Atomkraft? Nirgends gibt es eine solche Dichte auf der Welt von Atommeilern - und das soll nun für weitere Jahrzehnte so betoniert werden? Gerade die Schweiz ist für Grosskraftwerke ungeeignet, dafür um so mehr für die dezentrale Gewinnung erneuerbarer Energien, also neben der bewährten Wasserkraft mit Photovoltaik, Erdwärme, fallweise Windkraft.
Dienstag, 7. Dezember 2010
Atomkraft hilft dem Klima nicht
Klimakonferenz in Cancun - die Atomwirtschaft lässt (wieder einmal) verlauten, Kernenergie könne einen entscheidenden Beitrag leisten zur Verhinderung der Klimakatastrophe. Das ruft nach dem Kommentar in der deutschen «Zeit», der zwar schon ein Jahr alt, aber nicht minder aktuell ist: «Die Nuklearbranche jubelt eine Renaissance der Kernenergie herbei – und ignoriert einige Fakten» - ein Kommentar von Marlies Uken.
Gleich zehn neue Kraftwerke will die schwedische Regierung in den kommenden Jahren bauen – im Zusammenhang mit einer neuen Energie- und Klimapolitik, wie es heißt. Ausgerechnet Schweden! Der Atomausstieg des Landes vor 30 Jahren war immer ein Vorbild für die deutsche Anti-Atompolitik. Jetzt haben die Skandinavier sich entschlossen, doch nicht auf die Kernenergie verzichten zu wollen. Sie befinden sich in bester Gesellschaft. Bulgarien kündigte den Neubau von Meilern an, ebenso Polen, die Niederlande und Italien. Jetzt wittern die deutschen Befürworter der Kernkraft ihre Chance. Stolz listete das Deutsche Atomforum während seiner Wintertagung auf einer vollbedruckten DIN A4-Seite die neuesten Ausbaupläne der Nachbarn auf.
Das Hauptargument, mit dem die Regierungen ihre Pläne begründen, ist simpel: Klimaschutz. Schließlich emittieren Kernkraftwerke kein Kohlendioxid – betrachtet man nur die Stromproduktion, ohne den Uranabbau und dessen Aufbereitung mit einzurechnen. Die Atombranche jubelt und spricht einmal wieder von der Renaissance der Atomenergie weltweit. Sie zeichnet ein dramatisches Bild: Deutschland stehe mit seinem Atomausstieg allein da und sei weltweit isoliert. Der Ausstieg wird sogar als "naiv" verspottet. Doch die Mehrheit muss nicht immer Recht haben. Hier ein paar Argumente, die von den Befürwortern der Atomenergie gerne unerwähnt bleiben:
Das Potenzial der Atomkraft, den Klimawandel zu bremsen, ist weitaus geringer, als die Branche behauptet. Das zeigt der aktuelle Bericht "Energy Technology Perspectives 2008" (hier als .pdf-Datei) der Internationalen Energieagentur (IEA) – die sicherlich nicht als besonders atomkritisch verschrien ist. Die Kernenergie könne gerade einmal sechs Prozent der nötigen Einsparungen beitragen, um die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent zu reduzieren.
Im Vergleich zu acht anderen Möglichkeiten, Kohlendioxid einzusparen, rangiert die Kernkraft aus der Sicht der IEA sogar auf dem letzten Platz! Wer auf Energieeffizienz in der Industrie und bei den Privathaushalten setzt, die Benzinverschwendung im Verkehr eindämmt und erneuerbare Energien ausbaut, erzielt weitaus größere Effekte. Zudem sind die Pläne für Kraftwerksneubauten, die von den Regierungen derzeit im Wochentakt verkündet werden, vollkommen unrealistisch. Es handelt sich um Absichtserklärungen, mehr nicht. In Europa gibt es zurzeit gerade einmal zwei AKW-Baustellen: in Frankreich und in Finnland.
An beiden Standorten verzögern sich schon jetzt die Bauarbeiten, weil die Behörden Mängel feststellten. Im französischen Flamanville verhängte die Aufsicht ein Bauverbot wegen mangelhafter Schweißarbeiten und Rissen im Beton. Dass der Vorzeigemeiler teurer wird, als geplant, ist sicher. Ähnlich die Lage im finnischen Olkiluoto: Der erste neue Meiler in Europa seit Tschernobyl sollte eigentlich dieses Jahr ans Netz gehen. Nun wird es wohl 2012.
Darüber hinaus verweist die Branche gerne auf die angeblich so geringen Kosten der Atomenergie. Sie halte den Strompreis niedrig und sei deswegen sozial. Doch auch dieses Argument zieht nicht. Der niedrige Preis ist nur möglich, weil die Kernenergie in der Vergangenheit hochgradig subventioniert wurde – allein in Deutschland mit mehr als 100 Milliarden Euro.
Fatih Birol, der Chefökonom der IEA, schätzt, dass weltweit jedes Jahr mindestens 20 neue Meiler gebaut werden müssten, damit die Atomkraft überhaupt irgendeinen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leisten könne – und das bei einer noch immer ungelösten Endlagerfrage. Die Branche aber besitzt überhaupt nicht die Kapazitäten, um sämtliche Pläne zu realisieren, und die Modelle, die aktuell im Gespräch sind, wurden noch nie gebaut. Die Kernkraft-Zukunft ist nicht so rosig, wie die Atombranche sie malt.
Quelle: Die Zeit 29. Juli 2009
Gleich zehn neue Kraftwerke will die schwedische Regierung in den kommenden Jahren bauen – im Zusammenhang mit einer neuen Energie- und Klimapolitik, wie es heißt. Ausgerechnet Schweden! Der Atomausstieg des Landes vor 30 Jahren war immer ein Vorbild für die deutsche Anti-Atompolitik. Jetzt haben die Skandinavier sich entschlossen, doch nicht auf die Kernenergie verzichten zu wollen. Sie befinden sich in bester Gesellschaft. Bulgarien kündigte den Neubau von Meilern an, ebenso Polen, die Niederlande und Italien. Jetzt wittern die deutschen Befürworter der Kernkraft ihre Chance. Stolz listete das Deutsche Atomforum während seiner Wintertagung auf einer vollbedruckten DIN A4-Seite die neuesten Ausbaupläne der Nachbarn auf.
Das Hauptargument, mit dem die Regierungen ihre Pläne begründen, ist simpel: Klimaschutz. Schließlich emittieren Kernkraftwerke kein Kohlendioxid – betrachtet man nur die Stromproduktion, ohne den Uranabbau und dessen Aufbereitung mit einzurechnen. Die Atombranche jubelt und spricht einmal wieder von der Renaissance der Atomenergie weltweit. Sie zeichnet ein dramatisches Bild: Deutschland stehe mit seinem Atomausstieg allein da und sei weltweit isoliert. Der Ausstieg wird sogar als "naiv" verspottet. Doch die Mehrheit muss nicht immer Recht haben. Hier ein paar Argumente, die von den Befürwortern der Atomenergie gerne unerwähnt bleiben:
Das Potenzial der Atomkraft, den Klimawandel zu bremsen, ist weitaus geringer, als die Branche behauptet. Das zeigt der aktuelle Bericht "Energy Technology Perspectives 2008" (hier als .pdf-Datei) der Internationalen Energieagentur (IEA) – die sicherlich nicht als besonders atomkritisch verschrien ist. Die Kernenergie könne gerade einmal sechs Prozent der nötigen Einsparungen beitragen, um die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent zu reduzieren.
Im Vergleich zu acht anderen Möglichkeiten, Kohlendioxid einzusparen, rangiert die Kernkraft aus der Sicht der IEA sogar auf dem letzten Platz! Wer auf Energieeffizienz in der Industrie und bei den Privathaushalten setzt, die Benzinverschwendung im Verkehr eindämmt und erneuerbare Energien ausbaut, erzielt weitaus größere Effekte. Zudem sind die Pläne für Kraftwerksneubauten, die von den Regierungen derzeit im Wochentakt verkündet werden, vollkommen unrealistisch. Es handelt sich um Absichtserklärungen, mehr nicht. In Europa gibt es zurzeit gerade einmal zwei AKW-Baustellen: in Frankreich und in Finnland.
An beiden Standorten verzögern sich schon jetzt die Bauarbeiten, weil die Behörden Mängel feststellten. Im französischen Flamanville verhängte die Aufsicht ein Bauverbot wegen mangelhafter Schweißarbeiten und Rissen im Beton. Dass der Vorzeigemeiler teurer wird, als geplant, ist sicher. Ähnlich die Lage im finnischen Olkiluoto: Der erste neue Meiler in Europa seit Tschernobyl sollte eigentlich dieses Jahr ans Netz gehen. Nun wird es wohl 2012.
Darüber hinaus verweist die Branche gerne auf die angeblich so geringen Kosten der Atomenergie. Sie halte den Strompreis niedrig und sei deswegen sozial. Doch auch dieses Argument zieht nicht. Der niedrige Preis ist nur möglich, weil die Kernenergie in der Vergangenheit hochgradig subventioniert wurde – allein in Deutschland mit mehr als 100 Milliarden Euro.
Fatih Birol, der Chefökonom der IEA, schätzt, dass weltweit jedes Jahr mindestens 20 neue Meiler gebaut werden müssten, damit die Atomkraft überhaupt irgendeinen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leisten könne – und das bei einer noch immer ungelösten Endlagerfrage. Die Branche aber besitzt überhaupt nicht die Kapazitäten, um sämtliche Pläne zu realisieren, und die Modelle, die aktuell im Gespräch sind, wurden noch nie gebaut. Die Kernkraft-Zukunft ist nicht so rosig, wie die Atombranche sie malt.
Quelle: Die Zeit 29. Juli 2009
Montag, 6. Dezember 2010
D: Atommüll nicht nach Majak
Was dem Schweizer Atomkonzern Axpo recht ist, ist den Deutschen noch lange nicht billig: Deren Atommüll aus einem DDR-Forschungsreaktor wird nicht ins russische Majak gebracht. Umweltminister Röttgen hat den umstrittenen Transport aus dem westfälischen Zwischenlager Ahaus nicht genehmigt.
Insgesamt sollten per Castor-Transport 951 Brennelemente, die ursprünglich aus einem DDR-Forschungsreaktor stammen, in das russische Atomkombinat Majak gebracht werden. Er sehe nicht die Voraussetzungen für eine schadlose Verwertung der Brennelemente, erklärte Röttgen. Ein Hinweis für die fehlenden Voraussetzungen sei es, dass die russische Aufbereitungsanlage derzeit nicht in Betrieb sei. Der Umweltminister erklärte, seine Entscheidung sei "zunächst endgültig". Auf die Frage, ob ein Transport zu einem späteren Zeitpunkt in Frage kommen könnte, antwortete er ausweichend. Es werde bis zu einer Entscheidung "wohl Jahre dauern können", sagte der CDU-Politiker.
Röttgen hatte sich bereits in der vergangenen Woche im Bundestag zurückhaltend zu einem Transport nach Russland geäußert. Man prüfe sehr sorgfältig, ob in Russland eine sichere Verwertung stattfinden könne, so der CDU-Politiker. Die Brennelemente aus dem DDR-Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden waren 2005 nach Ahaus gebracht worden. Auf Intervention Sachsens sollten sie nach Majak gehen, weil sie aus der früheren Sowjetunion stammen. Grundlage für den Rücktransport hätte der zwischen den USA, Russland und der Internationalen Atomenergiebehörde geschlossene Vertrag sein sollen über die Rückholung von Brennelementen aus Forschungsreaktoren, die von der Sowjetunion bestückt worden sind.
Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte die Beförderung der Castor-Behälter auf deutschem Territorium genehmigt, das für die Ausfuhr der Castoren zuständige Bundesamt für Ausfuhr und Wirtschaftskontrolle (Bafa) hatte die dafür erforderliche Erlaubnis des Bundesumweltministeriums beantragt. Majak soll seit einem Unfall im Jahr 1957 noch stärker radioaktiv verstrahlt sein als Tschernobyl. Dort war es 1986 zum größten anzunehmenden Unfall (GAU), zur Kernschmelze, gekommen. Deshalb hatten deutsche und russische Umweltschützer eindringlich vor dem Transport nach Majak gewarnt. Die Geschäftsbeziehungen der Axpo nach Majak sind hierzulande seit längerer Zeit umstritten (siehe Atominfomedia vom 24. November 2010).
Aus diversen Agenturen anr/dpa/dapd
Insgesamt sollten per Castor-Transport 951 Brennelemente, die ursprünglich aus einem DDR-Forschungsreaktor stammen, in das russische Atomkombinat Majak gebracht werden. Er sehe nicht die Voraussetzungen für eine schadlose Verwertung der Brennelemente, erklärte Röttgen. Ein Hinweis für die fehlenden Voraussetzungen sei es, dass die russische Aufbereitungsanlage derzeit nicht in Betrieb sei. Der Umweltminister erklärte, seine Entscheidung sei "zunächst endgültig". Auf die Frage, ob ein Transport zu einem späteren Zeitpunkt in Frage kommen könnte, antwortete er ausweichend. Es werde bis zu einer Entscheidung "wohl Jahre dauern können", sagte der CDU-Politiker.
Röttgen hatte sich bereits in der vergangenen Woche im Bundestag zurückhaltend zu einem Transport nach Russland geäußert. Man prüfe sehr sorgfältig, ob in Russland eine sichere Verwertung stattfinden könne, so der CDU-Politiker. Die Brennelemente aus dem DDR-Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden waren 2005 nach Ahaus gebracht worden. Auf Intervention Sachsens sollten sie nach Majak gehen, weil sie aus der früheren Sowjetunion stammen. Grundlage für den Rücktransport hätte der zwischen den USA, Russland und der Internationalen Atomenergiebehörde geschlossene Vertrag sein sollen über die Rückholung von Brennelementen aus Forschungsreaktoren, die von der Sowjetunion bestückt worden sind.
Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte die Beförderung der Castor-Behälter auf deutschem Territorium genehmigt, das für die Ausfuhr der Castoren zuständige Bundesamt für Ausfuhr und Wirtschaftskontrolle (Bafa) hatte die dafür erforderliche Erlaubnis des Bundesumweltministeriums beantragt. Majak soll seit einem Unfall im Jahr 1957 noch stärker radioaktiv verstrahlt sein als Tschernobyl. Dort war es 1986 zum größten anzunehmenden Unfall (GAU), zur Kernschmelze, gekommen. Deshalb hatten deutsche und russische Umweltschützer eindringlich vor dem Transport nach Majak gewarnt. Die Geschäftsbeziehungen der Axpo nach Majak sind hierzulande seit längerer Zeit umstritten (siehe Atominfomedia vom 24. November 2010).
Aus diversen Agenturen anr/dpa/dapd
Freitag, 3. Dezember 2010
Litauens AKW-Plan beerdigt
Die Pläne Litauens, ein neues Atomkraftwerk als Ersatz für das Ende 2009 stillgelegte AKW Ignalina zu errichten, sind erst einmal gescheitert. Wie der litauische Energieminister Romas Svedas am Freitag mitteilte, hatte es nur einen Interessenten für einen solchen Neubau gegeben: Die Korea Electric Power Corporation (KEPCO).
Die habe ihr Angebot jetzt aber wieder zurückgezogen. Es habe zwar noch ein weiteres Angebot gegeben, das aber die gestellten Bedingungen – Kostenrahmen zwischen 3 und 5 Milliarden Euro - von vorneherein nicht erfüllt habe. Bei der Ausschreibung im Frühjahr hatte Litauen vor allem mit europäischen Stromkonzernen als Interessenten gerechnet. Neben Eon, RWE und Vattenfall, waren dabei die französische EdF und die spanische Iberdrola genannt worden. RWE und EdF hatten zwischenzeitlich bereits offiziell mitgeteilt, kein Gebot abgegeben zu haben. Vor allem das Desinteresse aus Frankreich erregte in Litauen Aufsehen. Galt es doch als sicher, dass EdF zusammen mit dem Reaktorbauer Areva die Lieferung eines "Europäischen Druckwasserreaktors" (EPR) des Modells anbieten werde, wie er derzeit im finnischen Olkiluoto und im französischen Flamanville gebaut wird.
Tatsächlich legte aber nur KEPCO, das einen Druckwasserreaktoren vom Typ APR-1400 liefern wollte, ein ernsthaftes Gebot vor. Das koreanische Modell ist – ähnlich wie der EPR - bislang nirgends in Betrieb. Die ersten beiden Exemplare werden derzeit beim AKW Singori nahe dem südkoreanischen Busan gebaut und sollen 2013 bzw 2014 ans Netz gehen. Mit agressiver Preissetzung versucht die teilstaatliche KEPCO seit einiger Zeit ein globaler Spieler auf dem Nuklearmarkt zu werden. Im vergangenen Jahr schlug Südkorea mit dem APR-1400 sowohl die französische Konkurrenz, wie ein japanisch-US-amerikanisches Konsortium aus und konnte einen Auftrag aus Abu Dhabi zum Bau von vier Reaktoren an Land ziehen. Der dortige Preis, 20 Milliarden Dollar für 4 Reaktoren des Typs APR-1400, entspricht einem Reaktor-Einzelpreis von ca 3,7 bis 4 Milliarden Euro. Die Baukosten des EPR in Flamanville nähern sich dagegen 5 Milliarden, die des extrem verspäteten Neubaus in Olkiluoto liegen sogar über 6 Milliarden Euro. Angeblich lag das Angebot von KEPCO in Abu Dhabi etwa 30 Prozent unter dem für EPR-Reaktoren.
Nach diesem Coup verlor Südkorea allerdings mehrere Bieterwettbewerbe. Im Oktober zog die japanische Toshiba einen Reaktorauftrag in Vietnam an Land, auf den KEPCO gehofft hatte. Und Mitte November platzte in letzter Minute ein sicher geglaubter Vertrag mit der Türkei über einen AKW-Neubau an der Schwarzmeerküste. In Litauen war offensichtlich nicht einmal mit der koreanischen Billigkalkulation Wirtschaftlichkeit zu erwarten. Was KEPCO wohl spätestens auffiel, als es mit einem Angebot allein stand. Für den einheimischen Bedarf weit überdimensioniert zielt der von Vilnius geplante Neubau auf den Exportmarkt. Doch bis 2020, einem frühestmöglichen Zeitpunkt einer Fertigstellung, wird es in der Region an konkurrierender Stromerzeugung nicht fehlen. Derzeit wird in allen baltischen Staaten die Windkraft kräftig ausgebaut, Estland setzt massiv auf Ölschieferverstromung. Finnland zielt mit seinem Atomkraftausbau auch auf den baltischen Markt und nahe St. Petersburg und in Kaliningrad ist mit dem Bau neuer russischer AKW’s begonnen worden.
Zumindest die beiden Reaktoren in Kaliningrad hätten direkt mit litauischem Atomstrom konkurriert. Unmittelbar an der Grenze zu Litauen plant auch Weissrussland einen AKW-Neubau. Ein vom weissrussischen Präsidenten Alexander Lukashenko ins Gespräch gebrachtes gemeinsames Projekt hatte Litauen kürzlich abgelehnt.
Quelle: Klimaretter.info
Die habe ihr Angebot jetzt aber wieder zurückgezogen. Es habe zwar noch ein weiteres Angebot gegeben, das aber die gestellten Bedingungen – Kostenrahmen zwischen 3 und 5 Milliarden Euro - von vorneherein nicht erfüllt habe. Bei der Ausschreibung im Frühjahr hatte Litauen vor allem mit europäischen Stromkonzernen als Interessenten gerechnet. Neben Eon, RWE und Vattenfall, waren dabei die französische EdF und die spanische Iberdrola genannt worden. RWE und EdF hatten zwischenzeitlich bereits offiziell mitgeteilt, kein Gebot abgegeben zu haben. Vor allem das Desinteresse aus Frankreich erregte in Litauen Aufsehen. Galt es doch als sicher, dass EdF zusammen mit dem Reaktorbauer Areva die Lieferung eines "Europäischen Druckwasserreaktors" (EPR) des Modells anbieten werde, wie er derzeit im finnischen Olkiluoto und im französischen Flamanville gebaut wird.
Tatsächlich legte aber nur KEPCO, das einen Druckwasserreaktoren vom Typ APR-1400 liefern wollte, ein ernsthaftes Gebot vor. Das koreanische Modell ist – ähnlich wie der EPR - bislang nirgends in Betrieb. Die ersten beiden Exemplare werden derzeit beim AKW Singori nahe dem südkoreanischen Busan gebaut und sollen 2013 bzw 2014 ans Netz gehen. Mit agressiver Preissetzung versucht die teilstaatliche KEPCO seit einiger Zeit ein globaler Spieler auf dem Nuklearmarkt zu werden. Im vergangenen Jahr schlug Südkorea mit dem APR-1400 sowohl die französische Konkurrenz, wie ein japanisch-US-amerikanisches Konsortium aus und konnte einen Auftrag aus Abu Dhabi zum Bau von vier Reaktoren an Land ziehen. Der dortige Preis, 20 Milliarden Dollar für 4 Reaktoren des Typs APR-1400, entspricht einem Reaktor-Einzelpreis von ca 3,7 bis 4 Milliarden Euro. Die Baukosten des EPR in Flamanville nähern sich dagegen 5 Milliarden, die des extrem verspäteten Neubaus in Olkiluoto liegen sogar über 6 Milliarden Euro. Angeblich lag das Angebot von KEPCO in Abu Dhabi etwa 30 Prozent unter dem für EPR-Reaktoren.
Nach diesem Coup verlor Südkorea allerdings mehrere Bieterwettbewerbe. Im Oktober zog die japanische Toshiba einen Reaktorauftrag in Vietnam an Land, auf den KEPCO gehofft hatte. Und Mitte November platzte in letzter Minute ein sicher geglaubter Vertrag mit der Türkei über einen AKW-Neubau an der Schwarzmeerküste. In Litauen war offensichtlich nicht einmal mit der koreanischen Billigkalkulation Wirtschaftlichkeit zu erwarten. Was KEPCO wohl spätestens auffiel, als es mit einem Angebot allein stand. Für den einheimischen Bedarf weit überdimensioniert zielt der von Vilnius geplante Neubau auf den Exportmarkt. Doch bis 2020, einem frühestmöglichen Zeitpunkt einer Fertigstellung, wird es in der Region an konkurrierender Stromerzeugung nicht fehlen. Derzeit wird in allen baltischen Staaten die Windkraft kräftig ausgebaut, Estland setzt massiv auf Ölschieferverstromung. Finnland zielt mit seinem Atomkraftausbau auch auf den baltischen Markt und nahe St. Petersburg und in Kaliningrad ist mit dem Bau neuer russischer AKW’s begonnen worden.
Zumindest die beiden Reaktoren in Kaliningrad hätten direkt mit litauischem Atomstrom konkurriert. Unmittelbar an der Grenze zu Litauen plant auch Weissrussland einen AKW-Neubau. Ein vom weissrussischen Präsidenten Alexander Lukashenko ins Gespräch gebrachtes gemeinsames Projekt hatte Litauen kürzlich abgelehnt.
Quelle: Klimaretter.info
Gorleben ist unakzeptabel
"Die Entsorgungslüge bricht wie ein Kartenhaus zusammen:" Gorleben ist eine Mogelpackung und als Endlager für hochradioaktiven Müll inakzeptabel. Für die Atomkraftgegner in der deutschen Volkspartei CDU gehört ein unterirdisches Lager für Atommüll in Gorleben zu den "Mythen und Mogelpackungen, mit denen augenscheinlich kriminelle Atomindustrie und Hilfstruppen versuchen, konträr zur Faktenlage Bürger und Steuerzahler hinters Licht zu führen".
Die atomkritischen CDU/CSU-Mitglieder stellen fest, dass der poröse Salzstock in Gorleben als Endlager für hochradioaktiven Müll ungeeignet und sämtliche bisher verfolgten Endlagerkonzepte gescheitert seien. Die im CDAK organisierten CDU/CSU-Mitglieder missbilligen, dass es rund 50 Jahre nach der Inbetriebnahme des ersten kommerziell genutzten deutschen Reaktors weder in Deutschland noch anderswo ein Endlager für die hochradioaktiven Abfälle gibt, die beim Betrieb von Atomkraftwerken anfallen.
Sie missbilligen weiter, dass der Salzstock bis heute immer noch keines der ursprünglich einmal formulierten Auswahlkriterien für ein Atommüllendlager erfüllt. Das sogenannte Erkundungsbergwerk im niedersächsischen Gorleben müsse seit 1980 als Entsorgungsnachweis für die bundesdeutschen Atomkraftwerke herhalten, obwohl dort bisher kein einziges Gramm Atommüll eingelagert wurde und der Salzstock unter Fachleuten sehr umstritten ist. Der Entsorgungsnachweis sei somit nicht erbracht. Der Keim des Scheiterns wurde, so CDAK-Pressesprecherin Petra Pauly, bereits vor über 30 Jahren gelegt: 1977 beauftragt die Regierung Schmidt/Genscher (SPD/FDP) die Physikalisch-Technische Bundesanstalt mit der Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens für die Endlagerung radioaktiver Abfälle im Salzstock Gorleben.
Ein weiteres halbes Jahr später stellt - ohne dass Untersuchungsergebnisse zur Eignung des Salzstocks vorlagen - die Regierung Schmidt/Genscher via Entsorgungsbericht nassforsch fest, dass zur Lagerung schwach- und mittelaktiver Abfälle der Gorlebener Salzstock "in jedem Fall" geeignet sei. Bundeskanzler Helmut Schmidt tönt in Hamburg auf einem SPD-Kongress: "Die Entsorgungsfrage ist gelöst." Im Ruhestand wird Schmidt von seiner eigenen Prognose eingeholt, sie bricht wie ein Kartenhaus zusammen. Seit der Standortbenennung fehlt es an belastbaren wissenschaftlichen Belegen darüber, dass sich der Gorlebener Salzstock überhaupt dazu eignet, für viele Millionen Jahre radioaktive Abfälle von der Biosphäre zu isolieren.
Die atomkritischen CDU/CSU-Mitglieder wollen aus christlicher Verantwortung die nukleare Geisterfahrt beenden. Der Betrieb von Atomkraftwerken sei volkswirtschaftliche Idiotie. Deren Weiterbetrieb bedeute mit unseren Lebens- und Zukunfts-Chancen russisches Roulett zu spielen. Dies wäre menschenverachtend und gottlos. Die körperliche Unversehrtheit von Menschen dürfe nicht auf dem Altar der Profitinteressen einer verschwindend kleinen Minderheit von Betreibern nuklearer Anlagen geopfert werden. Es sei krank, angesichts ihres Gefährdungspotentials und der aus naturgesetzlich zwingenden Gründen unlösbaren Entsorgung immer mehr Atommüllhalden zu produzieren und das Verursacherprinzip zu Lasten von Kindern und nachfolgenden Generationen außer Kraft zu setzen. Die Christlichen Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) haben sich unter dem Motto "Unsere Kinder sollen lachen und nicht strahlen" zusammengefunden und sind allesamt in CDU, CSU und deren Vereinigungen organisiert.
Quelle: Sonnenseite / Christlichen Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) | Petra Pauly 2010
Die atomkritischen CDU/CSU-Mitglieder stellen fest, dass der poröse Salzstock in Gorleben als Endlager für hochradioaktiven Müll ungeeignet und sämtliche bisher verfolgten Endlagerkonzepte gescheitert seien. Die im CDAK organisierten CDU/CSU-Mitglieder missbilligen, dass es rund 50 Jahre nach der Inbetriebnahme des ersten kommerziell genutzten deutschen Reaktors weder in Deutschland noch anderswo ein Endlager für die hochradioaktiven Abfälle gibt, die beim Betrieb von Atomkraftwerken anfallen.
Sie missbilligen weiter, dass der Salzstock bis heute immer noch keines der ursprünglich einmal formulierten Auswahlkriterien für ein Atommüllendlager erfüllt. Das sogenannte Erkundungsbergwerk im niedersächsischen Gorleben müsse seit 1980 als Entsorgungsnachweis für die bundesdeutschen Atomkraftwerke herhalten, obwohl dort bisher kein einziges Gramm Atommüll eingelagert wurde und der Salzstock unter Fachleuten sehr umstritten ist. Der Entsorgungsnachweis sei somit nicht erbracht. Der Keim des Scheiterns wurde, so CDAK-Pressesprecherin Petra Pauly, bereits vor über 30 Jahren gelegt: 1977 beauftragt die Regierung Schmidt/Genscher (SPD/FDP) die Physikalisch-Technische Bundesanstalt mit der Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens für die Endlagerung radioaktiver Abfälle im Salzstock Gorleben.
