Freitag, 22. März 2013

Mühleberg hält Flugzeug nicht stand

Ein gezielter Einflug in ein Schweizer Atomkraftwerk ist für einen Piloten kein Problem. Würde ein solcher das AKW Mühleberg anvisieren, so wäre ein Super-GAU mit grosser Wahrscheinlichkeit vorprogrammiert. Deshalb reicht der Anwalt Rainer Weibel im Namen von acht Personen ein Gesuch an das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK ein: Es soll dem AKW Mühleberg die Betriebsbewilligung entziehen, weil ein vorsätzlicher Flugzeugabsturz nicht beherrscht werden könnte.

Eines ist klar: Es besteht ein unheimliches Gefahrenpotenzial darin, dass ein einzelner Mensch (Pilot) ohne grosse Vorbereitung, in absolutem (geheimem) Alleingang, ohne irgendwelche Abwehrmass-nahmen überwinden zu müssen, jederzeit mit einem Schlag ganze Bevölkerungsteile und riesige Landschaftsgebiete radioaktiv auf Generationen hinaus tödlich verseuchen kann. Dass es solch geziel-te Abstürze gibt, zeigt das jüngste Bespiel vom 16. Juli 2011: Ein Schweizer Pilot steuerte sein Schwei-zer Flugzeug gezielt und «erfolgreich» in ein Schweizer Erdobjekt (Wohnhaus).

Massive Fehlinformation in HSK-Bericht 
Die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK veröffentlichte im März 2003 - nach den gezielten Anflügen auf das New Yorker Word Trade Center («nine-eleven») - eine Stellungnahme zur Sicherheit der schweizerischen Atomkraftwerke (HSK-AN-4626). Nachdem die HSK mit den schweren Sicherheitslücken in der Stellungnahme konfrontiert wurde, versteckte sie sich hinter «Unwahr-scheinlichkeiten» und «Ja-aber-Argumentarien» und verharmloste die Defizite. In derselben Stel-lungnahme finden sich aber nicht nur Sicherheitslücken, sondern auch krasse Fehlbeurteilungen, insbesondere im Bereich der flugspezifischen Randbedingungen. Fakt ist, dass die Annahmen bereits bei der Herausgabe der Stellungnahme im Jahr 2003 nicht der aviatischen Realität entsprachen - und es heute noch viel weniger tun. Schlimmer noch: Die AKW Beznau und Mühleberg wurden bei ihrer Erstellung nicht gegen den Lastfall Flugzeugabsturz ausgelegt, ein solcher Fall wurde einfach dem Restrisiko zugerechnet.

Nachdem das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI diese HSK-Stellungnahme während 10 Jahren weiterverbreitet hat, kam es am 5. März 2013 auf seiner Website doch noch zum Schluss, das Thema des vorsätzlichen Flugzeugabsturzes sei neu aufzugreifen. Dies drängt sich auch auf, um der seit 2003 in Kraft getretenen neuen Kernenergiegesetzgebung Rechnung zu tragen. 

Die Gesuchsteller und die Schweizerische Energie-Stiftung SES fordern das UVEK mit ihrem Gesuch auf, dem AKW Mühleberg die Betriebsbewilligung zu entziehen. Ein vorsätzlicher Flugzeugabsturz auf ein AKW stellt ein ernstzunehmendes Risiko dar, mit dem keinesfalls leichtsinnig umgegangen werden darf.

Kontakt: 
Rainer Weibel, Anwalt der Gesuchstellenden: 031 312 08 15
Max Tobler, ehem. Pilot und heutiger Simulatorinstruktor. Mobile: 079 776 46 50
Peter Sager, eidg. dipl. Organisator. Mobile: 077 417 77 05
Sabine von Stockar, SES-Projektleiterin Atom&Strom. Mobile: 079 223 56 86


Mittwoch, 20. März 2013

Teures Uran macht AKW unrentabel

"Kernenergie kann zur langfristigen Stromversorgung und zum Klimaschutz kaum beitragen." So fasst Atomphysiker Wolfgang Kromp das Ergebnis einer mehrjährigen Studie zur Wirtschaftlichkeit und Klimafreundlichkeit der Atomkraft zusammen. 

