Montag, 31. Oktober 2011

Belgien wird aussteigen

Für das Jahr 2015 plant Belgien, die ersten Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen. Die künftige Regierungskoalition reaktiviert ein lange infrage gestelltes Gesetz.

Das Atomkraftwerk Doel im Norden Belgiens

Das Atomkraftwerk Doel im Norden Belgiens

Belgien will in vier Jahren eine Energiewende einleiten. Die Verhandlungspartner der künftigen Regierungskoalition verständigten sich am späten Sonntagabend darauf, die sieben Atommeiler nach und nach abzuschalten. So sollen die ersten drei Atomkraftwerke 2015 vom Netz gehen, allerdings nur, wenn die Energieversorgung gesichert ist. Sonst bleiben sie länger in Betrieb. Mit dieser Entscheidung bestätigen die sechs Parteien ein lange diskutiertes Gesetz aus dem Jahr 2003. Damals hatte die Regierung einen langsamen Atomausstieg für die Zeit zwischen 2015 und 2025 beschlossen, der später mit Verweis auf die Energieversorgung wieder infrage gestellt worden war. Die neue Regierung soll nun noch die genauen Daten festlegen und in den kommenden Monaten einen Plan zur Energieversorgung des Landes ausarbeiten, erklärten die Verhandlungspartner.

Mitte Oktober, gut 16 Monate nach der Parlamentswahl, hatten konkrete Verhandlungen über die Bildung einer Regierung unter dem Vorsitz des Sozialdemokraten Elio di Rupo begonnen. An den Gesprächen nehmen die Vertreter der sechs Parteien von Christdemokraten, Sozialdemokraten und Liberalen aus dem französisch sprechenden Wallonien und dem niederländisch sprechenden Flandern teil. Die Regierungsbildung wurde erst möglich, nachdem sich Vertreter der beiden Sprachgruppen auf eine Staatsreform geeinigt hatten. Belgien ist seit der Wahl vom 10. Juni 2010 ohne gewählte Regierung. Das alte Kabinett arbeitete geschäftsführend weiter.

Quelle: Die Zeit

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Donnerstag, 27. Oktober 2011

ENSI mit internat. Experten

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI setzt eine Expertengruppe Reaktorsicherheit (ERS) ein. Diese berät die unabhängige schweizerische Aufsichtsbehörde ENSI in wichtigen Fragen zur Sicherheit der Kernkraftwerke und besteht aus international renommierten Experten aus dem Kernenergiebereich. Die ERS wird sich in der Regel zweimal jährlich treffen.

Florien Kraft, Oliver Sträter, Lasse Reiman, Michael Sailer und Ulrich Schmocker (vlnr)

Das beratende Gremium aus unabhängigen Experten ermöglicht es dem ENSI, seine Entscheide fachlich breiter abzustützen und damit die Unabhängigkeit zu stärken. Bedeutende ausländische Aufsichtsbehörden der Kernenergie wie die französische ASN, die finnische STUK oder das deutsche BMU verfügen ebenfalls über solche beratenden Gremien.

Michael Sailer (Sprecher der Geschäftsführung – Öko-Institut e.V., Freiburg i. Br./Berlin), Lasse Reiman (Mitglied Geschäftsleitung der finnischen Nuklearsicherheits- und Strahlenschutz-Aufsichtsbehörde STUK), Oliver Sträter (Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie, Fachbereich Maschinenbau, Universität Kassel), Florien Kraft (Abteilungsleiter, Autorité de sûreté nucléaire, Strassburg) und Ulrich Schmocker (vormaliger Direktor des ENSI) haben sich bereit erklärt, in der ERS mitzuwirken.

Kontakt/Rückfragen: Anton Treier, Sektion Kommunikation des ENSI, Tel. 056 460 85 70

Quelle: Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI

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Mittwoch, 26. Oktober 2011

Mehr Xenon als in Tschernobyl

Die Atomkatastrophe von Fukushima hat 2,5-mal mehr radioaktives Xenon als durch Tschernobyl freigesetzt und die Freisetzung der Radioaktivität geschah unmittelbar nach Erdbeben – vor der Tsunami-Flutkatastrophe.

