Samstag, 16. Juli 2011

Japan: Weiteres AKW vom Netz

Japan muss den Ausfall eines weiteren Atomreaktors verkraften: Das Kernkraftwerk Ohi wurde nach einer Panne in einem Notfallsystem vom Netz genommen. Die ohnehin schon kritische Lage bei der Stromversorgung Japans verschärft sich dadurch zusätzlich.

Wieder einer weniger: Wegen eines technischen Problems wird in Japan ein weiterer Atomreaktor vom Netz genommen. Betroffen ist das Atomkraftwerk Ohi im Westen des Landes (siehe Bild - Reuters), wie der Energieversorger Kansai Electric Power am Samstag mitteilte. Grund für die Abschaltung sei ein Druckverlust in einem Borsäurebehälter, der für Notfallsituationen bereitsteht. Bislang sei kein Austritt von Radioaktivität festgestellt worden, hieß es von dem Energiekonzern. Wann der Reaktor wieder ans Netz gehen könne, sei derzeit unklar.

Der Borsäurevorrat bildet in Atomkraftwerken ein zusätzliches Sicherheitssystem.
Normalerweise werden bei der Schnellabschaltung eines Reaktors Steuerstäbe in die Brennelemente eingefahren. Sie absorbieren einen Teil der bei der Kernspaltung freigesetzten Neutronen und unterbinden somit die weitere Kettenreaktion. Sollte es jedoch Probleme beim Einfahren der Steuerstäbe geben, kann Borsäure das Schlimmste verhindern, da sie ebenfalls Neutronen absorbiert. In Fukushima etwa wurde mit Borsäure versetztes Meerwasser in die havarierten Reaktoren geleitet, um eine Ausweitung der Katastrophe zu verhindern.

Die Abschaltung des AKW Ohi verschärft die derzeit unzureichende Stromversorgung Japans. Inzwischen sind in dem Land nur noch 18 von 54 Reaktoren am Netz, nachdem zahlreiche Meiler nach dem Erdbeben und anschließendem Tsunami vom 11. März abgeschaltet worden waren. Wegen des Unfalls im Atomkraftwerk Fukushima gingen viele Reaktoren als Vorsichtsmaßnahme vorerst nicht wieder ans Netz.

Um Engpässe bei der Stromversorgung im Sommer zu vermeiden, riefen die Behörden Unternehmen und Verwaltungen im Raum Tokio auf, ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Wegen der starken Nutzung von Klimaanlagen wird das Stromnetz im Sommer besonders belastet. In der von Kensai Electric Power versorgten Region wurden die Kunden gebeten, freiwillig Strom zu sparen.

Die japanische Regierung rechnet für den Wiederaufbau nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe offenbar mit Kosten von rund 100 Milliarden Euro. Ein Plan zur Behebung der Schäden gehe in den kommenden fünf Jahren von Kosten zwischen umgerechnet 90 und 107 Milliarden Euro aus, berichtete die Zeitung "Asahi".

Nach der Katastrophe von Fukushima erwägt die japanische Regierung den Atomausstieg und will stärker auf alternative Energien setzen. In den von der Katastrophe betroffenen Gebieten sollen laut "Asahi" einige von Japans größten Solar- und Windkraftanlagen entstehen. Einzelheiten über Steuererhöhungen zur Finanzierung seien in dem Regierungsvorhaben allerdings nicht enthalten.

Der Plan zum Wiederaufbau solle bis Monatsende fertiggestellt werden
und dann als Grundlage für einen dritten Sonderhaushalt in ein paar Monaten dienen. Ein Regierungsausschuss hatte im vergangenen Monat für zeitlich begrenzte Steuererhöhungen plädiert, um den Wiederaufbau zu unterstützen.

Quelle: Spiegel/AFP/Reuters

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