Wie der ORF meldet, stellten Kromp und seine Kollegen die Studie in dieser Woche an der Wiener Universtität für Bodenkultur BOKU vor. Das Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität hatte dafür gemeinsam mit internationalen Partnern eine ausführliche "Evaluation einer hypothetischen nuklearen Renaissance" (EHNUR) durchgeführt. Die Forscher kamen zu dem Resultat, dass Atomkraft nach Lage der Dinge schon in wenigen Jahren die Grenze zur Unwirtschaftlichkeit überschreiten wird.

Als Grund für die negative Prognose sieht die Studie vor allem eine zunehmende Knappheit des Kernbrennstoffs: Der Abbau von Natur-Uran in Minen bleibe in den nächsten Jahrzehnten die vorrangige Brennstoffquelle – dieser Abbau sei aber in vielen Fördergebieten rückläufig und werde bald unrentabel sein. Voraussichtlich noch zehn bis 20 Jahre könnten die vorhandenen AKW zu bezahlbaren Bedingungen versorgt werden, so die Forscher.

Auch bei den erwarteten Neubauten sehen die Wissenschaftler große Risiken. Zwar sei eine neue Reaktorgeneration angekündigt, die nicht nur sicherer, sondern auch billiger sein soll. Doch der an der Studie beteiligte britische Energiemarktexperte Steve Thomas von der Universität Greenwich kam zu dem Ergebnis, dass die neuen Atomreaktoren der sogenannten Generation III+ rund siebenmal so viel kosten werden wie versprochen. Im Abnehmen begriffen seien dagegen die Zahl realisierbarer AKW-Standorte und die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Dienstag, 19. März 2013

Stromausfall in AKW Fukushima

Vier Kühlbecken des havarierten japanischen Atomkraftwerkes waren während Stunden ohne Strom. Noch sind nicht alle Systeme funktionsfähig, doch der Betreiber gibt eine erste Entwarnung. 

Nach einem Stromausfall im havarierten Atomkraftwerk Fukushima laufen die ausgefallenen Kühlsysteme teilweise wieder. Die Kühlung des Abklingbeckens am Reaktor 1 konnte am frühen Nachmittag (Ortszeit) wieder in Gang gesetzt werden. Die Kühlsysteme der beiden anderen betroffenen Becken der Reaktoren 3 und 4 sollten gegen 20 Uhr Ortszeit wieder funktionieren, wie japanische Nachrichtenagenturen heute unter Berufung auf den Betreiberkonzern Tepco meldeten. 

Noch immer sind in grossem Umkreis des AKW Fukushima die Aufräumarbeiten im Gang - Bild ab TV-Sendung.





 


Im beschädigten Atomkraftwerk gab zuvor neue technische Probleme. Wegen eines Stromausfalls waren die vier Kühlbecken zur Lagerung von Brennelementen mehr als 15 Stunden ohne frisches Kühlwasser. Der Betreiber des Kraftwerks (TEPCO) erklärte, man versuche einen defekten Schaltschrank zu reparieren, der vermutlich für die Probleme verantwortlich sei. Zudem bereite man ein Backup-System vor.

Sorge bereitet den Hilfskräften gemäss dem Nachrichtenmagazin Spiegel vor allem das Becken des Reaktors 4, da dort viel mehr Brennstäbe liegen als in den anderen. Das Dach des Beckens im Reaktor 4 war bei dem Erdbeben und Tsunami vor zwei Jahren durch eine Explosion zerstört worden. Der Reaktor selbst war zum Zeitpunkt des Tsunamis abgeschaltet. Die Wiederherstellung des Kühlsystems für das Becken des Reaktors 4 habe "höchste Priorität", hieß es. 

Tepco versucht, die Temperatur in den betroffenen Becken weiter unter der Sicherheitsgrenze von 65 Grad zu halten. Der Firma blieben noch vier Tage Zeit, um den Schaden in Reaktor 4 zu beheben, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. So lange würde es noch dauern, bis die Temperatur einen kritischen Wert erreicht. Im Reaktor 3 blieben dem Betreiber noch mindestens zwei Wochen.

Das Erdbeben und der Tsunami vor gut zwei Jahren hatten das Strom- und Kühlsystem des Kraftwerks zerstört und dazu geführt, dass drei Reaktorkerne schmolzen und sich mehrere Becken mit Brennelementen überhitzten. Bis heute kämpft die Region mit den Folgen der ausgetretenen Radioaktivität. Viele Orte um Fukushima sind wegen der Strahlung noch immer nicht bewohnbar. 

