Dienstag, 30. Oktober 2012

Hochwasseralarm für US-AKW

Der gewaltige Wirbelsturm "Sandy" hat mehreren Atomkraftwerken im Osten der USA zugesetzt: Im ältesten Meiler des Landes wurde Hochwasseralarm ausgerufen, in einer anderen Anlage musste ein Reaktor abgeschaltet werden. Nach offiziellen Angaben besteht jedoch keine Gefahr für die Sicherheit.
 
Wirbelsturm "Sandy" wird zum Härtetest für die Energiebranche an der US-Ostküste. Probleme werden unter anderem aus dem ältesten Atomkraftwerk der Vereinigten Staaten gemeldet. Wegen des Hochwassers sei Alarm in der Anlage Oyster Creek südlich von New York City (siehe Bild) ausgelöst worden, teilte die US-Atomaufsichtsbehörde NRC mit. Demnach rief der Stromkonzern Exelon Corp gegen 19 Uhr Ortszeit ein "ungewöhnliches Ereignis" aus, als das Wasser eine bestimmte Höhe erreichte. Knapp zwei Stunden später wurde die Lage zum "Alarmzustand" hochgestuft, die zweitniedrigste von vier Stufen. 

Offenbar gab es - ausgelöst durch die Wassermassen - Probleme mit den Pumpen im Abklingbecken für abgebrannte Brennelemente. Sollten die Fluten weiter steigen, könnten die Pumpen beeinträchtigt werden, heißt es. Das Unternehmen könne aber notfalls Wasser aus dem Reservoir für den Brandschutz nutzen, um das Abklingbecken zu kühlen. Oyster Creek im Bundesstaat New Jersey war bereits vor der Ankunft von "Sandy" wegen Wartungsarbeiten vom Netz genommen worden. Eine Gefahr für die Sicherheit habe nicht bestanden, so die die Behörde. 

Durch die Flutwellen und den heftigen Regen sei der Wasserspiegel in dem Becken angestiegen, hieß es in der Erklärung der NRC. "Es wird erwartet, dass der Pegel in den kommenden Stunden wieder zu sinken beginnt." Oyster Creek ist das älteste Atomkraftwerk, das in den USA noch am Netz ist. Der Meiler war 1969 erstmals in Betrieb genommen worden. Er liefert neun Prozent des in New Jersey verbrauchten Stroms. 2019 soll die Anlage geschlossen werden. Sie ist nach Angaben der NRC wasserdicht und in der Lage, Hurrikanen standzuhalten. 

Auch andere Atomanlagen melden Probleme. Im Kernkraftwerk Indian Point, rund 70 Kilometer nördlich von New York, wurde ein Reaktor wegen externer Probleme des Stromnetzes abgeschaltet, wie die Betreiberfirma Entergy mitteilte. Für Beschäftigte oder die Öffentlichkeit bestehe keine Gefahr. Ein weiterer Reaktor des Kraftwerks arbeite mit voller Leistung.

Nach offiziellen Angaben sind alle US-Atomkraftwerke weiterhin in einem sicheren Zustand. Das gelte auch für die Anlage Nine Mile Point 1 im Bundesstaat New York. Das AKW wurde heruntergefahren, weil es auch hier Probleme gab, Energie ins Netz einzuspeisen. Es sei aber nicht klar, ob die Schwierigkeiten auf "Sandy" zurückzuführen seien, sagte ein NRC-Sprecher.
   
In einem New Yorker Umspannwerk ereignete sich eine Explosion. Bilder zeigten einen gewaltigen Feuerball aus der Anlage in der Lower East Side von Manhattan am späten Montagabend (Ortszeit). Von Verletzten ist bislang nichts bekannt. Auch Berichte über eingeschlossene Arbeiter bestätigte der Stromversorger ConEdison nicht.

Der Unfall verschärfte die Lage in Manhattan nach zahlreichen Stromausfällen weiter. Mindestens 660.000 Menschen sind ohne Strom, nachdem der Wirbelsturm "Sandy" über New York hinweg gezogen ist. Teilweise war der Strom vorsorglich abgestellt worden, zumeist versagte aber das Netz oder wurde durch umgestürzte Bäume unterbrochen. Allein die Explosion, deren Ursache bislang unklar ist, schnitt 250.000 Menschen von der Stromversorgung ab.