Ein internationales Forscherteam aus Norwegen, Österreich, Spanien und den USA kommt in einer am 21. Oktober veröffentlichten Studie zu dem Ergebnis, dass durch den Super-GAU in Fukushima 2,5-mal so viel radioaktives Edelgas Xenon-133 freigesetzt wurde wie durch Tschernobyl. Es gibt laut Studie zudem „starke Hinweise“ darauf, dass die Freisetzung am 11. März 2011 infolge des Erdbebens bereits gegen 15 Uhr japanischer Zeit und somit noch vor dem Eintreffen des Tsunami begann. Für die Wissenschaftler ein Hinweis für „strukturelle Schäden“ an den Reaktoren durch die Einwirkungen des Erdbebens um 14.46 Uhr (das Bild zeigt die unversehrte Anlage vor der Kernschmelze).

„Das Studienergebnis ist somit ein weiterer Beleg dafür, dass die Darstellung der Atomindustrie, der japanischen Regierung, aber auch der deutschen Reaktorsicherheitskommission, wonach das Erdbeben alleine – ohne den dadurch ausgelösten Tsunami – nicht zum Super-GAU geführt hätte, falsch sein dürfte“, so Henrik Paulitz, Atomexperte der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW.

„Der Versuch der Atomlobby, die weltweit massive Erdbebengefährdung von Atomkraftwerken herunterspielen zu wollen, ist mit der neuen Studie wohl endgültig gescheitert. Es ist schon erstaunlich, wie die Reaktorsicherheitskommission und andere deutsche Regierungsstellen unbeirrt an der kaum noch haltbaren Tsunami-Theorie festhalten – vermutlich um erdbebengefährdete Anlagen wie Philippsburg-2 und Neckarwestheim-2 aus der politischen Schusslinie zu bringen.“

Die federführend vom Norwegian Institute for Air Research erstellte Fukushima-Studie, an der unter anderem die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Wien beteiligt war, errechnete eine Freisetzung von 16700 Peta-Becquerel Xenon-133 in den Tagen vom 11. bis zum 15. März – den Autoren zufolge „die größte zivile Freisetzung in der Geschichte der Menschheit“. Für die bisher umfangreichste Untersuchung haben die Wissenschaftler Daten von rund 1000 Messungen der Konzentration und Deposition von Radioaktivität in Japan, den USA und Europa herangezogen.

Die für die menschliche Gesundheit besonders gefährliche Freisetzung von radioaktivem Cäsium-137 in den Monaten März und April belief sich der Studie zufolge auf 36 Peta-Becquerel. Obwohl diese Menge nur rund 2% des Inventars der Fukushima-Reaktoren 1-3 und des Abklingbeckens von Block 4 entsprach, betrug damit die Freisetzung in diesem Zeitraum gut 40% der geschätzten Freisetzung durch Tschernobyl. Aufgrund der meteorologischen Bedingungen (vorherrschende Westwinde, begrenzte Niederschläge) gingen der Studie zufolge 20% dieser Cäsium-137-Emissionen über Japan nieder, während 80% über dem Pazifischen Ozean deponiert wurden.

Bislang unterschätzt wurden der Studie zufolge die massiven Cäsium-Freisetzungen früh am 12. März während der ersten Wasserstoffexplosion in Reaktorblock 1. Ausgerechnet am 14. und am 15. März während der höchsten Cäsium-137-Freisetzungen seien große östliche Gebiete der japanischen Hauptinsel Honshu belastet worden. Unerwartet hohe Cäsium-137-Emissionen habe es zudem zwischen dem 16. und dem 19. März gegeben, die dann offenbar mit beginnender Kühlung des Abklingbeckens von Block 4 deutlich zurückgingen. Glück im Unglück hatte zunächst der Großraum Tokyo mit seinen rund 36 Millionen Einwohnern: Als die dichteste „radioaktive Wolke“ am 15. März über die Hauptstadt hinweg zog, regnete es nicht. Allerdings: Zwischen dem 20. und 22. März zog erneut Radioaktivität über noch größere Gebiete der japanischen Hauptinsel, von Gebieten nördlich des Atomkraftwerks bis Osaka im Süden. Starke Niederschläge sorgten dafür, dass praktisch das gesamte Cäsium-137 aus der Atmosphäre ausgewaschen wurde. Es kam zu einer nennenswerten Cäsium-Belastung großer Gebiete Japans einschließlich Tokyos.

