Mittwoch, 18. September 2013

Mehrheit lehnt Atomenergie ab

Die Schweizer Bevölkerung steht der Atomenergie zunehmend kritisch gegenüber. 57 Prozent lehnen sie laut einer Umfrage des Bundes ab. Fast alle finden zudem, dass die Entsorgung radioaktiver Abfälle jetzt angepackt werden muss, dies trotz Zweifeln an einer sicheren Lösung.


In einer ersten Erhebung des Bundesamtes für Energie (BFE) hatten sich 1998 noch 52 Prozent eher oder vollständig gegen die Atomkraft ausgesprochen. 41 Prozent befürworten gemäss der neuen Umfrage vom Juni 2013 diese Energieform, gegenüber 40 Prozent vor fünf Jahren, wie das BFE am Mittwoch mitteilte (im Bild das weltälteste AKW in Beznau).  Mit 34 Prozent ist die Zustimmung bei den Frauen geringer als bei den Männern, von denen sich 49 Prozent zur Atomenergie bekennen. In der Deutschschweiz, wo alle fünf AKW des Landes stehen, zählen sich zwischen 43 und 46 Prozent zu den Befürwortern, mehr als in den anderen Landesteilen mit jeweils 33 Prozent. 
   
95 Prozent der gut 1000 Befragten sind laut BFE der Ansicht, dass jetzt eine konkrete Lösung für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle gefunden werden muss und das Problem nicht nachfolgenden Generationen überlassen werden darf (2008: 97%). Allerdings denken heute 82 Prozent, dass es kein sicheres Rezept dafür gibt. 2008 waren es noch 77 Prozent. Für die Hälfte der Befragten ist die geologische Tiefenlagerung die am besten geeignete Methode für die langfristige Lagerung. Falls ein solches Lager in ihrer Nähe gebaut würde, befürchten ebenfalls 50 Prozent mögliche Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt. 28 Prozent beunruhigt, dass radioaktive Stoffe entweichen könnten. Annähernd zwei Drittel (63%) der Befragten fühlen sich über radioaktive Abfälle zu wenig informiert. So geht fast die Hälfte fälschlicherweise davon aus, dass die Schweiz derzeit Atommüll im Meer versenkt. 71 Prozent wissen, dass es verschiedene Abfallkategorien gibt, 85 Prozent halten alle davon für sehr gefährlich. 

Informationen zu diesem Themenkreis werden vor allem dann als vertrauenswürdig eingeschätzt, wenn sie von unabhängigen Quellen stammen, insbesondere von Nichtregierungsorganisationen (38%), Wissenschaftlern (36%) und internationalen Organisationen, die sich für die friedliche Nutzung der Atomenergie einsetzen (33%). 32 Prozent erachten die Informationen der Nagra als vertrauenswürdig, deutlich mehr als 2008 (24%). Nur rund ein Fünftel (21%) vertraut den Verlautbarungen des Bundesrates und der Nuklearindustrie, nur 7 Prozent den Medien. 

Quelle: SDA / Bild: Guntram Rehsche

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Montag, 16. September 2013

Brasilien verzichtet auf neue AKW

Mehrere Schweizer Medien berichten relativ prominent über den Ausstieg Brasiliens aus der Atomkraft - die grossen Zeitungen bleiben allerdings kleinlaut - hier ein Querschnitt aus der Schweizer Presse.

In Folge der Katastrophe im japanischen AKW Fukushima kehrt auch Brasilien der Atomenergie den Rücken und will stattdessen auf Windenergie setzen. Es sei unwahrscheinlich, dass die Regierung an ihren bisherigen Plänen festhalte und bis 2030 vier neue Atomreaktoren bauen werde, sagte Mauricio Tolmasquim, Chef der staatlichen Energieplanungsbehörde, in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

In Deutschland war Kritik an der Exportförderung zugunsten eines brasilianischen AKW aufgekommen.







Wie viele AKW in Brasilien stattdessen entstehen sollen, wollte er jedoch nicht sagen. Derzeit ist in Brasilien ein Atomkraftwerk im Bau - ausgestattet mit Technologie von Siemens -KWU. Nach dem Zwischenfall in Japan seien die Pläne für den Bau von AKW zunächst auf Eis gelegt worden, erklärte Tolmasquim. "Dies ist der grosse Moment der Windenergie", fügte er hinzu. Der Erfolg dieser Technologie führe derzeit dazu, dass auch die Ambitionen für Solarenergie gestutzt würden. Wind-Strom koste in Brasilien nur etwa ein Viertel von Solar-Strom.

