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Donnerstag, 17. März 2011
«Katastrophe in Zeitlupe»
Der Super-Gau rückt näher, Deutschlands Oppositionspolitiker Frank-Walter Steinmann hat die Vorgänge in Japan im Bundestag soeben als eine «Katastrophe in Zeitlupe» bezeichnet. Im Kampf gegen die diese Katastrophe in Fukushima setzt Japan jetzt auf einen Dreipunkteplan: Hubschrauber (siehe Bild) und Wasserwerfer versuchen die Reaktoren zu kühlen, zudem wird eine Stromleitung zu dem AKW verlegt. Laut einem BBC-Bericht haben sich Freiwillige gemeldet, die den Arbeitern helfen wollen. Solarmedia und Atominfomedia dokumentieren die Entwicklungen, Stand Donnerstagmittag.
Wasser soll die Temperatur im Kraftwerksinneren senken und das Abklingbecken wieder auffüllen. Wie viele Tonnen Wasser die Hubschrauber abwarfen, blieb zunächst unklar. Fraglich war auch, wie zielgenau sie während des etwa halbstündigen Einsatzes trafen und ob sich die gewünschte Abkühlung einstellte. Internationale Fachleute beurteilen die Lage derweil äußerst kritisch: Laut der US-Atomregulierungsbehörde NRC liegen die Brennstäbe in Reaktor 4 wahrscheinlich komplett frei. Regierungssprecher Yukio Edano sagte am Donnerstag, die Kühlversuche in den Reaktoren 5 und 6 hätten noch nicht begonnen. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo weiter mitteilte, sank der Wasserstand in Block 5, der Druck stieg.
Sollte die Kühlung der abgebrannten Brennelemente nicht gelingen, ist nach Einschätzung des französischen Instituts für Strahlenschutz und Nuklearsicherheit (IRSN) mit einer nuklearen Verseuchung größeren Ausmaßes zu rechnen. "In den nächsten 48 Stunden entscheidet es sich", sagte IRSN-Direktor Thierry Charles am Mittwoch.
Die Atomindustrie ihrerseits hat hierzulande zumindest kommunikativ erste Konsequenzen aus den Vorfällen in Japan gezogen. Auf der von der Branche betriebenen Internetsite kernenergie.ch konnte man noch am Montag lesen: «Durch sicheres Bauen und die sorgfältige Wahl des Baugrunds können Kernkraftwerke auch sehr starke Beben ohne wesentliche Schäden überstehen. Das belegen die Erfahrungen aus Japan und Kalifornien, wo vergleichsweise oft schwere Beben auftreten.» Den zweiten Satz haben die Webmaster inzwischen gestrichen. (TA 17.3.11)
Für das älteste AKW der Schweiz, das AKW Mühleberg, wird es eng. Laut der Sendung «10vor10» von Mittwoch Abend ist es durchaus möglich, dass Mühleberg aufgrund der Ereignisse in Japan abgeschaltet werden könnte. Das sagt der Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI) Hans Wanner gegenüber dem Nachrichtenmagazin «10vor10». Das ENSI will die Ereignisse in Japan analysieren und dann allenfalls die Sicherheitsanforderungen für Schweizer AKW erhöhen.
Spätestens am Freitag droht Japan auch nach Einschätzung französischer Atomexperten eine nukleare Verseuchung grösseren Ausmasses. Die Stunden bis dahin sind nach Darstellung der Fachleute entscheidend für die Kühlung der abgebrannten Brennelemente im Reaktor 4. Gelinge es nicht, das Abklingbecken bis dahin wieder aufzufüllen, werde eine «sehr bedeutende» Verseuchung die Folge sein, erklärte der Direktor für Anlagensicherheit beim Institut für Strahlenschutz und Nuklearsicherheit (IRSN), Thierry Charles: «In den nächsten 48 Stunden entscheidet es sich», sagte er vor Journalisten. (sda)
Die Evakuierung der Gegend um das japanische Atomkraftwerk Fukushima Eins wird nach Informationen des japanischen Fernsehsenders NHK ausgeweitet. Wegen der Gefahr radioaktiver Verstrahlung müssen demnach weitere 28'000 Menschen in der Präfektur Fukushima ihre Häuser verlassen. Viele Notunterkünfte in der Region seien aber schon zu überfüllt, um neue Atom-Flüchtlinge aufzunehmen, meldete der Sender am Donnerstag (Ortszeit). Deshalb würden die Menschen jetzt auch auf umliegende Präfekturen verteilte. (sda)
Als Konsequenz aus der Atomkatastrophe in Japan unterzieht China alle seine Nuklearanlagen einer Sicherheitsprüfung. Wie der Staatsrat am Mittwoch nach einem Krisentreffen zur Lage in Japan und möglichen Folgen für China erklärte, wurden zudem die Genehmigungen für den Bau neuer Atomkraftwerke in dem Land vorübergehend auf Eis gelegt. Quelle: taz
Beunruhigende Meldung aus Kanada: Aus einem Kernkraftwerk flossen Tausende Liter leicht radioaktiv verseuchtes Wasser in den Onatario-See. Behörden und Betreiber sehen keine Gefahr für Menschen. Als Ursache für die Panne wurde ein Dichtungsproblem an einer Pumpe genannt. Ontario Power ist ein Unternehmen der Provinz Ontario. Das Atomkraftwerk Pickering ist eines von fünf AKW in Kanada. Es liegt 35 Kilometer östlich von Toronto, der größten Stadt des Landes mit 2,6 Millionen Einwohnern.
Quelle: Zusammenfassung diverser Agenturmeldungen
© Solarmedia
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