Quellen: Diverse Agenturen
 
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Samstag, 16. März 2013

Hoch verstrahlter Fisch gefangen

Vor der Küste von Fukushima wurde eine Fisch gefangen, bei dem 740'000 Becquerel Cäsium pro Kilogramm festgestellt wurden. Dies entspricht dem 7400-fachen der als unbedenklich geltenden Dosis.

Gut zwei Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima ist in einem unweit des havarierten Kraftwerks gefangenen Fisch ein Rekordwert radioaktiver Belastung festgestellt worden. Der Kraftwerksbetreiber habe bei dem Fisch 740'000 Becquerel Cäsium pro Kilogramm gemessen, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Der Wert entspricht dem 7400-fachen dessen, was der Staat als unbedenklich zum Verzehr einstuft. Der bisherige Rekord lag bei einer Cäsium-Belastung von 510'000 je Kilo.

Der Fisch wurde vor der Küste Fukushimas gefangen. Das Fischen dort unterliegt wegen des Unglücks am 11. März 2011 Beschränkungen. Damals hatte ein Erdbeben einen Tsunami ausgelöst, in dessen Folge es zum Super-GAU kam.

Quelle: Agenturen

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Freitag, 15. März 2013

Bundesrat will «Pseudoausstieg»

Der Bundesrat hat am Freitag beschlossen, dem Parlament die Energiestrategie 2050 als indirekten Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie (Ausstiegsinitiative)» vorzulegen. Er will daran festhalten, AKW «solange sicher» weiter zu betreiben. Damit nimmt das nukleare Risiko für die Schweizer Bevölkerung nach Fukushima perverserweise zu statt ab. Die Energiewende wird auf Jahre hinaus behindert und verkommt zur Mogelpackung. 

Gebaut wurden unsere AKW ursprünglich für 30 Jahre Laufzeit. Mit jedem Jahr steigt das Unfallrisiko in den veralteten Reaktoren. Deshalb muss die Lebensdauer der Schweizer AKW auf maximal 40 Jahre beschränkt werden. Die Ausstiegs-Initiative bietet mit dem Vorschlag «Laufzeitbeschränkung 45 Jahre» einen Kompromiss dazu. Eine solche  bedeutet auch Planungssicherheit für alle betroffenen Akteure: Für die AKW-Betreiber, die Eigentümerkantone, die Aufsichtsbehörden, Investoren und die Politik. Und vor allem mehr Sicherheit für die Bevölkerung. 

Die Oldtimer-AKW Mühleberg, Beznau I und Beznau II (siehe Bild) müssen unverzüglich vom Netz! Ihre Mängellisten sind zu lang und das Reaktordesign entspricht nicht mehr heutigen Sicherheitsanforderungen. Mit zunehmendem Alter versprödet das Material - bei Atomkraftwerken beschleunigt die Strahlung diesen Alterungsprozess noch zusätzlich. Gewisse Komponenten können nicht ersetzt werden. Der Bundesrat behauptet, der Bund könne für «nichtamortisierte Investitionen, die von den Betreibern im Vertrauen auf die heutige gesetzliche Regelung vorgenommen wurden», entschädigungspflichtig werden. «Es entsteht der Eindruck, die Regierung gewichte die Wirtschaftlichkeit stärker als die Sicherheit der Bevölkerung» meint Jürg Buri, Geschäftsleiter der SES. 

Warum der Bund für 40 Jahre alte abgeschriebene AKW entschädigungspflichtig werden soll, bleibt unklar. Ein «so lange laufen lassen bis es zu spät ist», können wir uns nicht leisten. Ein AKW Unfall in Mühleberg im Ausmass von Fukushima würde das ganze Schweizer Mittelland verseuchen. Bern, Olten, Zürich müssten evakuiert werden. Dieser Gefahr setzen wir uns unnötigerweise aus: Die drei uralten AKW sind klein und könnten morgen vom Netz – ohne, dass die Schweiz ein Stromversorgungsproblem bekäme. Die Regierung riskiert Unfallkosten, die um ein Vielfaches höher ausfallen würden als allfällige Schadenersatzforderungen.  

Die SES fordert den Bundesrat auf, in seiner Energiestrategie 2050 eine maximale Laufzeit von 40 Jahren vorzuschreiben. Zur Erinnerung: In Deutschland wurden alle AKW mit Baujahr älter 1981 aus Sicherheitsgründen abgestellt. Die durchschnittliche weltweite Lebensdauer eines AKW beträgt 23 Jahre. Beznau I ist mit 43 das älteste der Welt.   

