Samstag, 30. Juni 2012

Gösgen abgeschaltet


Eine defekte Diode hat im Atomkraftwerk Gösgen im Kanton Solothurn am Samstagabend eine Schnellabschaltung des Reaktors ausgelöst. Radioaktivität trat bei dem Vorfall nicht aus, wie die Betreiber in einem Communiqué mitteilten. 

Das AKW sei in einem sicheren Zustand. Die defekte Diode löste gemäss den Angaben kurz vor 18.30 Uhr ein falsches Schutzsignal aus. Dies führte dann zur Schnellabschaltung der Anlage. Die Folge: Es wurde von aussen sicht- und hörbar automatisch Dampf abgelassen, wie Robert Joho von der Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG auf Anfrage sagte.

Bis zum späten Abend wurde die defekte Diode ausgewechselt, wie Joho berichtete. Laut seinen Angaben sollte die Anlage im Lauf der Nacht wieder angefahren werden. Die Kraftwerkbetreiber informierten die Atom-Aufsichtsbehörde ENSI über den Vorfall.

Um 4.45 Uhr heute Sonntagmorgen nahm das AKW die Stromproduktion wieder auf. Die defekte Diode sei ersetzt und sämtliche Sicherheitssysteme überprüft worden, hiess es. Die Kraftwerkbetreiber informierten die Atom-Aufsichtsbehörde ENSI über den Vorfall.
Die defekte Diode löste gemäss den Angaben kurz vor 18.30 Uhr ein falsches Schutzsignal aus. Dies führte dann zur Schnellabschaltung der Anlage. Die Folge: Es wurde von aussen sicht- und hörbar automatisch Dampf abgelassen.

Quelle: SDA / Agenturen / Bild: Guntram Rehsche

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Donnerstag, 28. Juni 2012

Tödliche Strahlen in Fukushima

Im Wrack des japanischen Atomkraftwerks Fukushima sind lebensgefährlich hohe Strahlungswerte gemessen worden. Der Energiekonzern Tepco teilte am Mittwoch mit, dass im Untergeschoss des Gebäudes von Reaktor Nummer eins Rekordwerte an Radioaktivität festgestellt worden seien.



 

Die Strahlung sei so stark, dass ein Mensch schon nach Minuten erkranken und in kurzer Zeit sterben würde, erklärte die Betreiberfirma des AKW weiter. Nach nur 20 Sekunden unter solchem Strahlungseinfluss sei die zulässige Jahresdosis für Arbeiter des Atomkraftwerks erreicht. Aufgrund der radioaktiven Strahlung müsse der Abbau dieses Teils der Anlage mit Hilfe von Robotern erfolgen, so Tepco.

Das Unternehmen hatte für die Messung eine Kamera und andere Utensilien über die Kanalisation in das Reaktorgebäude gebracht. Die dortigen Strahlenwerte sind zehn Mal höher als in den anderen beiden ebenfalls havarierten Reaktoren zwei und drei. In den drei Meilern war es im März 2011 nach einem Stromausfall in Folge eines Erdbebens und eines Tsunamis zu einer Kernschmelze gekommen. Die vier Reaktoren in Fukushima sollen nun demontiert werden. Dazu muss wegen der hohen Strahlenbelastung noch Spezialtechnik entwickelt werden. Die Arbeiten dauern voraussichtlich 40 Jahre lang. 

Quelle: Agenturen

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Montag, 25. Juni 2012

CH: Filz in Atombehörde?

Der Nuklearexperte Marco Buser ist aus Protest aus der Eidgenössischen Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) ausgetreten. Er wirft dem Bundesamt für Energie (BFE), dem Eidg. Nuklearinspektorat (Ensi) und der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) Filz vor. 

Er habe genug, sagte Buser gemäss Nachrichtenagentur SDA im Interview mit der «SonntagsZeitung». «Die Suche nach einem Tiefenlager für Atommüll läuft aus dem Ruder, doch alle Empfehlungen von uns unabhängigen Experten werden von den zuständigen Behörden in den Wind geschlagen». Weil dem BFE die Fachkompetenz fehle, könne die Nagra das Verfahren im Hintergrund steuern, erklärte Buser, der als KNS- Mitglied jahrelang den Bundesrat in Atomfragen beraten hatte. «Diese Behörde (das BFE) entscheidet sehr autoritär über ein Gebiet, in dem sie wenig Fachwissen hat. Das schwächt ihre Unabhängigkeit.»

