Freitag, 23. Mai 2014

SchweizerInnen wollen Atomausstieg

Als hätte es noch eines Beweises bedurft: Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung befürwortet den Atomausstieg. Zudem sind Schweizer immer offener für alternative Energiequellen im eigenen Heim. Die geht aus einer Umfrage der Universität St. Gallen hervor. 

Demnach sagt die Mehrheit der schweizerischen Bevölkerung Ja zum Atomausstieg, wie das «4. Kundenbarometer Erneuerbare Energien» 2014 der Universität St. Gallen (HSG) zeigt. Die Studie wurde durch die Bankengruppe Raiffeisen finanziert. 77 Prozent der Schweizer würden der Studie zufolge in einer Volksabstimmung für den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie bis ins Jahr 2034 stimmen.
Die Studie basiert auf einer repräsentativen Stichprobe der Schweizer Privathaushalte. Von den 1264 Befragten wohnen 26 % in der Westschweiz, 24 % im Gebiet der (Vor-)Alpen und 50 % im Mittelland. Befragt wurde zwischen dem 15. und 24. Januar 2014 mittels Online-Panel durch das Marktforschungsinstitut amPuls. In den Augen der Befragten sei der Ausstieg ein Einstieg in die erneuerbaren Energien, sagte Sylviane Chassot vom Lehrstuhl für Management Erneuerbarer Energien der HSG auf einem Branchenforum in St. Gallen. 46 Prozent der Hauseigentümer würden mittlerweile Energietechnologien wie Solarthermie, Photovoltaik oder Wärmepumpen nutzen. 2012 waren es noch 41 Prozent.

Ziel der Politik ist es nun, die erneuerbaren Energien näher an den Markt zu führen. Markt und Wettbewerb sollen in der gesamten Schweiz im Zentrum der Energiepolitik stehen, liess Walter Steinmann, Direktor des Bundesamts für Energie, in einer Mitteilung für das Branchenforum verlauten. Mittelfristig sollen die Anlagenbetreiber selbst für den Absatz des Stroms verantwortlich sein, «denn längerfristig gehen wir ja auch davon aus, dass diese Technologien preislich konkurrenzfähig sind.» Laut Steinmann wird der Kampf um Geschäftsmodelle im sich öffnenden Energiemarkt in den nächsten Jahren intensiver. Durch die Umstrukturierung bei der Energieversorgung träfen alteingesessene Energieversorgungsunternehmen auf Player aus anderen Branchen.

Hier geht es zur >>  Studie 4. Kundenbarometer Erneuerbare Energien (HSG)

Quelle:  Universität St. Gallen  / Diverse Agenturen

^^^ Nach oben

Samstag, 17. Mai 2014

Atomstrom ist unbezahlbar

Den großen vier deutschen Stromkonzernen ging es finanziell noch nie so schlecht wie heute. Sie leiden an unbezahlbaren Folgekosten ihrer Atomkraftwerke, am halben Atomausstieg, an der Stilllegung ihrer Restmeiler und an den Kosten der Energiewende, die sie verschlafen haben. Ein Kommentar von Franz Alt.

Kein Wunder, dass Eon, RWE und EnBW jetzt vorschlagen, der Staat und damit die Steuerzahler mögen die weiteren Kosten des Atomzeitalters übernehmen. Bisher war immer vom billigen Atomstrom die Rede. Doch jetzt ist die Blase endgültig geplatzt wie die Bankenblase 2008. Auch dort wurde verdrängt, vertuscht und gelogen, dass sich die Balken bogen.

Die Atomlobby ist zu einer Entsorgung der ganz besonderen Art gezwungen. Sie muss sich selbst entsorgen und sie muss zugeben, dass die 36 Milliarden Euro bisheriger Rückstellung niemals ausreichen, um die Meiler abzureisen und den Atommüll eine Million Jahre lang zu entsorgen. Damit ist Atomstrom an seiner Unbezahlbarkeit endgültig gescheitert. Und in Deutschland ist in diesen Tagen nur der Anfang vom Ende des Atomzeitalters sichtbar geworden.

Die „Zeit“ nennt das Ansinnen der Konzerne „prinzipiell unanständig, aber sinnvoll“. Und sie hat damit recht.

Schon heute ist mit Atomstrom kein Geld mehr zu verdienen. Das wurde spätestens klar, als E.on ankündigte, sein AKW in Grafenrheinfeld sieben Monate früher zu schließen als von der Bundesregierung gefordert. Die Zeiten, in denen AKW noch Gelddruckmaschinen waren, sind ein für allemal vorbei.

Jetzt wird unerbittlich die realistische Rechnung für den Wahnsinn des Atomzeitalters präsentiert. Mit Marktwirtschaft hat dieses Ansinnen der Konzerne natürlich gar nichts zu tun. Dass beim Atomstrom jemals das Verursacherprinzip der Marktwirtschaft funktionieren könnte, war die eigentliche Illusion, besser der große Selbstbetrug.

Die Konzerne haben Jahrzehnte mit Atomstrom gut Geld verdient, aber selbst damit sind dessen Ewigkeitskosten nicht zu finanzieren. Der einhellige Aufschrei von links bis konservativ gegen die Stiftungsidee der Konzerne ist zwar verständlich, aber erschreckend naiv und unpolitisch. Doch er wird umsonst sein.


Wer, wenn nicht die Steuerzahler soll die Kosten übernehmen, die sonst niemand bezahlen kann? Und die Kosten fallen nun mal an. 

Treuherzig erinnern jetzt die Bundeskanzlerin und viele Konservative an das Verursacherprinzip der Marktwirtschaft. Aber das wird gar nichts nutzen. Am Schluss bleibt nur der Steuerzahler. Das Problem ist nicht die Idee einer öffentlich-rechtlichen Stiftung zum Abwickeln des Atomzeitalters. Das Problem ist, dass sich Millionen Menschen Jahrzehnte lang haben an der Nase herumführen lassen und nicht selbst über die Unbezahlbarkeit der Folgekosten nachgedacht haben. 

Das schmutzige Ende des Atomzeitalters kommt uns alle teuer zu stehen. Wen denn sonst?

Für die Energiewende heißt diese Erkenntnis: Sonne und Wind schicken keine Rechnung und sie verursachen auch nur geringe Folgekosten. Worauf warten wir eigentlich?