Quellen: Agenturen wie AP/AFP/Reuters/dpa

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Donnerstag, 25. Oktober 2012

Erneut Störfall in Frankreich

Im Inneren eines Reaktorgebäudes des Atomkraftwerks Flamanville ist Radioaktivität ausgetreten. Nach Angaben der Behörden gelangte nichts an die Umwelt. Erst kürzlich waren die AKW-Anlagen in Fessenheim und Cattenom von Störfällen betroffen (siehe Atominfomedia vom 5.9.2012).

Störfall der Stufe eins: Das Atomkraftwerk in Flamanville. (Archivbild)
Im Atomkraftwerk im nordfranzösischen Flamanville ist im Inneren eines Reaktorgebäudes knapp sechs Stunden lang Radioaktivität ausgetreten. Die Atomaufsichtsbehörde ASN stufte den Vorfall auf der bis sieben reichenden internationalen Störfallskala INES mit Niveau eins ein. Die Verstrahlung ereignete sich nach ASN-Angaben in der Nacht zum Donnerstag im sogenannten Primärkreislauf des Reaktorgebäudes, als der Ende Juli für Wartungsarbeiten abgeschaltete Reaktor wieder hochgefahren wurde. Mitarbeiter des AKW mussten das Reaktorgebäude verlassen, sie waren den Angaben der Behörde zufolge keiner Strahlung ausgesetzt. Demnach gelangte auch keine Radioaktivität in die Umwelt. Zum Zeitpunkt des Vorfalls, der am Mittwoch um 23.15 Uhr begann, lief der Primärkreislauf des Reaktors mit einer Temperatur von 200 Grad Celsius. Der Reaktor wurde umgehend heruntergefahren, wodurch Wassertemperatur und Druck im Röhrensystem wieder abfielen. Im direkt am Ärmelkanal gelegenen Atomkraftwerk Flamanville gibt es zwei Reaktoren. Derzeit wird dort zudem ein dritter Reaktor gebaut, ein sogenannter Europäischer Druckwasserreaktor (EPR).

Quelle: Agenturen

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Fukushima: Viele vorzeitige Todesfälle

Rund 160‘000 Einwohner der Präfektur Fukushima leben heute noch evakuiert ausserhalb ihrer ursprünglichen Regionen oder Präfektur. Das Ministerium für Wiederaufbau beziffert die Zahl der „indirekten Toten“, die nicht direkt durch Erdbeben, Tsunami oder Reaktorunfall starben.
 
Aus den zwangsevakuierten Gemeinden der Präfektur Fukushima sind bis Ende März 2012 mindestens 761 Todesfälle als solche offiziell anerkannt, bis Ende August über 1000. ( Verlassene Verstorbene  der ersten Tage nach der Katastrophe in der Evakuationszone sind von der Zählung ausgenommen.) Aeltere Menschen über 60 sind besonders betroffen. Masamichi Mori, Rechtsanwalt, schätzt die indirekte Tote durch den Reaktorunfall (ohne Tusnami und Erdbeben) in 10 Gemeinden um 600. Das Bild zeigt die Ruine eines der zerstörten Reaktoren von Fukushima.

Die Zahlen in der Präfektur Fukushima sind viel höher als in den anderen von Erdbeben und Tsunami betroffenen Präfekturen. Die wichtigsten Todesursachen sind Schock, Stress und Erschöpfung durch zT. mehrfache Evakuierungen und lang andauernde provisorische Wohnsituation, ausserdem die Unterbrechung der medizinische Versorgung nach dem Reaktorunfall.
Wie würden wohl in der Schweiz Spitäler, Alters- und Pflegeheime und zuhause gepflegte Patienten fachgerecht evakuiert?

Die Schweizerische Energie-Stiftung SES setzt sich dafür ein, dass der Super-GAU in Fukushima nicht vergessen geht. Dank der japanischen Fachjournalistin Kaori Takigawa liefert die SES Aktualitäten & Hintergründe aus Japan. 