Das rasante Wirtschaftswachstum in Brasilien hat den Bedarf an Energie in den vergangenen Jahren drastisch erhöht. Derzeit deckt das Land noch rund 75 Prozent der Nachfrage mit Wasserkraft. Dadurch ist die Wirtschaft jedoch verwundbar für Trockenperioden geworden. 

Quellen: SDA / Luzerner Zeitung / Blick

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Sonntag, 1. September 2013

44 Jahre Beznau sind genug

Ein Dutzend Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten haben am Wochenende vor dem ältesten AKW der Welt ein drei Meter grosses und mehrere hundert Kilogramm schweres Mahnmal aufgestellt, um in Erinnerung zu rufen, dass die Schweizerinnen und Schweizer keine Versuchskaninchen sind: „Stoppt das Experiment: Beznau abschalten!“, steht auf Bannern der friedlichen Protestaktion, die noch läuft.

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„Das AKW Beznau ging vor genau 44 Jahren ans Netz und entspricht überhaupt nicht mehr dem Stand der Technik. Wir haben weltweit keine Erfahrung mit einem derartig uralten AKW“, sagt Greenpeace-Atomcampaigner Florian Kasser. Mit jedem weiteren Betriebstag wird ein grossflächiges Experiment durchgeführt, bei dem wir alle als Versuchskaninchen dienen.

Dass zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung Angst vor Atomkraftwerken hat, wie kürzlich eine ETH-Studie ergab, überrascht absolut nicht: „Das AKW Beznau weist besorgniserregende Sicherheitsmängel auf: die unzuverlässige Notstromversorgung sowie Risse im Reaktordeckel und Korrosion im Stahlcontainment“, sagt Kasser. Zudem ist der Sicherheitsbehälter nicht genügend dick, um einem Flugzeugabsturz standzuhalten, und die Anlage nicht ausreichend gegen Hochwasser und Erdbeben gesichert.

Die Auswirkungen eines Unfalls wie in Fukushima wären katastrophal: In der dichtbesiedelten Schweiz, aber auch im Rest Europas und insbesondere in Deutschland - das nur ein paar Kilometer von der Anlage entfernt ist - würde es zu einer grossflächigen Verstrahlung kommen. Derzeit investiert der Energiekonzern Axpo 700 Millionen in die Nachrüstung der Altreaktoren. Diese Investitionen sind absurd: Um die beiden Reaktordeckel zu ersetzen, müssen riesige Löcher in den Sicherheitsbehälter der beiden Anlagen gebohrt werden, weil die normalen Eingangsschleusen zu eng sind. Solche Massnahmen sind gefährlich und lösen die Probleme keineswegs: Verschiedene Defizite können aus räumlichen und bautechnischen Gründen nicht behoben werden.

Mit der Aktion verlangen die Greenpeace-Aktivisten deshalb von der Axpo, dass sie sofort einen Schlussstrich zieht und die Anlage abschaltet: Das ersparte Geld muss der Betreiber in den Ausbau von erneuerbaren Energien investieren. Seit 1997 gab es im AKW Beznau 40 meldepflichtige Störfälle, Tendenz steigend. Kein Wunder: Die Anlage ist altersbedingt besonders anfällig. „In Deutschland hat man das annähernd gleich gebaute Atomkraftwerk Obrigheim trotz einem Antrag des Betreibers auf Verlängerung der Laufzeit stillgelegt“, schrieb kürzlich in der NZZ am Sonntag Dieter Majer, ehemaliger Leiter des Bereichs „Sicherheit kerntechnischer Anlagen“ im deutschen Bundesumweltministerium. Und dies, wohlgemerkt, nach 36 Jahren Laufzeit.

Weltweit wurden Siede- und Druckwasserreaktoren bereits viel früher, das heisst im Durchschnitt nach 23 Jahren, stillgelegt, wie eine Auswertung der Statistiken der Internationalen Atomenergie-Agentur zeigt. „Eine allgemeine Laufzeitbeschränkung von 40 Jahren, wie sie Greenpeace und andere Organisationen mit einer Petition verlangen, ist deshalb nicht anderes als dringend und internationaler Standard“, sagt Kasser.

Quelle: Greenpeace

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