Bundesumweltminister Norbert Röttgen hat zum Monatsende in Berlin zusammen mit dem Chef der Reaktorsicherheitskommission, Rudolf Wieland, die Kriterien für den so genannten AKW-Stresstest vorgestellt. Dabei sollen die Erkenntnisse aus dem Unfallablauf in Japan insbesondere im Hinblick darauf berücksichtigt werden, ob die bisherigen Auslegungsgrenzen richtig definiert sind und wie robust die deutschen Kernkraftwerke gegenüber auslegungsüberschreitenden Ereignissen sind.
Bei der Sicherheitsüberprüfung sollen gezielt die Erkenntnisse aus dem Unfallablauf in Japan berücksichtigt werden. Welche konkreten Überprüfungsthemen festgelegt sind, steht im Hintergrundpapier. Es würden auch die Auswirkungen von Hochwasser oder Erdbeben, die Folgen von Flugzeugabstürzen oder Terroranschlägen sowie Naturereignissen wie Extremwetterlage untersucht.
Rechtliche Grundlage für die dreimonatige Betriebseinstellung der sieben ältesten Anlagen ist § 19 Absatz 3 Satz 2 Nummer 3 des Atomgesetzes. Auf dieser Rechtsgrundlage kann bei Vorliegen eines Gefahrenverdachts die einstweilige Betriebseinstellung angeordnet werden. Ein derartiger Verdacht ist im Atomrecht bereits dann gegeben, wenn sich wegen begründeter Unsicherheiten im Rahmen der Risikovorsorge Schadensmöglichkeiten nicht völlig ausschließen lassen.
Insbesondere für die sieben ältesten deutschen Anlagen - denen auch bereits im Rahmen einer Differenzierung der Laufzeitverlängerung eine geringere zusätzliche Elektrizitätsmenge zugewiesen wurde - ist nach den Ereignissen in Japan zu überprüfen, inwieweit bisher nicht berücksichtigte Szenarien nunmehr eine neue Bewertung erfordern. Da sich gerade bei älteren Anlagen die Frage nach den in der Auslegung berücksichtigten Szenarien in besonderer Weise stellen kann, werden diese Anlagen für den Zeitraum der Überprüfung vom Netz genommen. Umweltminister Röttgen sagte, er erwarte am Ende des Moratoriums eine Änderung des deutschen Atomgesetzes.
Quelle: © Sonnenseite / Franz Alt 2011
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... dokumentiert die Fallstricke der Atomindustrie; ... gehört zu «Media for Sustainability» des Ökonomen und Journalisten Guntram Rehsche (siehe auch http://guntram-rehsche.blogspot.com); ... Beiträge zeitlich geordnet, Stichwort- / Labelsuche in linker Spalte; ... Unterstützung mit Zahlung von 20 CHF auf Konto: Zürcher Kantonalbank / Guntram Rehsche / IBAN CH46 0070 0111 3009 63007 (für Zahlungen aus Ausland auch BIC (SWIFT-Code) angeben: ZKBKCHZZ80A) - Danke!
Donnerstag, 31. März 2011
Montag, 28. März 2011
Strahlung auch ausserhalb
Werte bis zu 10 Mikrosievert/Stunde – da kommt in wenigen Tagen eine maximale Jahresdosis zusammen. Gemessen haben sie Strahlenexperten von Greenpeace an verschiedenen Stellen im japanischen Iitate. Das Dorf liegt 20 Kilometer außerhalb der Evakuierungszone. Kein Grund für die Behörden, die Schutzzone zu vergrößern.
"Der japanischen Regierung ist es vollkommen bewusst, dass es hohe Strahlenwerte aus dem Atomkraftwerk Fukushima 1 weiter über die Evakuierungszone hinaus gibt", sagt Strahlenexperte Jan van de Putte. Der Holländer leitet das Greenpeace-Team vor Ort, um abseits der dürftigen offiziellen Informationen unabhängige Messungen vorzunehmen. Die Verwaltung der Präfektur Fukushima hat selbst im gleichen Dorf in den vergangenen zwei Wochen teils noch höhere Radioaktivität gemessen.
Ein unabhängiges Greenpeace-Team ist nach Japan gereist. Vor Ort messen die Strahlenexperten die Radioaktivät außerhalb der Evakuierungszone um Fukushima. Sie wollen wissen, wie groß die Gefahr für die Bevölkerung wirklich ist. © Christian Åslund / Greenpeace
Die aktuellen Werte von Sonntag, dem 27. März, sind hoch genug, um eine Evakuierung zu rechtfertigen. "Trotzdem halten die Behörden an ihrer Empfehlung fest und ergreifen immer noch keine Schritte, um die Menschen dort zu schützen oder sie über die gesundheitlichen Risiken aufzuklären", sagt van de Putte. Die japanische Regierung empfiehlt lediglich, in einem Umkreis von 20 bis 30 Kilometern um Fukushima, in den Häusern zu bleiben. Bis zum 20. März haben nur etwa zehn Prozent der Einwohner das Dorf freiwillig verlassen.
AKW-Betreiber Tepco zieht seine eigenen Berechnungen zur Strahlenbelastung im kritischen Atomkraftwerk Fukushima 1 in Zweifel. Zuvor hatte Tepco gemeldet, die Strahlung in Reaktor 2 sei zehn Millionen Mal höher als normal. Richtig sei eine Erhöhung um das 100.000fache, so der aktuelle Stand. Bereits zuvor hatte die Reaktorsicherheitsagentur NISA in dem Wasser an Reaktor 2 eine hohe Konzentration des Isotops Jod-134 festgestellt. Das könne auf einen Schaden am Reaktorkern hinweisen, hatte es geheißen. Nach früheren Angaben stand das Wasser an Reaktor 2 etwa einen Meter hoch.
"Sollten sich diese Meldungen jedoch bewahrheiten, hieße dies, dass die Situation in den Katastrophenreaktoren deutlich eskaliert ist", befürchtet Smital und fordert eine Ausweitung der Evakuierungszone auf 80 bis 100 Kilometer rund das Atomkraftwerk. Er erklärt: "Erneut könnte eine Kettenreaktion in Gang gekommen sein, entweder im Reaktor selbst oder im Abklingbecken. Mit gewaltiger Hitze und radioaktiver Strahlung." Greenpeace fordert die IAEO erneut auf, die atomare Katastrophe auf die höchste Stufe 7 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) einzustufen.
Quelle: Greenpeace | Michelle Bayona 2011
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"Der japanischen Regierung ist es vollkommen bewusst, dass es hohe Strahlenwerte aus dem Atomkraftwerk Fukushima 1 weiter über die Evakuierungszone hinaus gibt", sagt Strahlenexperte Jan van de Putte. Der Holländer leitet das Greenpeace-Team vor Ort, um abseits der dürftigen offiziellen Informationen unabhängige Messungen vorzunehmen. Die Verwaltung der Präfektur Fukushima hat selbst im gleichen Dorf in den vergangenen zwei Wochen teils noch höhere Radioaktivität gemessen.
Ein unabhängiges Greenpeace-Team ist nach Japan gereist. Vor Ort messen die Strahlenexperten die Radioaktivät außerhalb der Evakuierungszone um Fukushima. Sie wollen wissen, wie groß die Gefahr für die Bevölkerung wirklich ist. © Christian Åslund / Greenpeace
Die aktuellen Werte von Sonntag, dem 27. März, sind hoch genug, um eine Evakuierung zu rechtfertigen. "Trotzdem halten die Behörden an ihrer Empfehlung fest und ergreifen immer noch keine Schritte, um die Menschen dort zu schützen oder sie über die gesundheitlichen Risiken aufzuklären", sagt van de Putte. Die japanische Regierung empfiehlt lediglich, in einem Umkreis von 20 bis 30 Kilometern um Fukushima, in den Häusern zu bleiben. Bis zum 20. März haben nur etwa zehn Prozent der Einwohner das Dorf freiwillig verlassen.