Quelle: Schweizerische Energiestiftung SES

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Mittwoch, 24. Oktober 2012

Erneuter Rückzieher

Wieder zieht sich ein deutscher Energiekonzern aus einem AKW-Projekt zurück: Und erneut ist es Eon, welche den  Rückzieher macht. Der Energieversorger will sich nicht mehr am Bau eines Atomkraftwerks in Finnland beteiligen. Nun sucht das Konsortium gemäss einer Meldung des Handelsblatts nach einem Investor. 


E.ON ist über seine finnische Tochter mit 34 Prozent an dem Konsortium beteiligt, das einen Atommeiler bauen will. Quelle: dapd
Der Energieriese Eon zieht sich aus Finnland zurück und gibt damit auch sein letztes Atomkraft-Projekt im Ausland auf. Das Unternehmen will seinen Anteil von 34 Prozent an dem Konsortium zum Bau eines Reaktors im Westen Finnlands verkaufen, wie das Konsortium Fennovoima und Eon am Mittwoch mitteilten. Fennovoima suche nun einen neuen Investor. Eine Investitionsentscheidung für das vier bis sechs Milliarden Euro teure Projekt war bislang noch nicht gefallen. An dem Konsortium sind neben Eon der Stahlkonzern Outokumpu, der Einzelhändler Kesko und Töchter des schwedischen Metallkonzerns Boliden beteiligt.

Im März hatten Eon und sein Essener Wettbewerber RWE vor allem aus Kostengründen bereits ihre gemeinsamen Pläne zum Bau von Atomkraftwerken in Großbritannien aufgegeben. Eon betreibt außer in Deutschland auch in Schweden Kernkraftwerke. Jonas Abrahamsson, Manager der für die nordische Region zuständigen Konzern-Tochter Eon Sverige, erklärte, Eon wolle sich aus Finnland zurückziehen und seine Investments in Nordeuropa auf Schweden und Dänemark konzentrieren. „Wir haben daher den Verkaufsprozess unserer Geschäfte in Finnland gestartet.“ Neben dem Anteil an dem AKW-Konsortium ist Eon in Finnland mit 20 Prozent an dem dortigen Gasnetzbetreiber Gasum beteiligt. Der Konzern setzte 2011 in dem Land rund 155 Millionen Euro um.

Der Essener Konkurrent RWE verfolgt nach dem Rückzieher in Großbritannien keine Pläne zum Bau neuer Meiler mehr. Neben seinen Atomkraftwerken in Deutschland ist RWE an dem niederländischen Meiler in Borssele beteiligt. Überlegungen zum Bau eines zweiten Blocks an dem Standort hat der Konzern mit Verweis auf unsichere politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen aufgegeben. Bereits 2009 hatte der Versorger Pläne zum Bau eines Meilers in Bulgarien - auch nach Widerstand im eigenen Aufsichtsrat - gekippt. Anfang vergangenen Jahres machte RWE auch in Rumänien einen Rückzieher. 

Quelle: Handelsblatt

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Montag, 22. Oktober 2012

Weltweit 4 % weniger Atomstrom

Anfang des Jahres hieß es noch im Wallstreet Journal: "Atomkraft hat weltweit wieder Zukunft." Aktuelle Zahlen besagen jedoch etwas anderes: Laut Erhebung der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) ist die weltweite Stromerzeugung aus Atomkraft um 4,3 Prozent gesunken- von 2.630 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2010 auf 2.518 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2011. Das ist der niedrigste Stand seit 2003.

Um eine Vorstellung zu bekommen: Das ist ungefähr viermal so viel Strom, wie im Jahr 2010 in der Bundesrepublik verbraucht wurde - oder 13 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs. Aktuell sind der Internationalen Atomenergie-Agentur zu Folge weltweit noch 437 Atomreaktoren mit einer Gesamtleistung von rund 372.000 Megawatt am Netz. Nach einer Erhebung des Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) werden viele Reaktoren ihre Betriebsdauer von 40 Jahren in den kommenden Jahren erreichen.

