Freitag, 28. Januar 2011

Sicherheitsrisiko in Deutschland

Vom Reaktorbetreiber EnBW selbst im Jahr 2007 beantragte umfangreiche Sicherheitsnachrüstungen wurden bislang nicht umgesetzt. Die schwarz-gelbe Koalitionen in Stuttgart und Berlin stört das nicht. Die Deutsche Umwelthilfe nennt verlängerte Laufzeit des zweitältesten Atomkraftwerks in Deutschland „Spiel mit dem atomaren Feuer“. Wegen konzeptioneller Sicherheitsmängel und alterungsbedingter Störanfälligkeit fällt Altreaktor GKN I weit hinter heute geltende Standards zurück.

Seit Mitte dieses Monats ist das Atomkraftwerk Neckarwestheim I (siehe Bild) der erste deutsche Reaktor, der seinen Weiterbetrieb der von der Bundesregierung durchgesetzten Laufzeitverlängerung verdankt. Gleichzeitig gehört der in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts konzipierte und 1976 in Betrieb genommene Reaktorblock zu den störanfälligsten in Deutschland. Vom Betreiber Energie Baden-Württemberg (EnBW) bereits im September 2007 beantragte umfangreiche Nachrüstungen der veralteten Elektro-, Leit- und Sicherheitstechnik werden von dem Energiekonzern nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) offenbar nicht weiterverfolgt, obwohl EnBW seinerzeit beim Stuttgarter Umweltministerium sogar einen Sofortvollzug für die angestrebten Sicherheitsnachrüstungen gefordert hat.

„Der Vorgang ist nicht nur einfach ein Skandal: Angesichts der von der Bundesregierung durchgesetzten Laufzeitverlängerung von mindestens acht Jahren für das AKW Neckarwestheim I bedeutet der Verzicht auf die geplanten Sicherheitsnachrüstungen ein unverantwortliches Spiel mit dem atomaren Feuer zu Lasten der Menschen in Baden-Württemberg und darüber hinaus“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake unter Verweis auf die Vorgeschichte.

Baake: „Niemals hätte Neckarwestheim I ohne Sicherheitsnachrüstungen in die Laufzeitverlängerung gehen dürfen“. Die Tatsache, dass offenbar weder Bundesumweltminister Norbert Röttgen noch seine Stuttgarter Kollegin Tanja Gönner (beide CDU) die Umsetzung der von Neckarwestheim-Betreiber EnBW selbst vor mehr als drei Jahren beantragten Sicherheitsnachrüstungen als Voraussetzung für einen Weiterbetrieb einfordere, werfe „ein bezeichnendes Licht auf die Sicherheitsschwüre der heute für die Atomaufsicht Verantwortlichen“. Schwarz-gelb habe nicht nur die Sicherheitsnachrüstungen nicht durchgesetzt, die während der Debatte über die Laufzeitverlängerungen angekündigt worden waren. Man bestehe nicht einmal auf solche Sicherheitsverbesserungen als Voraussetzung für einen Weiterbetrieb, die die Betreiber selbst vorgeschlagen haben.

Die Sicherheitsnachrüstungen, die die EnBW Kernkraft GmbH im Zusammenhang mit der von ihr seit Ende 2006 angestrebten Strommengenübertragung vom jüngeren Block II auf Block I des AKW Neckarwestheim im September 2007 beantragt hatte, betrafen größtenteils den Kernbereich des Sicherheitskonzepts des Reaktors. Unter anderem sollten die Notstromsysteme räumlich getrennt, zusätzliche Notabschaltsysteme eingerichtet und die Sicherheitsleittechnik modernisiert werden. Die Maßnahmen hätten auch umfangreiche Baumaßnahmen auf dem Kraftwerksgelände erfordert, erläuterte der Sicherheitsexperte Wolfgang Renneberg, der von 1998 bis zum Regierungswechsel 2009 die Reaktorsicherheitsabteilung im Bundesumweltministerium leitete. So war die Errichtung eines turnhallengroßen Gebäudekomplexes geplant, in dem auf einer Grundfläche von mehr als 1.500 Quadratmetern unter anderem Notstromdiesel untergebracht werden sollten. Alle diese Maßnahmen seien bis heute nicht umgesetzt. Der von der EnBW Kernkraftwerk GmbH damals eingereichte Änderungsantrag sei bis heute nicht einmal beschieden.