Wie dramatisch diese Tage waren, machte Ex-Premier Naoto Kan unlängst deutlich: Seine Regierung habe nach dem Erdbeben durchaus über eine Evakuierung der Einwohner Tokyos nachgedacht. Das hätte bedeutet, dass Tokyo zur Sperrzone geworden wäre. In dem Moment, so Kan, habe er daran gezweifelt, dass Japan als Staat weiterfunktionieren könne.

Quelle: Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs / IPPNW 2011

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Montag, 24. Oktober 2011

CH-Wahl: Atomausstieg und Solarwirtschaft gestärkt

Noch vor Bekanntwerden der letzten Resultate (fehlender Kanton Waadt) zeigen die eidgenössischen Wahlen am Montagvormittag unter anderem auch eine Stärkung der Atomausstiegsposition – und ebenso eine Stärkung jener EnergiepolitikerInnen über alle Parteigrenzen hinweg, die sich für die Solarenergie einsetzen.

Die Wah­len zum neuen Schweizer Parlament zeigen einerseits zwar einen Rückschlag für die Aus­stiegs­be­führ­wor­terInnen von rund sechs Pro­zent bei den Wäh­ler­an­tei­len (Grüne, SP, CVP). Sie zeigen gleichzeitig aber auch eine Zunahme um zehn Pro­zent (BDP & GLP). Das Gesamt­re­sul­tat einer solchen Rechnung: Vier Pro­zent mehr Wähleranteile für den Aus­stieg als zuvor. Das schlägt sich auch in der Sitzverteilung nieder, zeigt diese doch aufgrund der gestärkten politischen Mitte eben auch mehr Sitze für die Atomausstiegsposition.

Der Bündner Unternehmer Josias Gasser (links) kämpft seit Jahren für die Realisierung konkreter Projekte der Erneuerbaren Energien in seinem Kanton. Nun ist ihm der grosse Sprung in die nationale Politik geglückt (Bilder Gasser AG).



Ein definitives Urteil über das neue Parlament und dessen Energieperspektiven ist noch nicht möglich, weil der Ständerat noch diverser Entscheidungen harrt, die im Laufe des Monats November, aber an verschiedenen Wochenenden fallen (Zürich zum Beispiel erst am 27.). Gerade der Kanton Zürich zeigt in den Ständeratswahlen aber eine Stärkung der Antiatomfraktion, weil Verena Diener von den Grünliberalen trotz verpasstem absoluten Mehr ein Spitzenresultat einfuhr. Stark auch der Freisinnige Felix Gutzwiller, der in seiner Atomposition in letzter Zeit zumindest eine Abkehr von der reinen freisinnigen Lehre erkennen liess (siehe Solarmedia vom 21. September 2011).

Die Linke, die sich bis vor kurzem als geeinter rot-grüner Block als einzige gegen den Weiterbetrieb von AKW aussprach, hat nun aus bürgerlichen Reihen kräftige Konkurrenz erhalten. BDP und die Grünliberalen reichen schon fast den Grünen das Wasser – sind sich aber ansonsten eher spinnefeind, was aus der Abspaltung von den Grünen vor mehr als vier Jahren rührt. Aber: In der Atomfrage und auch bei der Förderung der Erneuerbaren sind zumindest die Grünliberalen ein verlässlicher Wert, hatte doch Verena Diener den ständerätlichen Ausstiegsbeschluss erst möglich gemacht und Parteipräsident Martin Bäumle forderte immer schon eine höhere Versicherung von AKW-Schäden und Kostenwahrheit bei den Energien.

Und dann gibt es noch die Solarpolitiker der ersten und nun parlamentarisch gesehen auch der zweiten Stunde. Denn neben die drei wiedergewählten SP-Nationalräte Roger Nordmann (dessen Partei im Kanton Waadt wohl auch wegen der Energiepolitik auf einer eigentlichen Erfolgswelle schwimmt), Eric Nussbaumer (mit bestem Wahlergebnis im Kanton Basel-Land) und Beat Jans (mit meisten Stimmen im Kanton Basel-Stadt), treten neu zwei Grünliberale mit dem Bündner Baumaterialien-Unternehmer Josias Gasser (siehe Bild oben). Er hat sich seit Jahrzehnten stark gemacht für die Erneuerbaren Energien, und ist als Windradbauer, Twike-Fahrer und Solarpreisgewinner (für sein Fabrikgebäude im Passivhausstil) hervorgetan. Mit Gasser hat Graubünden erstmals einen grünliberalen Nationalrat.

