Der Nuklearexperte Marco Buser ist aus Protest
aus der Eidgenössischen Kommission für nukleare Sicherheit (KNS)
ausgetreten. Er wirft dem Bundesamt für Energie (BFE), dem Eidg.
Nuklearinspektorat (Ensi) und der Nationalen Genossenschaft für die
Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) Filz vor.
Er habe genug, sagte
Buser gemäss Nachrichtenagentur SDA im Interview mit der «SonntagsZeitung». «Die Suche nach einem
Tiefenlager für Atommüll läuft aus dem Ruder, doch alle Empfehlungen von
uns unabhängigen Experten werden von den zuständigen Behörden in den
Wind geschlagen». Weil dem BFE die Fachkompetenz fehle, könne die Nagra das
Verfahren im Hintergrund steuern, erklärte Buser, der als KNS- Mitglied
jahrelang den Bundesrat in Atomfragen beraten hatte. «Diese Behörde
(das BFE) entscheidet sehr autoritär über ein Gebiet, in dem sie wenig
Fachwissen hat. Das schwächt ihre Unabhängigkeit.»
Dem Ensi
attestiert Buser zwar mehr Fachwissen als dem BFE, aber es stehe der
Nagra ebenfalls zu nahe. «Auch von den Leuten in den Standortregionen
höre ich immer dasselbe: BFE, Nagra und Ensi steckten unter einer
Decke», sagte Buser. Der
Filz bestehe darin, dass die Mitglieder der verschiedenen Behörden und
Stellen miteinander verbandelt seien und Informationen austauschten.
«Der Kontrolleur ist Copain mit dem Kontrollierten», fasste Buser seine
Kritik zusammen. Als Beispiel für seine Vorwürfe nennt der
Atomexperte den Zeitplan für die Suche nach einem Tiefenlager: Seit 2008
weise die KNS erfolglos immer wieder darauf hin, dass der Zeitplan
unrealistisch sei. Zudem brauche es Risikostudien, wie der Atomabfall in
den Untergrund verfrachtet werden solle. Diese Einwände der KNS würden -
auf Anraten der Nagra - von den Behörden nicht beachtet.
Buser
übt auch Kritik an der Strategie der Behörden: «Die Lagersuche ist
grundsätzlich falsch konzipiert», sagte er. Zurzeit würden
Oberflächengebäude an allen möglichen Standorten diskutiert. Das sei die
falsche Reihenfolge: «Zuerst muss man die Geologie anschauen und
feststellen, ob sich ein Standort eignet.» Wenn nicht, mache es keinen
Sinn, dort über Oberflächenanlagen zu diskutieren.
DasUvek prüft nach eigenen Angaben die Aussagen Busers.
Für
ein Atomabfall-Tiefenlager kommen derzeit sechs Regionen in Frage.
Anfang Jahr machte die Nagra Vorschläge, wo die oberirdischen Gebäude zu
stehen kommen könnten. Die Vorschläge für die Tiefenlagerportale
teilen sich auf die Gebiete Jura-Ost (ehemals Bözberg AG, 4 Vorschläge),
Jura-Südfuss (AG, 4 Vorschläge), Nördliche Lägern (AG/ZH, 4
Vorschläge), Zürich Nordost (ZH, 4 Vorschläge), Südranden (SH, 3
Vorschläge) und Wellenberg (NW, 1 Vorschlag) auf. In einem
nächsten Schritt sollen sich die betroffenen Regionen nun äussern
können. Schon ungefähr Ende 2012 will die Nagra danach für jedes
mögliche Lager einen Standort für die Oberflächenanlagen festlegen. In
der laufenden zweiten Etappe für die Tiefenlagerauswahl wird in den
kommenden vier Jahren auch die Sicherheit der möglichen Standorte
geprüft. Am Ende muss die Nagra mindestens zwei Standorte für schwach-
und mittelradioaktive Abfälle und mindestens zwei Standorte für
hochradioaktive Abfälle auswählen. Ein definitiver Entscheid des
Bundesrats - vor der Zustimmung des Parlaments und absehbarer
Referendumsabstimmung - soll spätestens in zehn Jahren fallen.
Quelle: Agenturen / Atominfomedia
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