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Die Wasseraufbereitungsanlage, die die Betreiberfirma TEPCO in den letzten Wochen installiert hat, soll bis zu 1,2 Millionen Liter radioaktives Wasser am Tag dekontaminieren. Immer wieder gibt es jedoch Probleme mit den Cäsium-Absorberstoffen und mit den sehr improvisierten Plastikschläuchen, die unter dem hohen Druck der Anlage leck werden und bersten. „Man kann also fast einen Monat nach Beginn der Arbeiten am 15. Juni nicht mehr von ‚Kinderkrankheiten‘ des Aufbereitungssystems sprechen, sondern von Systemfehlern, die immer wieder die Aufbereitung stoppen – gleichzeitig steigt das Wasser“, so Uhrig. Um die immer noch glühendheißen Kernschmelzen zu kühlen, werden 400 000 Liter Frischwasser pro Tag in die Reaktoren gepumpt – die wieder kontaminiert werden und in die Keller durchlaufen.
Das Wasser im Keller hat durch den Kontakt mit dem Kernbrennstoff große Mengen an Radionukliden aufgenommen. Messungen zeigen insbesondere unter dem zerstörten Containment von Reaktor 2 einen Spitzenwert von 19 Milliarden Becquerel pro Liter – der Grenzwert für Trinkwasser liegt bei 300 Becquerel. Die Dosisleistung in diesem Bereich liegt bei 1000 Millisievert pro Stunde. „Wenn ein Mensch sich in der Nähe dieser radioaktiven Flüssigkeit aufhält, also noch nicht einmal Wasserdampf einatmet oder gar radioaktives Wasser trinkt, tritt nach einer Stunde Strahlenkrankheit auf und die Person erhält nach spätestens fünf Stunden eine garantiert tödliche Dosis. Es ist klar, was passieren würde, wenn Millionen von Litern dieser extrem gefährlichen Brühe austreten“, so Uhrig.
Bereits am 7. April wurde festgestellt, dass radioaktives Wasser nicht nur unkontrolliert in den Pazifik ausläuft, sondern dass sich die Radionuklide Jod-131, Cäsium-134 und -137 in hohen Konzentrationen auch im Grundwasser unter der Anlage finden. Trotz Abdichtung der Schächte und Absperrzäunen im Meer vor der Anlage treten weiter radioaktive Stoffe aus, wenn auch nicht mehr in hoher Konzentration, aber dafür über Monate hinweg kontinuierlich.Durch den radioaktiven Fallout direkt nach den Explosionen von Reaktor 1 und 3 und der dadurch verursachten großen Freisetzung von Radionukliden wurde radioaktives Jod und Cäsium auch noch im Trinkwasser des 240 km entfernten Tokio gemessen – mehr als 1/10 des Grenzwerts, vor der Aufnahme von Trinkwasser für Schwangere, Babys und Kleinkinder wurde gewarnt. Anfang Juli wurde wieder radioaktives Cäsium im Trinkwaser in Tokio gemessen – in sehr geringer Konzentration, aber im zeitlichen Abstand zu den Explosionen und im räumlichen Abstand zu den Ruinen umso beunruhigender.
„Die wiederholte Verseuchung des Tokioter Trinkwassers zeigt, dass die Atomkatastrophe noch lange nicht vorbei ist: Die Atom-Kernschmelzen von Fukushima sind weit von einem sicheren Abklingzustand entfernt, die Temperatur in den zerstörten Druckbehältern beträgt immer noch bis zu 149 °C – ein stabiler Zustand wird erreicht, wenn diese Temperatur unter 65 °C gesenkt werden kann. Bis dahin müssen die Reaktoren gekühlt werden – und setzen weiter Radioaktivität frei, wenn nicht ein geschlossener Kühlkreislauf installiert werden kann“, warnt Uhrig.
„Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo die internationale Staatengemeinschaft unter Federführung der IAEA die Kontrolle über die Nuklear-Wracks übernehmen muss. Es ist eine gemeinsame Anstrengung der Nationen nötig, um die unkontrollierte Freisetzung von hochradioaktivem Wasser zu beenden. Diese hat nicht nur lokale Auswirkungen auf das Grund- und Trinkwasser sondern auch über den Pazifik auf das Welt-Ökosystem Meere“, so Uhrig abschließend.
Quelle: Gobal 2000 / Sonnenseite
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