Dienstag, 21. Juni 2011

Fast weltweite Ablehnung

Knapp 80 Prozent der Deutschen sprechen sich gegen die Energiegewinnung durch Atomkraft aus, 51 Prozent davon sind sogar „sehr dagegen“. Nur fünf Prozent der Deutschen sind „sehr“, 16 Prozent „etwas überzeugt“ von Atomenergie. Aber: Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat sich die Einstellung zu Atomstrom nicht nur in Deutschland verändert.

In einer von Ipsos für Reuters News durchgeführten Umfrage in 24 Ländern, gaben 62 Prozent der Befragten an, nukleare Energiegewinnung abzulehnen, davon lehnt jeder Dritte (34%) sie sogar stark ab. Ein Viertel (26%) der Atomkraftgegner weltweit gab an, die Katastrophe in Fukushima habe bei ihnen diese Einstellung ausgelöst. In Deutschland gaben allerdings nur 16 Prozent an, dass die Ereignisse in Japan ihre Meinung maßgeblich beeinflusst hätten, mehr als drei Viertel (77%) der Gegner waren schon vor Fukushima gegen Atomenergie. Die Italiener haben laut Umfrageergebnissen weltweit die größte Abneigung gegen Atomkraft. Denn von den 81 Prozent Ablehnern, sind 61 Prozent „starke“ Ablehner. Dabei geben 80 Prozent der AKW-Verneiner an, nicht erst seit Fukushima zu dieser Gruppe zu gehören. In Mexiko sind 81 Prozent der Befragten Atomkraft gegenüber abgeneigt (davon 52% stark).

Mehrheitliche Unterstützung findet die Nuklearenergie in Indien (61%), Polen (57%), den USA (52%), aber auch Schweden (50%) und Großbritannien (48%) weisen hohe Befürworteranteile auf. In Japan sind immerhin noch 36 Prozent der Befragten eher für Atomkraft, auch wenn nur fünf Prozent starke Unterstützer sind. Über die Hälfte der 58 Prozent japanischen Atomkraftgegner sind erst aufgrund des Reaktordesasters in ihrem Land zu AKW-Gegnern geworden.

Fast drei Viertel der weltweit Befragten sehen Atomkraft nicht als Langzeitlösung. 73 Prozent der Befragten weltweit glauben, dass atomare Energiegewinnung begrenzt ist und bald überflüssig wird. Nur 27 Prozent halten sie für eine adäquate Langzeitlösung. In Russland (57%) und Saudi Arabien (54%) hingegen glauben die Befragten mehrheitlich, dass Nuklearenergie auch in Zukunft unverzichtbar sei. Indien (50%) und selbst Japan (45%) haben ebenfalls hohe Anteile an Vertretern dieser Meinung. In den Ländern mit den bisher schwersten atomaren Vorfällen, Russland und Japan wird die Modernisierung der Atomenergiegewinnung am stärksten unterstützt (73% und 71%). Aber auch in Deutschland würden 46 Prozent die Modernisierung der nuklearen Energiegewinnung vorantreiben wollen.

70 Prozent der Befragten weltweit wollen keinen Bau von neuen Atomkraftwerken. Nur in Polen würde mehr als die Hälfte den Neubau unterstützen. Auch in Indien (49%), den USA (44%), Großbritannien (43%) und Schweden (43%) würden neugebaute Atomkraftwerke Unterstützer finden. In Brasilien (89%), Mexiko (87%), Deutschland (85%) und Italien (83%) hingegen, sprachen sich die Befragten für einen Baustopp aus. Trotz der erwähnten Sympathiebekundungen findet nukleare Energiegewinnung gegenüber alternativen Modellen weltweit wenig Anhänger. Nur 38 Prozent der Befragten hält Atomkraft für eine gute Methode zur Energiegewinnung. Solar- (97%), Wind- (93%) und Wasserkraft findet dagegen großen Anklang.

Die Ergebnisse stammen aus einer Ipsos-Umfrage, die zwischen dem 6. und 21. April 2011 in 24 Ländern im Auftrag von Thompson Reuters News Service durchgeführt wurde. Die teilnehmenden Länder sind aus den obigen Charts ersichtlich. Für die Studie wurde eine internationale Stichprobe von Erwachsenen in den USA und Kanada und zwischen 16 und 64 Jahren, in allen anderen Ländern zwischen 18 und 64 Jahren, gezogen. Die ungewichtete Basis der Befragten betrug 18.787 Personen. Etwa 1000 Personen wurden pro Land befragt, mit Ausnahme von Argentinien, Indonesien, Mexiko, Polen, Saudi Arabien, Südafrika, Südkorea, Schweden, Russland und der Türkei, in der die Stichproben etwa bei 500 lagen.

Quelle: Ipsos GmbH

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