Ein weiteres halbes Jahr später stellt - ohne dass Untersuchungsergebnisse zur Eignung des Salzstocks vorlagen - die Regierung Schmidt/Genscher via Entsorgungsbericht nassforsch fest, dass zur Lagerung schwach- und mittelaktiver Abfälle der Gorlebener Salzstock "in jedem Fall" geeignet sei. Bundeskanzler Helmut Schmidt tönt in Hamburg auf einem SPD-Kongress: "Die Entsorgungsfrage ist gelöst." Im Ruhestand wird Schmidt von seiner eigenen Prognose eingeholt, sie bricht wie ein Kartenhaus zusammen. Seit der Standortbenennung fehlt es an belastbaren wissenschaftlichen Belegen darüber, dass sich der Gorlebener Salzstock überhaupt dazu eignet, für viele Millionen Jahre radioaktive Abfälle von der Biosphäre zu isolieren.
Die atomkritischen CDU/CSU-Mitglieder wollen aus christlicher Verantwortung die nukleare Geisterfahrt beenden. Der Betrieb von Atomkraftwerken sei volkswirtschaftliche Idiotie. Deren Weiterbetrieb bedeute mit unseren Lebens- und Zukunfts-Chancen russisches Roulett zu spielen. Dies wäre menschenverachtend und gottlos. Die körperliche Unversehrtheit von Menschen dürfe nicht auf dem Altar der Profitinteressen einer verschwindend kleinen Minderheit von Betreibern nuklearer Anlagen geopfert werden. Es sei krank, angesichts ihres Gefährdungspotentials und der aus naturgesetzlich zwingenden Gründen unlösbaren Entsorgung immer mehr Atommüllhalden zu produzieren und das Verursacherprinzip zu Lasten von Kindern und nachfolgenden Generationen außer Kraft zu setzen. Die Christlichen Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) haben sich unter dem Motto "Unsere Kinder sollen lachen und nicht strahlen" zusammengefunden und sind allesamt in CDU, CSU und deren Vereinigungen organisiert.
Quelle: Sonnenseite / Christlichen Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) | Petra Pauly 2010
Donnerstag, 2. Dezember 2010
«Einstein» zu Radioaktivität
Das Wissenschaftsmagazin bringt Klärungen zur Beeinflussung von Erbgut und Föten durch Radioaktivität - eine abschliessende und schlüssige Wertung ist aber noch nicht möglich - und die Atomwirtschaft schweigt ebenso beharrlich wie der Bund.
Quelle: Videoportal des Schweizer Fernsehens
Kinderkrebs um AKW
Die PSR/IPPNW Schweiz Ärztinnen und Ärzte für soziale Verantwortung und zur Verhütung eines Atomkrieges machen darauf aufmerksam, dass das Verhältnis von Knaben- zu Mädchengeburten in der Umgebung von Atomkraftwerken gestört ist (siehe auch Atominfomedia vom 24. November 2010). Das Wissensmagazin des Schweizer Fernsehens Einstein widmet sich der zitierten, neuen Studie (SF TV1, Do. 2.12.10, 21 00h).
Die Beobachtung lässt ein Defizit von Lebendgeburten in AKW-Umgebung errechnen. Frauen, die in Deutschland oder der Schweiz im Umkreis von 35 km einer der untersuchten 31 Atomanlagen leben, haben demzufolge in den letzten 40 Jahren gemäss Einschätzung der Studienautoren annäherungsweise 15 000 Kinder - vor allem Mädchen - verloren. Dieser Zusammenhang wurde jetzt erstmals bei Atomkraftwerken im Normalbetrieb nachgewiesen und ist hochsignifikant. Ob der Verlust der Schwangerschaften im Sinne einer Schädigung des Erbguts durch die radioaktiven Emissionen aus Atomkraftwerken interpretiert werden muss, ist dringend zu klären.
Anlass für die Studie waren entsprechende Beobachtungen nach den Atombombentesten und der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 sowie die bei der deutschen Kinderkrebsstudie KiKK festgestellte Abhängigkeit der Krebsraten vom Abstand von Atomkraftwerken. Die Autoren vermuten daher als Ursache die von Atomkraftwerken auch im Normalbetrieb, insbesondere beim Brennelemente-Wechsel, an die Luft abgegebenen radioaktiven Emissionen. Die Studienresultate signalisieren die Möglichkeit ernsthafter Schädigungen im frühen Schwangerschaftsverlauf, selbst bei sehr niedrigen Strahlendosen. Es ist bekannt, dass Keimzellen, Embryonen und Stammzellen extrem strahlenempfindlich sind. Jegliche Strahlendosis gilt als gefährlich, es gibt keinen Schwellenwert, unter welchem kein Risiko besteht.
Die Besorgnis über diese neuesten Befunde ist umso begründeter, da mehr als ein Drittel aller Geburten in der Schweiz Mütter betrifft, die im Umkreis von bis zu 35 km von der nächsten Atomanlage wohnen. Die PSR/IPPNW Schweiz, der über 600 Ärztinnen und Ärzte angehören, fordern seitens der Behörden eine rasche Überprüfung der Studiengrundlagen und der Ergebnisse von Kusmierz, Voigt und Scherb, insbesondere der Resultate der am meisten belasteten Region von Beznau, Kt. Aargau. Angesichts der hervorragenden Qualität der Daten des Bundesamtes für Statistik dürfte eine fokussierte erste Überprüfung gemäss Einschätzung der Studienautoren nur wenige Wochen in Anspruch nehmen.
Die PSR/IPPNW Schweiz ersuchen ferner das Bundesamt für Gesundheit (BAG), in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW), dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und der Eidgenössischen Kommission für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität (KSR) bis zum 30. Juni 2011 zu dieser Mitteilung über das gestörte Zahlenverhältnis (Sex Odds) von Knabengeburten zu Mädchengeburten in der Umgebung von Atomkraftwerken Stellung zu nehmen.
Schliesslich regen die PSR / IPPNW Schweiz an, dass das BAG, in Zusammenarbeit mit den erwähnten Institutionen und dem Schweizerischen Nationalfonds eine umfassende, insbesondere auch die meteorologischen Verhältnisse einbeziehende, unabhängige, transparente und der Öffentlichkeit zugängliche Überprüfung der Sex Odds der Lebendgeburten analog der Studie von Kusmierz, Voigt und Scherb vornimmt und einen Massnahmenkatalog zuhanden der Bevölkerung erstellt, sollten sich die Befunde einer verschobenen Sex Odds Ratio in der Umgebung von Atomkraftwerken bestätigen.
Einstein auf SF TV berichtet heute um 21 Uhr - Das Wissensmagazin des Schweizer Fernsehens Einstein (SF TV1, Do. 2.12.10, 21 00h) widmet sich der zitierten, neuen Studie zu den fehlenden Geburten in der Umgebung von Atomanlagen und dem Thema der radioaktiven Emissionen aus Atomkraftwerken sowie den gehuften Kinderkrebsfällen in der Nähe von AKW.
Eine Medienorientierung in Anwesenheit des Studienautors Dr. Hagen Scherb, München, erfolgt am Donnerstag, 20.Januar 2011, 09 30 h (Saal Primus, Restaurant Au Premier, Bahnhof Zürich)
Text: PSR / IPPNW Schweiz
Vorarlberg gegen CH-Endlager
Das Land Vorarlberg ist klar gegen den Bau bzw. Betrieb eines Atommüll-Endlagers in der Schweiz. Das hat Landesrat Erich Schwärzler in einem Schreiben an das Bundesamt für Energie in Bern bekräftigt. Zur technischen Machbarkeit und vor allem zur langfristigen Sicherheit einer solchen Anlage sind viel zu viele Fragen offen, argumentiert Schwärzler.
Der ablehnende Standpunkt Vorarlbergs findet im Lande einhellige Zustimmung von allen Seiten. "Ich bin froh, dass die Energiesprecherinnen und -sprecher der im Vorarlberger Landtag vertretenen Parteien sowie Naturschutzbund-Obfrau Hildegard Breiner die Stellungnahme des Landes mittragen", sagt Landesrat Schwärzler. Die in dem Brief an das Berner Bundesamt für Energie dargelegten Vorarlberger Einwände beziehen sich insbesondere auf folgende Punkte: - Die Methodik der Abfallzuteilung ist komplex und in den bisher vorgelegten Berichten nicht nachvollziehbar. - Zum Barriere- und Sicherheitskonzept bestehen erhebliche Zweifel. So gibt es z.B. noch Klärungsbedarf, ob die Langzeitstabilität der Behälter, in denen der atomare Abfall gelagert werden soll, tatsächlich gewährleistet werden kann. - Auch die Kriterien für die Ermittlung eines geeigneten Standortes für ein Atommüll-Endlager sind aus Vorarlberger Sicht mangelhaft.
Über diese konkreten Kritikpunkte hinaus verweist Landesrat Schwärzler auf die klare und überzeugte Antiatomhaltung Vorarlbergs, die auf Verfassungsebene verankert ist. Eine Antwort schweizerischerseits steht vorderhand aus.
Quelle: Oekonews
Der ablehnende Standpunkt Vorarlbergs findet im Lande einhellige Zustimmung von allen Seiten. "Ich bin froh, dass die Energiesprecherinnen und -sprecher der im Vorarlberger Landtag vertretenen Parteien sowie Naturschutzbund-Obfrau Hildegard Breiner die Stellungnahme des Landes mittragen", sagt Landesrat Schwärzler. Die in dem Brief an das Berner Bundesamt für Energie dargelegten Vorarlberger Einwände beziehen sich insbesondere auf folgende Punkte: - Die Methodik der Abfallzuteilung ist komplex und in den bisher vorgelegten Berichten nicht nachvollziehbar. - Zum Barriere- und Sicherheitskonzept bestehen erhebliche Zweifel. So gibt es z.B. noch Klärungsbedarf, ob die Langzeitstabilität der Behälter, in denen der atomare Abfall gelagert werden soll, tatsächlich gewährleistet werden kann. - Auch die Kriterien für die Ermittlung eines geeigneten Standortes für ein Atommüll-Endlager sind aus Vorarlberger Sicht mangelhaft.
Über diese konkreten Kritikpunkte hinaus verweist Landesrat Schwärzler auf die klare und überzeugte Antiatomhaltung Vorarlbergs, die auf Verfassungsebene verankert ist. Eine Antwort schweizerischerseits steht vorderhand aus.
Quelle: Oekonews
Dienstag, 30. November 2010
EU-Milliarde für Forschung
Drei neue europäische Forschungsinfrastrukturen sollen dazu beitragen, die zukünftige Energieversorgung zu sichern. Auch die Solarenergie gehört zu den begünstigten - am allermeisten fällt aber wieder einmal für die Atomforschung ab.
Geplant sind Infrastrukturen zur Erforschung der Windenergie in Dänemark, ein Kraftwerk für Sonnenenergie in Spanien und ein Kernforschungsreaktor in Belgien. Das haben die EU-Forschungsminister, assoziierte Länder und die Europäische Kommission beschlossen. Die gesamten Investitionen für alle drei Infrastrukturen belaufen sich auf 1,2 Milliarden Euro. Die Infrastruktur "Windscanner" wird gemeinsam von Partnern aus sieben europäischen Ländern in der Nähe des dänischen Roskilde betrieben, darunter auch vom deutschen Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik aus Kassel. Start ist 2013 mit einem Budget zwischen 45 und 60 Millionen Euro.
Die Entwicklung einer Europäischen Forschungsinfrastruktur von Weltklasse durch Zusammenlegung der Ressourcen auf EU-Ebene ist ein wichtiges Ziel der Union der Innovation. Diese Einrichtungen werden bahnbrechende Forschung und Innovation ermöglichen und könnten letztlich auch dazu beitragen, die künftige Energieversorgung der EU zu sichern ", betonte Forschungskommissarin Máire Geoghegan-Quinn.
EU-SOLARIS wird am Zentrum für moderne Technologie „Erneuerbare Energien" im spanischen Tabernas, Almeria, eingerichtet und dient in erster Linie der Entwicklung neuer Technologien für die konzentrierte Solarenergie. Die Baukosten betragen rund 80 Mio. EUR. Die neue Forschungsinfrastruktur umfasst ergänzend weitere Standorte an mehreren führenden europäischen Labors in den europäischen Ländern mit dem höchsten Potenzial zur Nutzung von Sonnenenergie (Portugal, Italien, Griechenland und die Türkei) sowie in Deutschland (Technologieanbieter).
Der belgische Forschungsreaktor für MYRRHA in Mol dient der Erforschung von Möglichkeiten zur Verringerung radioaktiver Abfälle. Der detaillierte technische Entwurf für die Einrichtung soll im Jahr 2014 vorliegen. Die Gesamtkosten werden auf rund 960 Mio. EUR veranschlagt (2010-2023). MYRRHA wird weltweit die erste Großanlage sein, an der untersucht wird, wie verbrauchte radioaktive Kernbrennstoffe durch Trennung und Transmutation reduziert werden können. An der Einrichtung kann auch die Machbarkeit einer neuen Generation von Kernkraftwerken getestet werden, die der Schnellreaktoren. MYRRHA ergänzt den Jules Horowitz-Reaktor (Thermospektrumreaktor), der sich derzeit in Cadarache, Frankreich, im Bau befindet.
Quelle: Sonnenseite / EU-Kommission
Geplant sind Infrastrukturen zur Erforschung der Windenergie in Dänemark, ein Kraftwerk für Sonnenenergie in Spanien und ein Kernforschungsreaktor in Belgien. Das haben die EU-Forschungsminister, assoziierte Länder und die Europäische Kommission beschlossen. Die gesamten Investitionen für alle drei Infrastrukturen belaufen sich auf 1,2 Milliarden Euro. Die Infrastruktur "Windscanner" wird gemeinsam von Partnern aus sieben europäischen Ländern in der Nähe des dänischen Roskilde betrieben, darunter auch vom deutschen Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik aus Kassel. Start ist 2013 mit einem Budget zwischen 45 und 60 Millionen Euro.