Um die Atomkraft auf dem selben Niveau zu halten, müssten die Staaten für einen rechtzeitigen Ersatz der Altanlagen 1,1 Billionen Euro bis 2030 investieren. "Auf die Länder mit Atomkraftanlagen rollt eine gewaltige Kostenwelle zu", sagte IWR-Direktor Norbert Allnoch. Durchschnittlich sind die Atomreaktoren, die derzeit Strom produzieren, 27 Jahre alt. Vor allem in den USA sind sie aber deutlich älter: durchschnittlich 32,9 Jahre. Allein für die USA würde ein Halten des derzeitigen Atomkraft-Niveaus Kosten in Höhe von 396 Milliarden Euro bedeuten.

Ebenfalls überdurchschnittlich alt sind die Reaktoren in Großbritannien (29,6 Jahre), Russland (28,9 Jahre) und Kanada (28,7 Jahre). Der World Nuclear Industry Status Report 2012 hatte bilanziert: "Es wird praktisch unmöglich sein, die Zahl der aktiven Atomreaktoren über die nächsten Jahre konstant zu halten oder gar zu steigern." 

Quelle: KLIMARETTER.INFO

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Donnerstag, 18. Oktober 2012

Ältestes AKW Beznau unter Druck

Jetzt gerät mit Beznau als dienstältestem Atomkraftwerk der Welt der Schweizer Meiler unter internationalen Druck. Deutsche Sicherheitsexperten stellen gleichzeitig den beiden Atomkraftwerken im französichen Fessenheim und Beznau ein miserables Zeugnis aus. Die heute vorgelegte Mängelliste ist lang. Betreiberin Axpo weist gemäss Agenturberichten die Kritik zurück.

Das Umweltministerium des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg hat Sicherheitsmängel beim Atomkraftwerk Beznau im Kanton Aargau kritisiert. Das Ministerium stützt sich bei der Kritik auf ein Gutachten. Der grüne Umweltminister Franz Untersteller zeigte sich «alarmiert». Die beiden Beznauer Reaktoren (siehe Bild) hätten bei Erdbeben und Überflutung sowie im Brennelemente-Lagerbecken, bei der elektrischen Energieversorgung und der Kühlwasserversorgung «wesentliche sicherheitstechnische Schwachstellen». Das teilte das Umweltministerium am Donnerstag in Stuttgart mit. Das Ministerium hatte ein Sicherheitsgutachten beim deutschen Öko-Institut und beim Physikerbüro Bremen in Auftrag gegeben.

Das Gutachten listet auch zahlreiche Mängel beim französischen AKW Fessenheim im Elsass auf. Es handle sich um eine «sicherheitstechnisch unzureichende Anlage», heisst es. Frankreichs Präsident François Hollande hatte kürzlich angekündigt, das AKW solle bis Ende 2016 stillgelegt werden. In den meisten relevanten Bereichen liege das AKW Beznau hinter dem Sicherheitsstandard deutscher Anlagen zurück, wird der grüne Umweltminister Untersteller in einer Medienmitteilung zitiert.

Als Konsequenz fordert der Umweltminister sowohl die deutsche Bundesregierung als auch die Europäische Kommission auf, sich verstärkt für europäische Standards bei der Anlagensicherheit einzusetzen. Punktuelle Untersuchungen wie im EU-Stresstest seien nicht ausreichend. Für die Untersuchung im Auftrag des Umweltministeriums stützten sich die beiden Büros vor allem auf die Unterlagen, die Betreiber und Aufsichtsbehörden im Rahmen des EU-Stresstests erstellt und veröffentlicht haben. Daneben nutzten sie weitere öffentlich zugängliche Informationen.

Mitte Jahr hatte bereits das Umweltministerium von Österreich ein Sicherheitsgutachten zum AKW Mühleberg im Kanton Bern vorgelegt und mehr Informationen verlangt. Nach einer ersten Prüfung des Berichtes mit 22 Empfehlungen kam die Schweizer Atomaufsicht Ensi diese Woche zum Schluss, es gebe keinen Handlungsbedarf.