„Auch die Umsetzung der von EnBW beantragten Nachrüstungsmaßnahmen hätte die grundlegenden konzeptionellen Sicherheitsmängel von Block I in Neckarwestheim nur teilweise lindern aber nicht heilen können“, sagte Renneberg. Dennoch sei nicht nachvollziehbar, warum die Atomaufsicht als Voraussetzung für einen Weiterbetrieb des Reaktors nicht einmal die Maßnahmen einfordere, die EnBW vor drei Jahren selbst für unausweichlich gehalten habe. Neckarwestheim I gehöre als nach Biblis A zweitältester Reaktor in Deutschland zu den Anlagen, die gegenüber dem heutigen Stand der Sicherheitstechnik weit zurückgefallen seien. Die konzeptionellen Schwächen beträfen fast alle Sicherheitsbereiche von den in sicherheitsrelevanten Bauteilen eingesetzten Werkstoffen, über die Zahl und Zuverlässigkeit der Notstromdiesel bis hin zum Schutz gegen Brände und Erdbeben.

Außerdem seien Alterungsprobleme unübersehbar.
So träten sicherheitsrelevante Ereignisse in Block I insgesamt deutlich häufiger auf als in Block II. Die Stromversorgung sicherheitstechnisch wichtiger Komponenten habe in Block I in den vergangenen Jahren fünfmal häufiger über die Notstromdiesel sichergestellt werden müssen als im jüngeren Block II. Sicherheitseinrichtungen müssten in Block I sogar zehnmal häufiger in Aktion treten. Renneberg wies ausdrücklich darauf hin, dass die Überprüfung des AKW Neckarwestheim I durch die Internationale Atomenergieorganisation (IAEA) keine Aussagen über der Defizite der Anlagentechnik beinhalte. Die 2007 durchgeführte, so genannte OSART-Mission (Operational Safety Review Team) führt die Stuttgarter Landesregierung immer wieder als Nachweis für einen angeblich hohen Sicherheitsstandard des Reaktors an. Im Rahmen derartiger Missionen werde jedoch lediglich die Qualität der Betriebsführung begutachtet. Renneberg: „Eine gute Betriebsführung ist zwar eine notwendige Voraussetzung für den sicheren Betrieb eines Atomkraftwerks – aber keine hinreichende. Gegen eine veraltete und alternde Anlagentechnik hilft im Ernstfall auch die beste Betriebsführung nicht.“

Quelle: Deutsche Umwelthilfe / Rainer Baake | Wolfgang Renneberg | Dr. Gerd Rosenkranz

Montag, 24. Januar 2011

Mühleberg: Solar statt atomar

Die Debatte um den AKW-Ersatz in Mühleberg geht in eine neue Runde: Der Berner Solarhersteller Megasol offeriert der BKW eine Solarlösung, als vollwertigen Ersatz für den geplanten AKW-Neubau und warnt vor milliardenschwerer Fehlinvestition in AKWs.

Die Megasol Energie AG offeriert gemäss einer Medienmitteilung der BKW ein dezentral installiertes Solarsystem mit einer Gesamtleistung von 8'906 MWp. Das Solarsystem wird gemäss Offerte in den kommenden 15 Jahren schrittweise und mit einer progressiven Zubaurate installiert und wäre im Jahr 2025 fertig gestellt. Ab 2025 würde die gesamte Installation gut 8 TWh elektrischen Strom jährlich produzieren. Somit würde es einen von der BKW geplanten Atom-Meiler in Mühleberg komplett und rechtzeitig ersetzten. Mit den Systemgesamtkosten von 13.64 Mia. CHF ist die nötige Investition nicht grösser als bei einem AKW-Neubau. Mit durchschnittlich 10.89 Rp/kWh sind die Stromgestehungskosten mit denen des neuen Meilers vergleichbar.