AKW-Betreiber Tepco zieht seine eigenen Berechnungen zur Strahlenbelastung im kritischen Atomkraftwerk Fukushima 1 in Zweifel. Zuvor hatte Tepco gemeldet, die Strahlung in Reaktor 2 sei zehn Millionen Mal höher als normal. Richtig sei eine Erhöhung um das 100.000fache, so der aktuelle Stand. Bereits zuvor hatte die Reaktorsicherheitsagentur NISA in dem Wasser an Reaktor 2 eine hohe Konzentration des Isotops Jod-134 festgestellt. Das könne auf einen Schaden am Reaktorkern hinweisen, hatte es geheißen. Nach früheren Angaben stand das Wasser an Reaktor 2 etwa einen Meter hoch.
"Sollten sich diese Meldungen jedoch bewahrheiten, hieße dies, dass die Situation in den Katastrophenreaktoren deutlich eskaliert ist", befürchtet Smital und fordert eine Ausweitung der Evakuierungszone auf 80 bis 100 Kilometer rund das Atomkraftwerk. Er erklärt: "Erneut könnte eine Kettenreaktion in Gang gekommen sein, entweder im Reaktor selbst oder im Abklingbecken. Mit gewaltiger Hitze und radioaktiver Strahlung." Greenpeace fordert die IAEO erneut auf, die atomare Katastrophe auf die höchste Stufe 7 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) einzustufen.
Quelle: Greenpeace | Michelle Bayona 2011
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Samstag, 26. März 2011
Stufe 7 ist erreicht
Die atomare Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi muss auf die höchste Stufe 7 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) eingeordnet werden. Das fordert die unabhängige Umweltschutzorganisation Greenpeace von der internationalen Atomenergiebehörde IAEO.
Aus der havarierten Atomanlage sind schon jetzt entsprechend große Mengen an Radioaktivität entwichen. Dies ergibt eine Studie des Physikers Dr. Helmut Hirsch für Greenpeace. Seine Untersuchung basiert auf offiziellen Daten der französischen Strahlenschutzbehörde (IRSN) und der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Hirsch kommt zu dem Ergebnis, dass die Gesamtmenge der radioaktiven Substanzen Jod-131 und Cäsium-137 die Einstufung in INES 7 erfordern. Die japanischen Behörden ordnen die Atomkatastrophe derzeit der Stufe 5 zu.
"Die höchste Stufe der Unfallskala der IEAO ist jetzt erreicht", sagt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte von Greenpeace. "Es sind derart große Mengen an Radioaktivität freigesetzt worden, dass die derzeitige Katastrophe im AKW Fukushima 1 jeden Vergleich sprengt. Und die Freisetzung geht weiter." Die heutigen Berichte über sehr hohe Radioaktivitätswerte am Reaktor 1 in Fukushima Daiichi und die möglicherweise ernste Beschädigung von Reaktor 3 mit einer anzunehmenden Kernschmelze und beschädigtem Reaktordruckbehälter geben Anlass zu großer Sorge. In Reaktor 3 befinden sich hochgiftige Mischoxid-Brennstäbe (MOX) aus Uran und Plutonium.
Während beim Atomunfall von Tschernobyl lediglich ein Reaktor havarierte, steht in Fukushima Daiichi derzeit eine Katastrophe in drei bis fünf Reaktoren bevor. In drei Reaktoren hat ein Verlust von Kühlmittel die Kernschmelze beschleunigt. Das Abklingbecken von Reaktor 4 mit abgebrannten MOX-Brennelementen verlor Kühlmittel, fing Feuer und es kam zu einer zerstörerischen Wasserstoffgas-Explosion. Dr. Hirsch schließt daraus: "Alle Freisetzungen aus den Fukushima-Reaktoren zusammengenommen entspricht die Katastrophe offensichtlich Stufe 7 nach INES. Man könnte möglicherweise aber auch drei Katastrophen der Stufe 7 diagnostizieren, wenn man jeden Reaktor einzeln betrachtet."
Die Atomindustrie und die internationale Atomenergiebehörde IAEO haben nach dem Atomunfall in Tschernobyl immer beteuert, dass ein so schwerer Störfall nicht in einem westlichen AKW geschehen kann. "Die gefährliche Selbstzufriedenheit der Atomlobby und der IAEO über Jahrzehnte hinweg hat uns zur äußersten Katastrophe für die Menschen in Japan geführt", sagt Heinz Smital. Die INES-Skala wurde nie für einen derartigen Fall entwickelt, da die Atomindustrie und die IAEO ein solches Szenario als unmöglich erachteten. "Der Sinn der INES-Skala ist, die Menschen zeitnah über mögliche Bedrohungen radioaktiver Unfälle zu informieren. Daher ist es absolut unzureichend, wenn die Skala jeden Reaktor einzeln betrachtet und die Gesamtdosis aller Reaktoren außer Acht lässt, sagt Smital. Diese ist aber letztlich für die Gesundheit der Menschen wesentlich."
Quelle: Greenpeace | Beate Steffens 2011
Aus der havarierten Atomanlage sind schon jetzt entsprechend große Mengen an Radioaktivität entwichen. Dies ergibt eine Studie des Physikers Dr. Helmut Hirsch für Greenpeace. Seine Untersuchung basiert auf offiziellen Daten der französischen Strahlenschutzbehörde (IRSN) und der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Hirsch kommt zu dem Ergebnis, dass die Gesamtmenge der radioaktiven Substanzen Jod-131 und Cäsium-137 die Einstufung in INES 7 erfordern. Die japanischen Behörden ordnen die Atomkatastrophe derzeit der Stufe 5 zu.
"Die höchste Stufe der Unfallskala der IEAO ist jetzt erreicht", sagt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte von Greenpeace. "Es sind derart große Mengen an Radioaktivität freigesetzt worden, dass die derzeitige Katastrophe im AKW Fukushima 1 jeden Vergleich sprengt. Und die Freisetzung geht weiter." Die heutigen Berichte über sehr hohe Radioaktivitätswerte am Reaktor 1 in Fukushima Daiichi und die möglicherweise ernste Beschädigung von Reaktor 3 mit einer anzunehmenden Kernschmelze und beschädigtem Reaktordruckbehälter geben Anlass zu großer Sorge. In Reaktor 3 befinden sich hochgiftige Mischoxid-Brennstäbe (MOX) aus Uran und Plutonium.
Während beim Atomunfall von Tschernobyl lediglich ein Reaktor havarierte, steht in Fukushima Daiichi derzeit eine Katastrophe in drei bis fünf Reaktoren bevor. In drei Reaktoren hat ein Verlust von Kühlmittel die Kernschmelze beschleunigt. Das Abklingbecken von Reaktor 4 mit abgebrannten MOX-Brennelementen verlor Kühlmittel, fing Feuer und es kam zu einer zerstörerischen Wasserstoffgas-Explosion. Dr. Hirsch schließt daraus: "Alle Freisetzungen aus den Fukushima-Reaktoren zusammengenommen entspricht die Katastrophe offensichtlich Stufe 7 nach INES. Man könnte möglicherweise aber auch drei Katastrophen der Stufe 7 diagnostizieren, wenn man jeden Reaktor einzeln betrachtet."
Die Atomindustrie und die internationale Atomenergiebehörde IAEO haben nach dem Atomunfall in Tschernobyl immer beteuert, dass ein so schwerer Störfall nicht in einem westlichen AKW geschehen kann. "Die gefährliche Selbstzufriedenheit der Atomlobby und der IAEO über Jahrzehnte hinweg hat uns zur äußersten Katastrophe für die Menschen in Japan geführt", sagt Heinz Smital. Die INES-Skala wurde nie für einen derartigen Fall entwickelt, da die Atomindustrie und die IAEO ein solches Szenario als unmöglich erachteten. "Der Sinn der INES-Skala ist, die Menschen zeitnah über mögliche Bedrohungen radioaktiver Unfälle zu informieren. Daher ist es absolut unzureichend, wenn die Skala jeden Reaktor einzeln betrachtet und die Gesamtdosis aller Reaktoren außer Acht lässt, sagt Smital. Diese ist aber letztlich für die Gesundheit der Menschen wesentlich."