Die Entwicklung einer Europäischen Forschungsinfrastruktur von Weltklasse durch Zusammenlegung der Ressourcen auf EU-Ebene ist ein wichtiges Ziel der Union der Innovation. Diese Einrichtungen werden bahnbrechende Forschung und Innovation ermöglichen und könnten letztlich auch dazu beitragen, die künftige Energieversorgung der EU zu sichern ", betonte Forschungskommissarin Máire Geoghegan-Quinn.
EU-SOLARIS wird am Zentrum für moderne Technologie „Erneuerbare Energien" im spanischen Tabernas, Almeria, eingerichtet und dient in erster Linie der Entwicklung neuer Technologien für die konzentrierte Solarenergie. Die Baukosten betragen rund 80 Mio. EUR. Die neue Forschungsinfrastruktur umfasst ergänzend weitere Standorte an mehreren führenden europäischen Labors in den europäischen Ländern mit dem höchsten Potenzial zur Nutzung von Sonnenenergie (Portugal, Italien, Griechenland und die Türkei) sowie in Deutschland (Technologieanbieter).
Der belgische Forschungsreaktor für MYRRHA in Mol dient der Erforschung von Möglichkeiten zur Verringerung radioaktiver Abfälle. Der detaillierte technische Entwurf für die Einrichtung soll im Jahr 2014 vorliegen. Die Gesamtkosten werden auf rund 960 Mio. EUR veranschlagt (2010-2023). MYRRHA wird weltweit die erste Großanlage sein, an der untersucht wird, wie verbrauchte radioaktive Kernbrennstoffe durch Trennung und Transmutation reduziert werden können. An der Einrichtung kann auch die Machbarkeit einer neuen Generation von Kernkraftwerken getestet werden, die der Schnellreaktoren. MYRRHA ergänzt den Jules Horowitz-Reaktor (Thermospektrumreaktor), der sich derzeit in Cadarache, Frankreich, im Bau befindet.
Quelle: Sonnenseite / EU-Kommission
Montag, 29. November 2010
Olkiluoto weiter verspätet
Der finnische Krisenreaktor in Olkiluoto erleidet eine weitere Verspätung - vier Jahre sind es unterdessen, und die Verluste steigen ins Unermessliche. Im Folgenden die Originalmeldung von «Le Figaro» zur neuerlichen Verzögerung und zu einem Vergleich mit dem ähnlichen Projekt in Frankreich - der Aktualität halber in der Originalsprache.
Le démarrage du réacteur nucléaire de troisième génération EPR, construit en Finlande par le groupe nucléaire français Areva et l'allemand Siemens, ne commencera son "fonctionnement normal" qu'au deuxième semestre 2013, soit avec plus de quatre ans de retard. "Le fournisseur indique que la mise en service prendra huit mois, ce qui signifie que le fonctionnement normal commencera au second semestre de 2013", a annoncé aujourd'hui le groupe finlandais d'électricité TVO, commanditaire de l'EPR. Le groupe nucléaire Areva, qui entretient des relations souvent conflictuelles avec son client TVO, a réfuté tout retard qui lui serait directement imputable. "Sur notre périmètre, il n'y a pas de retard par rapport au dernier calendrier de 86 mois de construction entre le premier béton et le chargement du combustible nucléaire", a déclaré une porte-parole d'Areva ce soir. TVO précise que le consortium Areva-Siemens, qui construit le réacteur Olkiluoto 3, lui a indiqué que "la plupart des travaux seraient terminés en 2012" avec un fonctionnement prévu "durant 2013".
Entamé en septembre 2005, le chantier d'Olkiluoto, dans le sud-ouest de la Finlande, devait initialement se terminer en avril 2009. Mais la date de démarrage de ce réacteur de dernière génération a été reportée à 5 reprises. Le dernier calendrier fourni par le groupe nucléaire Areva à son client TVO faisait état jusque-là d'une "exploitation nucléaire caractérisée par le chargement du combustible dans le réacteur" à la fin de l'année 2012.
Les retards accumulés sur le chantier ont déjà amené Areva à enregistrer pour 2,7 milliards d'euros de provisions alors que le coût de l'EPR était initialement évalué à 3 milliards d'euros. Areva et TVO se rejettent régulièrement la responsabilité du retard du chantier de l'EPR et ont entamé une procédure d'arbitrage pour trancher leur différend. Ils se réclament des milliards d'euros de dédommagements. "Nous n'avons pas des relations commerciales normales" avec Areva, avait dénoncé en septembre 2009 Timo Rajala, alors vice-président du conseil de surveillance de TVO.
Le réacteur de 3e génération (EPR) d'Olkiluoto est le premier chantier de ce type lancé dans le monde, avec celui de Flamanville (Manche), et les deux EPR de Taishan en Chine. Le démarrage du réacteur de Flamanville, construit par EDF accuse lui deux ans de retard sur son calendrier initial et son coût a été réévalué à 5 milliards d’euros, contre 3,3 milliards initialement. La présidente d'Areva, Anne Lauvergeon, a assuré mercredi lors d'une audition au Sénat que la construction des EPR chinois se ferait en moins de 4 ans (46 mois) contre plus de 7 ans en Finlande.
Quelle: Le Figaro 26. November 2010
Le démarrage du réacteur nucléaire de troisième génération EPR, construit en Finlande par le groupe nucléaire français Areva et l'allemand Siemens, ne commencera son "fonctionnement normal" qu'au deuxième semestre 2013, soit avec plus de quatre ans de retard. "Le fournisseur indique que la mise en service prendra huit mois, ce qui signifie que le fonctionnement normal commencera au second semestre de 2013", a annoncé aujourd'hui le groupe finlandais d'électricité TVO, commanditaire de l'EPR. Le groupe nucléaire Areva, qui entretient des relations souvent conflictuelles avec son client TVO, a réfuté tout retard qui lui serait directement imputable. "Sur notre périmètre, il n'y a pas de retard par rapport au dernier calendrier de 86 mois de construction entre le premier béton et le chargement du combustible nucléaire", a déclaré une porte-parole d'Areva ce soir. TVO précise que le consortium Areva-Siemens, qui construit le réacteur Olkiluoto 3, lui a indiqué que "la plupart des travaux seraient terminés en 2012" avec un fonctionnement prévu "durant 2013".
Entamé en septembre 2005, le chantier d'Olkiluoto, dans le sud-ouest de la Finlande, devait initialement se terminer en avril 2009. Mais la date de démarrage de ce réacteur de dernière génération a été reportée à 5 reprises. Le dernier calendrier fourni par le groupe nucléaire Areva à son client TVO faisait état jusque-là d'une "exploitation nucléaire caractérisée par le chargement du combustible dans le réacteur" à la fin de l'année 2012.
Les retards accumulés sur le chantier ont déjà amené Areva à enregistrer pour 2,7 milliards d'euros de provisions alors que le coût de l'EPR était initialement évalué à 3 milliards d'euros. Areva et TVO se rejettent régulièrement la responsabilité du retard du chantier de l'EPR et ont entamé une procédure d'arbitrage pour trancher leur différend. Ils se réclament des milliards d'euros de dédommagements. "Nous n'avons pas des relations commerciales normales" avec Areva, avait dénoncé en septembre 2009 Timo Rajala, alors vice-président du conseil de surveillance de TVO.
Le réacteur de 3e génération (EPR) d'Olkiluoto est le premier chantier de ce type lancé dans le monde, avec celui de Flamanville (Manche), et les deux EPR de Taishan en Chine. Le démarrage du réacteur de Flamanville, construit par EDF accuse lui deux ans de retard sur son calendrier initial et son coût a été réévalué à 5 milliards d’euros, contre 3,3 milliards initialement. La présidente d'Areva, Anne Lauvergeon, a assuré mercredi lors d'une audition au Sénat que la construction des EPR chinois se ferait en moins de 4 ans (46 mois) contre plus de 7 ans en Finlande.
Quelle: Le Figaro 26. November 2010
Atommüllproblem ungelöst
Das Atommüllproblem ist nicht gelöst und die Standortsuche deshalb völlig verfrüht. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES und die betroffenen Regionen fordern deshalb den Bundesrat auf, den Entsorgungsnachweis aufzuheben und das Verfahren neu aufzugleisen, wie an einer Medienkonferenz in Bern bekannt wurde.
Trotz erbrachtem Entsorgungsnachweis bleiben unzählige Fragen rund um die Schweizer Atommüllentsorgung unbeantwortet. Insbesondere auf die Langzeitprobleme bietet das Nagra-Konzept gemäss Medienmiteilung keine Antworten. Trotzdem will das Bundesamt für Energie (BFE) bereits nach einem geeigneten Standort suchen. Die SES und der regionale Widerstand wehren sich gegen das unsichere Nagra- Konzept und gegen das scheindemokratische BFE-Verfahren. Sie fordern den Bundesrat auf, den Entsorgungsnachweis aufzuheben und das Sachplanverfahren neu aufzugleisen.
Am 30. November geht die öffentliche Anhörung der Etappe 1 im Sachplanverfahren zu Ende. Knapp 4000 Personen haben die Möglichkeit ergriffen und Einsprache gemacht. Sie sagen: SO NICHT! und wehren sich damit gegen ein unsicheres Atommülllagerkonzept und gegen die verfrühte Standortsuche. Diese Unterschriften wurden am Montag dem Amt für Umwelt, Verkehr und Energie (UVEK) übergeben.
Das geplante Atommülllager muss für eine Million Jahre sicher sein, zum Vergleich: Den Homo sapiens gibt es seit gerade mal 150’000 Jahren. Das Lager muss also mindestens 10 Eiszeiten und zahllose Erdbeben überstehen können. Diesen Herausforderungen wird die Nagra mit ihrem Lager-Konzept jedoch nicht gerecht, denn es verfolgt noch immer ein «Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn»-Prinzip: Das Lager soll nach 50 bis 150 Jahren vollständig verschlossen und nicht mehr überwacht werden. Doch wie will die Nagra garantieren, dass die Schutzbarrieren des Lagers so lange halten, dass der Opalinuston von der Atommüll-Hitze nicht porös wird und dass keine Brüche im Gestein entstehen? Probleme wie Untergrundkonflikte (z.B. durch Geothermiebohrungen) oder die Markierung des Lagers sind ebenso wenig gelöst. Bevor also der beste Standort ausgesucht wird, muss ein ausgereiftes Konzept auf den Tisch, das Lösungen für die Langzeitprobleme beinhaltet.
Trotz dem im Jahr 2006 erbrachten Entsorgungsnachweis sind wichtige technische Fragen bis heute nicht beantwortet. Die Nagra weiss zum Beispiel weder, welches Behältermaterial benutzt, noch wie mit der Gas- und Wärmeentwicklung umgegangen werden soll. Kürzlich hat gar das Umweltministerium von Baden Württemberg verlauten lassen, dass der Deutsche Opalinuston für ein Lager nicht geeignet wäre - diese Aussage wirft natürlich neue Fragen auf.
Doch damit nicht genug: Den potenziellen Atommüll-Regionen wurde mit dem neuen Kernenergiegesetz das Vetorecht entzogen. Das heutige Partizipationsverfahren ist eine scheindemokratische Alibiübung, die den betroffenen Menschen keine echte Mitentscheidung ermöglicht. So aber ist das Verfahren nicht ergebnisoffen. Einer der sechs Regionen will man ein Lager aufzwingen – anstatt die Bevölkerung zu überzeugen. Widerstand ist damit vorprogrammiert.
Quelle: Schweizerische Energie Stiftung SES
Trotz erbrachtem Entsorgungsnachweis bleiben unzählige Fragen rund um die Schweizer Atommüllentsorgung unbeantwortet. Insbesondere auf die Langzeitprobleme bietet das Nagra-Konzept gemäss Medienmiteilung keine Antworten. Trotzdem will das Bundesamt für Energie (BFE) bereits nach einem geeigneten Standort suchen. Die SES und der regionale Widerstand wehren sich gegen das unsichere Nagra- Konzept und gegen das scheindemokratische BFE-Verfahren. Sie fordern den Bundesrat auf, den Entsorgungsnachweis aufzuheben und das Sachplanverfahren neu aufzugleisen.
Am 30. November geht die öffentliche Anhörung der Etappe 1 im Sachplanverfahren zu Ende. Knapp 4000 Personen haben die Möglichkeit ergriffen und Einsprache gemacht. Sie sagen: SO NICHT! und wehren sich damit gegen ein unsicheres Atommülllagerkonzept und gegen die verfrühte Standortsuche. Diese Unterschriften wurden am Montag dem Amt für Umwelt, Verkehr und Energie (UVEK) übergeben.
Das geplante Atommülllager muss für eine Million Jahre sicher sein, zum Vergleich: Den Homo sapiens gibt es seit gerade mal 150’000 Jahren. Das Lager muss also mindestens 10 Eiszeiten und zahllose Erdbeben überstehen können. Diesen Herausforderungen wird die Nagra mit ihrem Lager-Konzept jedoch nicht gerecht, denn es verfolgt noch immer ein «Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn»-Prinzip: Das Lager soll nach 50 bis 150 Jahren vollständig verschlossen und nicht mehr überwacht werden. Doch wie will die Nagra garantieren, dass die Schutzbarrieren des Lagers so lange halten, dass der Opalinuston von der Atommüll-Hitze nicht porös wird und dass keine Brüche im Gestein entstehen? Probleme wie Untergrundkonflikte (z.B. durch Geothermiebohrungen) oder die Markierung des Lagers sind ebenso wenig gelöst. Bevor also der beste Standort ausgesucht wird, muss ein ausgereiftes Konzept auf den Tisch, das Lösungen für die Langzeitprobleme beinhaltet.
Trotz dem im Jahr 2006 erbrachten Entsorgungsnachweis sind wichtige technische Fragen bis heute nicht beantwortet. Die Nagra weiss zum Beispiel weder, welches Behältermaterial benutzt, noch wie mit der Gas- und Wärmeentwicklung umgegangen werden soll. Kürzlich hat gar das Umweltministerium von Baden Württemberg verlauten lassen, dass der Deutsche Opalinuston für ein Lager nicht geeignet wäre - diese Aussage wirft natürlich neue Fragen auf.