Aufsehenerregend ist ein weiterer Solarverfechter, der seitens der Grünliberalen den Einzug in den Nationalrat schaffte: Thomas Böhni, Nationalrat GLP, Thurgau
Der 47-jährige Fachmann für Solarenergie wird in Bern gewiss in der Energiepolitik mitmischen wollen. Die Wiederwahl geschafft hat daneben ein weiterer prominenter Befürworter des Ausstiegs und gleichzeitig konkreter Förderer der Erneuerbaren: Peter Malama BS, Direktor Gewerbeverband Basel-Stadt.

Wenn also die rein-grüne Position bei den Schweizer Parlamentswahlen einen Dämpfer erhielt, so wurden die Position des Atomausstiegs, aber auch die Förderung der Erneuerbaren Energien, durch diese Wahlen eindeutig gestärkt. Das wird auch helfen, diese Positon bei den anstehenden Bundesratswahlen zu erhalten – Eveline Widmer-Schlumpf wird wohl in der Regierung bleiben und Atombefürworter Johannes Schneider-Ammann ausscheiden – so zumindest die Solarmedia-Einschätzung.

© Solarmedia

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Schweden: Feuer in AKW

Wegen eines Brandes in der Turbinenhalle des schwedischen Atomkraftwerkes Okarshamn in der vergangenen Nacht wurde Reaktor 2 heruntergefahren. Der Brand konnte von den Mitarbeitern vor Ort unter Kontrolle gebracht werden.

Nach Aussage von Kraftwerkssprecher Anders Österberg könnte die Ursache ein Ölleck in einem Turbinenlager sein. Der Sprecher bezeichnete den Brand als einen "geringfügigen Vorfall". Reaktor 2 war nach einer Routinewartung erst in der vergangenen Woche wieder in Betrieb genommen worden.


Okarshamn liefert rund zehn Prozent des schwedischen Stroms. (Foto: wikipedia/Pimvantend)

Im baugleichen Atomkraftwerk Forsmark war es 2006 auf Grund eines Kurzschlusses zu einem schweren Zwischenfall gekommen. Ein Sprecher des AKW Okarshamn hatte damals gesagt, dass ein ähnlicher Zwischenfall hier nicht ausgeschlossen werden könne. Die Reaktoren wurden daraufhin einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen.

Das Atomkraftwerk Okarshamn liegt am Kalmarsund direkt an der Ostseeküste. Die drei Reaktoren wurden zwischen 1966 und 1980 gebaut und gehören Eon Sverige sowie dem finnischen Unternehmen Fortum. In Okarshamn befindet sich auch das zentrale Zwischenlager für die radioaktiven Abfälle der schwedischen Atomkraftwerke. Erst vor zwei Jahren hatte Schweden dem zuvor verbotenen Neubau von Atomkraftwerken den Weg geebnet.

Quelle: klimaretter.info/em

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Dienstag, 18. Oktober 2011

Japan erwägt Ausstieg

Die Katastrophe beim Atomkraftwerk Fukushima hat die Welt erschüttert - und den Ruf des Betreibers Tepco ruiniert. Nun fordert die Firma 6,7 Milliarden Euro vom Staat, unter anderem für die Entschädigung der Opfer. Japans Regierung erwägt jetzt sogar einen Totalausstieg aus der Kernkraft, wie Spiegel Online berichtet.

Das Begehren dürfte für Empörung sorgen: Die Betreiberfirma des Katastrophenmeilers in Fukushima hat von der japanischen Regierung Hilfe in Höhe von 700 Milliarden Yen (6,7 Milliarden Euro) gefordert. Das Geld will Tepco unter anderem für Entschädigungszahlungen an Opfer der Atomkatastrophe verwenden. Dies berichtet die japanische Tageszeitung "Nikkei". Es wird erwartet, dass dies nur die erste von mehreren Finanzspritzen für Tepco sein wird. Die Entschädigungsforderungen an Tepco sollen sich in diesem Geschäftsjahr auf bis zu 3,6 Billionen Yen (34 Milliarden Euro) belaufen, heißt es in dem Bericht. Das laufende Geschäftsjahr endet am 30. März 2012. Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi war bei dem Erdbeben und dem Tsunami am 11. März schwer beschädigt worden. Rund 87.000 Anwohner mussten ihre Häuser aus Sorge vor radioaktiver Strahlung verlassen. Eine Zahlung an Tepco wäre die erste aus dem staatlichen Hilfstopf, der eigens nach dem Megabeben geschaffen worden war.