Im Interview mit der Sonntagszeitung bestätigte Kurt Rohrbach, Chef der
Unternehmensleitung der BKW den Eingang der Offerte. Für Ihn sei jedoch noch unklar wie unregelmässig anfallende Sonnenenergie ohne Zusatzkosten Bandenergie ersetzen kann. Swissolar Präsident und SP-Nationalrat Roger Nordmann lässt dieses Argument nicht gelten: „Solaranlagen produzieren im Gegensatz zu AKWs dann am meisten Strom, wenn auch der Bedarf am grössten ist. Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass Pumpspeicherkraftwerke in Zukunft nicht in erster Linie für den Stromhandel verwendet werden, sondern für die Netzintegration der erneuerbaren Energien.“

Das PV-System würde primär auf grösseren Bauten wie Schulhäuser, Lärmschutzwänden, Lawinenverbauungen, Firmengebäuden, Turnhallen etc. installiert. Zusätzlich zu öffentlichen Bauten können Privatbesitzer Ihre Dächer auf www.solarzukunft.ch registrieren und gegen eine finanzielle Entschädigung zur Verfügung stellen. Die Hausbesitzer dürfen nach Amortisation die Solaranlage behalten und damit gratis den eigenen Strom produzieren. Es werden insgesamt ca. 16'000 Gebäude mit einem Solardach versehen. Die bestückte Fläche entspricht nur 1.7 % der total überbauten Fläche in der Schweiz. Es werden keine zusätzlichen heute ungenutzten Flächen bebaut.

Im Vergleich gegenüber einem Atomkraftwerk befindet sich die Megasol-Solarlösung gemäss der Darstellung im Netz unter www.solarzukunft.ch entschieden im Vorteil:
* Der Strom wird dort produziert wo er gebraucht wird - dezentral. Damit wird das öffentliche Verteilnetz entlastet.
* Solarenergie fördert die lokale Wirtschaft, insbesondere die KMU.
* Ein Grossteil der Wertschöpfung bleibt im Inland – Keine Milliarden-Investition in ausländische Grosskonzerne.
* Kein Klumpenrisiko wie bei Grosskraftwerken. Bei Wartung oder Ausfall geht nicht gigawattweise Kraftwerkleistung vom Netz.
* Dank kontinuierlichem Teilzubau kann das veraltete Atomkraftwerk Mühleberg bereits 2021 oder noch früher vom Netz genommen werden, statt erst bei Inbetriebnahme des neuen Meilers zwischen 2025 und 2030.
* Das Solarkraftwerk ist ökologisch unbedenklich: kein Uran-Abbau, keine radioaktive Abfälle, keine gefährlichen Zwischenlager.
* Ein Solarkraftwerk rentiert und schreibt nicht wie ein AKW über die gesamte Lebensdauer Verluste.
* Chance für die BKW: Die BKW hat jetzt noch die Möglichkeit dieses Solarkraftwerk selber zu bauen. In Zukunft werden ähnliche Preise auch privaten Investoren angeboten werden können. Gerade mit der Strommarktliberalisierung kann damit für die BKW ein neuer Konkurrenz-Kampf entstehen, der mit teurem und noch dazu unbeliebtem Atom-Strom nicht zu gewinnen ist.

Markus Gisler, Geschäftsführer der Megasol Energie AG erhofft sich eine positive Reaktion der BKW. Für Ihn ist ganz klar, dass ein AKW-Neubau eine milliardenschwere Fehlinvestition wäre, die schlussendlich vom Volk bezahlt werden muss. „Solarstrom werden wir in 15 Jahren günstiger herstellen können als Atomstrom.“

Ausführlichere Informationen zur dezentralen Solaranlage: www.solarzukunft.ch

Donnerstag, 20. Januar 2011

Nichts mit Renaissance

Seit 2008 haben RWE, GdF Suez und Iberdrola gemeinsam mit weiteren internationalen Investoren als Partner der SN Nuclearelectrica die Entwicklung der Blöcke 3 und 4 des Kernkraftwerkes Cernavoda in Rumänien vorbereitet. Wirtschaftliche und marktbedingte Unsicherheiten für das Projekt, die zum großen Teil auf Nachwirkungen der Finanzkrise zurückzuführen sind, stellen nun die notwendigen Investitionen in Frage.