Der Energiekonzern Axpo, Betreiber des AKW Beznau, hat die Kritik aus Deutschland zurückgewiesen. Das Gutachten des Öko-Instituts verwende zu einem grossen Teil deutsche Bewertungskriterien, welche nicht Teil des EU-Stresstests gewesen seien, hält die Axpo in einer Stellungnahme fest. Auch berücksichtige es zu wenig alternative Kühlmöglichkeiten des AKW Beznau. Dieses habe den EU-Stresstest hervorragend bestanden: Beznau habe alle fünf abgefragten «Best Practices» erfüllt.

Im Stresstest seien elf kritische Punkte überprüft worden. Das AKW habe alle elf Punkte ausgezeichnet bestanden. Das hervorragende Abschneiden des AKW in allen Tests beweise, «dass sich die konsequente Sicherheitsphilosophie und die permanenten Investitionen in die Sicherheit ausbezahlt haben», hält der Energiekonzern fest.  

Quelle: Agenturen / Bild: Guntram Rehsche

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Mittwoch, 17. Oktober 2012

Chinas AKW: Gute Nacht

Nach Europa nun auch Stresstest für Chinas AKW: Die Umweltbehörde warnt vor den Risiken veralteter Technik. Viele der 41 AKW des Landes erfüllen internationale Sicherheitsstandards, wie eine Meldung der Agentur Reuters klarmacht.
Ein chinesisches Atomkraftwerk in Qinshan
Ein chinesisches Atomkraftwerk in Qinshan

Chinas Atomanlagen benötigen einem staatlichen Bericht zufolge Milliardeninvestitionen, um internationale Sicherheitsstandards zu erreichen. Eine Untersuchung des chinesischen Umweltministeriums hat gezeigt, dass bis 2015 etwa 80 Milliarden Yuan (9,7 Milliarden Euro) in den Aus- und Umbau der AKWs investiert werden müssen.

Die gegenwärtige Situation gebe keinen Anlass zu Optimismus, heißt es in dem Report. Allein die vielen verschiedenen Kernreaktoren und Technologien chinaweit erschwerten die Einführung einheitlicher Sicherheitsstandards. Alte Kernkraftwerke sollten daher früher stillgelegt werden. Für eine schnelle Verbesserung der Situation schlägt der Bericht zudem vor, den Zugang zu Informationen zu vereinfachen. Außerdem soll die Forschung ausgebaut und der Umgang mit Atommüll verbessert werden.

Die Regierung in Peking will in den kommenden zwei Jahrzehnten bis zu 100 neue Atomkraftwerke bauen. Nach dem
Unglück in der japanischen Fukushima-Anlage im März 2011 verhängte sie ein Moratorium über den Bau weiterer AKW und ordnete eine Sicherheitsüberprüfung der bestehenden 41 Kraftwerke an. Ab wann neue Kernkraftwerke genehmigt werden sollen, wurde in dem Ministeriumsbericht nicht erwähnt.


Quelle: Reuters / Zeit

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Sonntag, 14. Oktober 2012

Baltenrepublik Litauen steigt aus

Jahrelang verwies die Atomlobby auf Osteuropa, wo Atomenergie bei den Völkern unbestritten und neue Werke im Anrollen seien, und jetzt das: Die Balten in Litauen wollen kein neues Atomkraftwerk und werden wohl auch keines bauen, da parallel zur Volksabstimmung Parlamentswahlen stattfanden, die nach neuesten Wahlergebnissen eine neue atomkritische Regierung an die Macht bringen.

Das ist ein Meilenstein im Kampf gegen die Atomenergie. Bislang wurde der Atomausstieg von Atombefürwortern als westeuropäische Schrulle gebrandmarkt, die gerade mal in Deutschland und langfristig in der Schweiz verfange. Abgesehen davon, dass weltweit bereits wesentlich mehr Staaten ausgestiegen sind (siehe auch das ABC der Ausstiegswilligen in der rechten Spalte), waren es ja stets die Bevölkerungen, die sich gegen die Dinosauriertechnologie wandten, ungeachtet von den Regierungen.

Aus jüngster Zeit stammt der Ausstiegsbeschluss von Belgien und auch ein vorerst zaghafter Anlaug der japanischen Regierung, einen solchen in die politische Diskussion einzubringen (zumal gerade die japanische Bevölkerung seit Fukushima strikte sowohl gegen Neubauten wie gegen das Hochfahren der bestehenden Anlagen eingestellt ist). 