Doch damit nicht genug: Den potenziellen Atommüll-Regionen wurde mit dem neuen Kernenergiegesetz das Vetorecht entzogen. Das heutige Partizipationsverfahren ist eine scheindemokratische Alibiübung, die den betroffenen Menschen keine echte Mitentscheidung ermöglicht. So aber ist das Verfahren nicht ergebnisoffen. Einer der sechs Regionen will man ein Lager aufzwingen – anstatt die Bevölkerung zu überzeugen. Widerstand ist damit vorprogrammiert.
Quelle: Schweizerische Energie Stiftung SES
Sonntag, 28. November 2010
Stadt Bern steigt bis 2039 aus
Die Initiative «EnergieWendeBern», die verlangte, dass der städtische Energieversorger Energie Wasser Bern bis 2030 aus der Atomenergie aussteigt, wurde vom Stimmvolk abgelehnt. Der Gegenvorschlag, der einen Ausstieg bis 2039 verlangt, wurde jedoch mit einem Ja-Stimmenanteil von 60,6 Prozent deutlich angenommen.
In Bern bekämpfte ein Komitee aus FDP, SVP und Wirtschaftsverbänden die Atomausstiegsinitiative EnergieWendeBern und den Gegenvorschlag des Stadtrats. Eingereicht hatten die Initiative 2008 mehrere Parteien des links- grünen Spektrums sowie Umweltorganisationen. Die Initiative, die den Ausstieg im Jahr 2030 verlangte, wurde mit einem Nein-Stimmenanteil von 51,2 Prozent abgelehnt. Der Gegenvorschlag wurde mit einem Ja-Stimmenanteil von 60,6 Prozent angenommen. Im Reglement des Stadtberner Energieversorgers Energie Wasser Bern (ewb) wird nund festgelegt, dass ewb spätestens ab Ende 2039 ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Energien produziert, kauft und verkauft.
Dass die Stadt Bern aus dem Atomstrom aussteigen will, steht seit mehr als zehn Jahren in der Berner Gemeindeverfassung. Neu ist, dass der Zeitpunkt dafür festgelegt wurde. Nach der Abstimmung steht nun fest, dass ewb Atomstrom aus Gösgen bis zum Ablauf seiner Beteiligung an diesem Kernkraftwerk im Jahr 2039 verkaufen kann. Deshalb hatte der Gemeinderat den Zeitpunkt 2039 vorgeschlagen. Er und ewb argumentierten, bei Annahme der Initiative würde ewb insgesamt 351 Millionen Franken einbüssen. Dies, weil ewb neun Jahre lang die Marge zwischen dem Erwerbspreis für Strom aus Gösgen und dem Verkaufspreis verloren ginge. Genau dieses Geld brauche ewb für den Aufbau alternativer Energieproduktionsanlagen. Derzeit bezieht ewb fast 70 Prozent seines Stroms aus Kernkraftwerken.
Das Stimmvolk der Stadt Zürich beschloss vor zwei Jahren, den Atomausstieg in die Gemeindeordnung aufzunehmen. Der Ausstieg erfolgt, wenn das Kernkraftwerk Gösgen den Betrieb einstellt. Das ist voraussichtlich 2040 der Fall. Im Kanton Schaffhausen beauftragte das Kantonsparlament letztes Jahr die Regierung, den Atomausstieg zu prüfen. Das Nidwaldner Stimmvolk lehnte kürzlich den Atomausstieg ab.
Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch, Quelle: Der Bund
In Bern bekämpfte ein Komitee aus FDP, SVP und Wirtschaftsverbänden die Atomausstiegsinitiative EnergieWendeBern und den Gegenvorschlag des Stadtrats. Eingereicht hatten die Initiative 2008 mehrere Parteien des links- grünen Spektrums sowie Umweltorganisationen. Die Initiative, die den Ausstieg im Jahr 2030 verlangte, wurde mit einem Nein-Stimmenanteil von 51,2 Prozent abgelehnt. Der Gegenvorschlag wurde mit einem Ja-Stimmenanteil von 60,6 Prozent angenommen. Im Reglement des Stadtberner Energieversorgers Energie Wasser Bern (ewb) wird nund festgelegt, dass ewb spätestens ab Ende 2039 ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Energien produziert, kauft und verkauft.
Dass die Stadt Bern aus dem Atomstrom aussteigen will, steht seit mehr als zehn Jahren in der Berner Gemeindeverfassung. Neu ist, dass der Zeitpunkt dafür festgelegt wurde. Nach der Abstimmung steht nun fest, dass ewb Atomstrom aus Gösgen bis zum Ablauf seiner Beteiligung an diesem Kernkraftwerk im Jahr 2039 verkaufen kann. Deshalb hatte der Gemeinderat den Zeitpunkt 2039 vorgeschlagen. Er und ewb argumentierten, bei Annahme der Initiative würde ewb insgesamt 351 Millionen Franken einbüssen. Dies, weil ewb neun Jahre lang die Marge zwischen dem Erwerbspreis für Strom aus Gösgen und dem Verkaufspreis verloren ginge. Genau dieses Geld brauche ewb für den Aufbau alternativer Energieproduktionsanlagen. Derzeit bezieht ewb fast 70 Prozent seines Stroms aus Kernkraftwerken.
Das Stimmvolk der Stadt Zürich beschloss vor zwei Jahren, den Atomausstieg in die Gemeindeordnung aufzunehmen. Der Ausstieg erfolgt, wenn das Kernkraftwerk Gösgen den Betrieb einstellt. Das ist voraussichtlich 2040 der Fall. Im Kanton Schaffhausen beauftragte das Kantonsparlament letztes Jahr die Regierung, den Atomausstieg zu prüfen. Das Nidwaldner Stimmvolk lehnte kürzlich den Atomausstieg ab.
Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch, Quelle: Der Bund
Österreich atom-unabhängig
Die vergangene Woche in Linz präsentierte Analyse zur Frage der Abhängigkeit Österreichs von Atomstromimporten kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Es bestand auch in den letzten Jahren keine Importabhängigkeit.
Der negative Exportsaldo wurde durch kaufmännische Maßnahmen der österreichischen Stromversorger sowie einen starken Anstieg der Pumpspeicherung verursacht.
Vorhandene Produktionskapazitäten wurden weniger genutzt, stattdessen verstärkt billiger Strom am europäischen Strommarkt eingekauft. Im Vorjahr verschwand der negative Exportsaldo fast völlig, in den nächsten Jahren wird sich Österreich sogar zu einem der bedeutendsten Stromexporteure innerhalb der EU entwickeln. „Die Aussagen zur angeblichen Importabhängigkeit Österreichs haben sich bei seriöser Betrachtung als Märchen erwiesen“, erklärt Radko Pavlovec, Anti-Atom-Beauftragter des Landes Oberösterreich. „Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass einzelne Stromversorger aufgrund ihrer falschen Einkaufspolitik beträchtliche Atomstromanteile aufweisen können“.
Die Analyse gelangt zu den folgenden Schlussfolgerungen:
* Die Benutzung des Exportsaldos zur Begründung angeblicher österreichischer Importabhängigkeit in den Vorjahren war grundlegend falsch und irreführend.
* Ab dem Jahr 2010 wird Österreich zum Netto-Stromexporteur, nach der Inbetriebnahme der aktuell im Bau befindlichen Anlagen sogar zu einem der größten Stromexporteure in der EU.
* Angesichts dieser Entwicklung gibt es keinerlei öffentliches Interesse an der Errichtung neuer Produktionskapazitäten.
* Das Klimaschutzargument für die Errichtung neuer Wasserkraftwerke geht in Leere, da gleichzeitig durch die falsche Standort- und Kapazitätswahl von Gaskraftwerksprojekten gigantische Mehremissionen an Treibhausgasen entstehen. Zusätzlich sind große Effizienzpotentiale vorhanden, deren Realisierung mit bedeutenden Emissionseinsparungen verbunden wäre.
„Das einzige öffentliche Interesse im österreichischen Energiesektor ist das Interesse an effizienter Energienutzung. Nur durch die Realisierung der enormen Effizienzpotentiale kann eine glaubwürdige Energiepolitik mit internationaler Vorbildwirkung etabliert werden“, so Pavlovec abschließend.
Quelle: temelin.com
Der negative Exportsaldo wurde durch kaufmännische Maßnahmen der österreichischen Stromversorger sowie einen starken Anstieg der Pumpspeicherung verursacht.
Vorhandene Produktionskapazitäten wurden weniger genutzt, stattdessen verstärkt billiger Strom am europäischen Strommarkt eingekauft. Im Vorjahr verschwand der negative Exportsaldo fast völlig, in den nächsten Jahren wird sich Österreich sogar zu einem der bedeutendsten Stromexporteure innerhalb der EU entwickeln. „Die Aussagen zur angeblichen Importabhängigkeit Österreichs haben sich bei seriöser Betrachtung als Märchen erwiesen“, erklärt Radko Pavlovec, Anti-Atom-Beauftragter des Landes Oberösterreich. „Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass einzelne Stromversorger aufgrund ihrer falschen Einkaufspolitik beträchtliche Atomstromanteile aufweisen können“.
Die Analyse gelangt zu den folgenden Schlussfolgerungen:
* Die Benutzung des Exportsaldos zur Begründung angeblicher österreichischer Importabhängigkeit in den Vorjahren war grundlegend falsch und irreführend.
* Ab dem Jahr 2010 wird Österreich zum Netto-Stromexporteur, nach der Inbetriebnahme der aktuell im Bau befindlichen Anlagen sogar zu einem der größten Stromexporteure in der EU.
* Angesichts dieser Entwicklung gibt es keinerlei öffentliches Interesse an der Errichtung neuer Produktionskapazitäten.
* Das Klimaschutzargument für die Errichtung neuer Wasserkraftwerke geht in Leere, da gleichzeitig durch die falsche Standort- und Kapazitätswahl von Gaskraftwerksprojekten gigantische Mehremissionen an Treibhausgasen entstehen. Zusätzlich sind große Effizienzpotentiale vorhanden, deren Realisierung mit bedeutenden Emissionseinsparungen verbunden wäre.
„Das einzige öffentliche Interesse im österreichischen Energiesektor ist das Interesse an effizienter Energienutzung. Nur durch die Realisierung der enormen Effizienzpotentiale kann eine glaubwürdige Energiepolitik mit internationaler Vorbildwirkung etabliert werden“, so Pavlovec abschließend.
Quelle: temelin.com
Donnerstag, 25. November 2010
Mehr Krebs rund um Asse
In der Region um das marode deutsche Atommüll-Lager Asse (Landkreis Wolfenbüttel) ist eine erhöhte Leukämie-Rate festgestellt worden. Das berichtet "Hallo Niedersachsen" am Donnerstagabend unter Berufung auf das Niedersächsische Sozialministerium.
Bei den Männern liege die Zahl der Neuerkrankungen im Untersuchungszeitraum bei 12 - statistisch erwartbar wären 5,2. Die Untersuchung ergab außerdem, dass sich die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen sogar verdreifacht hat. Die Erkrankungshäufigkeit für Leukämien bei Frauen ist ebenfalls erhöht, allerdings nicht signifikant, wie das Ministerium mitteilte. "Krebs insgesamt ist für Männer und Frauen im Erwartungsbereich", erklärte ein Sprecher.
Die Registerstelle des Epidemiologischen Krebsregisters (EKN) hat den Zeitraum von 2002 bis 2009 ausgewertet. Die Ursache der Erkrankungen sei bisher unklar, so das Ministerium. Geplant sei nun eine Arbeitsgruppe, der Vertreter von Sozial- und Umweltministerium, des Landkreises Wolfenbüttel und des Bundesamtes für Strahlenschutz angehören sollen. Am kommenden Dienstag will die Arbeitsgruppe erstmals zusammenkommen.
Das Bundesamt für Strahlenschutz plant ein vorsorgliches Bevölkerungsmonitoring in der Samtgemeinde Asse. Laut Sozialministerium ist bisher nicht bekannt, welchen Einfluss Lebensalter oder Berufstätigkeit auf die Erkrankungen haben, da bisher ausschließlich anonymisiertes Datenmaterial vorliegt. Anfang kommenden Jahres will das Bundesamt für Strahlenschutz ein vorsorgliches Bevölkerungsmonitoring in der Samtgemeinde Asse anbieten, von dem man sich weitere Aufschlüsse erhofft. Die vorliegenden Daten zu den Krebsfällen werden derzeit weiter ausgewertet, heißt es. Der detaillierte Bericht des EKN soll Anfang Dezember vorliegen. Die Landesregierung werde den Landkreis Wolfenbüttel laut Ministerium in allen Bemühungen um die zügige und ergebnisoffene Ursachenabklärung unterstützen. "Transparenz ist dabei oberstes Gebot", sagte ein Ministeriumssprecher.
Reaktionen aus dem Landtag
Die Landtagsfraktionen zeigten sich betroffen von dem Ergebnissen der Studie. Sie seien ein Schock, sagte SPD-Fraktionschef Stefan Schostock. Die Diskussion um das marode Atommüll-Lager habe damit eine neue Dimension erreicht. Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel bezeichnete die Zahlen als "sehr besorgniserregend". "Ich fordere eine umgehende und tabulose Aufklärung", so Wenzel. Kurt Herzog von der Linken sagte, die Betreiber der Asse seien jetzt in der Pflicht nachzuweisen, dass die Krebsfälle nicht auf Wirkungen des Atommülls zurückzuführen sind.
Quelle: Norddeutscher Rundfunk NDR
Bei den Männern liege die Zahl der Neuerkrankungen im Untersuchungszeitraum bei 12 - statistisch erwartbar wären 5,2. Die Untersuchung ergab außerdem, dass sich die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen sogar verdreifacht hat. Die Erkrankungshäufigkeit für Leukämien bei Frauen ist ebenfalls erhöht, allerdings nicht signifikant, wie das Ministerium mitteilte. "Krebs insgesamt ist für Männer und Frauen im Erwartungsbereich", erklärte ein Sprecher.