RWE, GDF Suez und Iberdrola haben daher entschieden, das Projekt Cernavoda nicht weiter zu verfolgen. Diese Entscheidung zielt gemäss einer Medienmitteilung von RWE nicht auf die technische Qualität des Kraftwerks, die erst kürzlich von der Europäischen Kommission anerkannt wurde. Auch das Bekenntnis zum rumänischen Energiemarkt ist davon nicht berührt. RWE, GdF Suez und Iberdrola würden auch in Zukunft die Entwicklung neuer Kernkraftwerke im Ausland vorantreiben.

Das Atomkraftwerk sollte für vier Milliarden Euro um eine Leistung von 1.400 Megawatt erweitert werden und 2016 in Betrieb gehen. Der Anteil von RWE an der Projektgesellschaft liegt bei 9,15 Prozent.

Quelle: RWE

Erneuerbare schaffen Arbeit

Erneuerbare Energien und Energieeffizienz sind nicht nur Basis für eine sichere und unabhängige Energieversorgung, sondern sie schaffen auch Arbeit und Wohlstand für den ganzen Kanton Bern. In jedem Fall mehr Arbeit als neue Atomkraftwerke, wie die Gruppe Neue Energie festhält.

Eine Umfrage unter den Mitgliedern der Gruppe NEUE ENERGIE Bern hat ergeben, dass im Jahre 2010 insgesamt 162 neue Arbeitsplätze, verteilt über den gesamten Kanton Bern und alle beteiligten Branchen, geschaffen werden konnten. Auch für das kommende Jahr zeigen sich die Unternehmer optimistisch und erwarten eine ähnlich dynamische Entwicklung. Die Auftragsbücher der im Bereich der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz tätigen Unternehmungen sind gut gefüllt und lassen weiteres Wachstum zu. Weil erneuerbare Energien und Energieeffizienz hier vor Ort entwickelt, gefertigt, installiert und betrieben werden, bleibt die damit erzielte Wertschöpfung im Kanton Bern.

Josef Jenny aus Oberdorf bei Burgdorf ist einer der Berner Unternehmer, die in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien geschaffen haben.

Die von Mitgliedern der GNEB geschaffenen 162 Arbeitsplätze sind ein Ausschnitt der gesamten Branche. Es darf davon ausgegangen werden, dass die erneuerbare Berner Energiewirtschaft im Jahr 2010 insgesamt mehrere hundert Arbeitsplätze neu schaffen konnte. Die Berner zahlen bestätigen die Ergebnisse der Studie des Planungsbüro Infras, die letztes Jahr publiziert wurde. Die Fachleute kommen darin zum Schluss, dass Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz deutlich wirtschaftlicher sind als jene in Grosskrafttechnologien. Zudem hätten sie positivere Effekte auf den Arbeitsmarkt und eine stärkere dynamische Wirkung auf die Märkte als eine in der Höhe vergleichbare Investition beim Neubau zweier Atomkraftwerke.

Von den rund 20 Mrd. CHF, die für den Bau der geplanten zwei Atomkraftwerke nötig sind – der Berner Regierungsrat rechnet sogar mit bis zu knapp CHF 16 Mrd pro Kraftwerk –, blieben auch einige Millionen in der Schweiz. Der Löwenanteil ginge jedoch ins Ausland an Firmen wie Areva, General Electric/Hitachi und Westinghouse.

Ganz anders bei den erneuerbaren Energien. Hier profitieren bei der Entwicklung, bei der Errichtung und auch beim Betrieb Schweizer Unternehmen und Arbeitnehmende. Das ist kein Wunschdenken, sondern bewährte Realität: Deutschland hat in den letzten zehn Jahren 22 AKW Mühleberg an neuem erneuerbarem Strom zugebaut und damit 250'000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Rechnet man demgegenüber dieselbe Menge an Arbeitsplätzen, müsste das AKW Mühleberg über 11`000 Menschen Arbeit geben statt der 1`300, die es heute nach Bekunden des Betreibers BKW direkt und indirekt beschäftigt.

Quelle: Gruppe NEUE ENERGIE Bern, Stefan Batzli, 079 420 46 66 >>>> Website Aber sicher!