Tepco war nicht nur wegen der mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen gegen Tsunamis kritisiert worden. Auch das Krisenmanagement sorgte für große Empörung. Wie sehr die Katastrophe ein Umdenken in der japanischen Politik bewirkt hat, zeigt sich nun: Die Regierung in Tokio schließt einen kompletten Ausstieg aus der Atomenergie nicht mehr aus. "Ich bin mir sicher, dass wir den Anteil der Atomenergie verringern werden", sagte Wirtschaftsminister Yukio Edano am Rande eines Treffens von Ministern bei der Internationalen Energie Agentur in Paris. Ob die Reduktion bis auf Null gehen werde, müsse noch geklärt werden. Ein Komplettausstieg gehöre auf jeden Fall zu den Szenarien, die man in Erwägung ziehe.

Der frühere Premierminister des Landes, Naoto Kan, hatte im März erklärt, die Risiken der Kernenergie seien angesichts der Gefahren von Erdbeben und Tsunamis zu groß. Sein Nachfolger Yoshihiko Noda hatte hingegen signalisiert, dass die Atomkraft noch über Jahrzehnte wichtig für das Land sein könne. Die japanische Regierung hat eine Expertenkommission eingesetzt, welche die Zukunft der Energieversorgung des Landes debattieren soll.

Quelle: Spiegel Online

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Mittwoch, 12. Oktober 2011

Olkiluoto erneut verzögert

Eine Endlosgeschichte nimmt ihren Lauf: Zum wiederholten Mal (siehe auch Atominfomedia vom 29. November 2010) verschiebt die Betreibergesellschaft die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Olkiluoto 3 in Südfinnland. Das heimische Betreiberunternehmen TVO teilte am Mittwoch mit, dass der für die zweite Jahreshälfte 2013 vorgesehene Produktionsstart auf 2014 verschoben wird.

Verantwortlich für den Zeitplan sei das französisch-deutsche Baukonsortium Areva-Siemens, hieß es in der Mitteilung weiter. Vor fast einem Jahr hatte TVO die Verschiebung von Anfang auf Ende 2013 verkündet. Beim Startschuss 2005 für den Bau des ersten „Europäischen Druckwasserreaktors (ERP)“ mit einer Leistung von 1600 Megawatt galt noch 2009 als Zeitpunkt für die Fertigstellung. Die zunächst auf drei Milliarden Euro veranschlagten Baukosten sollen sich nach Mediengaben verdoppeln. Ein TVO-Sprecher wollte am Mittwoch keine Angaben über die derzeitige Kalkulation machen. Der deutsche Siemens-Konzern kündigte 2009 die Partnerschaft mit Areva auf, ist aber am Neubau im südwest-finnischen Kraftwerks Olkiluoto weiter beteiligt. Der Reaktor galt nach dem Baubeschluss vor elf Jahren in Finnlands Reichstag lange als Pilotprojekt für eine Renaissance der europäischen Atomindustrie nach der Tschernobyl-Katastrophe 1986. Seit dem Baubeginn gab es immer wieder Streit zwischen Umweltschützern, Behörden, dem Baukonsortium und seinen finnischen Auftraggebern über nicht eingehaltene Sicherheitsstandards, ständige Verzögerungen und die Verantwortung für explodierende Baukosten.

Quelle: Handelsblatt / dpa

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Samstag, 8. Oktober 2011

CH-AKW und Russland

Rundschau vom 14.09.2011

Als die Rundschau des Schweizer Fernsehens vor Jahresfrist aufdeckte, dass Schweizer AKWs einen Teil ihres Urans ausgerechnet aus dem verseuchten Mayak beziehen, war die öffentliche Empörung gross. Die Betreiberfirmen versprachen volle Transparenz. Doch noch immer wartet man auf Aufklärung. Jetzt zeigt die Rundschau: vier von fünf Schweizer AKWs beziehen Brennstoffe auch im nicht weniger problematischen Tomsk-7, einem militärischen Sperrgebiet im westlichen Zentralsibirien. Dort lagern auch radioaktive Altstoffe aus der Schweiz.

