Freitag, 27. Mai 2011

Fukushima konkret

Atombefürworter behaupten mitunter, die Katastrophe von Fukushima bliebe weit gehend folgenlos. Doch die Katastrophe wirkt sich beispielsweise messbar auf die Meereswelt aus: Laut einer Untersuchung von Greenpeace liegt die Belastung mit radioaktiven Partikeln bei Fischen, Seetang und Krebstieren teilweise 60-mal höher als die erlaubten Grenzwerte. Das berichtet Spiegel Online.

Umweltaktivisten haben in Meeresfrüchten nahe dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima hohe Strahlenbelastungen gemessen. Bei 14 von 21 untersuchten Proben hätten die radioaktiven Partikel die gesetzlichen Grenzenwerte für den Verzehr überschritten, teilte die Umweltorganisation Greenpeace Japan am Donnerstag mit. Zu den analysierten Lebensmitteln gehörten Seetang und Krebstiere. Auch Fische, die in 22 bis 60 Kilometern Entfernung des Atomkraftwerks gefangen wurden, seien untersucht worden. Greenpeace fand erhöhte Werte für Jod 131, Cäsium 134 und Cäsium 137. Bei Seetang seien Werte für radioaktives Jod gemessen worden, die mehr als dem 60-fachen der Grenzwerte entsprechen.

Das Kraftwerk war am 11. März bei einem schweren Beben und einem anschließenden Tsunami stark beschädigt worden. Seither tritt Radioaktivität aus. Der AKW-Betreiber Tepco hatte Anfang April damit begonnen, schwach radioaktives Wasser aus dem Kraftwerk in den Pazifik zu pumpen. Tepco wollte so für höher belastetes Wasser Platz schaffen, das ins Meer sickerte. Anfang Mai war Greenpeace mit einem Schiff vor der Küste Fukushimas unterwegs. Dort sammelten Experten nach eigenen Angaben zwei Wochen lang Proben. Teilweise sei die radioaktive Verseuchung von Meeresalgen so hoch gewesen, dass eine Messung nicht möglich war.

Zudem erhob Greenpeace schwere Vorwürfe gegen Tepco: Der Konzern soll bereits wenige Stunden nach dem Erdbeben vom 11. März von den Kernschmelzen in Fukushima gewusst haben. Die japanische Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft seien bewusst getäuscht worden, so die Umweltschutzorganisation am Donnerstag in Hamburg. Innerhalb der ersten 24 Stunden des Unfalls habe Tepco direkten Zugang zu Daten gehabt, die die rasch ansteigenden Temperaturen im Druckbehälter sowie eine Kernschmelze offensichtlich gemacht hätten, heißt es in der Studie. Die radioaktive Verseuchung der AKW-Beschäftigten, der Region um die Atomanlagen und des Meerwassers seien in Kauf genommen worden.

Der AKW-Betreiber Tepco hatte am Dienstag erstmals zugegeben, dass es nicht nur in Reaktor 1, sondern auch in den Reaktoren 2 und 3 "sehr wahrscheinlich" zu Kernschmelzen gekommen sei. Zuvor hatte Japans Regierungschef Naoto Kan vor dem Parlament eingeräumt, die Bevölkerung wegen der ihm vorliegenden Tepco-Angaben "vollkommen falsch" über die Atomkatastrophe in Fukushima unterrichtet zu haben.

Quelle: Spiegel Online

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