Sonntag, 16. Januar 2011

Lager in Mühleberg verheimlicht

Am 13. Februar stimmt das Berner Volk über ein neues Atomkraftwerk in Mühleberg ab - im Stimmungsbüchlein sei aber nur die halbe Wahrscheit enthalten, schreibt die «SonntagsZeitung».

Unterschlagen werde, dass neben dem AKW (siehe Bild der alten Anlage) auch ein neues Zwischenlager geplant sei. Dieses soll bis zu drei Fussballfelder gross sein, und neben schwach- und mittelaktiven auch hochradioaktiven Müll lagern. Laut der BKW soll dieses Lager möglicherweise auch radioaktiven Müll von anderen Kernkraftwerken lagern. Ein Endlager in der Schweiz ist erst in 60 bis 80 Jahren zu erwarten. Bis dieses existiert, braucht es Zwischenlager. Diese sind laut einem Bericht des «Beobachters» in der Form von riesigen Hallen vorgesehen, in denen nicht nur die Abfälle der Atomanlagen, sondern auch die abgebrannten Brennelemente und die Rückbauabfälle der bestehenden AKWs Platz haben sollen.

Während die Bevölkerung laut Recherchen der «SonntagsZeitung» überrascht und beunruhigt sei, versucht der Pressesprecher der BKW die Bevölkerung zu beruhigen: «Zwischenlagerung vor Ort entspricht heute dem weltweiten Standard.» Politiker der Grünen Partei Bern und der EVP kritisieren die Aktion massiv und nennen es einen «skandalösen» Versuch, ein grösseres Sicherheitsrisiko als das AKW selbst durch eine Hintertür zu errichten.

In einer Medienmitteilung spricht die SP des Kantons Bern von einem «zusätzlich grossen Risiko für den ganzen Kanton, am stärksten für die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Gemeinden». SP-Präsident Roland Näf meint dazu: «Die BKW führt die Berner Bevölkerung an der Nase herum». So sei es zwar klar, dass es wegen des breiten Widerstands gegen die Endlager eine Zwischenlagerung braucht. Die Berner Bevölkerung müsse aber vor der Abstimmung umfassend informiert werden.

Während der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse für den Bau neuer Kernkraftwerke eintritt, stellt sich ein Teil der Wirtschaft und des Freisinns ­dagegen – aus wirtschaftlichen Überlegungen. «Ein Atomkraftwerk ist einfach kein sinnvolles Investment», sagt Nick Beglinger, Präsident von Swisscleantech gegenüber der «SonntagsZeitung». «Auch für uns ist die Versorgungssicherheit zentral», sagt Beglinger, «doch die lässt sich mit erneuerbaren Energien – inländischen wie ausländischen – erreichen.» Diese Haltung teilt der FDP-Nationalrat und Unternehmer Ruedi Noser. Er sitzt im politischen Beirat von Swisscleantech, ebenso die freisinnige Stände­rätin Erika Forster sowie die Nationalrats- und Parteikollegen ­Hugues Hiltpold und Laurent Favre. Gegenüber der «SonntagsZeitung» präzisiert Noser seine Einstellung: «Politisch muss alles unternommen werden, damit das rie­sige Potenzial der erneuerbaren Energien ausgeschöpft wird. Erst wenn man realisiert, dass sich vor­übergehend ein Restbedarf ergibt, soll Kernenergie zum Einsatz kommen, doch höchstens als Übergangslösung.»

Quelle: Tages-Anzeiger-Online

Dienstag, 11. Januar 2011

Welt-Atombilanz 2010

Erneut kein Wiederaufstieg der Atomkraft. Nach den Statistiken der IAEA (International Atomic Energy Agency) wurden im Jahr 2010 weltweit fünf Atomkraftwerke (AKW) mit zusammen 3.700 Megawatt (MW) in Betrieb genommen und vierzehn AKW-Bauten begonnen; acht davon in China. Damit sind 441 Kernkraftwerke in Betrieb und 65 in Bau. Allerdings wurden 12 Bauten vor 1990 begonnen, sind eher Bauruinen als Baustellen.