Quelle: Greenpeace | Beate Steffens 2011
Freitag, 25. März 2011
Dia ganze furchtbare Geschichte
Japan ist vom schlimmsten Erdbeben seiner Geschichte heimgesucht worden. Eine nach neuen Meldungen bis zu 23 Meter hohe Flutwelle überrollte die nordostjapanische Küste. In dieser Not sind die Menschen einer weiteren Gefahr ausgesetzt: Im Katastrophengebiet liegen mehrere große Nuklearanlagen. In Japan herrscht der atomare Notstand. Greenpeace informiert, der Nachrichtenlage entsprechend, über den Stand der Dinge. (Zeitangaben nach MEZ. Japan: MEZ + acht Stunden - das Bild zeigt Fukushima 1 am 18 März 2011)
Donnerstag, 24. März 2011
17.45 Uhr: 17 Arbeiter haben laut Kyodo eine Strahlenbelastung von mehr als 100 Millisievert erlitten. Rund zwei Millisievert beträgt der Wert, den ein Mensch in Deutschland jährlich an natürlicher Hintergrundstrahlung abbekommt. (dpa)
17.45 Uhr: Wie Kyodo meldete ist zwar in Tokio die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod wieder gesunken, dennoch wird in den Geschäften das Wasser knapp. Auch wurde eine erhöhte radioaktive Belastung in anderen Wasseraufbereitungsanlagen außerhalb von Tokio festgestellt. Dort sollen Babys das Wasser nicht trinken. (dpa)
16.00 Uhr: Wie der Sender NHK berichtet gelten derzeit noch 16500 Menschen als vermisst. Die Zahl der Toten liegt offiziell bei mehr als 9700. Auf Grund der Atomgefahr gestaltet sich besonders in der Präfektur Fukushima die Suche nach Vermissten weiterhin äußerst schwierig. (dpa)
15.21 Uhr: Meerwasserbelastung: Neben Jod-131 wurde laut Tepco auch Cäsium-137 in einer Probe entdeckt, die aus der Nähe der Abflüsse der Reaktorblöcke 5 und 6 stammt. (dpa)
14.55 Uhr: Wie der Stromkonzern Tepco mitteilt steigt die Strahlenbelastung im Meer weiter an. An den Abflussrohren der Reaktorblöcke 1 bis 4 seien die Werte von radioaktivem Jod-131 etwa um das 150-fach erhöht, was jedoch keine Gefahr für den Menschen bedeute. (FOKUS online/dpa)
12.30 Uhr: Die US-Radiosenderfamilie National Public Radio (NPR) berichtet, dass vier Roboter Strahlen und Temperatur in den Reaktoren messen sollen. Auch können diese Roboter feststellen, ob dort giftige Chemikalien oder gefährliche Gase ausgetreten sind. (NPR/golem.de)
09.45 Uhr: Ein weiteres Nachbeben der Stärke 6,1 hat den Norden Japans erschüttert.
07.45 Uhr: Drei Arbeiter im AKW Fukushima haben eine sehr hohe Strahlendosis abbekommen. Nach Aussagen der Atomsicherheitsbehörde wurden sie 170 bis 180 Milisievert ausgesetzt. Zwei von ihnen seien ins Krankenhaus gebracht worden. (NHK)
Die ganze Geschichte bei greenpeace.de
Donnerstag, 24. März 2011
17.45 Uhr: 17 Arbeiter haben laut Kyodo eine Strahlenbelastung von mehr als 100 Millisievert erlitten. Rund zwei Millisievert beträgt der Wert, den ein Mensch in Deutschland jährlich an natürlicher Hintergrundstrahlung abbekommt. (dpa)
17.45 Uhr: Wie Kyodo meldete ist zwar in Tokio die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod wieder gesunken, dennoch wird in den Geschäften das Wasser knapp. Auch wurde eine erhöhte radioaktive Belastung in anderen Wasseraufbereitungsanlagen außerhalb von Tokio festgestellt. Dort sollen Babys das Wasser nicht trinken. (dpa)
16.00 Uhr: Wie der Sender NHK berichtet gelten derzeit noch 16500 Menschen als vermisst. Die Zahl der Toten liegt offiziell bei mehr als 9700. Auf Grund der Atomgefahr gestaltet sich besonders in der Präfektur Fukushima die Suche nach Vermissten weiterhin äußerst schwierig. (dpa)
15.21 Uhr: Meerwasserbelastung: Neben Jod-131 wurde laut Tepco auch Cäsium-137 in einer Probe entdeckt, die aus der Nähe der Abflüsse der Reaktorblöcke 5 und 6 stammt. (dpa)
14.55 Uhr: Wie der Stromkonzern Tepco mitteilt steigt die Strahlenbelastung im Meer weiter an. An den Abflussrohren der Reaktorblöcke 1 bis 4 seien die Werte von radioaktivem Jod-131 etwa um das 150-fach erhöht, was jedoch keine Gefahr für den Menschen bedeute. (FOKUS online/dpa)
12.30 Uhr: Die US-Radiosenderfamilie National Public Radio (NPR) berichtet, dass vier Roboter Strahlen und Temperatur in den Reaktoren messen sollen. Auch können diese Roboter feststellen, ob dort giftige Chemikalien oder gefährliche Gase ausgetreten sind. (NPR/golem.de)
09.45 Uhr: Ein weiteres Nachbeben der Stärke 6,1 hat den Norden Japans erschüttert.
07.45 Uhr: Drei Arbeiter im AKW Fukushima haben eine sehr hohe Strahlendosis abbekommen. Nach Aussagen der Atomsicherheitsbehörde wurden sie 170 bis 180 Milisievert ausgesetzt. Zwei von ihnen seien ins Krankenhaus gebracht worden. (NHK)
Die ganze Geschichte bei greenpeace.de
Freitag, 18. März 2011
Mühleberg nicht sicher
Nach Recherchen von Schweizer Radio DRS zeigt ein bisher unveröffentlichtes Gutachten offenbar, dass das Atomkraftwerk Mühleberg wegen Rissen im Kernmantel nicht mehr sicher ist. Die Betreiberin BKW sagt das Gegenteil.
Ein Gutachten zeigt anscheinend, dass das AKW Mühleberg bei Bern aufgrund von Rissen im sogenannten Kernmantel nicht mehr sicher betrieben werden kann. Das sagte der Anwalt der Mühleberg-Gegner Rainer Weibel gegenüber Schweizer Radio DRS, nachdem seine Mandanten per Gerichtsentscheid Einsicht in die Sicherheitsunterlagen der AKW-Betreiberin BKW nehmen konnten. Im AKW Mühleberg wurden 1990 zum ersten Mal neben einer Schweissnaht Risse im Kernmantel entdeckt, die seither immer grösser werden. Die letzten Messungen von 2009 zeigen laut dem Leiter des AKW Mühleberg, Patrick Miazza, dass noch 70 Prozent der Schweissnaht intakt ist. Alle Risse zusammen hätten eine Länge von 2,8 Meter.
1996 wurden sogenannte Zuganker eingebaut, Klammern, die den Kernmantel stabilisieren sollen. Doch das reichte dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) nicht. In einer Sicherheitsprüfung hielt es 2007 fest, es gebe «wesentliche Vorbehalte». Laut AKW-Leiter Miazza könne man mit detaillierten Berechnungen nachweisen, dass die Sicherheit «heute und in den nächsten Jahren gewährleistet ist».
Über diese Aussage zeigte sich der Anwalt der Mühleberg-Gegner erstaunt: Dem AKW liege das Gutachten vor, welches zeige, dass der Betrieb nicht mehr sicher ist, sagte Weibel. Er bezieht sich auf ein Gutachten des deutschen TÜVNord. Das Bundesverwaltungsgericht erlaubte den AKW-Gegnern, das Gutachten zu lesen, ihnen aber gleichzeitig eine Busse von 10'000 Franken angedroht, sollten sie Informationen daraus weitergeben. Anwalt Weibel hält den Inhalt aber für so brisant, dass die Öffentlichkeit davon erfahren müsse. Ensi-Direktor Hans Wanner erklärt dazu, man werde das Konzept der BKW so schnell wie möglich überprüfen.