Quelle: SF 1 / Rundschau 14. Sept. 2011

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Freitag, 7. Oktober 2011

Asse kostet Milliarden

Ein Besuch im deutschen Bergwerk Asse: Endlich wird es Ernst mit den Sanierungsarbeiten am einstigen "Versuchs-Endlager". Der Plan: Im Drei-Schicht-Betrieb jeden Tag 85 Fässer an die Oberfläche holen und von dort in ein neu zu bauendes, 25 Hektar großes Zwischenlager bringen. Die Kosten: zwischen 2 und 4 Milliarden Euro. Es zahlt - wahrscheinlich wie immer der Steuerzahler.

126.000 Fässer. Das sind 126.000 Erinnerungen. Daran, dass Atomkraft eben doch nicht so sauber ist, wie von den Lobbyisten behauptet. 126.000 Fässer mit radioaktiven Müll lagern im Bergwerk Asse südöstlich von Wolfenbüttel. Und eben diese 126.000 Fässer sind nicht vergraben und vergessen: Weil das Bergwerk einsturzgefährdet ist, wird eine Lösung für den vergrabenen Atommüll gesucht.

Es ist ein nuklearer OP-Saal, 750 Meter tief in der Erde. Der Boden frisch gefliest, zusätzlich ausgelegt mit PVC-Platten. Die sind leicht zu dekontaminieren, falls doch mal was daneben geht, was keiner hofft. Der Zugang zur Atommüll-Kammer Nummer sieben, in der das riesige Bohrgerät steht, ist hell erleuchtet. Es ist Strahlen-Kontrollgebiet. Davor hat man eine Art Zeltdorf aus Metallstreben und weißen Planen gebaut. Wer hier hinein will, muss durch drei Sicherheits-Schleusen hindurch. Wer hinaus will, ebenso. Eine spezielle Dusche zur Dekontaminierung gibt es auch - falls jemand zu viel Strahlung abbekommen hat.

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Hier protestiert Robin-Wood gegen die Asse. (Foto: Robin Wood)

Endlich wird es ernst in der Asse. Schon vor knapp einem Jahr sollte die "heiße Phase" in dem maroden Atomlager in Niedersachsen beginnen. Der Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), wollte möglichst schnell mit dem Anbohren von zwei der 13 Müllkammern beginnen, in denen Atomabfälle lagern – in vermutlich zerplatzten, zerdrückten und verrosteten Fässern. Doch die Sache verzögerte sich. Erst mussten 32 Sicherheitsauflagen des niedersächsischen Umweltministeriums erfüllt werden. Jetzt soll es bis Ende dieses Jahres soweit sein.

Das frühere Kali- und Salzbergwerk Asse II, gelegen in einem lieblichen, nur sechs Kilometer langen Höhenzug in der Nähe von Wolfenbüttel, diente von 1967 bis 1978 als "Versuchslager" für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Seit 1988 tritt hier Wasser ein, zudem ist die Anlage einsturzgefährdet. Um sie zu sanieren, müssen die abgekippten 126.000 Atomfässer – oder was davon übrig ist – geborgen, wieder übertage geschafft und in ein anders Endlager gebracht werden. Ein Gutachten des TÜV hatte ergeben, das insgesamt 31,3 Kilogramm Plutonium in Asse liegen.

Die Bergung der Fässer würde voraussichtlich mindestens acht Jahre dauern. Der Plan: In einem Drei-Schicht-Betrieb werden jeden Tag 85 Fässer an die Oberfläche geschafft und von dort in ein neu zu bauendes, 25 Hektar großes Zwischenlager. Dort würden sie neu verpackt ("konditioniert") und dann per Lkw und/oder Zug in ein Endlager geschafft, wahrscheinlich Schacht Konrad bei Salzgitter.

"Das Standrohr für den Bohrer sitzt", sagt Asse-Betriebsleiter Harald Hegemann. Das heißt: Es ist alles bereit, um die Expedition durch 27 Meter Beton, Asphalt und Bitumen zu starten, die den Zugang zu Kammer sieben verschließen. Vor 30 Jahren hat der damalige Asse-Betreiber - dem Helmholtz-Zentrum - die Kammer damit verschlossen, wohl in der – heute weiß man, irrwitzigen - Meinung, die darin liegenden 4.300 Nuklearfässer auf ewig vergessen zu können. Rund eine Woche, schätzt Hegemann, wird es dauern, bis seine Bohr-Fachmänner durch sind. "Es ginge auch in einem Tag, theoretisch", meint er. Aber nicht hier. Der Bohrer, zehn Zentimeter dick, wird nur ganz langsam, vorsichtig, mit laufenden Checks, durch den Betonpropfen getrieben. Ein spezieller "Blowout-Preventer" verhindert, dass radioaktive Gase oder Partikel aus dem frisch gebohrten Loch strömen können. Zudem ist Schutzkleidung Pflicht. Man trägt Spezialhandschuhe, gleich drei übereinander. Sicherheit hat Vorrang vor Schnelligkeit.

