Die Gasvorkommen im Salzstock Gorleben sind für das Bundesamt für Strahlenschutz ein mögliches K.o.-Kriterium für das geplante Endlager. Der Chef der Behörde will nun klären lassen, wie viel des explosiven Gases sich im Gorlebener Salzstock befindet, berichtet ein Magazin.
Gorleben - Es war eine Explosion mit Spätfolgen: 1969 wurde im Salzbergwerk Lenzen in der DDR, nur wenige Kilometer von Gorleben entfernt, nach Erdgas gebohrt. Eine Gasexplosion riss im Juli einen Arbeiter in den Tod. Der Unfall bei der Bohrung wurde von den DDR-Verantwortlichen verheimlicht. Wegen der Gasvorkommen im Salzstock Gorleben (siehe Bild - DPA) hält das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ein Aus für den Endlagerstandort für möglich. Sollten kritische Mengen Gas in dem Salzstock gefunden werden, könne das zum "K.o.-Kriterium" für den Standort werden, sagte BfS-Präsident Wolfram König dem Magazin "Stern". Der Behördenchef wolle nun "mit hoher Dringlichkeit" klären lassen, wie viel Gas im Gorlebener Salzstock existiert, berichtete das Magazin vorab.
BfS-Sprecher Florian Emrich sagte, die Thematik der Kohlenwasserstoff- und Gasvorkommen in Gorleben sei "nicht neu". König habe das Thema anlässlich des Besuchs von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) in Gorleben am 2. Dezember "umfassend und als wichtige zu klärende Fragestellung für die spätere Sicherheitsbewertung von Gorleben" dargestellt. Auch andere Aspekte wie etwa das Vorkommen von Anhydrit oder ein fehlendes Deckgebirge habe König zur Sprache gebracht. SPIEGEL ONLINE hatte bereits im September über die Gasvorkommen berichtet. Dabei soll es sich um sogenanntes Zechsteingas handeln. Dieses Gas wurde 1969 im ehemaligen DDR-Teil des Salzstocks Gorleben-Rambow in 3400 Meter Tiefe angebohrt. Sein Austritt führte über Tage zu der schweren Explosion.
Dem "Stern" zufolge wusste die niedersächsische Landesregierung bereits 1977, dass sich unter dem Salzstock "mit großer Wahrscheinlichkeit" Gas befindet. Aus einem behördeninternen Bericht gehe hervor, dass beim Bau eines Schachts für das Erkundungsbergwerk mehrmals Gas austrat. Diese sogenannten Kicks seien so heftig gewesen, dass die Bohrung gestoppt wurde.
Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg sieht sich durch die Berichte über Gasvorkommen in ihrer Auffassung bestätigt, dass Gorleben als Standort für ein Atommüllendlager aufgegeben werden muss. Der Salzstock im Kreis Lüchow-Dannenberg wird bereits seit Ende der siebziger Jahre untersucht. Nach einem zehnjährigen Moratorium verfügte die Bundesregierung zum 1. Oktober die Wiederaufnahme der Arbeiten.
Quelle: Spiegel/hda/dapd
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