Quelle: Radio DRS (mit Link, um den Beitrag zu hören)
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Ein Gutachten zeigt anscheinend, dass das AKW Mühleberg bei Bern aufgrund von Rissen im sogenannten Kernmantel nicht mehr sicher betrieben werden kann. Das sagte der Anwalt der Mühleberg-Gegner Rainer Weibel gegenüber Schweizer Radio DRS, nachdem seine Mandanten per Gerichtsentscheid Einsicht in die Sicherheitsunterlagen der AKW-Betreiberin BKW nehmen konnten. Im AKW Mühleberg wurden 1990 zum ersten Mal neben einer Schweissnaht Risse im Kernmantel entdeckt, die seither immer grösser werden. Die letzten Messungen von 2009 zeigen laut dem Leiter des AKW Mühleberg, Patrick Miazza, dass noch 70 Prozent der Schweissnaht intakt ist. Alle Risse zusammen hätten eine Länge von 2,8 Meter.
1996 wurden sogenannte Zuganker eingebaut, Klammern, die den Kernmantel stabilisieren sollen. Doch das reichte dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) nicht. In einer Sicherheitsprüfung hielt es 2007 fest, es gebe «wesentliche Vorbehalte». Laut AKW-Leiter Miazza könne man mit detaillierten Berechnungen nachweisen, dass die Sicherheit «heute und in den nächsten Jahren gewährleistet ist».
Über diese Aussage zeigte sich der Anwalt der Mühleberg-Gegner erstaunt: Dem AKW liege das Gutachten vor, welches zeige, dass der Betrieb nicht mehr sicher ist, sagte Weibel. Er bezieht sich auf ein Gutachten des deutschen TÜVNord. Das Bundesverwaltungsgericht erlaubte den AKW-Gegnern, das Gutachten zu lesen, ihnen aber gleichzeitig eine Busse von 10'000 Franken angedroht, sollten sie Informationen daraus weitergeben. Anwalt Weibel hält den Inhalt aber für so brisant, dass die Öffentlichkeit davon erfahren müsse. Ensi-Direktor Hans Wanner erklärt dazu, man werde das Konzept der BKW so schnell wie möglich überprüfen.
Quelle: Radio DRS (mit Link, um den Beitrag zu hören)
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Donnerstag, 17. März 2011
D: Geheimer Prüfkatalog
Alle AKW vor dem Aus? So lautet die Frage, die sich in Deutschland ganz konkret stellt - und die mit dem gleichen Kriterienkatalog auch für die Schweiz gelten kann. Die Internen Unterlagen der Bundesregierung, die KONTRASTE exklusiv vorliegen, belegen: Allen deutschen Kernkraftwerken droht das AUS. Experten fordern neue Sicherheitsstandards, deren Umsetzung die Energiewirtschaft Milliarden kosten würde.
Die Unfallszenarien bei japanischen Kernkraftwerken seit dem 11. März 2011 geben Anlass, auch für Deutschland die Sicherheitslage neu zu bewerten. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Fukushima-Szenarien (I.), ähnlicher Schadensszenarien (II.) als auch hinsichtlich einer generellen Neubewertung von Risiken (III.). Die Durchführung der Überprüfungen muss darüber hinaus gehen, dass alte Prüfungsergebnisse lediglich nachvollzogen werden (IV.). Die geforderten Überprüfungen und Maßnahmen sind für alle Anlagen kurzfristig und als Voraussetzung für die Nutzung der zusätzlichen Strommengen aufgrund der gesetzlichen Laufzeitverlängerung nach dem (aktuellen) Stand von Wissenschaft und Technik umzusetzen.
Die nachfolgende Liste basiert auf vorläufigen Überlegungen nach dem jetzigen Erkenntnisstand. Sie wird insbesondere unter Berücksichtigung der Fortentwicklung der Erkenntnisse aus den japanischen Kernkraftwerken und den Zwischenergebnissen des Überprüfungsergebnisses gegebenenfalls weiterentwickelt werden.
I. Fukushima-Szenario – Schlussfolgerungen für deutsche KKW
1. Erdbebenauslegung und Bodendynamik
a) Die Erdbebenauslegung wird nach Stand von Wissenschaft und Technik mit aktuellen Erdbebenlasten kurzfristig neu berechnet. Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt.
b) Einwirkungen aus bodendynamischen Prozessen wie Erdfälle und Subrosion, Erdrutsche und sonstige Massenverlagerungen aller Art, und zwar als direkte Einwirkung als auch ausgelöst in Folge Erdbeben, werden in den Neuberechnung der Erdbebenauslegung mit einbezogen. Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt.
c) Insbesondere werden alle für den sicheren Betrieb bei und nach einem Erdbeben erforderlichen Komponenten aller vier Sicherheitsebenen überprüft und ggf. entsprechend ersetzt oder ertüchtigt.
2. Hochwasserauslegung
a) Die Hochwasserauslegung wird nach Stand von Wissenschaft und Technik unter Berücksichtigung des Klimawandels kurzfristig neu berechnet und ggf. Nachrüstmaßnahmen unverzüglich umgesetzt. Bei der Berechnung von Überflutungen werden auch Flutwellen (Nordsee) und größere Wogen an angrenzenden Gewässern betrachtet, die z. B. durch Erdbeben oder Stürme überlagert mit Hochwässern hervorgerufen werden.
b) Insbesondere werden alle für den sicheren Betrieb bei einem Hochwasserereignis erforderlichen Komponenten für alle vier Sicherheitsebenen überprüft und ggf. entsprechend ersetzt oder ertüchtigt
3. Weitere externe Ereignisse
a) Die Auslegung und die Betriebsvorschriften der KKW im Hinblick auf weitere externe Ereignisse werden nach Stand von Wissenschaft und Technik auch unter Berücksichtigung des Klimawandels kurzfristig überprüft (z. B. extreme Wetterbedingungen, Flugzeugabsturz, Cyberangriff, Pandemie). Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt. Dabei wird u. a. geprüft, inwieweit die Auslegungsannahmen (z. B. für Erdbeben, Hochwasser) in die Systemauslegung eingehen und ob mögliche Einwirkungen durch das Versagen anderer Systeme und Komponenten (z. B. Hilfssysteme) hinreichend berücksichtigt sind.
4. Kombinationswirkung von externen Ereignissen
Es wird überprüft, welche Kombinationen von Ereignissen (z. B. Erdbeben und großflächiger Stromnetzausfall) nach Stand von Wissenschaft und Technik bei der Auslegung zu berücksichtigen sind. Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt.
5. Konkrete Maßnahmen
a) Die Erdbebensicherheit insbesondere der Notstromversorgungsanlagen incl. aller für deren Betrieb notwendigen Hilfs- und Versorgungseinrichtungen wird nach Stand von Wissenschaft und Technik überprüft.
b) Die sicherheitstechnisch relevante Nebenkühlwasserversorgung ist zudem im Hinblick auf Ereignisse mit „common cause Potential“ wie Fremdstoffe (Heu, Muscheln, Quallen etc.) zu überprüfen und ggf. zu ertüchtigen.
c) Zur Kenntnis des Anlagenzustandes muss die Messung von systemwichtigen Betriebs- Störfall und Unfalldaten von der Warte und der Notsteuerstelle aus sichergestellt sein. Zudem muss sichergestellt sein, dass diese Daten kontinuierlich den Aufsichtsbehörden übermittelt werden (Überprüfung der Notfallplanungen). Hierzu sind redundante Messungen erforderlich die über örtlich getrennte Wege geführt werden.
d) Die Kern- und Störfallinstrumentierung ist nach Stand von Wissenschaft und Technik zu überprüfen, um auch im Auslegungsüberschreitenden Bereich aussagekräftige Werte sicherzustellen.
e) Eine Notsteuerstelle für jeden Reaktorblock ist vorzusehen, entsprechend zu verbunkern und räumlich so anzuordnen, dass sie auch bei größeren Freisetzungen auf dem Anlagengelände durchgängig besetzt werden kann.
f) Die Autarkie der Notstromversorgung ist für 72 Stunden sicherzustellen.
g) Die Notfallmaßnahme zum Fluten des Reaktordruckbehälters (RDB -Außenkühlung) ist nach Stand von Wissenschaft und Technik zu überprüfen. Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt.
h) Rückfördermaßnahmen aus dem Reaktorgebäude (SWR) oder dem Ringraum (DWR) sind für Lecks aus dem Sicherheitsbehälter vorzusehen.
i) Es sind Maßnahmen zu ergreifen, die die Auswirkungen von Wasserstoffexplosionen bei einem Stör- oder Unfall soweit mindern, dass die Störfall- und Notfallsysteme funktionsfähig bleiben.
j) Bei SWR: Verstärkung der Einspeisemöglichkeiten in einen unter Druck (>10bar) stehenden RDB zusätzlich zu TJ und TM, um weniger von einer Druckentlastung und Einsatz der ND-Systeme abhängig zu sein.
k) Bei DWR: Verstärkung der Einspeisemöglichkeiten in den Primärkreis durch eine dampfgetriebene Pumpe wie bei SWR vorhanden, die nur von Steuerstrom, nicht aber Leistungsstrom abhängig ist.