Dem Ensi attestiert Buser zwar mehr Fachwissen als dem BFE, aber es stehe der Nagra ebenfalls zu nahe. «Auch von den Leuten in den Standortregionen höre ich immer dasselbe: BFE, Nagra und Ensi steckten unter einer Decke», sagte Buser. Der Filz bestehe darin, dass die Mitglieder der verschiedenen Behörden und Stellen miteinander verbandelt seien und Informationen austauschten. «Der Kontrolleur ist Copain mit dem Kontrollierten», fasste Buser seine Kritik zusammen. Als Beispiel für seine Vorwürfe nennt der Atomexperte den Zeitplan für die Suche nach einem Tiefenlager: Seit 2008 weise die KNS erfolglos immer wieder darauf hin, dass der Zeitplan unrealistisch sei. Zudem brauche es Risikostudien, wie der Atomabfall in den Untergrund verfrachtet werden solle. Diese Einwände der KNS würden - auf Anraten der Nagra - von den Behörden nicht beachtet.

Buser übt auch Kritik an der Strategie der Behörden: «Die Lagersuche ist grundsätzlich falsch konzipiert», sagte er. Zurzeit würden Oberflächengebäude an allen möglichen Standorten diskutiert. Das sei die falsche Reihenfolge: «Zuerst muss man die Geologie anschauen und feststellen, ob sich ein Standort eignet.» Wenn nicht, mache es keinen Sinn, dort über Oberflächenanlagen zu diskutieren.
DasUvek prüft nach eigenen Angaben die Aussagen Busers.

Für ein Atomabfall-Tiefenlager kommen derzeit sechs Regionen in Frage. Anfang Jahr machte die Nagra Vorschläge, wo die oberirdischen Gebäude zu stehen kommen könnten. Die Vorschläge für die Tiefenlagerportale teilen sich auf die Gebiete Jura-Ost (ehemals Bözberg AG, 4 Vorschläge), Jura-Südfuss (AG, 4 Vorschläge), Nördliche Lägern (AG/ZH, 4 Vorschläge), Zürich Nordost (ZH, 4 Vorschläge), Südranden (SH, 3 Vorschläge) und Wellenberg (NW, 1 Vorschlag) auf. In einem nächsten Schritt sollen sich die betroffenen Regionen nun äussern können. Schon ungefähr Ende 2012 will die Nagra danach für jedes mögliche Lager einen Standort für die Oberflächenanlagen festlegen. In der laufenden zweiten Etappe für die Tiefenlagerauswahl wird in den kommenden vier Jahren auch die Sicherheit der möglichen Standorte geprüft. Am Ende muss die Nagra mindestens zwei Standorte für schwach- und mittelradioaktive Abfälle und mindestens zwei Standorte für hochradioaktive Abfälle auswählen. Ein definitiver Entscheid des Bundesrats - vor der Zustimmung des Parlaments und absehbarer Referendumsabstimmung - soll spätestens in zehn Jahren fallen.  

Quelle: Agenturen / Atominfomedia

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Donnerstag, 21. Juni 2012

Atomkonzern Toshiba goes solar

Nur einen Tag nach Veröffentlichung der Fördertarife für erneuerbare Energien in Japan gab mit Toshiba einer der grössten Atomkonzerne seinen Einstieg in den Bau von Solaranlagen bekannt. Gemäss Reuters will Toshiba gar eines der weltgrössten Photovoltaik-Projekte realisieren.

Noch hält in Japan die Auseinandersetzung um die Wiederinbetriebnahme der still gelegten Atomkraftwerke (AKW) an - erst deren zwei von über 50 haben kürzlich eine entsprechende Bewilligung erhalten. Es hält aber auch der Widerstand der Bevölkerung an gegen die mit den Erfahrungen von Fukushima im Hintergrund als verheerend erachtete Atomtechnologie. Diesem Atomunwillen erweist nun offenbar mit Toshiba sogar einer der grössten Atomkonzerne die Referenz - und steigt gross ins Solargeschäft ein.


Schon weit verbreitet sind in Japan PV-Dachanlagen - jetzt kommen Solarkraftwerke grossen Stils hinzu (Bild: Solar-Frontier).






Für das Projekt hat Toshiba die von Tsunami und Kernschmelze verheerend getroffenen Region rund um Fukushima an der nordöstlichen Küste Japans gewählt. Gemäss einer Mitteilung von Toshiba vom Mittwoch sollen Solaranlagen mit einer Leistung von insgesamt 100 Megawatt erstellt werden. Die Gesamtkosten werden sich auf rund 350 Millionen Franken belaufen. Mit dem Vorhaben übertrifft Toshiba auch seinen ewigen Rivalen Kyocera, der die Erstellung eines 70-Megawatt-Solarkomplexes angekündigt hatte (siehe Solarmedia vom 13. April 2012). Die Bauten für das Toshiba-Projekt sollen noch im laufenden Jahr begonnen und 2014 abgeschlossen werden.

Die Absichtserklärung des Elektrokonzerns fällt zusammen mit den konkreten Beschlüssen der japanischen Regierung, neue Einspeisetarife für die erneuerbaren Energien und insbesondere für Solarstrom einzuführen - die bereit mit Beginn des Monats Juli in Kraft treten (siehe Solarmedia vom 20. Juni 2012).

