Freitag, 11. März 2011

Greenpeace beschreibt Desaster

Japan ist vom schlimmsten Erdbeben seiner Geschichte heimgesucht worden. Eine bis zu zehn Meter hohe Flutwelle überrollte die nordostjapanische Küste. In dieser Not droht den Menschen weitere Gefahr: Im Katastrophengebiet liegen mehrere große Nuklearanlagen.

Im AKW Fukushima ist nach dem Haupstrom auch ein Notstromaggregat ausgefallen. Der Kühlwasserstand ist besorgniserregend niedrig. Die japanische Regierung hat den atomaren Notfall ausgerufen. Rund 2.800 Menschen wurden vorsorglich evakuiert. Wir werden rund um die Uhr der Nachrichtenlage entsprechend Updates veröffentlichen.

Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln berichtet unter Berufung auf japanische Quellen, dass das Notkühlsystem des Atomkraftwerks Fukushima nur noch im Batteriebetrieb laufe. Die Batterien lieferten nur noch Energie für wenige Stunden. Im allerschlimmsten Fall drohe dann eine Kernschmelze.

Der Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital bezeichnet die Lage als sehr ernst, allerdings könne man die Lage nicht wirklich einschätzen. Es komme jetzt darauf an, ob die AKW-Mannschaft die Kühlung in Gang bringen könne und ob die Radioaktivität, falls sie freigesetzt werde, innerhalb des Reaktors bleibe. Zum Schutz der Bevölkerung vor einem möglichen atomaren Notfall wurde eine Sondereinheit ins Leben gerufen. Die vier Atomkraftwerke, die dem Epizentrum des Bebens am nächsten liegen, sind abgeschaltet. Im AKW Onagawa der Firma Tohoku Electric Power war Feuer in einem Turbinengebäude ausgebrochen. Der Brand soll inzwischen gelöscht sein.

Besondere Sorge bereitet dem Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital die Lage im AKW Tepco Fukushima Daiichi. "Wenn die Kühlung im Kraftwerk nicht mehr richtig funktioniert, wird es gefährlich. Selbst wenn das AKW heruntergefahren ist, ist man damit noch nicht auf der sicheren Seite, denn die Kühlung muss weiter stabil gehalten werden." Ein abgeschalteter Reaktor dieser Größe entwickele eine Nachwärme von 200 Megawatt, die nicht zu beeinflussen sei. Wenn die Kühlung ausfällt, verdampft das Kühlwasser. Unter der ungeheuren Energie, die immer weiter produziert wird, verformen sich die Brennelemente. Damit ist die erste Sicherheitsbarriere hinfällig.

Im AKW Fukushima Daiichi ist der Kühlwasserstand besorgniserregend niedrig. Von dem Erdbeben sind mehrere Atomanlagen betroffen:
* der Atomstandort Fukushima Daini
* der Atomstandort Fukushima Daiichi
* der Atomstandort Onagawa
* der Atomstandort Tokai (AKW, Wiederaufarbeitung und Brennelementeherstellung).

Inzwischen wurde die Küste von einer zweiten Tsunami-Welle getroffen. Die Lage ist dramatisch. Brände sind ausgebrochen. In einer Raffinerie gab es mehrere Explosionen. Nach bisherigen Angaben sind mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen, doch die Zahl dürfte höher liegen. Militär, Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz sind im Einsatz.

Quelle: Greenpeace | Sigrid Totz 2011

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