II. Ähnliche Schadensszenarien
a) Es wird überprüft, ob der Ausfall der Notkühlung bzw. der Notstromversorgung bei einem Flugzeugabsturz (zufällig, terroristisch) verhindert werden kann.
b) Die Robustheit sowie die Dauer der Wirksamkeit der Notkühlung und der Notstromversorgung (Notstromdiesel, Batterien) werden im Hinblick auf längerfristigen Ausfall der Infrastruktur (z. B. externe Stromversorgung) überprüft.
c) Sämtliche Notstromdiesel sind zu verbunkern.
d) Die Rohrleitungen zur Kühlung der Sicherheitssysteme sind in zugänglichen verbunkerten Rohrleitungskanälen zu führen.
e) Das Not- und Nachkühlsystem wird durchgängig auf vier Stränge mit je 100% Nachkühlkapazität aufgerüstet. Die vier Stränge weisen eine 2+2 Diversität auf. Alle Stränge sind durchgängig gegen Einwirkungen von Außen zu schützen und ggf. räumlich getrennt aufgebaut werden.
f) Jede der Anlagen soll zusätzlich mit einem dampfgetriebenen, batteriegepufferten Hochdruck-Einspeisesystem in Anlehnung an entsprechende Systeme bei den deutschen Siedewasserreaktoren der Baulinie 69 und dem Druckwasserreaktor Biblis A nachgerüstet werden. Diese Systeme sind gegen den Station Black Out (totaler Stromausfall) ausgelegt.
g) Es werden zur Kühlung des BE-Lagerbeckens, neben den zwei hierzu herangezogenen Not- und Nachkühlsträngen, zwei weitere Kühlstränge mit 2x100% Kapazität gefordert, von denen wenigsten ein Strang durchgängig vollständig verbunkert und hochwassergeschützt ist.
h) Die Notstromsysteme, die die Notkühlsysteme mit Strom versorgen, sollen durchgängig auf 4x 100% Notstromkapazität aufgerüstet werden. Die vier Stränge sind diversitär aufzubauen. Je zwei 100% Stränge paarweise in bauartverschiedener Konstruktion der aktiven Notstromkomponenten.
i) Mobile Notstromaggregate sowie die Installation von festen Einspeisepunkten für diese sind vorzunehmen, um sie ohne Zeitverzug anschließen und sicherheitstechnisch wichtige Verbraucher damit versorgen zu können.
j) In allen Anlagen sollen durchgängig zusätzliche Notstandssysteme nachgerüstet werden. Diese sind in den Vor-Konvoi- und Konvoi-Anlagen Stand der Technik. Die nachzurüstenden Notstandssysteme sollen zu den nachzurüstenden Not- und Nachkühlsytemen und den Notstromsystemen konsistent sein. D. h. statt nur 4x50% Kapazität wie bei Konvoi-Anlagen sollen auch hier diversitäre Systeme 4x100% eingerichtet werden, je 2x100% + 2x100% mit bauartverschiedenen aktiven Komponenten. Die Notstandssysteme sind zu verbunkern.
k) In Siedewasserreaktoren ist das Kühlmittelinventar zu vergrößern durch vergrößerte Kühlmittellagerbehälter, die störfallfest auszuführen sind. In Druckwasserreaktoren sollen die sogenannten Flutbehälter in ihrem Fassungsvermögen vergrößert werden.
l) Bei Druckwasserreaktoren soll zur Gewährleistung der dritten Barriere bei sekundärseitigem Abfahren durch Abblasen über Dach, eine sekundärseitige Kondensationskammer nachgerüstet werden. Diese Kondensationskammer soll ein Wasserinventar haben, das als Vorlage zum Abblasen – wie bei Siedewasserreaktoren – dient. Dieses Wasserinventar soll zudem wieder in die Dampferzeuger eingespeist werden können. Für diese DWR-Sekundärkondensationskammer ist ein Wärmeanfuhrsystem zu installieren.
m) Das BE-Lagerbecken ist innerhalb des Sicherheitsbehälters vorzusehen oder mit einer dem Sicherheitsbehälter äquivalenten Barriere gegenüber Freisetzungen zu versehen.
n) Räumlich getrennte, erdbeben- und überflutungsgesicherte verbunkerte Brunnen mit Borlagern, mobilen Notstromgeneratoren und Pumpen vor Ort sind vorzusehen.
III. generellen Neubewertung von Risiken
a) Sofortige Inkraftsetzung des neuen kerntechnischen Regelwerks (Sicherheitskriterien für Kernkraftwerke).
b) Das Einzelfehlerkonzept ist zu überprüfen, u. U. ist das gleichzeitige Auftreten von mehreren Einzelfehlern zu unterstellen.
c) Die Beherrschung der Auslegungsstörfälle, die nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik zu unterstellen sind (Modul 3 Sicherheitskriterien), muss nachgewiesen werden.
d) Ein wirksames IT-Security-konzept wird in allen deutschen Anlagen kurzfristig umgesetzt. Dadurch wird gewährleistet, dass der sichere Betrieb der Anlagen nicht durch IT-Angriffe beeinträchtigt werden kann.
e) Digitale Systeme im Reaktorschutz werden nur eingeführt, wenn diese mit gleicher Sicherheit vor Manipulationen geschützt werden können, wie die derzeit verwendete Analogtechnik.
f) Auswirkungen auf die Sicherheit von KKW aufgrund von Stromnetzausfällen z.B. bei simultanen IT-Angriffen auf Einrichtungen der Stromversorgungsinfrastruktur müssen ausgeschlossen werden.
g) Es wird geprüft, ob durch simultane IT-Angriffe auf mehrere KKW gleichzeitige Schnellabschaltungen ausgelöst werden können.
h) Kurzfristige Umsetzung von Sicherheitsverbesserungen auf der Basis der „Nachrüstungsliste“ des BMU unter Verzicht auf die Konditionierung von Nachrüstforderungen durch Wahrscheinlichkeitsüberlegungen (P2-Punkte) als Voraussetzung für die Nutzung der zusätzlichen Strommengen aus der Laufzeitverlängerung.
i) Die Qualität von Einrichtungen und Maßnahmen zur Beherrschung von Ereignissen, die bisher als seltene Ereignisse der Sicherheitsebene 4a zugeordnet wurden, soll an das Niveau der Sicherheitsebene 3 herangeführt werden.
j) Systematische Überprüfung der Einrichtungen und Maßnahmen der Sicherheitsebene 4 b und c in Hinblick auf Qualität und Wirksamkeit, entsprechend dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik.
k) Die Auslegung für Reaktordruckbehälter und deren Einbauten bei Siedewasserreaktoren der Baulinie 69 sind mit Verfahren nach Stand von W&T für alle Schwachstellen hinsichtlich Ermüdung und Versprödung mit allen möglichen Belastungsfällen (für aktuelle Kernbeladungen, Anreicherungen, Abbrandzuständen, Schwingungen) nachzuvollziehen. Dabei sind die eingeschränkten Prüfmöglichkeiten hinsichtlich Auffindbarkeit von Rissen sowie mögliche Korrosion zu berücksichtigen.
l) Für alle Behälter und Rohrleitungen der Druckführenden Umschließung ist der Bruchausschluss für die nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik möglichen Belastungsfälle (Flugzeugabsturz, Erdbeben, Störfälle, ATWS) für die vorgesehene Betriebszeit zu gewährleisten. Der Zustand (Ermüdung, Verlagerungen, Schwingungen, Dehnungen) sind kontinuierlich zu ermitteln und auszuwerten.
m) Für alle Behälter und Rohrleitungen sind die Nachweise für die Verankerungen (z.B. Dübel) der sicherheitstechnisch wichtigen Systeme nach Stand von W&T und allen Belastungen vorzulegen.
n) Freischaltungen der Sicherheitskühlsysteme während des Leistungsbetriebes zur vorbeugenden Instandhaltung sind unzulässig. Sie sollen stattdessen in der Revision erfolgen.