In dem nicht bindenden Referendum stimmten die Litauer nun am Sonntag gegen den Bau eines neuen Atomkraftwerks. Laut von der Wahlkommission veröffentlichten Teilergebnissen lehnten 61,57 Prozent der Wähler die Baupläne in Visaginas ab, 34,76 Prozent waren dafür. Die Abstimmung ist aber nicht bindend für die Regierung; sie hat beratenden Charakter - insofern aber grosse Bedeutung, als auch die geforderte 50prozentige Stimmbeteiligung erreicht wurde. 

Litauen zahlt gemäss dem österreichischen Nachhaltigkeitsportal oekonews.at immer noch für das Erbe der Atomkraft aus Sowjet-Zeiten: Zwei russische Reaktoren vom Typ des explodierten Tschernobyl-Reaktors (RMBK) wurden auf Druck der EU beim Beitritt Litauens zur Union stillgelegt. Der Rückbau der Reaktoren verzögert sich immer wieder und verschlingt Unsummen an EU-Steuergeldern. Nach neuesten Schätzungen sollen die Reaktoren bis 2030 rückgebaut sein, zu einem Preis von 2,9 Milliarden Euro, von dem die EU 95 Prozent übernimmt. „In dieser Situation über den Neubau eines weiteren Atom-Milliardengrabs auch nur nachzudenken, ist völlig absurd“, sagt Uhrig.  Für das Visagines-Projekt war im März ein Vorvertrag mit Hitachi in einer Höhe von sechs bis acht Milliarden Euro abgeschlossen worden, der nun hinfällig ist, so denn die neue Regierung Wort hält.

Montag, 8. Oktober 2012

Die CO2-Lüge

Mit der Aussage „Null CO2“ warb  die Atomindustrie immer wieder auf Plakaten und in Anzeigen, in Deutschland wie auch hierzulande. Dies ist, gelinde gesagt, stark irreführend. Denn es gilt allenfalls für den Betrieb von AKW, keineswegs aber für die der Stromerzeugung vorgelagerte Prozesskette. Ein Artikel des deutschen Magazins «focus», der hierzulande vergessen ging.

Der ganze Prozess der Erzeugung von Atomstrom umfasst den Bau der Meiler, die Produktion der Baustoffe sowie des Brennstoffs Uran. Die Kernkraft hat somit durchaus Klimaauswirkungen. Im Zuge der Bereitstellung von Atomstrom, so errechnete das Öko-Institut 2007, fallen für deutsche AKW 31 Gramm des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) pro Kilowattstunde (kWh) an, in russischen sogar über 60 Gramm. Der Block C des AKW Gundremmingen mit einer Stromproduktion von elf Milliarden kWh pro Jahr ist demnach für den Ausstoß von 352 000 Tonnen CO2 verantwortlich.

Überdies reichen die Vorräte von wirtschaftlich gewinnbarem Uran weltweit gerade noch etwa 65 Jahre.
Die Erze mit hohem Urangehalt sind schon heute weitgehend erschöpft. Zwar lässt sich mit mehr Aufwand und Kosteneinsatz Uran auch aus minderwertigem Erz gewinnen, zur Not sogar aus Meerwasser. Doch dies treibt nicht nur den Preis für die Brennelemente in schwindelnde Höhen, sondern hat auch gravierende ökologische Folgen. So steigen die CO2-Emissionen bei der Aufbereitung niedriger konzentrierter Erze. Eine weitere Studie – sie beruht auf Daten der Konferenz für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – weist nach, dass die Uranvorkommen weltweit auch bei reduziertem Bedarf spätestens 2070 ausgebeutet sein werden. Derzeit deckt die Atomkraft nur rund sieben Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Würde dieser Anteil erhöht, wären die Uranressourcen in kurzer Zeit erschöpft.