Quelle: SES / Bild: Guntram Rehsche  


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Donnerstag, 14. März 2013

Greenpeace warnt vor Comeback

Die EU muss sich gegen Atomenergie als Klimaschutzmaßnahme entscheiden, warnt Greenpeace. Sonst stehe ein Comeback der menschenverachtenden Technologie in Europa bevor. 

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) stimmte der Finanzierung eines Atomprojekts in der Ukraine zu. Mit einem Kredit von 300 Millionen Euro soll die Sicherheit der 15 nuklearen Einheiten in der Ukraine erhöht werden. Bereits im vergangenen Dezember hat Greenpeace in Kiew gegen die massive Unterstützung von Atomenergie in der Ukraine protestiert. Unter dem Vorwand der Modernisierung fördert die EBRD Atomkraft.

Europäische Gelder, die dringend für den Ausbau von Erneuerbaren Energien benötigt würden, werden hier verschwendet, um Schrottreaktoren aufzurüsten und damit ihre Laufzeit zu verlängern", stellt Julia Kerschbaumsteiner, Atomsprecherin bei Greenpeace, klar.

In Wien wurde unterdessen eine Studie der  vorgestellt, die vor einem Comeback der Atomkraft als Klimaschutzmaßnahme warnt. Atomprojekte entpuppen sich nicht zuletzt aufgrund von zu erwartenden Versorgungsengpässen mit Uran als viel teurer als erwartet.

Die Ukraine verfügt über vier Atomkraftwerke, welche wiederum 15 nukleare Einrichtungen beherbergen. Die Atomkraftwerke, die noch zu Sowjet-Zeiten errichtet wurden, stellen ein enormes Sicherheitsrisiko in einem Land dar, das sich bis heute nicht von den Folgen der Atomkatastrophe von Tschernobyl erholt hat. So hat sich im AKW Rivne im Dezember 2010 ein Unfall ereignet, der ein Herunterfahren des Reaktors auf eine Leistung von 50 Prozent notwendig machte, und das nur einen Monat, nachdem die Laufzeitverlängerung des Kraftwerks beschlossen wurde.

"Die geplanten Aktivitäten verringern bestenfalls das Risiko eines weiteren Atomunfalls, doch sind keineswegs eine Garantie dafür, dass sich eine Katastrophe wie in Tschernobyl oder Fukushima nicht wiederholt. Die EU als Gesellschafterin der EBRD muss aufwachen und darf Hochrisikoprojekte wie das sogenannte 'Safety Upgrade Program' in der Ukraine nicht weiter fördern", fordert Kerschbaumsteiner.

Ohne die Finanzierung der EBRD müssten in der Ukraine zwölf nukleare Anlagen bis 2020 geschlossen werden, doch die Energiestrategie des Landes sieht die weitere Nutzung aller Reaktoren und Einrichtungen bis 2030 vor. "Die EBRD sollte die Ukraine dabei unterstützen, ihre Atomkraftwerke rasch und sicher abzuschalten, anstatt weitere hunderte Millionen in einer nukleare Zukunft zu verpulvern. Um die Abhängigkeit des Landes von hochriskanter und schmutziger Atomenergie zu beenden, müssen stattdessen öffentliche Gelder in den Ausbau von Erneuerbarer Energie fließen. Die Entscheidung der EBRD für das Atomprojekt ist deshalb verantwortungslos", so die Greenpeace-Sprecherin.

Wie die BOKU-Studie zu Atomenergie verdeutlicht, besteht die Gefahr einer Renaissance von Atomkraft im Namen des Klimaschutzes. Den wissenschaftlichen Ergebnissen zum Trotz versucht eine Allianz aus zwölf Staaten, die derzeit anlaufendenden Gespräche über die Energiezukunft Europas zu beeinflussen. Länder wie Großbritannien und Frankreich setzen sich dabei für eine Aufnahme von Kernenergie als Klimaschutzmaßnahme und damit als Zukunftstechnologie in die Europäischen Energieszenarien bis 2030 ein.

"Österreich ist ein Vorreiter im Kampf gegen Atomkraft. Deshalb hat die Bundesregierung auch die Verantwortung, sich auf EU-Ebene entschlossen gegen den Vorstoß, Atomenergie als CO2-arme Energieform zu deklarieren, zu stellen. Österreich muss sich als Vorbild für ein atomfreies Europa positionieren und wirksame Allianzen zu schmieden." 