IV. Überprüfungsverfahren
a) Für jede Anlage wird ein Gutachterteam gebildet, dem nur Mitarbeiter von Sachverständigenorganisationen angehören, die nicht in der jeweiligen Anlage als Hauptgutachter tätig waren, also: andere TÜV, GRS, Öko-Institut, Physikerbüro, ESN u. a.
b) Die Bundesaufsicht erhält ohne Einschränkung alle gewünschten Unterlagen und zieht die RSK zu übergeordneten Fragen hinzu.
c) Die geforderten Maßnahmen sind für alle Anlagen kurzfristig und als Voraussetzung für die Nutzung der zusätzlichen Strommengen aus der Laufzeitverlängerung umzusetzen.
Das Dokument kann unter http://tinyurl.com/6bp7j8w heruntergeladen werden. Zusätzlich ist es auch auf der KONTRASTE-Seite bei Facebook einsehbar.
Quelle: ARD / Kontraste vom 17.3.11
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Die Unfallszenarien bei japanischen Kernkraftwerken seit dem 11. März 2011 geben Anlass, auch für Deutschland die Sicherheitslage neu zu bewerten. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Fukushima-Szenarien (I.), ähnlicher Schadensszenarien (II.) als auch hinsichtlich einer generellen Neubewertung von Risiken (III.). Die Durchführung der Überprüfungen muss darüber hinaus gehen, dass alte Prüfungsergebnisse lediglich nachvollzogen werden (IV.). Die geforderten Überprüfungen und Maßnahmen sind für alle Anlagen kurzfristig und als Voraussetzung für die Nutzung der zusätzlichen Strommengen aufgrund der gesetzlichen Laufzeitverlängerung nach dem (aktuellen) Stand von Wissenschaft und Technik umzusetzen.
Die nachfolgende Liste basiert auf vorläufigen Überlegungen nach dem jetzigen Erkenntnisstand. Sie wird insbesondere unter Berücksichtigung der Fortentwicklung der Erkenntnisse aus den japanischen Kernkraftwerken und den Zwischenergebnissen des Überprüfungsergebnisses gegebenenfalls weiterentwickelt werden.
I. Fukushima-Szenario – Schlussfolgerungen für deutsche KKW
1. Erdbebenauslegung und Bodendynamik
a) Die Erdbebenauslegung wird nach Stand von Wissenschaft und Technik mit aktuellen Erdbebenlasten kurzfristig neu berechnet. Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt.
b) Einwirkungen aus bodendynamischen Prozessen wie Erdfälle und Subrosion, Erdrutsche und sonstige Massenverlagerungen aller Art, und zwar als direkte Einwirkung als auch ausgelöst in Folge Erdbeben, werden in den Neuberechnung der Erdbebenauslegung mit einbezogen. Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt.
c) Insbesondere werden alle für den sicheren Betrieb bei und nach einem Erdbeben erforderlichen Komponenten aller vier Sicherheitsebenen überprüft und ggf. entsprechend ersetzt oder ertüchtigt.
2. Hochwasserauslegung
a) Die Hochwasserauslegung wird nach Stand von Wissenschaft und Technik unter Berücksichtigung des Klimawandels kurzfristig neu berechnet und ggf. Nachrüstmaßnahmen unverzüglich umgesetzt. Bei der Berechnung von Überflutungen werden auch Flutwellen (Nordsee) und größere Wogen an angrenzenden Gewässern betrachtet, die z. B. durch Erdbeben oder Stürme überlagert mit Hochwässern hervorgerufen werden.
b) Insbesondere werden alle für den sicheren Betrieb bei einem Hochwasserereignis erforderlichen Komponenten für alle vier Sicherheitsebenen überprüft und ggf. entsprechend ersetzt oder ertüchtigt
3. Weitere externe Ereignisse
a) Die Auslegung und die Betriebsvorschriften der KKW im Hinblick auf weitere externe Ereignisse werden nach Stand von Wissenschaft und Technik auch unter Berücksichtigung des Klimawandels kurzfristig überprüft (z. B. extreme Wetterbedingungen, Flugzeugabsturz, Cyberangriff, Pandemie). Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt. Dabei wird u. a. geprüft, inwieweit die Auslegungsannahmen (z. B. für Erdbeben, Hochwasser) in die Systemauslegung eingehen und ob mögliche Einwirkungen durch das Versagen anderer Systeme und Komponenten (z. B. Hilfssysteme) hinreichend berücksichtigt sind.
4. Kombinationswirkung von externen Ereignissen
Es wird überprüft, welche Kombinationen von Ereignissen (z. B. Erdbeben und großflächiger Stromnetzausfall) nach Stand von Wissenschaft und Technik bei der Auslegung zu berücksichtigen sind. Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt.
5. Konkrete Maßnahmen
a) Die Erdbebensicherheit insbesondere der Notstromversorgungsanlagen incl. aller für deren Betrieb notwendigen Hilfs- und Versorgungseinrichtungen wird nach Stand von Wissenschaft und Technik überprüft.
b) Die sicherheitstechnisch relevante Nebenkühlwasserversorgung ist zudem im Hinblick auf Ereignisse mit „common cause Potential“ wie Fremdstoffe (Heu, Muscheln, Quallen etc.) zu überprüfen und ggf. zu ertüchtigen.
c) Zur Kenntnis des Anlagenzustandes muss die Messung von systemwichtigen Betriebs- Störfall und Unfalldaten von der Warte und der Notsteuerstelle aus sichergestellt sein. Zudem muss sichergestellt sein, dass diese Daten kontinuierlich den Aufsichtsbehörden übermittelt werden (Überprüfung der Notfallplanungen). Hierzu sind redundante Messungen erforderlich die über örtlich getrennte Wege geführt werden.
d) Die Kern- und Störfallinstrumentierung ist nach Stand von Wissenschaft und Technik zu überprüfen, um auch im Auslegungsüberschreitenden Bereich aussagekräftige Werte sicherzustellen.
e) Eine Notsteuerstelle für jeden Reaktorblock ist vorzusehen, entsprechend zu verbunkern und räumlich so anzuordnen, dass sie auch bei größeren Freisetzungen auf dem Anlagengelände durchgängig besetzt werden kann.
f) Die Autarkie der Notstromversorgung ist für 72 Stunden sicherzustellen.
g) Die Notfallmaßnahme zum Fluten des Reaktordruckbehälters (RDB -Außenkühlung) ist nach Stand von Wissenschaft und Technik zu überprüfen. Nachrüstmaßnahmen werden ggf. unverzüglich umgesetzt.
h) Rückfördermaßnahmen aus dem Reaktorgebäude (SWR) oder dem Ringraum (DWR) sind für Lecks aus dem Sicherheitsbehälter vorzusehen.
i) Es sind Maßnahmen zu ergreifen, die die Auswirkungen von Wasserstoffexplosionen bei einem Stör- oder Unfall soweit mindern, dass die Störfall- und Notfallsysteme funktionsfähig bleiben.
j) Bei SWR: Verstärkung der Einspeisemöglichkeiten in einen unter Druck (>10bar) stehenden RDB zusätzlich zu TJ und TM, um weniger von einer Druckentlastung und Einsatz der ND-Systeme abhängig zu sein.
k) Bei DWR: Verstärkung der Einspeisemöglichkeiten in den Primärkreis durch eine dampfgetriebene Pumpe wie bei SWR vorhanden, die nur von Steuerstrom, nicht aber Leistungsstrom abhängig ist.