Im Jahr 2010 war auf unserer Erde nur ein AKW mehr in Betrieb als vor elf Jahren. Trotz jahrelanger Beschwörung eines Wiederaufstiegs der Atomkraft steigen die Zahlen nicht. Vor zwei und drei Jahrzehnten wurden in vielen Jahren mehr als 30 AKW-Bauten begonnen und mehr als 30 AKW starteten den Betrieb. Im menschenreichsten Land der Erde wurden im vergangenen Jahr acht neue AKW-Bauten begonnen und zwei neue AKW in Betrieb genommen. China hat allerdings 2010 nur so viel Atomstrom erzeugt wie zum Vergleich Baden-Würt­temberg und Bayern zusammen. Knapp 1,8 Prozent seines Stromverbrauchs deckt China aus Atomkraft. Das energiehungrige China setzt viel stärker auf Windkraft und zunehmend auch Photovoltaik. Legt man die China-Jahreszahlen des GWEC (Global Wind Energy Council) neben die der Atomorganisation IAEA, sieht man Erstaunliches: Im Jahr 2000 wurden 0 MW Atomkapazität und nur 50 MW Windkraft geschaffen. Im Jahr 2005 lag der AKW-Zuwachs ebenfalls bei 0 aber der Windkraftzuwachs schon bei 500 MW. Im Jahr 2009 verzeichnete die Atomkraft wieder Nullwachstum – die Windkraft wuchs aber schon um sagenhafte 13.800 MW. Im Jahr 2010 wurden in China zwei neue AKW mit zusammen 1.600 MW in Betrieb genommen. Zur Windkraft liegen nur Prognosen vor, die von einem Zubau von über 15.000 MW ausgehen.

Die jetzt 26 chinesischen AKW-Baustellen werden allerdings – wenn nicht vorher der befürchtete Großunfall geschieht – in den kommenden Jahren die Atomkraft in China anschwellen lassen, wie es in den 1970er Jahren auch in Frankreich und den USA der Fall war. Deutschland erzeugt heute 23 Prozent seines Stroms atomar, die USA 20 Prozent, Frankreich 75 Prozent und China eben 1,8 Prozent.

Fazit 2010: Weltweit stagniert die Zahl der AKW. Die jetzt in Bau befindlichen Reaktoren werden in den kommenden zwei Jahrzehnten zahlenmäßig nur die aus Altersgründen abgeschalteten AKW ersetzen können. Die älter werdenden AKW lassen immer mehr Störungen und auch Katastrophen befürchten. Deutschland steigert vorbildlich den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dieser Weg wäre gefährdet, wenn die Bundesregierung zur Sicherung des Stromabsatzes der Atomkraftwerke den Zubau der Photovoltaik rigoros beschnitte und weiter der Windkraftausbau in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen behindert würde.

Quelle: Sonnenseite / Raimund Kamm 2011 Bayern Allianz 2010 für Atomausstieg und Klimaschutz 2011

Wegweisende Abstimmung

Anfangs Februar findet im Kanton Bern eine wegweisende Volksabstimmung statt. Sie ist nicht nur zentral für die Frage, ob die Schweiz auch künftig ein Atomstromland sein wird - sondern entscheidet letztlich auch darüber, wie schnell die erneuerbaren Energien und insbesondere die Solarenergie auf breiter Basis hierzulande zum Einsatz kommen. Nachfolgend eine Einschätzung der «Gruppe Neue Energie Bern».

Der Kanton Bern verfügt über beste Voraussetzungen für eine nachhaltige und zahlbare Energieversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien und Energieeffizienz ohne ein neues AKW Mühleberg (siehe Bild). Einheimische Energieträger und deren konsequente Nutzung schaffen Arbeit und Wohlstand für alle Bernerinnen und Berner. Davon sind rund 50 Unternehmungen der Berner Wirtschaft überzeugt, die sich in der «Gruppe NEUE ENERGIE Bern» zusammengeschlossen haben.

