Simulationen des DIW Berlin: Erneuerbare Energien können bis 2050
Atomstrom vollständig ersetzen, ohne die Klimaschutzziele oder die
Versorgungssicherheit zu gefährden – Atomkraft ist nicht
wettbewerbsfähig und wäre auch künftig die teuerste Variante der
Stromproduktion
Europa ist auf die Stromproduktion durch Atomkraftwerke nicht
angewiesen: Die Klimaschutzziele lassen sich bis 2050 gänzlich ohne
Atomstrom realisieren – bei einer gleichzeitig sicheren
Energieversorgung. Hinzu kommt, dass Atomkraft auch künftig die mit
Abstand teuerste Variante wäre, Strom zu erzeugen. Das ergeben aktuelle
Simulationen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW
Berlin), die auf früheren Szenarioberechnungen aufbauen und um aktuelle
Daten und Rahmenbedingungen ergänzt wurden. „Die Atomkraft ist eine
Technologie der Vergangenheit, die ohne Subventionen nicht
wettbewerbsfähig war und es auch niemals sein wird – selbst dann nicht,
wenn man die Umweltrisiken und die Entsorgung des Atommülls außen vor
lässt“, sagt die Energieökonomin Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung
Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin. Gemäss Studie kostet die
Stromproduktion durch Atomkraft selbst bei einem hohen CO2-Preis
von 100 Euro pro Tonne mit zwölf Cent pro Kilowattstunde deutlich
mehr als die Stromerzeugung in Kohle-/ Gaskraftwerken oder durch
erneuerbare Energien.
Während Deutschland und einige andere westeuropäische Länder wie
Italien, Österreich oder Belgien (Anmerkung Solarmedia: bedingt auch die Schweiz) den Atomausstieg beschlossen oder sogar
bereits vollzogen haben, planen osteuropäische Länder wie Litauen oder
Polen mehr oder weniger konkret einen Ausbau der Atomkraft. Obwohl es
oftmals Widerstände in der Bevölkerung gibt und die Finanzierung
ungewiss ist, weist auch die Europäische Kommission in ihrem aktuellen
Referenzszenario aus dem Jahr 2016 einen hohen Anteil von Atomenergie am
europäischen Strommix der Zukunft aus. Für den Zeitraum von 2030 bis
2050 sieht das Szenario den Neubau von Atomkraftwerken mit einer
Erzeugungskapazität von über 50 Gigawatt vor – ein Gigawatt entspricht
dabei in etwa einem Atomkraftwerk.
Die EnergieökonomInnen des DIW Berlin haben die Plausibilität des
Referenzszenarios anhand eines eigenen Strommarktmodells geprüft. Dieses
ermittelt unter der Annahme einer weitgehenden Reduktion des
CO2-Ausstoßes, wie sich der Kraftwerkspark in Zukunft am
kostengünstigsten zusammensetzt. Das Ergebnis: Stromerzeugung aus
erneuerbaren Energien verdrängt fast vollständig die Produktion durch
fossile Energieträger. Nach dem Jahr 2030 würde der Großteil des Stroms
aus Windkraftanlagen erzeugt, gefolgt von Photovoltaik. Die
Simulationsrechnungen zeigen, dass Atomkraft spätestens im Jahr 2050
nicht mehr notwendig ist, um die Energieversorgung sicher zu stellen. In
separaten Berechnungen haben die StudienautorInnen zudem
herausgefunden, dass selbst Frankreich – wo die Stromproduktion in
Atomkraftwerken im Jahr 2015 gut drei Viertel der gesamten
Stromproduktion ausmachte – bis 2050 gänzlich ohne Atomkraft auskommen
könnte, ohne seine Klimaschutzziele und die Versorgungssicherheit zu
gefährden. Dasselbe gilt für das Vereinigte Königreich, das derzeit ein
Neubauprogramm verfolgt und die Atomkraftwerkskapazität bis 2036
deutlich erhöhen möchte.
„Unsere Modellrechnungen bestätigen erneut, dass die Atomkraft in
Europa nicht gebraucht wird“, sagt Christian von Hirschhausen,
Forschungsdirektor für internationale Infrastrukturpolitik und
Industrieökonomie am DIW Berlin und Professor an der TU Berlin. „Mit der
Entscheidung, der Atomkraft in Zukunftsszenarien eine große Rolle
zuzuschreiben, ist die Europäische Kommission meiner festen Überzeugung
nach auf dem Holzweg. Sie sollte gemeinsam mit den Mitgliedsländern
vielmehr versuchen, die Abschaltung der Kraftwerke, den Rückbau und die
Entsorgung des Atommülls geordnet und sicher über die Bühne zu bringen.“
Quelle: DIW
... dokumentiert die Fallstricke der Atomindustrie; ... gehört zu «Media for Sustainability» des Ökonomen und Journalisten Guntram Rehsche (siehe auch http://guntram-rehsche.blogspot.com); ... Beiträge zeitlich geordnet, Stichwort- / Labelsuche in linker Spalte; ... Unterstützung mit Zahlung von 20 CHF auf Konto: Zürcher Kantonalbank / Guntram Rehsche / IBAN CH46 0070 0111 3009 63007 (für Zahlungen aus Ausland auch BIC (SWIFT-Code) angeben: ZKBKCHZZ80A) - Danke!
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