Das Atommüllproblem ist nicht gelöst und die Standortsuche deshalb völlig verfrüht. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES und die betroffenen Regionen fordern deshalb den Bundesrat auf, den Entsorgungsnachweis aufzuheben und das Verfahren neu aufzugleisen, wie an einer Medienkonferenz in Bern bekannt wurde.
Trotz erbrachtem Entsorgungsnachweis bleiben unzählige Fragen rund um die Schweizer Atommüllentsorgung unbeantwortet. Insbesondere auf die Langzeitprobleme bietet das Nagra-Konzept gemäss Medienmiteilung keine Antworten. Trotzdem will das Bundesamt für Energie (BFE) bereits nach einem geeigneten Standort suchen. Die SES und der regionale Widerstand wehren sich gegen das unsichere Nagra- Konzept und gegen das scheindemokratische BFE-Verfahren. Sie fordern den Bundesrat auf, den Entsorgungsnachweis aufzuheben und das Sachplanverfahren neu aufzugleisen.
Am 30. November geht die öffentliche Anhörung der Etappe 1 im Sachplanverfahren zu Ende. Knapp 4000 Personen haben die Möglichkeit ergriffen und Einsprache gemacht. Sie sagen: SO NICHT! und wehren sich damit gegen ein unsicheres Atommülllagerkonzept und gegen die verfrühte Standortsuche. Diese Unterschriften wurden am Montag dem Amt für Umwelt, Verkehr und Energie (UVEK) übergeben.
Das geplante Atommülllager muss für eine Million Jahre sicher sein, zum Vergleich: Den Homo sapiens gibt es seit gerade mal 150’000 Jahren. Das Lager muss also mindestens 10 Eiszeiten und zahllose Erdbeben überstehen können. Diesen Herausforderungen wird die Nagra mit ihrem Lager-Konzept jedoch nicht gerecht, denn es verfolgt noch immer ein «Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn»-Prinzip: Das Lager soll nach 50 bis 150 Jahren vollständig verschlossen und nicht mehr überwacht werden. Doch wie will die Nagra garantieren, dass die Schutzbarrieren des Lagers so lange halten, dass der Opalinuston von der Atommüll-Hitze nicht porös wird und dass keine Brüche im Gestein entstehen? Probleme wie Untergrundkonflikte (z.B. durch Geothermiebohrungen) oder die Markierung des Lagers sind ebenso wenig gelöst. Bevor also der beste Standort ausgesucht wird, muss ein ausgereiftes Konzept auf den Tisch, das Lösungen für die Langzeitprobleme beinhaltet.
Trotz dem im Jahr 2006 erbrachten Entsorgungsnachweis sind wichtige technische Fragen bis heute nicht beantwortet. Die Nagra weiss zum Beispiel weder, welches Behältermaterial benutzt, noch wie mit der Gas- und Wärmeentwicklung umgegangen werden soll. Kürzlich hat gar das Umweltministerium von Baden Württemberg verlauten lassen, dass der Deutsche Opalinuston für ein Lager nicht geeignet wäre - diese Aussage wirft natürlich neue Fragen auf.
Doch damit nicht genug: Den potenziellen Atommüll-Regionen wurde mit dem neuen Kernenergiegesetz das Vetorecht entzogen. Das heutige Partizipationsverfahren ist eine scheindemokratische Alibiübung, die den betroffenen Menschen keine echte Mitentscheidung ermöglicht. So aber ist das Verfahren nicht ergebnisoffen. Einer der sechs Regionen will man ein Lager aufzwingen – anstatt die Bevölkerung zu überzeugen. Widerstand ist damit vorprogrammiert.
Quelle: Schweizerische Energie Stiftung SES
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Montag, 29. November 2010
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