Erneuerbare Energien sind weltweit auf dem Vormarsch. 62 Prozent der neu installierten Leistung stammten im Jahr 2009 aus erneuerbaren Energien. Die Preissenkungen sind eindrücklich. Erneuerbare Energien nähern sich mit grossen Schritten den Kosten für konventionell hergestellten Strom an. So haben sich die Einspeisevergütungen für Solarstrom beispielsweise in Deutschland in den letzten sieben Jahren mehr als halbiert. Bis 2015 ist in der Schweiz ein Preis in Marktnähe für Solarstrom an optimalen Lagen möglich. Der Trend geht technologisch, wirtschaftlich und Ressourcen bedingt eindeutig in Richtung Erneuerbar und Effizienz.

Damit verbunden sind viele Vorteile auch für den Kanton Bern. Erneuerbare Energien und
Energieeffizienz werden hier vor Ort entwickelt, gefertigt, installiert und betrieben. Davon profitieren unsere Berner Industrie, unser Gewerbe und unsere Landwirtschaft gleichermassen. In der Schweiz gibt es, gemäss einer Untersuchung von Ernst Basler & Partner, rund 160'000 «grüne» Arbeitsplätze. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz stellen dabei den grössten Teil. Auf den Kanton Bern hochgerechnet sind das rund 15 – 20'000 Arbeitsplätze. Tendenz steigend! McKinsey hat in einer Studie vorgerechnet, dass der «Subventionsfranken», den die Schweiz zur Förderung von erneuerbaren Energien
und Energieeffizienz einsetzt, das fünf- bis zehnfache an privaten Energieinvestitionen auslöst. Notabene Investitionsgelder, die zu einem grossen Teil hier vor Ort bleiben, Arbeitsplätze schaffen, Steuereinnahmen generieren und die Volkswirtschaft stärken. Generell gilt, dass Volkswirtschaften, die in Zukunft vorne mit dabei sein wollen, heute in erneuerbare Energien und in die Energieeffizienz investieren. Mit dem Bau eines neuen AKW Mühleberg würden wir das Gegenteil tun: Der Kanton würde die Energieinvestitionen in die veraltete Atomtechnologie lenken, statt auf die zukunftsgerichteten Erneuerbaren zu setzen und er würde es damit verpassen, sich an diesem Megatrend der erneuerbaren Energien aktiv zu beteiligen und davon entsprechend zu profitieren.

Die Schweiz und mit ihr auch der Kanton Bern importieren rund 80 Prozent der Energie aus zum Teil instabilen und wenig verlässlichen Staaten wie Iran oder Libyen. Und dafür zahlten Schweizerinnen und Schweizer beispielsweise im Jahr 2009 rund 8-10 Milliarden Franken. Mittel, die besser in unserer Wirtschaft investiert würden. Einheimische Energien, über die der Kanton in grossen Mengen verfügt, liefern die Möglichkeiten dazu. Sie machen Bern unabhängig von Preissprüngen und undurchsichtigen
Regimes und sie sichern nachhaltig unseren Wohlstand.

Die «Gruppe NEUE ENERGIE Bern», die rund 50 Unternehmungen der Berner Wirtschaft vereint, ist überzeugt: wer eine starke Berner Wirtschaft und eine moderne, sichere und unabhängige Energieversorgung für den Kanton Bern will, sagt JA zu Erneuerbar und Effizienz und NEIN zu Atom. Eine nachhaltige Energieversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien und Energieeffizienz ist nur ohne den Zubau neuer Atomkraftwerke zu haben. Der Investitionsfranken kann nur einmal ausgegeben werden.

Quelle: Gruppe Neue Energie Bern / AEE

Freitag, 7. Januar 2011

Das wird auch in Brasilien teuer

Die staatliche brasilianische Entwicklungsbank (BNDES) hat Ende 2010 einen Kredit in der Höhe von BRL 6,1 Mrd. (CHF 3,5 Mrd.) zur Finanzierung der geplanten Fertigstellung der Kernkraftwerkseinheit Angra-3 des staatlichen Energieversorgers Eletronuclear genehmigt. Die decken aber nur einen Teil der Kosten.

