Sonntag, 3. Juli 2011

Mühleberg schon lange unsicher

Das AKW Mühleberg wurde vor ein paar Tagen aufgrund eines ETH-Gutachtens vom Netz genommen. Doch das Eidgenössische Nuklearinspektorat Ensi hätte Mühleberg schon vor einem Jahr abschalten müssen, schreiben TA-Online / «SonntagsZeitung». Weniger als 20 Prozent der Bevölkerung vertrauen im Übrigen gemäss einer Online-Umfrage den AKW-Betreibern noch.

Die Behörde hätte seit mehr als einem Jahr wissen müssen, dass bei starken Regenfällen die Aare Schlamm, Trümmer und Schwemmgut mitreissen und Kühlwasserleitungen verstopfen kann. Genau dies ist im Dezember 2009 im Französischen AKW Cruas 4 passiert. Der Vorfall war gravierend, die Werks-Crew musste einen Notfallplan anwenden, um die Situation zu beherrschen. Das Schweizer Recht schreibt vor, dass das Ensi bei einem gravierenden Vorfall im Ausland die Situation für die Schweizer AKW analysieren muss. Eine fundierte Prüfung hat das Ensi aber unterlassen, so die «SonntagsZeitung». Hätte es nach dem Vorfall in Frankreich ein Gutachten bei der ETH bestellt, wäre Mühleberg (siehe Luftbild) schon vor einem Jahr deswegen vom Netz gegangen.

Stattdessen schrieb das Ensi laut der Zeitung in einem Forschungsbericht vom Januar 2010, «die Auslegung der Kernkraftwerke in der Schweiz deckt derartige Störfallszenarien ab.» Das Gutachten der ETH von vergangener Woche hat das Gegenteil bewiesen. Wie die «SonntagsZeitung» berichtet wollte das Ensi auch nach dem Tsunami in Japan nichts von einer Verstopfungsgefahr bei Überflutungen wissen. Gegenüber der Zeitung habe das Inspektorat im April ein solches Szenario als unproblematisch bezeichnet.

Doch die ETH-Wissenschaftler haben das Szenario genau geprüft.
Gegenüber der «SonntagsZeitung» sagen sie: «Wir haben mit Modellversuchen eindeutig nachweisen können, dass im Falle eines Extremhochwassers eine Verstopfungsgefahr der Kühlwasserentnahme besteht. Es ist aus dem Befund heraus klar, dass das Problem behoben werden muss.» Nun reagieren auch Politiker: SP-Energieexperte Roger Nordmann meinte gegenüber der «SonntagsZeitung», das Ensi komme seiner Aufsichtspflicht nicht nach. «Die Ensi-Verantwortlichen müssen durch neue, kritische Experten ersetzt werden», so Nordmann. Urek-Mitglied und SP-Fraktionschefin Ursula Wyss sagt gegenüber der Zeitung: «Direktor Hans Wanner muss die Verantwortung für die Fehler des Ensi tragen - und die Konsequenzen daraus ziehen.»

Quelle: TA-Online/Sonntagszeitung

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