Die Registerstelle des Epidemiologischen Krebsregisters (EKN) hat den Zeitraum von 2002 bis 2009 ausgewertet. Die Ursache der Erkrankungen sei bisher unklar, so das Ministerium. Geplant sei nun eine Arbeitsgruppe, der Vertreter von Sozial- und Umweltministerium, des Landkreises Wolfenbüttel und des Bundesamtes für Strahlenschutz angehören sollen. Am kommenden Dienstag will die Arbeitsgruppe erstmals zusammenkommen.
Das Bundesamt für Strahlenschutz plant ein vorsorgliches Bevölkerungsmonitoring in der Samtgemeinde Asse. Laut Sozialministerium ist bisher nicht bekannt, welchen Einfluss Lebensalter oder Berufstätigkeit auf die Erkrankungen haben, da bisher ausschließlich anonymisiertes Datenmaterial vorliegt. Anfang kommenden Jahres will das Bundesamt für Strahlenschutz ein vorsorgliches Bevölkerungsmonitoring in der Samtgemeinde Asse anbieten, von dem man sich weitere Aufschlüsse erhofft. Die vorliegenden Daten zu den Krebsfällen werden derzeit weiter ausgewertet, heißt es. Der detaillierte Bericht des EKN soll Anfang Dezember vorliegen. Die Landesregierung werde den Landkreis Wolfenbüttel laut Ministerium in allen Bemühungen um die zügige und ergebnisoffene Ursachenabklärung unterstützen. "Transparenz ist dabei oberstes Gebot", sagte ein Ministeriumssprecher.
Reaktionen aus dem Landtag
Die Landtagsfraktionen zeigten sich betroffen von dem Ergebnissen der Studie. Sie seien ein Schock, sagte SPD-Fraktionschef Stefan Schostock. Die Diskussion um das marode Atommüll-Lager habe damit eine neue Dimension erreicht. Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel bezeichnete die Zahlen als "sehr besorgniserregend". "Ich fordere eine umgehende und tabulose Aufklärung", so Wenzel. Kurt Herzog von der Linken sagte, die Betreiber der Asse seien jetzt in der Pflicht nachzuweisen, dass die Krebsfälle nicht auf Wirkungen des Atommülls zurückzuführen sind.
Quelle: Norddeutscher Rundfunk NDR
Mittwoch, 24. November 2010
Axpo unter Druck
Die Rundschau des Schweizer Fernsehens hatte es aufgedeckt: AKW-Betreiberin Axpo bezieht Uran aus dem verseuchten russischen Majak. Jetzt kündigt der Stromkonzern an, selber Nachforschungen in Majak betreiben zu wollen. Die Rundschau hakt nach: Warum dauert das so lange? Der Beitrag macht auf jeden Fall klar, dass der Werbespruch vom sauberen Atomstrom ausgedient hat oder zur Lachnummer verkommt.
Quelle: Schweizer Fernsehen 24. November 2010
Quelle: Schweizer Fernsehen 24. November 2010
Die fehlenden Mädchen
Tausende von Kindern kommen wegen radioaktiver Strahlung nicht auf die Welt – allein in Deutschland und in der Schweiz. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie. Claudio Knüsli, Onkologe in Basel und Präsident der ÄrztInnen gegen Atomkrieg Schweiz *, erklärt die Ergebnisse der Untersuchung. Ein Bericht der Wochenzeitung, zu dem noch keine Stellungnahme seitens der Atomindustrie vorliegt.
WOZ: Glaubt man der vor kurzem in München publizierten Studie, sind Atomkraftwerke eigentliche Embryokiller: Sie sollen allein in Deutschland und der Schweiz die Geburt von bis zu 20 000 Mädchen verhindert haben. Kann man die Studie ernst nehmen?
Claudio Knüsli: Sehr wohl. Sie wurde von drei renommierten Wissenschaftlern – Ralf Kusmierz, Kristina Voigt und Hagen Scherb – verfasst. Voigt und Scherb arbeiten in München beim Helmholtz-Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das vom Staat getragen wird. Kusmierz ist an der Universität Bremen tätig.
Was genau haben die drei untersucht?
Sie versuchten herauszufinden, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Anzahl geborener Knaben respektive Mädchen und der Wohndistanz zum nächsten Atomkraftwerk. Dabei kamen sie zu hochsignifikanten Resultaten. Sie haben herausgefunden, dass in einem Umkreis von 35 Kilometern um die Atomanlagen – konkret geht es dabei um 27 Anlagen in Deutschland und 4 in der Schweiz – im Verlaufe der letzten vierzig Jahre ein Verlust von 10 000 bis 20 000 Lebendgeburten bei Mädchen nachweisbar ist.
Es wurden also bis zu 20 000 Mädchen weniger geboren, als normalerweise zu erwarten wäre?
Genau.
Und warum ist das wichtig?
Normalerweise werden 105 bis 106 Knaben pro 100 Mädchen lebend geboren. Im Verlaufe des Lebens verändert sich dieses Zahlenverhältnis – das Sex Odds genannt wird –, zum Zeitpunkt der Geburt ist es jedoch weitgehend stabil, es sei denn, Stress wie Krieg oder radioaktive Verstrahlung belasten die Bevölkerung. Vergleicht man die Sex Odds verschiedener Orte, lässt sich ziemlich einfach feststellen, ob in einer bestimmten Region Mädchen oder Jungen fehlen. Nach dem Super-GAU von Tschernobyl konnte man in jenen Gebieten Europas und Asiens, die durch die radioaktive Wolke verseucht worden waren, eine sprunghafte und anhaltende Veränderung der Sex Odds registrieren.
Dann hat also schon Tschernobyl dazu geführt, dass weniger Mädchen auf die Welt kamen?
Richtig.
Warum sind vor allem Mädchen betroffen?
Weibliche Embryonen sind offenbar noch strahlenempfindlicher als männliche. Grundsätzlich reagieren alle Embryonen äusserst strahlenempfindlich – und je kleiner sie sind, desto empfindlicher sind sie. Dies lässt sich durch letale Mutationen, also tödliche Veränderungen im Erbgut der Keimzellen oder der Embryonen erklären, bedingt durch die Verstrahlung mit radioaktiven Stoffen wie Cäsium-137. Deshalb kommt es dann zu spontanen Aborten der befruchteten Eizellen respektive der Embryonen.
Männliche Embryonen sind davon ebenfalls betroffen: Beobachtungen aus Dänemark vor und nach 1986 legen nahe, dass die radioaktive Verstrahlung durch Tschernobyl auch viele fehlende Knabengeburten verursacht hat. Auf etwa drei fehlende Mädchengeburten kommt eine fehlende Knabengeburt.
Dann fehlen also insgesamt noch viel mehr Kinder?
Ja, davon muss man ausgehen. Gemäss den vorliegenden Daten fehlen – als Folge des Reaktorunfalls in Tschernobyl 1986 – in Europa und Teilen Asiens mindestens eine Million Kinder! Anders als in den USA, die von Tschernobyl kaum betroffen waren.
Zurück zur eingangs erwähnten Studie: Was bedeutet sie für die Schweiz?
Die drei Wissenschaftler haben auch die Geburten einbezogen, die es in den letzten vierzig Jahren im 35-Kilometer-Radius um die Schweizer Atomkraftwerke gab, das waren 1,78 Millionen Lebendgeburten. Auch hier lässt sich nachweisen, dass Mädchen fehlen. Hochgerechnet sind es jedes Jahr mehrere Dutzend Mädchenlebendgeburten, die bei uns verloren gehen.
Ist das hieb- und stichfest?
Die Resultate sind hochsignifikant, sie halten auch strengen statistischen Zusatztesten wie einer Sensitivitätsanalyse stand. Man kommt an diesen Resultaten der verlorenen Kinder in der Umgebung von AKWs nicht vorbei. Es muss angenommen werden, dass die radioaktive Strahlung, die die AKWs auch im Normalbetrieb abgeben, dafür verantwortlich ist. Es kann zusätzlich auch zu Erbgutveränderungen kommen, die nicht sofort tödlich wirken, sondern erst Jahre später zu schweren Erkrankungen wie Leukämie führen. Wir müssen die genetischen Veränderungen sehr ernst nehmen, denn das Erbgut – «das kostbarste Gut der Menschheit», wie dies die Weltgesundheitsorganisation einmal formuliert hat – wird nachweislich geschädigt. Eine verantwortungsbewusste Gesellschaft darf sich deshalb die folgenschwere Atomtechnologie nicht leisten. Die medizinischen Argumente sind nicht zu übersehen, deshalb müssen wir auf Atomenergie verzichten.
* Die ÄrztInnen der Organisation PSR/IPPNW Schweiz setzen sich für die weltweite Abschaffung der Atomwaffen und den Ausstieg aus der zivilen Atomtechnologie ein: www.ippnw.ch
Der vollständige Text der Studie «Is the human sex odds at birth distorted in the vicinity of nuclear facilities?» von Ralf Kusmierz, Kristina Voigt, Hagen Scherb ist in der englischen Version zu finden unter: www.tinyurl.com/scherb
Quelle: WoZ
WOZ: Glaubt man der vor kurzem in München publizierten Studie, sind Atomkraftwerke eigentliche Embryokiller: Sie sollen allein in Deutschland und der Schweiz die Geburt von bis zu 20 000 Mädchen verhindert haben. Kann man die Studie ernst nehmen?
Claudio Knüsli: Sehr wohl. Sie wurde von drei renommierten Wissenschaftlern – Ralf Kusmierz, Kristina Voigt und Hagen Scherb – verfasst. Voigt und Scherb arbeiten in München beim Helmholtz-Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das vom Staat getragen wird. Kusmierz ist an der Universität Bremen tätig.
Was genau haben die drei untersucht?
Sie versuchten herauszufinden, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Anzahl geborener Knaben respektive Mädchen und der Wohndistanz zum nächsten Atomkraftwerk. Dabei kamen sie zu hochsignifikanten Resultaten. Sie haben herausgefunden, dass in einem Umkreis von 35 Kilometern um die Atomanlagen – konkret geht es dabei um 27 Anlagen in Deutschland und 4 in der Schweiz – im Verlaufe der letzten vierzig Jahre ein Verlust von 10 000 bis 20 000 Lebendgeburten bei Mädchen nachweisbar ist.
Es wurden also bis zu 20 000 Mädchen weniger geboren, als normalerweise zu erwarten wäre?
Genau.
Und warum ist das wichtig?
Normalerweise werden 105 bis 106 Knaben pro 100 Mädchen lebend geboren. Im Verlaufe des Lebens verändert sich dieses Zahlenverhältnis – das Sex Odds genannt wird –, zum Zeitpunkt der Geburt ist es jedoch weitgehend stabil, es sei denn, Stress wie Krieg oder radioaktive Verstrahlung belasten die Bevölkerung. Vergleicht man die Sex Odds verschiedener Orte, lässt sich ziemlich einfach feststellen, ob in einer bestimmten Region Mädchen oder Jungen fehlen. Nach dem Super-GAU von Tschernobyl konnte man in jenen Gebieten Europas und Asiens, die durch die radioaktive Wolke verseucht worden waren, eine sprunghafte und anhaltende Veränderung der Sex Odds registrieren.
Dann hat also schon Tschernobyl dazu geführt, dass weniger Mädchen auf die Welt kamen?
Richtig.
Warum sind vor allem Mädchen betroffen?
Weibliche Embryonen sind offenbar noch strahlenempfindlicher als männliche. Grundsätzlich reagieren alle Embryonen äusserst strahlenempfindlich – und je kleiner sie sind, desto empfindlicher sind sie. Dies lässt sich durch letale Mutationen, also tödliche Veränderungen im Erbgut der Keimzellen oder der Embryonen erklären, bedingt durch die Verstrahlung mit radioaktiven Stoffen wie Cäsium-137. Deshalb kommt es dann zu spontanen Aborten der befruchteten Eizellen respektive der Embryonen.
Männliche Embryonen sind davon ebenfalls betroffen: Beobachtungen aus Dänemark vor und nach 1986 legen nahe, dass die radioaktive Verstrahlung durch Tschernobyl auch viele fehlende Knabengeburten verursacht hat. Auf etwa drei fehlende Mädchengeburten kommt eine fehlende Knabengeburt.
Dann fehlen also insgesamt noch viel mehr Kinder?
Ja, davon muss man ausgehen. Gemäss den vorliegenden Daten fehlen – als Folge des Reaktorunfalls in Tschernobyl 1986 – in Europa und Teilen Asiens mindestens eine Million Kinder! Anders als in den USA, die von Tschernobyl kaum betroffen waren.
Zurück zur eingangs erwähnten Studie: Was bedeutet sie für die Schweiz?
Die drei Wissenschaftler haben auch die Geburten einbezogen, die es in den letzten vierzig Jahren im 35-Kilometer-Radius um die Schweizer Atomkraftwerke gab, das waren 1,78 Millionen Lebendgeburten. Auch hier lässt sich nachweisen, dass Mädchen fehlen. Hochgerechnet sind es jedes Jahr mehrere Dutzend Mädchenlebendgeburten, die bei uns verloren gehen.
Ist das hieb- und stichfest?
Die Resultate sind hochsignifikant, sie halten auch strengen statistischen Zusatztesten wie einer Sensitivitätsanalyse stand. Man kommt an diesen Resultaten der verlorenen Kinder in der Umgebung von AKWs nicht vorbei. Es muss angenommen werden, dass die radioaktive Strahlung, die die AKWs auch im Normalbetrieb abgeben, dafür verantwortlich ist. Es kann zusätzlich auch zu Erbgutveränderungen kommen, die nicht sofort tödlich wirken, sondern erst Jahre später zu schweren Erkrankungen wie Leukämie führen. Wir müssen die genetischen Veränderungen sehr ernst nehmen, denn das Erbgut – «das kostbarste Gut der Menschheit», wie dies die Weltgesundheitsorganisation einmal formuliert hat – wird nachweislich geschädigt. Eine verantwortungsbewusste Gesellschaft darf sich deshalb die folgenschwere Atomtechnologie nicht leisten. Die medizinischen Argumente sind nicht zu übersehen, deshalb müssen wir auf Atomenergie verzichten.
