Kein neues Atomkraftwerk in Südosteuropa: Der Bau des Atomkraftwerks Belene nahe dem gleichnamigen Ort in Nordbulgarien wird endgültig gestoppt. So entschied das bulgarische Parlament am Mittwoch mit 114 Stimmen bei 40 Gegenstimmen - wie die Nachhaltigkeitsplattform klimaretter.info soeben berichtet.
Ein Referendum zu der Frage war im Januar wegen zu geringer Bürgerbeteiligung gescheitert.
Belene ist bereits seit dem Baubeginn 1987 umstritten – steht es doch
in einer Erdbebenregion. Der Bau wurde seitdem immer wieder
unterbrochen. Die konservative Regierung in Sofia hatte zudem bereits
im März vergangenen Jahres die Arbeiten an dem AKW für nicht
finanzierbar erklärt und das Projekt auf die lange Bank geschoben.
Deutsche
Atomkraft-Gegner demonstrierten 2009 für einen Ausstieg des
Energiekonzerns RWE aus dem Belene-Projekt – kurze Zeit später stellte
RWE tatsächlich seine Finanzierung ein. Nun steht fest: Belene wird überhaupt nicht weitergebaut. In der Sitzung des Nationalrates ging es nicht einfach nur um ein
AKW. Es ging um eine neue Regierung. Bulgarien, eines der ärmsten
EU-Länder, kämpft derzeit mit hohen Strompreisen,
die ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr stemmen kann. Nach
Protesten war der konservative Regierungschef Boiko Borissow
zurückgetreten und hatte – vier Wochen vor dem eigentlichen Ende des
Mandats – auch auf die Bildung einer neuen Regierung verzichtet.
Gestolpert war die Regierung über Energiepreis-Proteste. Die
sozialistische Opposition befürchtet einen weiteren Anstieg: Im
vergangenen Jahr waren Verträge über den Bau einer Pipeline von Russland
nach Bulgarien mit dem russischen Erdgaskonzern Gazprom
geschlossen worden. Der Einkauf von russischem Erdgas zur
Stromgewinnung ist somit in Planung. Die Sozialisten wollten nun den
Weiterbau des Atomkraftwerks Belene durchsetzen und hatten deshalb das
Referendum veranlasst. Nach zivilen Protesten in den vergangenen Wochen ist Ministerpräsident Bojko Borissow mit dem Kabinett zurückgetreten.
Für Mai sind Neuwahlen angekündigt - über die energiepolitische Zukunft
Bulgariens ist also eventuell noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Quelle: klimaretter.info
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