Quelle: Greenpeace Österreich 2013

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Dienstag, 5. März 2013

Dekontaminierung funktioniert nicht

Die GLOBAL 2000-Messungen zeigen eine Irreführung der Bevölkerung und Weltöffentlichkeit, was die Reinigung in und um Fukushima betrifft.


Der staatliche japanische Nachrichtensender NHK vermeldete kürzlich die Reduktion der Strahlenbelastung in der von der Nuklearkatastrophe 2011 betroffenen Region Fukushima um 40 Prozent aufgrund von natürlichem Zerfall der Strahlenprodukte und der Auswaschung von Radionukliden in Flüsse und Seen. MitarbeiterInnen von GLOBAL 2000 waren im Dezember 2012 selbst vor Ort und führten Messungen durch. „Diese Messungen in der betroffenen Region zeigen ein anderes, sehr deutliches Bild: Die Dekontaminierung der Region ist oberflächlich und nicht zu Ende gedacht, Menschen werden in radioaktiven Hotspots zurückgelassen – ohne adäquate Entschädigung und mit dem permanenten Risiko der Aufnahme von radioaktiven Partikeln durch Atmung, Nahrung oder Wasser“, sagt Dr. Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000. 

„Der radioaktive Zerfall von Cäsium-134 mit einer Halbwertszeit von zwei Jahren führt jetzt zu einer Reduktion der Strahlenbelastung, wie auch das japanische Fernsehen berichtet hat. Es ist aber ein Irrglaube, dass dieser Abfall so weitergehen wird: Das viel langlebigere Isotop Cäsium-137 mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren und andere Spaltprodukte wie das extrem krebserregende Plutonium werden die Region noch auf Jahrhunderte zu einem radioaktiven Minenfeld machen“, sagt Uhrig.
Anlässlich des zweiten Jahrestages der Nuklearkatastrophe warnen die offiziellen Stellen immer wieder vor „baseless rumours“ über die Strahlengefahren, die die Menschen angeblich kranker machen würden als die Strahlung selbst. Doch die Effektivität der Dekontaminierung in Japan wird auch von einem offiziellen Report des japanischen Umweltministeriums in Frage gestellt, der in einem Vorher-Nachher-Vergleich zu ernüchternden Ergebnissen kommt: Zwischen 66 Prozent und nur 19 Prozent sank der Strahlungswert, obwohl die behandelten Häuser sowohl gereinigt als auch die Erde und Gras um sie herum abgetragen wurden. „NHK geht also von einem Rückgang um fast die Hälfte der Strahlung 'ganz von selbst' aus, während das Ministerium zugibt, dass selbst bei aktiver Reinigung des Gebiets stellenweise nur 19 Prozent Rückgang gemessen werden konnte – dieser Widerspruch ist wohl selbsterklärend“, sagt Uhrig.

Uhrig sah die Ergebnisse dieser 'aktiven' Vorgehensweise vor Ort: Während radioaktive Partikel mit Hochdruckreinigern und Bürsten von den Häusern heruntergewaschen und die oberen fünf Zentimeter Erde in einem Radius von 20 Metern um die Häuser abgetragen wurden, maß GLOBAL 2000 mit einem Geigerzäher direkt daneben radioaktive Hotspots. „An Moos, das durch die Ritzen im Asphalt direkt neben einem Wohnhaus in Fukushima City wuchs, haben wir eine Strahlendosis von vier Mikrosievert pro Stunde gemessen – auf ein Jahr hochgerechnet würde der japanische Strahlenschutzgrenzwert von einem Millisievert um das 35-Fache überschritten, wenn man nur in der Nähe dieses Mooses steht, geschweige denn Partikel einatmet oder über Kontakt mit den Händen in den Mund bekommt“, betont Uhrig. „Es ist klar, in welcher Gefahr sich die Kinder in dieser betroffenen Region befinden.“ „Die Menschen in Fukushima vor ‚baseless rumours‘ und nicht vor der Strahlung zu warnen und endlich zu evakuieren, ist grob fahrlässig“, sagt der Atomexperte von GLOBAL 2000 abschließend.

Weblinks: Japanisches Umweltministerium zur Effektivität der Dekontamination http://josen.env.go.jp/en/documents/pdf/documents_02.pdf

Quelle: Global 2000

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