Quelle: Reuters / © Text: Solarmedia

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Dienstag, 12. Juni 2012

«Atomausstieg ist möglich»

Am Dienstag präsentierte der Verband der Schweizer Elektrizitätsunternehmen (VSE) drei Wege in eine AKW-freie Stromzukunft bis 2050. Das ist sehr erfreulich und zeigt, dass die Schweizer Strom-Versorgungssicherheit auch ohne das Risiko der AKW gewährleistet werden kann, wie die Schweizerische Energiestiftung (SES) in einer Mitteilung festhält.

Leider schüre der VSE völlig unnötige Ängste mit hohen Kosten und vergisst: «Die Stromzukunft kostet so oder so. Die Frage ist lediglich, ob wir in eine veraltete Hochrisikotechnologie investieren, oder in erneuerbare Energien und Effizienz», sagt Jürg Buri, Geschäftsleiter der SES. Gerne geht beim VSE vergessen, dass auch neue Atomkraftwerke samt Backend- und Haftpflicht-Kosten die Schweizer Volkswirtschaft teuer zu stehen kommen würden. Der Weg über erneuerbare Energien schafft indessen statt milliardenteurer Atommüllberge einen Mehrwert: «Die Schweiz bekommt so mehr fürs Geld: Energieunabhängikeit, echte Versorgungssicherheit und einheimische Arbeitsplätze», so Buri.

Mittelfristig ein Bild der Vergangenheit? Selbst die Stromunternehmen fassen nun die Folgen eines Ausstiegs aus der Atomkraft ins Auge - wenn auch mit einer anderen Beurteilung der Konsequenzen. (Bild: AKW Gösgen - Guntram Rehsche)





 

Der VSE hatte seit letztem Sommer eine ganze Reihe von Studien in Angriff genommen. Die nun  veröffentlichte Gesamtbetrachtung “Wege in die neue Stromzukunft” haben 50 Spezialisten aus der Branche erarbeitet. Dabei ging es um die Frage, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Konsequenzen eine Stromversorgung ohne Ersatz der heutigen Kernkraftwerke realisiert werden kann. Die Experten haben die Frage aus Sicht des VSE anhand von drei konsistenten Szenarien beantwortet, die sich jeweils hinsichtlich politischer Weichenstellung und gesellschaftlicher Akzeptanz unterscheiden.

Szenario 1 geht zwar von verstärkten Vorschriften für Stromeffizienz und Förderung erneuerbarer Energien aus, rechnet aber mit einem weiter steigenden Strombedarf. Die Folge: Ein Viertel der Energie muss weiterhin importiert werden und der Ausstieg aus der Kernkraft geht nur mit 7-8 Gaskombikraftwerken sowie wo sinnvoll WKK. Zudem steigen die Gesamtkosten für Stromerzeugung und Netze bis 2050 gegenüber heute auf 118 Milliarden Franken, was einer Kostensteigerung von ca. 30 Prozent entspricht.

Szenario 2 geht von einem stärkeren Willen zum Energiesparen aus, inklusive starker Lenkung über hohe Verbrauchssteuern. Bis 2050 würden 70 Prozent der Energie aus erneuerbaren Formen entstehen, zum Beispiel mit knapp 1000 Windkraftwerken, 8 Wasserkraftwerken der Grösse des Kraftwerks Rheinfelden und 7000 Photovoltaik-Anlagen in der Grösse der Anlage auf dem Stade de Suisse. Trotzdem würden 4-5 Gaskombikraftwerke und wo sinnvoll WKK notwendig sein. Und das ganze Investitionspaket würde die Kosten um 45 Prozent auf 135 Milliarden Franken steigen lassen.

Szenario 3 ist der radikalste Umbau. Der Stromverbrauch geht unter anderem dank starker Lenkungsabgaben um 7 Prozent zurück. Es wird massiv in erneuerbare Energien investiert, zum Beispiel mit 1250 Windkraftwerken, 10 Wasserkraftwerken der Grösse des Kraftwerks Rheinfelden und Photovoltaik-Anlagen, die 11’500 Mal derjenigen auf dem Stade de Suisse entsprechen. Die Gesamtkosten steigen um 75 Prozent auf 150 Milliarden Franken. Dafür braucht dieses Szenario keine Gaskombikraftwerke und importiert wird ausschliesslich Strom aus erneuerbarer Energie.

Der VSE will mit der Studie Grundlagen liefern und seine Forderung untermauern, dass die Massnahmen zur Gestaltung der künftigen Stromversorgung nur anhand verschiedener Szenarien beurteilt werden können. Er will für die Diskussionen Transparenz schaffen. Die praktische Umsetzung eines jeden der drei Szenarien wird tiefe Einschnitte in das Alltagsleben der Schweiz bringen und es wird je nach Ausprägung zu Zielkonflikten kommen, die sichtbar gemacht werden müssen. Diese müssen von Gesellschaft und Politik entschieden und getragen werden.

Quellen: SES / SDA

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