II. Ähnliche Schadensszenarien
a) Es wird überprüft, ob der Ausfall der Notkühlung bzw. der Notstromversorgung bei einem Flugzeugabsturz (zufällig, terroristisch) verhindert werden kann.
b) Die Robustheit sowie die Dauer der Wirksamkeit der Notkühlung und der Notstromversorgung (Notstromdiesel, Batterien) werden im Hinblick auf längerfristigen Ausfall der Infrastruktur (z. B. externe Stromversorgung) überprüft.
c) Sämtliche Notstromdiesel sind zu verbunkern.
d) Die Rohrleitungen zur Kühlung der Sicherheitssysteme sind in zugänglichen verbunkerten Rohrleitungskanälen zu führen.
e) Das Not- und Nachkühlsystem wird durchgängig auf vier Stränge mit je 100% Nachkühlkapazität aufgerüstet. Die vier Stränge weisen eine 2+2 Diversität auf. Alle Stränge sind durchgängig gegen Einwirkungen von Außen zu schützen und ggf. räumlich getrennt aufgebaut werden.
f) Jede der Anlagen soll zusätzlich mit einem dampfgetriebenen, batteriegepufferten Hochdruck-Einspeisesystem in Anlehnung an entsprechende Systeme bei den deutschen Siedewasserreaktoren der Baulinie 69 und dem Druckwasserreaktor Biblis A nachgerüstet werden. Diese Systeme sind gegen den Station Black Out (totaler Stromausfall) ausgelegt.
g) Es werden zur Kühlung des BE-Lagerbeckens, neben den zwei hierzu herangezogenen Not- und Nachkühlsträngen, zwei weitere Kühlstränge mit 2x100% Kapazität gefordert, von denen wenigsten ein Strang durchgängig vollständig verbunkert und hochwassergeschützt ist.
h) Die Notstromsysteme, die die Notkühlsysteme mit Strom versorgen, sollen durchgängig auf 4x 100% Notstromkapazität aufgerüstet werden. Die vier Stränge sind diversitär aufzubauen. Je zwei 100% Stränge paarweise in bauartverschiedener Konstruktion der aktiven Notstromkomponenten.
i) Mobile Notstromaggregate sowie die Installation von festen Einspeisepunkten für diese sind vorzunehmen, um sie ohne Zeitverzug anschließen und sicherheitstechnisch wichtige Verbraucher damit versorgen zu können.
j) In allen Anlagen sollen durchgängig zusätzliche Notstandssysteme nachgerüstet werden. Diese sind in den Vor-Konvoi- und Konvoi-Anlagen Stand der Technik. Die nachzurüstenden Notstandssysteme sollen zu den nachzurüstenden Not- und Nachkühlsytemen und den Notstromsystemen konsistent sein. D. h. statt nur 4x50% Kapazität wie bei Konvoi-Anlagen sollen auch hier diversitäre Systeme 4x100% eingerichtet werden, je 2x100% + 2x100% mit bauartverschiedenen aktiven Komponenten. Die Notstandssysteme sind zu verbunkern.
k) In Siedewasserreaktoren ist das Kühlmittelinventar zu vergrößern durch vergrößerte Kühlmittellagerbehälter, die störfallfest auszuführen sind. In Druckwasserreaktoren sollen die sogenannten Flutbehälter in ihrem Fassungsvermögen vergrößert werden.
l) Bei Druckwasserreaktoren soll zur Gewährleistung der dritten Barriere bei sekundärseitigem Abfahren durch Abblasen über Dach, eine sekundärseitige Kondensationskammer nachgerüstet werden. Diese Kondensationskammer soll ein Wasserinventar haben, das als Vorlage zum Abblasen – wie bei Siedewasserreaktoren – dient. Dieses Wasserinventar soll zudem wieder in die Dampferzeuger eingespeist werden können. Für diese DWR-Sekundärkondensationskammer ist ein Wärmeanfuhrsystem zu installieren.
m) Das BE-Lagerbecken ist innerhalb des Sicherheitsbehälters vorzusehen oder mit einer dem Sicherheitsbehälter äquivalenten Barriere gegenüber Freisetzungen zu versehen.
n) Räumlich getrennte, erdbeben- und überflutungsgesicherte verbunkerte Brunnen mit Borlagern, mobilen Notstromgeneratoren und Pumpen vor Ort sind vorzusehen.
III. generellen Neubewertung von Risiken
a) Sofortige Inkraftsetzung des neuen kerntechnischen Regelwerks (Sicherheitskriterien für Kernkraftwerke).
b) Das Einzelfehlerkonzept ist zu überprüfen, u. U. ist das gleichzeitige Auftreten von mehreren Einzelfehlern zu unterstellen.
c) Die Beherrschung der Auslegungsstörfälle, die nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik zu unterstellen sind (Modul 3 Sicherheitskriterien), muss nachgewiesen werden.
d) Ein wirksames IT-Security-konzept wird in allen deutschen Anlagen kurzfristig umgesetzt. Dadurch wird gewährleistet, dass der sichere Betrieb der Anlagen nicht durch IT-Angriffe beeinträchtigt werden kann.
e) Digitale Systeme im Reaktorschutz werden nur eingeführt, wenn diese mit gleicher Sicherheit vor Manipulationen geschützt werden können, wie die derzeit verwendete Analogtechnik.
f) Auswirkungen auf die Sicherheit von KKW aufgrund von Stromnetzausfällen z.B. bei simultanen IT-Angriffen auf Einrichtungen der Stromversorgungsinfrastruktur müssen ausgeschlossen werden.
g) Es wird geprüft, ob durch simultane IT-Angriffe auf mehrere KKW gleichzeitige Schnellabschaltungen ausgelöst werden können.
h) Kurzfristige Umsetzung von Sicherheitsverbesserungen auf der Basis der „Nachrüstungsliste“ des BMU unter Verzicht auf die Konditionierung von Nachrüstforderungen durch Wahrscheinlichkeitsüberlegungen (P2-Punkte) als Voraussetzung für die Nutzung der zusätzlichen Strommengen aus der Laufzeitverlängerung.
i) Die Qualität von Einrichtungen und Maßnahmen zur Beherrschung von Ereignissen, die bisher als seltene Ereignisse der Sicherheitsebene 4a zugeordnet wurden, soll an das Niveau der Sicherheitsebene 3 herangeführt werden.
j) Systematische Überprüfung der Einrichtungen und Maßnahmen der Sicherheitsebene 4 b und c in Hinblick auf Qualität und Wirksamkeit, entsprechend dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik.
k) Die Auslegung für Reaktordruckbehälter und deren Einbauten bei Siedewasserreaktoren der Baulinie 69 sind mit Verfahren nach Stand von W&T für alle Schwachstellen hinsichtlich Ermüdung und Versprödung mit allen möglichen Belastungsfällen (für aktuelle Kernbeladungen, Anreicherungen, Abbrandzuständen, Schwingungen) nachzuvollziehen. Dabei sind die eingeschränkten Prüfmöglichkeiten hinsichtlich Auffindbarkeit von Rissen sowie mögliche Korrosion zu berücksichtigen.
l) Für alle Behälter und Rohrleitungen der Druckführenden Umschließung ist der Bruchausschluss für die nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik möglichen Belastungsfälle (Flugzeugabsturz, Erdbeben, Störfälle, ATWS) für die vorgesehene Betriebszeit zu gewährleisten. Der Zustand (Ermüdung, Verlagerungen, Schwingungen, Dehnungen) sind kontinuierlich zu ermitteln und auszuwerten.
m) Für alle Behälter und Rohrleitungen sind die Nachweise für die Verankerungen (z.B. Dübel) der sicherheitstechnisch wichtigen Systeme nach Stand von W&T und allen Belastungen vorzulegen.
n) Freischaltungen der Sicherheitskühlsysteme während des Leistungsbetriebes zur vorbeugenden Instandhaltung sind unzulässig. Sie sollen stattdessen in der Revision erfolgen.