Europas AKW beziehen das Uran überwiegend aus Russland, Australien, Kanada, Kasachstan, Usbekistan und Niger. Seine Konzentration im Erz ist meist sehr gering (ca. 0,1 Prozent), deshalb müssen große Gesteinsmengen abgebaut werden (meist in offenen Gruben), von denen über 99 Prozent Abfall sind. Dabei fallen große Mengen radioaktiv und chemisch verseuchter Abwässer an, die in der Regel in nahe Flüsse und Seen gepumpt werden und auch ins Grundwasser gelangen. Weltweit lagern bereits über eine Milliarde Tonnen Uranerzschlämme, jährlich kommen weitere 20 Millionen hinzu. Nachdem sie getrocknet sind, treibt der Wind den giftigen Staub übers Land.

Meist findet die weitere Aufbereitung gleich bei den Gruben statt. Das Uranerz wird zu gelbem Pulver – dem „Yellowcake” – umgesetzt. Dabei löst sich, wie auch schon beim Erzabbau, radioaktives Radongas aus dem Gestein. Von den beim früheren DDR-Uranproduzenten Wismut AG beschäftigten Bergleuten starben von 1946 bis zum Betriebsende 1990 über 7160 an Lungenkrebs, hervorgerufen durch Radon.

In Niger untersuchte das unabhängige Institut CRIIRA zwischen 2003 und 2005 die Umweltfolgen des Uranabbaus und konstatierte überhöhte Strahlenwerte im Trinkwasser sowie eine hohe Belastung der Minenarbeiter und Bevölkerung in der Region durch Radon. Im Jahr 2007 lehnte die finnische Regierung aufgrund des Widerstands der Bevölkerung einen Antrag der französischen Atomfirma Areva ab, im Land nach Uran zu suchen. Am ostfinnischen See Kitkajärvi etwa fürchten Fischer eine Verschmutzung des Gewässers.
...
Atomkraft: Die CO2-Lüge - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/wissen/klima/tid-13427/atomkraft-die-co2-luege_aid_372528.html

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Finnen verklagen Areva

Die Betreiberfirma des finnischen AKW-Neubaus Olkiluoto, Teollisuuden Voima Oyj (TVO), hat die Konzerne Siemens und Areva vor der Interationalen Handelskammer auf Schadenersatz verklagt. Für die jahrelangen Verspätungen beim Reaktorbau verlangt TVO eine Entschädigung von insgesamt 1,8 Milliarden Euro. 


So wie in dieser Fotomontage sollte es am Standort Olkiluoto eigentlich schon 2009 aussehen. (Foto: Teollisuuden Voima Oy)

 
Ursprünglich sollte das 1.600-Megawatt-Kraftwerk bereits im Jahr 2009 fertiggestellt werden. Nach Verschiebung des Fertigstellungstermins auf 2014 war zuletzt bekannt geworden, dass Areva auch diesen Termin nicht halten kann. Siemens war zwischenzeitlich aus dem Reaktorbau ausgestiegen. Seit 2005 wird der Reaktor als Olkiluoto 3 neben zwei schon bestehenden Reaktoren gebaut. Von Anfang an hatte es zahlreiche Probleme gegeben, immer wieder wurden Mängel festgestellt.
Auch Areva und Siemens haben bereits gegen TVO geklagt und machen das finnische Unterehmen für die Verspätungen und explodierende Kosten verantwortlich. Im Juli hatte der Internationale Schiedsgerichtshof in dem jahrelangen Rechtsstreit Areva und Siemens Recht gegeben. TVO wurde zur Zahlung von 125 Millionen Euro an die Konzern verpflichtet. 


Quelle: klimaretterinfo

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Dienstag, 2. Oktober 2012

Atomausstieg belastet Klima kaum

Ein weltweiter Ausstieg aus der Kernenergie erhöht die Kosten für Klimaschutz nur geringfügig. Mit einer Computersimulation von Energiesystem und Wirtschaft, die den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Technologien zur Energieerzeugung umfassend abbildet, haben Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und der Universität von Dayton, Ohio, Wechselwirkungen zwischen Kernkraft- und Klimapolitiken analysiert.