* Die ÄrztInnen der Organisation PSR/IPPNW Schweiz setzen sich für die weltweite Abschaffung der Atomwaffen und den Ausstieg aus der zivilen Atomtechnologie ein: www.ippnw.ch
Der vollständige Text der Studie «Is the human sex odds at birth distorted in the vicinity of nuclear facilities?» von Ralf Kusmierz, Kristina Voigt, Hagen Scherb ist in der englischen Version zu finden unter: www.tinyurl.com/scherb
Quelle: WoZ
Montag, 22. November 2010
Neue AKW in Finanzklemme
In der Schweiz sollen neue AKW gebaut werden. Investoren und Experten sehen die Nuklearenergie jedoch zunehmend als finanzielles Risiko, wie die Sonntags-Zeitung berichtet.
Bis vor kurzem sah es nach einer Renaissance der Atomenergie aus. 400 neue Meiler sollen bis 2030 weltweit gebaut werden, sagte Siemens-Chef Peter Löscher vor einem Jahr. Doch wirklich Aufwind hat die Industrie nur in China, Indien und Korea. Dort wird die Atomkraft systematisch ausgebaut. Im Westen ist sie im Rückgang. Heute sind weltweit 436 Atomreaktoren in Betrieb, acht weniger als 2002. 48 AKW sind «in Bau», 13 davon schon seit 20 Jahren.
Der Grund für die Flaute: Investoren und Energiekonzerne trauen den Gewinnaussichten immer weniger. Bauernsohn John Rowe, CEO von Exelon, einem der grössten US-Energiekonzerne mit 17 AKW, formuliert es nüchtern: «Mein Vater hielt es mit seinen Kühen wie ich mit den Kernkraftwerken. Sie sind ein Geschäft und keine Passion.» 2008 ging Rowe davon aus, dass Investitionen in neue Reaktoren zwar teuer, aber gewinnbringend seien. Heute rechnet er anders: «Wegen des tiefen Erdgaspreises sehen neue AKW in der Analyse extrem teuer aus. Deshalb haben wir unsere Pläne für ein AKW in Texas zurückgestellt», sagte Rowe kürzlich an einer Tagung des US-Hauseigentümerverbandes.
Dasselbe hat der Staat Ontario in Kanada vor einem Jahr getan. Umweltminister George Smitherman hat das Projekt für zwei neue Reaktoren sistiert. Ontario hätte 26 Milliarden Franken bezahlen müssen. «Der Preis ist um Milliarden zu hoch», so der Umweltminister. Die Notbremse gezogen hat vor einem Monat auch der US-Konzern Constellation Energy. Er wollte in Maryland drei neue Reaktoren aufstellen. Zu teuer, entschied der Konzern nun zur Überraschung aller. Immerhin hatte die Obama-Administration für das Projekt 7,5 Milliarden Dollar Kreditgarantien gesprochen. Die «Washington Post» schrieb von einem harten Schlag für die viel beschworene Renaissance der Atomenergie: «Die hohen Baukosten bringen selbst Giganten wie Constellation ans Limit.» Hart ist die Entscheidung auch für den französischen Stromkonzern Electricité de France (EDF), der die Reaktoren hätte bauen sollen. «Wir sind enttäuscht und schockiert», so EDF.
Schlechte Nachrichten auch aus Europa: Der grösste tschechische Elektrizitätskonzern CEZ hat vor drei Wochen seine Pläne für zwei neue Reaktoren in Temelin vorläufig schubladisiert. «Wir sind nicht mehr die Lieblinge des Finanzmarktes. Wir erhielten kürzlich erste negative Signale der Ratingagenturen», zitiert «Bloomberg News» eine anonyme Quelle im Konzern. Die Ratingagentur Moody's hat ihre Einschätzung der Atomindustrie in einer Studie bereits 2009 revidiert: «Moodys erwägt, jene Konzerne, die neue AKW planen, negativ zu bewerten. Auch Analysten der Grossbank Citigroup empfehlen Investitionen in neue AKW nur, wenn der Staat weitreichende Kreditgarantien übernimmt. Die finanziellen Risiken seien sonst zu gross.
Staatliche Kreditgarantien für neue AKW gibt es in der Schweiz nicht. Die Energiekonzerne müssen rund 60 Prozent der 8 bis 10 Milliarden Franken pro Werk auf dem internationalen Finanzmarkt beschaffen. Ein schwieriges Un- terfangen, meint der Schweizer Finanzexperte Kaspar Müller: «Kernkraftwerke sind aufgrund der heute verfügbaren Informationen ohne staatliche Unterstützung nicht kapitalmarktfähig und somit auch nicht in der Lage, in einem subventionsfreien Markt zu bestehen.» Müller ist unter anderem Präsident der Stiftung Ethos. Auch der ETH-Professor Massimo Filippini ist skeptisch: «Läuft die Marktöffnung in der Schweiz nach Plan, können ab 2014 nicht nur die Grossverbraucher, sondern auch die Haushalte ihre Lieferanten frei wählen.» Das verstärke das finanzielle Risiko von Investitionen in Atomstrom, denn die alternativen Energien würden kontinuierlich wettbewerbsfähiger.
Kurt Rohrbach, CEO des Energiekonzerns BKW, widerspricht: Die Finanzierung zweier neuer AKW in der Schweiz sei «kein Spaziergang», aber möglich (siehe Seite 15). Die Grossbanken CS und UBS halten sich mit Einschätzungen zurück. Sie wollen erst den AKW-Volksentscheid abwarten. «Erst dann wird es möglich, sich mit Finanzierungsfragen auseinanderzusetzen», sagt UBS-Spre- cher Andreas Kern. Ein Hauptproblem sind die langen Zeiträume. Ein neues AKW würde nach 40 Jahren Laufzeit schwarze Zahlen schreiben, sagte Giovanni Leonardi, Chef der Gösgen-Besitzerin Alpiq, kürzlich an der ETH Zürich. Ein neues AKW käme frühestens 2025 ans Netz. Gewinn brächte es ab 2065 - in 55 Jahren. Experten wagen aber nicht einmal vorauszusagen, wie der Markt 2020 aussehen wird.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat berechnet, dass in den nächsten 20 Jahren weltweit 2Billionen Franken in Kraftwerke investiert werden müssen - das sind 100 Milliarden Franken pro Jahr. «Es entsteht eine ganz neue Energiewelt», sagte Josef Auer im Frühling in der Zeitung «Die Zeit». Auer ist bei der Deutschen Bank für die Analyse der Trends in der Energiewirtschaft zuständig. Das viele Geld werde kaum noch in die Wahrzeichen der alten Welt gesteckt werden, also in Schornsteine und Kühltürme. Nach IEA-Szenarien werden vier Fünftel der künftigen Investitionen in Ökostrom aus Wind- und Sonnenenergie sowie neue Stromnetze fliessen.
Die Entwicklung hat bereits eingesetzt: In der ersten Hälfte dieses Jahres wurden weltweit Windenergiekapazitäten in der Höhe von 16 Gigawatt installiert. Das entspricht zwölf grossen, neuen AKW (Anmerkung Atominfomedia: Das stimmt so nicht, weil Windräder nicht dauernd in Betrieb stehen, entsprechen 16 GW Windkapazitäten etwa 5 grossen AKW). Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt schätzt, dass in 20 Jahren die Offshore-Windparks in der Nordsee die grösste Energiequelle Deutschlands sein werden. Selbst der bisher horrend teure Solarstrom wird konkurrenzfähiger. Der Bau neuer AKW dagegen wird ständig teurer - um jährlich 15 Prozent, wie Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) berechnet haben.
Investoren dürfte ein weiterer Befund der MIT-Forscher interessieren. Die jetzigen Reaktortypen seien unausgereift, meinen sie, es brauche massiv mehr Forschung. Die Wissenschafter sehen Möglichkeiten für effizientere Reaktoren, eine solche Reaktor-Generation wäre frühestens 2030 baufähig. Sie soll den Brennstoff effizienter nutzen und die Menge der langlebigen Bestandteile im hochaktiven Abfall reduzieren - ein Plus für die spätere Atommüll-Entsorgung.
Die jetzt baufähige Generation - z. B. der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) - steckt in der Krise. Der EPR wird zurzeit von den französischen Firmen Areva und EDF (die an Alpiq beteiligt ist) im finnischen Olkiluoto und im französischen Flammanville gebaut. Diese Vorzeigeprojekte sind bisher ein Reinfall. In Finnland betragen die Kostenüberschreitungen 77 Prozent. An beiden Orten sind sicherheitsrelevante technische Probleme ungelöst.
Steve Thomas von der Londoner Greenwich-Universität zieht den Schluss: «Der einzige richtige Weg für Areva und Electricité de France scheint klar: Um ihre Verluste zu minimieren, müssten sie das Projekt EPR abbrechen», schreibt der Ökonom in einer neuen Studie. Atomstrom aus einem EPR sei viel zu teuer. «Es ist unwahrscheinlich, dass sich ein Energiekonzern dies leisten kann, ausser er erhält immense staatliche Subventionen und könnte alle Risiken auf die Konsumenten abwälzen.»
Der EPR ist auch für die Schweiz die wahrscheinlichste Option. Hierzulande gehören die Energiekonzerne mehrheitlich den Kantonen. Dies kommt einer Staatsgarantie gleich - das Risiko tragen am Schluss die Steuerzahler.
Quelle: Sonntagszeitung 21.11.2010 / Catherine Boss
Bis vor kurzem sah es nach einer Renaissance der Atomenergie aus. 400 neue Meiler sollen bis 2030 weltweit gebaut werden, sagte Siemens-Chef Peter Löscher vor einem Jahr. Doch wirklich Aufwind hat die Industrie nur in China, Indien und Korea. Dort wird die Atomkraft systematisch ausgebaut. Im Westen ist sie im Rückgang. Heute sind weltweit 436 Atomreaktoren in Betrieb, acht weniger als 2002. 48 AKW sind «in Bau», 13 davon schon seit 20 Jahren.
Der Grund für die Flaute: Investoren und Energiekonzerne trauen den Gewinnaussichten immer weniger. Bauernsohn John Rowe, CEO von Exelon, einem der grössten US-Energiekonzerne mit 17 AKW, formuliert es nüchtern: «Mein Vater hielt es mit seinen Kühen wie ich mit den Kernkraftwerken. Sie sind ein Geschäft und keine Passion.» 2008 ging Rowe davon aus, dass Investitionen in neue Reaktoren zwar teuer, aber gewinnbringend seien. Heute rechnet er anders: «Wegen des tiefen Erdgaspreises sehen neue AKW in der Analyse extrem teuer aus. Deshalb haben wir unsere Pläne für ein AKW in Texas zurückgestellt», sagte Rowe kürzlich an einer Tagung des US-Hauseigentümerverbandes.
Dasselbe hat der Staat Ontario in Kanada vor einem Jahr getan. Umweltminister George Smitherman hat das Projekt für zwei neue Reaktoren sistiert. Ontario hätte 26 Milliarden Franken bezahlen müssen. «Der Preis ist um Milliarden zu hoch», so der Umweltminister. Die Notbremse gezogen hat vor einem Monat auch der US-Konzern Constellation Energy. Er wollte in Maryland drei neue Reaktoren aufstellen. Zu teuer, entschied der Konzern nun zur Überraschung aller. Immerhin hatte die Obama-Administration für das Projekt 7,5 Milliarden Dollar Kreditgarantien gesprochen. Die «Washington Post» schrieb von einem harten Schlag für die viel beschworene Renaissance der Atomenergie: «Die hohen Baukosten bringen selbst Giganten wie Constellation ans Limit.» Hart ist die Entscheidung auch für den französischen Stromkonzern Electricité de France (EDF), der die Reaktoren hätte bauen sollen. «Wir sind enttäuscht und schockiert», so EDF.
Schlechte Nachrichten auch aus Europa: Der grösste tschechische Elektrizitätskonzern CEZ hat vor drei Wochen seine Pläne für zwei neue Reaktoren in Temelin vorläufig schubladisiert. «Wir sind nicht mehr die Lieblinge des Finanzmarktes. Wir erhielten kürzlich erste negative Signale der Ratingagenturen», zitiert «Bloomberg News» eine anonyme Quelle im Konzern. Die Ratingagentur Moody's hat ihre Einschätzung der Atomindustrie in einer Studie bereits 2009 revidiert: «Moodys erwägt, jene Konzerne, die neue AKW planen, negativ zu bewerten. Auch Analysten der Grossbank Citigroup empfehlen Investitionen in neue AKW nur, wenn der Staat weitreichende Kreditgarantien übernimmt. Die finanziellen Risiken seien sonst zu gross.
Staatliche Kreditgarantien für neue AKW gibt es in der Schweiz nicht. Die Energiekonzerne müssen rund 60 Prozent der 8 bis 10 Milliarden Franken pro Werk auf dem internationalen Finanzmarkt beschaffen. Ein schwieriges Un- terfangen, meint der Schweizer Finanzexperte Kaspar Müller: «Kernkraftwerke sind aufgrund der heute verfügbaren Informationen ohne staatliche Unterstützung nicht kapitalmarktfähig und somit auch nicht in der Lage, in einem subventionsfreien Markt zu bestehen.» Müller ist unter anderem Präsident der Stiftung Ethos. Auch der ETH-Professor Massimo Filippini ist skeptisch: «Läuft die Marktöffnung in der Schweiz nach Plan, können ab 2014 nicht nur die Grossverbraucher, sondern auch die Haushalte ihre Lieferanten frei wählen.» Das verstärke das finanzielle Risiko von Investitionen in Atomstrom, denn die alternativen Energien würden kontinuierlich wettbewerbsfähiger.
Kurt Rohrbach, CEO des Energiekonzerns BKW, widerspricht: Die Finanzierung zweier neuer AKW in der Schweiz sei «kein Spaziergang», aber möglich (siehe Seite 15). Die Grossbanken CS und UBS halten sich mit Einschätzungen zurück. Sie wollen erst den AKW-Volksentscheid abwarten. «Erst dann wird es möglich, sich mit Finanzierungsfragen auseinanderzusetzen», sagt UBS-Spre- cher Andreas Kern. Ein Hauptproblem sind die langen Zeiträume. Ein neues AKW würde nach 40 Jahren Laufzeit schwarze Zahlen schreiben, sagte Giovanni Leonardi, Chef der Gösgen-Besitzerin Alpiq, kürzlich an der ETH Zürich. Ein neues AKW käme frühestens 2025 ans Netz. Gewinn brächte es ab 2065 - in 55 Jahren. Experten wagen aber nicht einmal vorauszusagen, wie der Markt 2020 aussehen wird.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat berechnet, dass in den nächsten 20 Jahren weltweit 2Billionen Franken in Kraftwerke investiert werden müssen - das sind 100 Milliarden Franken pro Jahr. «Es entsteht eine ganz neue Energiewelt», sagte Josef Auer im Frühling in der Zeitung «Die Zeit». Auer ist bei der Deutschen Bank für die Analyse der Trends in der Energiewirtschaft zuständig. Das viele Geld werde kaum noch in die Wahrzeichen der alten Welt gesteckt werden, also in Schornsteine und Kühltürme. Nach IEA-Szenarien werden vier Fünftel der künftigen Investitionen in Ökostrom aus Wind- und Sonnenenergie sowie neue Stromnetze fliessen.