In der Kammer angelangt, schicken die Asse-Techniker dann Spezialsonden durch das aufgebohrte Loch. Sie bringen Licht ins Dunkel, dann eine Kamera, um Fotos zu machen, ebenso Sensoren, die den Druck messen und Luftproben nehmen. Erst dann wird man genauer wissen, was in den Asse-Kammern wirklich los ist. Mit der Bohrung beginnt die vermutlich weltweit teuerste Sanierung eines Atomlagers. Kosten von zwei Milliarden Euro gelten als Minimum, die höchste Schätzung liegt bei vier Milliarden. BfS-Chef Wolfram König wollte sich jetzt beim Vorort-Termin in der Asse auf keine Zahl festlegen lassen. "Nicht seriös" sei das, angesichts der vielen Unwägbarkeiten bei dem Projekt.

Ursprünglich sollte die Brennelemente-Steuer genutzt werden, um die Kosten abzudecken. Erstens aber fällt deren Einnahme-Volumen nach dem Atomausstieg deutlich geringer aus, als von der Politik geplant. Zweitens hat sie jüngst ein Gericht für verfassungswidrig erklärt. Zwar steht eine endgültige Klärung in der nächsten Instanz noch aus. Es steht aber zu vermuten, dass es auch bei der Asse so ist wie bei vielen anderen Vergünstigungen der Atomwirtschaft: Es zahlt der Steuerzahler, also wir alle.

Bis heute kann niemand sagen, ob das überhaupt funktioniert. Das Bundesamt wird an den beiden "Test-Kammern" erproben, ob es möglich ist, die Fässer und die sie umgebende, wahrscheinlich kontaminierte Salzgrus-Masse zu bergen. Das Problem: Die Kammern könnten instabil werden, wenn sie Zug um Zug ausgeräumt werden. Steht radioaktiv verseuchtes Wasser in ihnen, wird die Bergung noch schwieriger. Man wird mit ferngesteuerte Maschinen arbeiten, um die Strahlenbelastung der Arbeiter zu minimieren. Dabei wird sich zeigen, ob sie auch bei der viele Jahre dauernden Sanierungsprozedur unter den Grenzwerten liegen würde.

Das Atommülllager Asse ist stark einsturzgefährdet. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat zudem hohe Strahlenwerte gemessen. (Foto: Bundesamt für Strahlenschutz)

Die Zeit drängt. Denn es ist unklar, wie lange das marode Bergwerk noch sicher ist. "Wir können maximal zehn Jahre in die Zukunft schauen", sagt Amtschef König. Aber eine genaue Prognose ist schwierig. Niemand weiß nämlich, ob der Wassereintritt in das Bergwerk wie bisher relativ stabil bleibt. Oder ob er plötzlich ansteigt. Derzeit laufen 12.000 Liter pro Tag aus dem Deckgebirge in den Salzstock hinein. Sie werden aufgefangen, in einem großen Becken gesammelt und nach oben gepumpt. Auch die vierfache Menge wäre noch zu beherrschen. Wird es aber mehr, kann keiner ein "Absaufen" des ganzen Bergwerks ausschließen.

Das wäre der Notfall, der Unter-Tage-GAU. Zwar versucht das Strahlenschutz-Bundesamt sich auch auf diese Fall vorzubereiten. Es lässt in den Stollen auf der 750-Meter Ebene Betonbarrieren bauen, die einfließendes Wasser stoppen oder ablenken sollen - gewaltige Pfropfen, bis zu 60 Meter dick. Doch damit wäre nur Zeit gewonnen, um die Atommüll-Kammern mit Spezialbeton abzudichten und den "Angriff" des Wassers auf die Fässer hinauszuzögern. "Das ist ein Notfallschutz", sagt Behördenchef König. Aber verhindern kann den Notfall eben niemand.

Quelle: klimaretter.info / Joachim Wille

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Dienstag, 4. Oktober 2011

Undichte Brennelemente

Im bayerischen AKW Gundremmingen wurden bei der Revision Lecks in Brennelementen entdeckt.

