Mittwoch, 22. Dezember 2010

AKW-Betreiber sollen bekennen

Die Schweizer Sektion von Greenpeace hat sich in einem offenen Brief an Aktionäre und Strombezüger des AKW Gösgen gewandt. Gefordert werden einerseits Transparenz in der Wiederaufbereitung, andrerseits die Übernahme von Verantwortung für die massiven Schäden, die für Menschen und Umwelt vor Ort entstehen (siehe auch Atominfomedia vom 19. November 2010). Atominfomedia dokumentiert den Brief:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Seit Anfang September 2010 ist bekannt, dass das Kernkraftwerk Gösgen (siehe Bild - Foto: Guntram Rehsche) Brennmaterial aus der kerntechnischen Anlage Majak in Russland bezieht. Im November besuchte eine Greenpeace-Delegation gemeinsam mit Schweizer Medienschaffenden die Umgebung von Majak. Die Umweltorganisation hat Messungen durchgeführt und an verschiedenen Standorten Strahlungswerte so hoch wie in Tschernobyl gemessen. Die Gewässer und der Boden sind verseucht mit den radioaktiven Abfällen aus 60 Jahren Majak-Betrieb, die auch zu schweren Umweltkatastrophen führten. Greenpeace liegen zudem Dokumente u.a. der Anlagebetreiber selbst vor, die belegen, dass auch der aktuelle Betrieb neue Radioaktivität in die Umwelt bringt. Die Krebsrate in der Region Tschelyabinsk ist überdurchschnittlich hoch, ebenso die Zahl der Fehlgeburten. Viele Kinder kommen mit genetischen Schäden und zum Teil schwersten Behinderungen zur Welt. Aus Sicht von Greenpeace besteht keine Perspektive, in der Anlage innert nützlicher Frist eine saubere Produktion zu ereichen. Einzig eine gründliche Sanierung des gesamten Gebiets würde die Menschen vor der radioaktiven Gefahr schützen.

Ihr Unternehmen bzw. Ihr Kanton ist am KKW Gösgen beteiligt. Deshalb fordern wir Sie auf, Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit über folgende Problemstellungen abzulegen:
Zur Transparenz:

1. Über welche Informationen verfügt das KKW Gösgen bezüglich der Einhaltung von Sicherheits- und Umweltschutzstandards in den Produktionsprozessen der Majak-Anlage?

2. Können die heutigen Geschäfte mit Majak mit Umweltauflagen verknüpft werden, im Wissen dass die Schweizer KKW-Betreiber keine direkten Verträge mit Majak haben und dass die Verträge bereits abgeschlossen wurden?

3. Wie kann garantiert werden, dass in der Majak-Anlage und in ihrer Umgebung Schutz für Mensch und Umwelt sichergestellt ist?

4. Kann aus Ihrer Sicht der Bezug von Brennmaterial aus Majak verantwortet werden kann oder werden die Verträge jetzt aufgelöst? Wenn ja, ab wann?

5. Sind die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre bereit, ab jetzt eindeutige und vollständige Angaben zur Herkunft des Brennmaterials auf freiwilliger Basis öffentlich zu machen, wie der Bundesrat es anregt?

6. Wann stellen die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre eine umfassende Information über die Problemlage ins Internet?
Zu Menschenrechtsaspekten:

7. Welche Haftungs- und menschenrechtlichen Verantwortungen ergeben sich aus dem Bezug der Brennelemente für die Lieferanten sowie die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre?

8. Welche sofortigen und langfristigen Massnahmen werden die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre zur Verantwortungsübernahme ergreifen?

9. Wie sind die KKW Gösgen AG und ihre Aktionäre gewillt, diese moralische Verantwortung gegenüber den Direktbetroffenen zu tragen?

Quelle: Greenpeace Schweiz

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