Am 13. Februar stimmt das Berner Volk über ein neues Atomkraftwerk in Mühleberg ab - im Stimmungsbüchlein sei aber nur die halbe Wahrscheit enthalten, schreibt die «SonntagsZeitung».
Unterschlagen werde, dass neben dem AKW (siehe Bild der alten Anlage) auch ein neues Zwischenlager geplant sei. Dieses soll bis zu drei Fussballfelder gross sein, und neben schwach- und mittelaktiven auch hochradioaktiven Müll lagern. Laut der BKW soll dieses Lager möglicherweise auch radioaktiven Müll von anderen Kernkraftwerken lagern. Ein Endlager in der Schweiz ist erst in 60 bis 80 Jahren zu erwarten. Bis dieses existiert, braucht es Zwischenlager. Diese sind laut einem Bericht des «Beobachters» in der Form von riesigen Hallen vorgesehen, in denen nicht nur die Abfälle der Atomanlagen, sondern auch die abgebrannten Brennelemente und die Rückbauabfälle der bestehenden AKWs Platz haben sollen.
Während die Bevölkerung laut Recherchen der «SonntagsZeitung» überrascht und beunruhigt sei, versucht der Pressesprecher der BKW die Bevölkerung zu beruhigen: «Zwischenlagerung vor Ort entspricht heute dem weltweiten Standard.» Politiker der Grünen Partei Bern und der EVP kritisieren die Aktion massiv und nennen es einen «skandalösen» Versuch, ein grösseres Sicherheitsrisiko als das AKW selbst durch eine Hintertür zu errichten.
In einer Medienmitteilung spricht die SP des Kantons Bern von einem «zusätzlich grossen Risiko für den ganzen Kanton, am stärksten für die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Gemeinden». SP-Präsident Roland Näf meint dazu: «Die BKW führt die Berner Bevölkerung an der Nase herum». So sei es zwar klar, dass es wegen des breiten Widerstands gegen die Endlager eine Zwischenlagerung braucht. Die Berner Bevölkerung müsse aber vor der Abstimmung umfassend informiert werden.
Während der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse für den Bau neuer Kernkraftwerke eintritt, stellt sich ein Teil der Wirtschaft und des Freisinns dagegen – aus wirtschaftlichen Überlegungen. «Ein Atomkraftwerk ist einfach kein sinnvolles Investment», sagt Nick Beglinger, Präsident von Swisscleantech gegenüber der «SonntagsZeitung». «Auch für uns ist die Versorgungssicherheit zentral», sagt Beglinger, «doch die lässt sich mit erneuerbaren Energien – inländischen wie ausländischen – erreichen.» Diese Haltung teilt der FDP-Nationalrat und Unternehmer Ruedi Noser. Er sitzt im politischen Beirat von Swisscleantech, ebenso die freisinnige Ständerätin Erika Forster sowie die Nationalrats- und Parteikollegen Hugues Hiltpold und Laurent Favre. Gegenüber der «SonntagsZeitung» präzisiert Noser seine Einstellung: «Politisch muss alles unternommen werden, damit das riesige Potenzial der erneuerbaren Energien ausgeschöpft wird. Erst wenn man realisiert, dass sich vorübergehend ein Restbedarf ergibt, soll Kernenergie zum Einsatz kommen, doch höchstens als Übergangslösung.»
Quelle: Tages-Anzeiger-Online
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Sonntag, 16. Januar 2011
Lager in Mühleberg verheimlicht
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