Die Krebsraten im Umkreis sind überdurchschnittlich hoch. Das Anti Atom Komitee fordert die sofortige Abschaltung der letzten deutschen Siedewasserreaktoren.Freistadt (OTS) - Nach der Abschaltung von sieben Atomkraftwerken sind die beiden Reaktoren die letzten Siedewasserreaktoren, die in Deutschland noch am Netz sind. Bei undichten Brennelementen gelangen radioaktive Stoffe ins Kühlwasser und verseuchen dieses zusätzlich. In Siedewasserreaktoren sind die Brennelemente wesentlich höherer Neutronenstrahlung und Temperaturschwankungen ausgesetzt und dadurch kommt es vermehrt zu Materialschäden, die eben zu Rissen in den Hüllen der Brennelemente führen können“, erklärt Manfred Doppler vom Anti Atom Komitee. „Das besondere Problem in Gundremmingen ist, dass in den Reaktoren auch so genannte MOX - Brennelemente verwendet werden, die aus Wiederaufbereitungs-anlagen stammen und sowohl Uran und Plutonium enthalten“, so Manfred Doppler weiter. Dieser erneute Zwischenfall in Gundremmingen zeigt deutlich, dass ein Weiterbetrieb unverantwortlich ist und die beiden Meiler sofort abgeschaltet werden müssen, denn nach Informationen deutscher Anti Atom Organisationen setzt das AKW Gundremmingen am meisten Radioaktivität frei und es gibt im Umkreis überdurchschnittlich viele Krebserkrankungen.

Quelle: Sonnenseite / anti-atom-komitee

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Sonntag, 2. Oktober 2011

Noch mehr Geld für Kernfusion

Das ITER-Projekt im französischen Cadarache wird erneut teurer. Nach Informationen, die der taz vorliegen [1], plant die EU, übrigen Mittel aus anderen Töpfen für das Kernfusions-Projekt umzuwidmen. Demnach sollen 450 Millionen Euro Agrargelder für das Projekt ausgegeben werden, aus dem Verwaltungshaushalt sollen nochmal 190 Millionen Euro genutzt werden.

"Dabei ist der Fusionsreaktor im erdbebengefährdeten südfranzösischen Cadarache ein Fass ohne Boden", schreibt die grüne Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl [3]. "Derzeit fehlen für 2012 und 2013 im EU-Haushalt insgesamt 1,3 Milliarden Euro. Für die Finanzierung notwendige Etatumschichtungen lassen andere Aufgabenbereiche, wie das Umwelt- und Ressourcenmanagement, bluten."

Querschnitt durch im Bau befindlichen Fusions-reaktor. (Foto: Rama, Wikimedia Commons [2])











Nach momentanem Stand soll das Projekt insgesamt etwa 16 Milliarden Euro kosten - ursprünglich waren nur 5,3 Milliarden geplant. Eine Kostensteigerung, mit der nicht einmal Stuttgart 21 mithalten kann. Damit wird ITER - sollte das Projekt fertiggestellt werden - eines der teuersten Bauwerke aller Zeiten. Finanziert wird ITER gemeinsam von der EU, China, Indien, Japan, Südkorea, Russland und den vereinigten Staaten. In Deutschland wird etwa ein Fünftel der Forschungsgelder im Energiebereich für ITER ausgegeben [4].

Bei der Kernfusion soll versucht werden, die Energie, die bei der Fusion kleiner Atomkerne entsteht, energetisch zu nutzen. Es handelt sich um die selben Prozesse, die in der Sonne ablaufen. Für manche gilt die Kernfusion als Möglichkeit, die Energieprobleme der Erde zu lösen. Andere zweifeln daran, dass die Technologie jemals funktionieren wird [5]. Kritiker würden das Geld lieber in die Forschung erneuerbarer Energien investiert sehen.

Im Text verwendete Links:

http://www.taz.de/Internationaler-Forschungsreaktor/!79186/
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:ITER-img_0236.jpg
http://www.kotting-uhl.de/cms/default/dok/392/392267.milliardengrab_iter_bundesregierung_muss.html
http://www.klimaretter.info/politik/hintergrund/9097-34-milliarden-fuer-die-energieforschung
http://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/6441-geldverschlinger-kernfusion

Quelle: klimaretter.info

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