Die Finanzierung durch die BNDES deckt laut Eletronuclear rund 59% der geschätzten Fertigstellungskosten in der Höhe von BRL 9,9 Mrd. (CHF 5,7 Mrd.) ab. Neben den BRL 6,1 Mrd. der BNDES werden Banken ausserhalb Brasiliens die Fertigstellung von Angra-3 mit einem Darlehen von EUR 1,6 Mrd. (CHF 2,0 Mrd.) unterstützen. Die Eletronuclear wird ihrerseits BRL 890 Mio. (CHF 510 Mio.) aus ihren Reserven beisteuern.

Die Bauarbeiten an Angra-3, einer Druckwasserreaktoreinheit der 1400-MW-Klasse (brutto), waren Mitte der 1980er-Jahre wegen Geldmangels unterbrochen worden. Die brasilianische Comissao Nacional de Energia Nuclear (CNEN) erteilte am 25. Mai 2010 die Genehmigung für die Fertigstellung von Angra-3, nachdem die Eletronuclear im Herbst 2008 der Regierung einen nationalen Energieplan vorgelegt hatte, der die Fertigstellung von Angra-3 sowie den Bau vier neuer Kernkraftwerkseinheiten vorsieht. Während der Bauphase werden 9000 direkte Arbeitsplätze und zu Spitzenzeiten bis 15'000 geschaffen. Die Inbetriebnahme ist für Dezember 2015 vorgesehen und der Betrieb wird 500 Beschäftigte erfordern.

Quelle: Nuklearforum

Dienstag, 4. Januar 2011

China meldet Durchbruch

Chinesischen Wissenschaftlern ist nach einem Bericht der China Daily und des chinesischen Fernsehens ein "Durchbruch" bei der Wiederaufbereitung von atomaren Müll gelungen: In der Wüste Gobi soll vom Staatsunternehmen China National Nuclear Corp eine Technologie zur Wiederverwendung von Brennstoffen erprobt worden sein, die bislang als hochradioaktiver Müll Umwelt und Generationen belasten.

Dem Bericht zu Folge soll dank des Verfahrens die Nutzrate von Uran in China um das 60-fache erhöht werden können. Statt wie bislang angegeben für die nächsten 70 Jahre sollen Chinas Uran-Vorkommen damit für 3.000 Jahre nutzbar sein. Genaue Einzelheiten wurden in dem kurzen Bericht jedoch offenbar nicht genannt, eine unabhängige Überprüfung der Meldung liegt bislang nicht vor. Wiederaufbereitungsanlagen arbeiten derzeit in Frankreich, Großbritannien, Russland, Nordkorea, den USA, Indien und Japan. In Deutschland war bis 1990 eine Versuchsanlage auf dem Gelände des Forschungszentrums Karlsruhe in Betrieb.

Atomkraftwerk in Qinshan. (Foto: AECL)









Der größte Kohlendioxid-Verschmutzer der Welt plant China Daily zufolge unabhängiger von der Kohleverbrennung werden und will seinem wachsenden Energiebedaf auch mit dem massiven Ausbau der Atomenergie begegnen. Derzeit seien in China 12 Reaktoren mit einer Gesamtkapazität von rund 10 Gigawatt in Betrieb. Bis 2020 sollen weitere 30 Gigawatt dazukommen. Die Regierung habe jedoch bereits angedeutet, ihr Atomziel für 2020 von 40 auf 80 Gigawatt verdoppeln zu wollen.

Nach Angaben von China Daily verfügt die Volksrepublik über Uran-Ressourcen von 171.400 Tonnen, die über acht Provinzen verteilt sind. Nach bisherigen Erkenntnissen sei davon ausgegangen worden, dass selbst bei einem moderaten Ausbau bis 2020 über 60 Prozent des Uranbedarfs importiert werden müssten.

Quelle: klimaretter.info

Montag, 3. Januar 2011

Ein Hoch auf das neue Jahr!


Der Musiker Aernschd Born hat eine Fotografie von Atominfomedia verwendet, um Neujahrsgrüsse an die Anti-Atom-Bewegung zu versenden - also auch hier! Mit besten Wünschen - für Atominfomedia: Guntram Rehsche

(Verwendung der Montage in Mails von NWA und TRAS (Trinationaler Atomschutzverband), auf der Homepage www.nwa-schweiz.ch und auf facebook "Nie wieder AKW")