„Oft wird gefragt, ob eine Beschränkung der Kernenergie – wie sie seit dem Unfall im japanischen Fukushima von manchen Ländern erwogen wird – in Kombination mit Klimapolitik nicht extrem teuer werden könnte. Unsere Studie ist die erste, die die Folgen einer großen Bandbreite von Kombinationen von Klima- und Atompolitik untersucht“, sagt Leitautor Nico Bauer. Einschränkungen der Kernkraft könnten von der Politik beschlossen werden, aber auch auf Bestimmungen von Sicherheitsbehörden zurückgehen. Dann müssten die nuklearen Kapazitäten zur Energieerzeugung ersetzt werdenfossile Brennstoffe aber könnten sich verteuern, wenn zugleich CO2-Emissionen aus Gründen des Klimaschutzes einen Preis bekommen, das ist der Kern der Bedenken. 

„Im Falle einer beschränkten Nutzung von Kernkraft würde ein flexibles Budget für CO2-Emmissionen kurzfristig einen höheren Ausstoß von Treibhausgasen erlauben, der aus einem Anstieg der Energieerzeugung aus Erdgas statt Kernkraft resultiert“, sagt Bauer. Zusammen mit einer Verringerung des Energiebedarfs und der Verbesserung der Energieeffizienz könnte dies helfen, die Lücke in der Stromerzeugung zu füllen. Der Gaspreis wird sich der Studie zufolge durch einen Rückgang des Bedarfs vermindern. Die Stilllegung bereits existierender Kernkraftwerke würde zudem Instandhaltungs- und Modernisierungskosten vermeiden, die zur Verlängerung der Betriebszeiten älterer Kernkraftwerke entstehen würden. Verluste der Weltwirtschaftsleistung durch das vorzeitige Stilllegen von Kernkraftwerken entsprechen etwa 10 Prozent der Kosten für Klimaschutz, so die Autoren. Werden zusätzlich keine neuen Kernkraftwerke zugelassen, würden sich die Kosten auf bis zu 20 Prozent belaufen. 

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler verschiedene Optionen der Atompolitik analysiert. Die Bandbreite der untersuchten Szenarien reicht von der „Renaissance“, mit einer vollen Ausnutzung bereits bestehender Kraftwerke und ihrer Modernisierung zur Laufzeitverlängerung plus Investitionen in neue Kernkraftwerke, bis zu „Kompletter Ausstieg“, bei dem bestehende Kraftwerke stillgelegt werden und es keine Investitionen in neue Kernkraft gibt. Jedem Szenario wurde eine Klimapolitik gegenübergestellt, die ein flexibles globales CO2-Budget mit einbezieht. Mit diesem Budget wird ein Preis für Kohlendioxid-Emissionen festgesetzt. Insgesamt sind die Kohlendioxid-Emissionen des globalen Energiesektors dabei von 2005 bis Ende des Jahrhunderts auf 300 Gigatonnen Kohlenstoff begrenzt. Dies repräsentiert eine Klimaschutzpolitik, die dem Zwei-Grad-Ziel entspricht. 

„Ein überraschendes Ergebnis unserer Studie ist, dass es im Hinblick auf Verluste der Weltwirtschaftsleistung kaum einen Unterschied zwischen einer ‚Renaissance’ und einem ‚Kompletten Ausstieg’ gibt“, sagt Bauer. Während der stufenweise Ausstieg aus der Kernkraft ohne Klimaschutz mit CO2-Budget nur sehr geringe Effekte auf die Weltwirtschaftsleistung hätte, würde ein verbindliches CO2-Budget ohne gleichzeitige Einschränkung der Kernkraft eine Verringerung des Welt-Bruttoinlandsprodukts um 2,1 Prozent bis 2050 bedeuten. Durch einen zusätzlichen stufenweisen Ausstieg aus der Kernkraft stiege dieser Verlust den Berechnungen zufolge bis 2050 um etwa 0,2 Prozentpunkte. Er hätte also nur wenig zusätzliche Folgen für die Wirtschaft, da der Beitrag der Atomkraft zur Energieerzeugung relativ leicht durch alternative Technologien – darunter auch der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien – aufgefangen werden kann.

Artikel: Bauer, N., Brecha, R.J., Luderer, G. (2012): Economics of nuclear power and climate change mitigation policies. Proceedings of the National Academy of Sciences (Early Edition) [DOI: 10.1073/pnas.1201264109] 

Weblink zum Artikel: www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1201264109

Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

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