Die Entwicklung hat bereits eingesetzt: In der ersten Hälfte dieses Jahres wurden weltweit Windenergiekapazitäten in der Höhe von 16 Gigawatt installiert. Das entspricht zwölf grossen, neuen AKW (Anmerkung Atominfomedia: Das stimmt so nicht, weil Windräder nicht dauernd in Betrieb stehen, entsprechen 16 GW Windkapazitäten etwa 5 grossen AKW). Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt schätzt, dass in 20 Jahren die Offshore-Windparks in der Nordsee die grösste Energiequelle Deutschlands sein werden. Selbst der bisher horrend teure Solarstrom wird konkurrenzfähiger. Der Bau neuer AKW dagegen wird ständig teurer - um jährlich 15 Prozent, wie Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) berechnet haben.
Investoren dürfte ein weiterer Befund der MIT-Forscher interessieren. Die jetzigen Reaktortypen seien unausgereift, meinen sie, es brauche massiv mehr Forschung. Die Wissenschafter sehen Möglichkeiten für effizientere Reaktoren, eine solche Reaktor-Generation wäre frühestens 2030 baufähig. Sie soll den Brennstoff effizienter nutzen und die Menge der langlebigen Bestandteile im hochaktiven Abfall reduzieren - ein Plus für die spätere Atommüll-Entsorgung.
Die jetzt baufähige Generation - z. B. der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) - steckt in der Krise. Der EPR wird zurzeit von den französischen Firmen Areva und EDF (die an Alpiq beteiligt ist) im finnischen Olkiluoto und im französischen Flammanville gebaut. Diese Vorzeigeprojekte sind bisher ein Reinfall. In Finnland betragen die Kostenüberschreitungen 77 Prozent. An beiden Orten sind sicherheitsrelevante technische Probleme ungelöst.
Steve Thomas von der Londoner Greenwich-Universität zieht den Schluss: «Der einzige richtige Weg für Areva und Electricité de France scheint klar: Um ihre Verluste zu minimieren, müssten sie das Projekt EPR abbrechen», schreibt der Ökonom in einer neuen Studie. Atomstrom aus einem EPR sei viel zu teuer. «Es ist unwahrscheinlich, dass sich ein Energiekonzern dies leisten kann, ausser er erhält immense staatliche Subventionen und könnte alle Risiken auf die Konsumenten abwälzen.»
Der EPR ist auch für die Schweiz die wahrscheinlichste Option. Hierzulande gehören die Energiekonzerne mehrheitlich den Kantonen. Dies kommt einer Staatsgarantie gleich - das Risiko tragen am Schluss die Steuerzahler.
Quelle: Sonntagszeitung 21.11.2010 / Catherine Boss
Freitag, 19. November 2010
Atomenergie und das Klima
Kann Atomkraft einen Beitrag zur Lösung der Klimaproblematik leisten? Eine kontroverse Auseinandersetzung mit Starbesetzung blieb ohne eindeutiges Ergebnis. Und kann ein Überfluss an Erneuerbaren Energien - vor allem der solaren - dazu führen, auf weit gehende und teure Energiesparmassnahmen zu verzichten? Die Kernfragen der Energiepolitik werden derzeit neu formuliert.
Es sind gegensätzliche Anliegen: Auf der einen Seite steht die These im Raum, wir bräuchten für die Zukunft alle Optionen, die fossilen Energien zu ersetzen – also auch die Atomenergie. Auf der anderen soll plötzlich genügend Erneuerbare Energie verfügbar sein – das hiesse ja auch, es brauche Atomenergie sowieso nicht mehr. Auf beiden Ebenen widmet sich derzeit die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH-Z) dieser neu lancierten energiepolitischen Diskussion.
Beurteilen den Beitrag der Atomenergie zur Lösung der Klimaproblematik unterschiedlich: ETH-Professor Horst-M. Prasser und Michael Sailer vom Oeko-Institut in Darmstadt (Foto: Guntram Rehsche).
Gestern Abend trafen an einer gut besuchten Veranstaltung der ETH deren Nuklear-Professor Horst-M. Prasser und Michael Sailer vom Oeko-Institut Darmstadt aufeinander. Letzterer sieht das grösste Problem einer Renaissance der Atomenergie bei den Kapazitäten. Es sei kaum möglich, mehrere hundert neue AKW zu bauen, die für einen substantiellen Beitrag zum Abbau der fossilen Energienutzung und damit zu einer CO2-Minderung nötig wären. Denn es fehlten sowohl die Rohstoffe für den Bau wie vor allem die Fachleute für Planung und Betrieb solcher Anlagen. Dem hielt Prasser entgegen, dass an der ETH nun immerhin wieder 40 bis 50 Studenten in seinen Vorlesungen sässen und der Nuklear-Master-Lehrgang von einem guten Dutzend Leute besucht würden, darunter sogar Frauen.
Kontrovers ist auch die Frage, wie viel Treibhausgas die Produktion von Atomenergie verursacht. Gemäss Sailer stammen unterschiedliche Angaben von unterschiedlichen Aufbereitungsprozessen des Urans. Werde die bisher gängige Methode verwandt, so falle wegen hohen Energieaufwands mehr CO2 an, die neuere Ultrazentrifugen-Lösung verursache weniger Emissionen. Sie sei aber umgekehrt heikel, weil sie erleichtere, waffenfähiges Uran zu erzeugen. Wie überhaupt die vermehrte Anwendung von Atomenergie die Frage der Proliferation stelle – also, ob die Technologie nicht in unberufene Hände gelangt.
Alexancer Wokau, Leiter des Labors für Kernenergiesysteme, fügte bei, Atomenergie besitze bezüglich des CO2-Ausstosses genauso wie die Erneuerbaren einen deutlichen Vorteil gegenüber den Fossilen – unter diesem Aspekt spiele es also keine Rolle, ob Photovoltaik oder Atomenergie zur Anwendung gelange.. Zur CO2-Belastung der Atomenergie weist eine Übersichtsstudie darauf hin, dass die von der ETH resp. vom PSI angenommenen Werte von 6 bis 10 Gramm CO2/kWh wohl tief angesetzt sind (siehe Sovacool, B.K. «Valuing the Greenhouse Gas Emissions from Nuclear Power: A Critical Survey» in Energy Policy - www.nirs.org/climate/background/sovacool_nuclear_ghg.pdf).
In der Radio-Konsumentensendung Espresso von heute Freitag nahm die Zürcher Stadträtin Claudia Nielsen zur einer anderen, von der ETH aufgeworfenen Frage Stellung, die durchaus einen Zusammenhang mit der oben gestellten Atomfrage hat. Wird künftig so viel an Erneuerbarer Energie zur Verfügung stehen, dass sich Energiesparmassnahmen gar nicht mehr aufdrängen? Nielsen mag nicht so recht an dieses Konzept glauben, sieht aber auf jeden Fall die Möglichkeit, dass «viele Wege nach Rom führten».
Dass die Erneuerbaren ein derart immenses Potential aufweisen, hatte ETH-Professor Hansjürg Leibundgut vergangene Woche an der Baumesse in Bern in den Raum gestellt (siehe Solarmedia vom 13. November 2010). Er verknüpft in unterdessen mehreren Beispielen energetisch gut gedämmte Häuser mit einer Erdspeicherung, in die Wärme im Sommer eingelagert und im Winter über Wärmepumpen nutzbar gemacht wird – womit Gebäude autark von externer Energiezufuhr würden, vorausgesetzt auch der für den Wärmepumpenbetrieb nötige zusätzliche Strom könnte durch gebäudeeigene Solaranlagen erzeugt werden. Noch tobt eine heftige Auseinandersetzung über die konkrete Realisierbarkeit dieser Frage – unter anderem auch in einer der grossen Zürcher Wohnbaugenossenschaften, wo ein solche Anergie-Netz erstellt werden soll (weitere Angaben unter www.viagialla.ch).
Die gestellten Fragen finden insofern zusammen, als eine positive Antwort zur Möglichkeit energieautarker Gebäude die Notwendigkeit der Atomenergie abschlägig beantworten würde. Der Atomenergie erwächst an einer weiteren Front Widerstand, nämlich an wohl bedeutendsten, der wirtschaftlichen. Die Vermutung sei gewagt, Atomenergie erledige sich demnächst von allein – die Abfallproblematik allerdings bleibt erhalten.
© Solarmedia
Es sind gegensätzliche Anliegen: Auf der einen Seite steht die These im Raum, wir bräuchten für die Zukunft alle Optionen, die fossilen Energien zu ersetzen – also auch die Atomenergie. Auf der anderen soll plötzlich genügend Erneuerbare Energie verfügbar sein – das hiesse ja auch, es brauche Atomenergie sowieso nicht mehr. Auf beiden Ebenen widmet sich derzeit die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH-Z) dieser neu lancierten energiepolitischen Diskussion.
Beurteilen den Beitrag der Atomenergie zur Lösung der Klimaproblematik unterschiedlich: ETH-Professor Horst-M. Prasser und Michael Sailer vom Oeko-Institut in Darmstadt (Foto: Guntram Rehsche).
Gestern Abend trafen an einer gut besuchten Veranstaltung der ETH deren Nuklear-Professor Horst-M. Prasser und Michael Sailer vom Oeko-Institut Darmstadt aufeinander. Letzterer sieht das grösste Problem einer Renaissance der Atomenergie bei den Kapazitäten. Es sei kaum möglich, mehrere hundert neue AKW zu bauen, die für einen substantiellen Beitrag zum Abbau der fossilen Energienutzung und damit zu einer CO2-Minderung nötig wären. Denn es fehlten sowohl die Rohstoffe für den Bau wie vor allem die Fachleute für Planung und Betrieb solcher Anlagen. Dem hielt Prasser entgegen, dass an der ETH nun immerhin wieder 40 bis 50 Studenten in seinen Vorlesungen sässen und der Nuklear-Master-Lehrgang von einem guten Dutzend Leute besucht würden, darunter sogar Frauen.
Kontrovers ist auch die Frage, wie viel Treibhausgas die Produktion von Atomenergie verursacht. Gemäss Sailer stammen unterschiedliche Angaben von unterschiedlichen Aufbereitungsprozessen des Urans. Werde die bisher gängige Methode verwandt, so falle wegen hohen Energieaufwands mehr CO2 an, die neuere Ultrazentrifugen-Lösung verursache weniger Emissionen. Sie sei aber umgekehrt heikel, weil sie erleichtere, waffenfähiges Uran zu erzeugen. Wie überhaupt die vermehrte Anwendung von Atomenergie die Frage der Proliferation stelle – also, ob die Technologie nicht in unberufene Hände gelangt.
Alexancer Wokau, Leiter des Labors für Kernenergiesysteme, fügte bei, Atomenergie besitze bezüglich des CO2-Ausstosses genauso wie die Erneuerbaren einen deutlichen Vorteil gegenüber den Fossilen – unter diesem Aspekt spiele es also keine Rolle, ob Photovoltaik oder Atomenergie zur Anwendung gelange.. Zur CO2-Belastung der Atomenergie weist eine Übersichtsstudie darauf hin, dass die von der ETH resp. vom PSI angenommenen Werte von 6 bis 10 Gramm CO2/kWh wohl tief angesetzt sind (siehe Sovacool, B.K. «Valuing the Greenhouse Gas Emissions from Nuclear Power: A Critical Survey» in Energy Policy - www.nirs.org/climate/background/sovacool_nuclear_ghg.pdf).
In der Radio-Konsumentensendung Espresso von heute Freitag nahm die Zürcher Stadträtin Claudia Nielsen zur einer anderen, von der ETH aufgeworfenen Frage Stellung, die durchaus einen Zusammenhang mit der oben gestellten Atomfrage hat. Wird künftig so viel an Erneuerbarer Energie zur Verfügung stehen, dass sich Energiesparmassnahmen gar nicht mehr aufdrängen? Nielsen mag nicht so recht an dieses Konzept glauben, sieht aber auf jeden Fall die Möglichkeit, dass «viele Wege nach Rom führten».
Dass die Erneuerbaren ein derart immenses Potential aufweisen, hatte ETH-Professor Hansjürg Leibundgut vergangene Woche an der Baumesse in Bern in den Raum gestellt (siehe Solarmedia vom 13. November 2010). Er verknüpft in unterdessen mehreren Beispielen energetisch gut gedämmte Häuser mit einer Erdspeicherung, in die Wärme im Sommer eingelagert und im Winter über Wärmepumpen nutzbar gemacht wird – womit Gebäude autark von externer Energiezufuhr würden, vorausgesetzt auch der für den Wärmepumpenbetrieb nötige zusätzliche Strom könnte durch gebäudeeigene Solaranlagen erzeugt werden. Noch tobt eine heftige Auseinandersetzung über die konkrete Realisierbarkeit dieser Frage – unter anderem auch in einer der grossen Zürcher Wohnbaugenossenschaften, wo ein solche Anergie-Netz erstellt werden soll (weitere Angaben unter www.viagialla.ch).
Die gestellten Fragen finden insofern zusammen, als eine positive Antwort zur Möglichkeit energieautarker Gebäude die Notwendigkeit der Atomenergie abschlägig beantworten würde. Der Atomenergie erwächst an einer weiteren Front Widerstand, nämlich an wohl bedeutendsten, der wirtschaftlichen. Die Vermutung sei gewagt, Atomenergie erledige sich demnächst von allein – die Abfallproblematik allerdings bleibt erhalten.
© Solarmedia
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