IV. Überprüfungsverfahren
a) Für jede Anlage wird ein Gutachterteam gebildet, dem nur Mitarbeiter von Sachverständigenorganisationen angehören, die nicht in der jeweiligen Anlage als Hauptgutachter tätig waren, also: andere TÜV, GRS, Öko-Institut, Physikerbüro, ESN u. a.
b) Die Bundesaufsicht erhält ohne Einschränkung alle gewünschten Unterlagen und zieht die RSK zu übergeordneten Fragen hinzu.
c) Die geforderten Maßnahmen sind für alle Anlagen kurzfristig und als Voraussetzung für die Nutzung der zusätzlichen Strommengen aus der Laufzeitverlängerung umzusetzen.
Das Dokument kann unter http://tinyurl.com/6bp7j8w heruntergeladen werden. Zusätzlich ist es auch auf der KONTRASTE-Seite bei Facebook einsehbar.
Quelle: ARD / Kontraste vom 17.3.11
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«Katastrophe in Zeitlupe»
Der Super-Gau rückt näher, Deutschlands Oppositionspolitiker Frank-Walter Steinmann hat die Vorgänge in Japan im Bundestag soeben als eine «Katastrophe in Zeitlupe» bezeichnet. Im Kampf gegen die diese Katastrophe in Fukushima setzt Japan jetzt auf einen Dreipunkteplan: Hubschrauber (siehe Bild) und Wasserwerfer versuchen die Reaktoren zu kühlen, zudem wird eine Stromleitung zu dem AKW verlegt. Laut einem BBC-Bericht haben sich Freiwillige gemeldet, die den Arbeitern helfen wollen. Solarmedia und Atominfomedia dokumentieren die Entwicklungen, Stand Donnerstagmittag.
Wasser soll die Temperatur im Kraftwerksinneren senken und das Abklingbecken wieder auffüllen. Wie viele Tonnen Wasser die Hubschrauber abwarfen, blieb zunächst unklar. Fraglich war auch, wie zielgenau sie während des etwa halbstündigen Einsatzes trafen und ob sich die gewünschte Abkühlung einstellte. Internationale Fachleute beurteilen die Lage derweil äußerst kritisch: Laut der US-Atomregulierungsbehörde NRC liegen die Brennstäbe in Reaktor 4 wahrscheinlich komplett frei. Regierungssprecher Yukio Edano sagte am Donnerstag, die Kühlversuche in den Reaktoren 5 und 6 hätten noch nicht begonnen. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo weiter mitteilte, sank der Wasserstand in Block 5, der Druck stieg.
Sollte die Kühlung der abgebrannten Brennelemente nicht gelingen, ist nach Einschätzung des französischen Instituts für Strahlenschutz und Nuklearsicherheit (IRSN) mit einer nuklearen Verseuchung größeren Ausmaßes zu rechnen. "In den nächsten 48 Stunden entscheidet es sich", sagte IRSN-Direktor Thierry Charles am Mittwoch.
Die Atomindustrie ihrerseits hat hierzulande zumindest kommunikativ erste Konsequenzen aus den Vorfällen in Japan gezogen. Auf der von der Branche betriebenen Internetsite kernenergie.ch konnte man noch am Montag lesen: «Durch sicheres Bauen und die sorgfältige Wahl des Baugrunds können Kernkraftwerke auch sehr starke Beben ohne wesentliche Schäden überstehen. Das belegen die Erfahrungen aus Japan und Kalifornien, wo vergleichsweise oft schwere Beben auftreten.» Den zweiten Satz haben die Webmaster inzwischen gestrichen. (TA 17.3.11)
Für das älteste AKW der Schweiz, das AKW Mühleberg, wird es eng. Laut der Sendung «10vor10» von Mittwoch Abend ist es durchaus möglich, dass Mühleberg aufgrund der Ereignisse in Japan abgeschaltet werden könnte. Das sagt der Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI) Hans Wanner gegenüber dem Nachrichtenmagazin «10vor10». Das ENSI will die Ereignisse in Japan analysieren und dann allenfalls die Sicherheitsanforderungen für Schweizer AKW erhöhen.
Spätestens am Freitag droht Japan auch nach Einschätzung französischer Atomexperten eine nukleare Verseuchung grösseren Ausmasses. Die Stunden bis dahin sind nach Darstellung der Fachleute entscheidend für die Kühlung der abgebrannten Brennelemente im Reaktor 4. Gelinge es nicht, das Abklingbecken bis dahin wieder aufzufüllen, werde eine «sehr bedeutende» Verseuchung die Folge sein, erklärte der Direktor für Anlagensicherheit beim Institut für Strahlenschutz und Nuklearsicherheit (IRSN), Thierry Charles: «In den nächsten 48 Stunden entscheidet es sich», sagte er vor Journalisten. (sda)
Die Evakuierung der Gegend um das japanische Atomkraftwerk Fukushima Eins wird nach Informationen des japanischen Fernsehsenders NHK ausgeweitet. Wegen der Gefahr radioaktiver Verstrahlung müssen demnach weitere 28'000 Menschen in der Präfektur Fukushima ihre Häuser verlassen. Viele Notunterkünfte in der Region seien aber schon zu überfüllt, um neue Atom-Flüchtlinge aufzunehmen, meldete der Sender am Donnerstag (Ortszeit). Deshalb würden die Menschen jetzt auch auf umliegende Präfekturen verteilte. (sda)
Als Konsequenz aus der Atomkatastrophe in Japan unterzieht China alle seine Nuklearanlagen einer Sicherheitsprüfung. Wie der Staatsrat am Mittwoch nach einem Krisentreffen zur Lage in Japan und möglichen Folgen für China erklärte, wurden zudem die Genehmigungen für den Bau neuer Atomkraftwerke in dem Land vorübergehend auf Eis gelegt. Quelle: taz
Beunruhigende Meldung aus Kanada: Aus einem Kernkraftwerk flossen Tausende Liter leicht radioaktiv verseuchtes Wasser in den Onatario-See. Behörden und Betreiber sehen keine Gefahr für Menschen. Als Ursache für die Panne wurde ein Dichtungsproblem an einer Pumpe genannt. Ontario Power ist ein Unternehmen der Provinz Ontario. Das Atomkraftwerk Pickering ist eines von fünf AKW in Kanada. Es liegt 35 Kilometer östlich von Toronto, der größten Stadt des Landes mit 2,6 Millionen Einwohnern.
Quelle: Zusammenfassung diverser Agenturmeldungen
© Solarmedia
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Mittwoch, 16. März 2011
Eine einzige Katastrophe
Eines der wenigen Bilder, das den aktuellen Zerstörungszustand der Atomanlage Fukushima 1 umfassend wiedergibt: Gut zu sehen, wie unterdessen zumindest die äusseren Hüllen von drei der vier Reaktoren weitgehend zerstört sind.
Die Lage im Katastrophen-Atomkraftwerk Fukushima in Japan ist vollkommen ausser Kontrolle. Nach weiteren Feuern an zwei Reaktoren und einem starken Anstieg der Strahlung mussten sich die Arbeiter heute vorübergehend aus dem Kraftwerk zurückziehen. Weltweit fallen die Reaktionen höchst unterschiedlich aus – nicht alle umstrittenen Regimes halten dabei der Atomenergie die Stange. Die Strahlung hat lebensbedrohliche Werte erreicht.
Wegen der durch die Naturkatastrophe in Japan ausgelösten Probleme in einem dortigen Atomkraftwerk hat Venezuela seine Atomenergiepläne auf Eis gelegt. Das teilte der venezolanische Präsident Hugo Chávez gestern mit. Er glaube, dass die Probleme in den japanischen Atomanlagen neben Venezuela auch andere Länder zum Überdenken der Notwendigkeit von Atomprogrammen anregen werde. Dadurch würde die Ölnachfrage steigen, erklärte Chávez, dessen Land ein wichtiger Ölexporteur ist. Venezuela wollte mit Hilfe Russlands ein 4-Gigawatt-AKW bauen. (dapd/solarmedia)
Die Strahlung an dem Atomkraftwerk erreichte in der Nacht zu Mittwoch den Höchstwert von 1000 Millisievert (1 Sievert), berichtete Japans Regierungssprecher Edano. Am Mittwochmorgen habe der Wert bei weiteren Messungen zwischen 600 und 800 Millisievert gelegen. 1000 Millisievert sind das Tausendfache dessen, was ein Mensch über ein ganzes Jahr hinweg an zusätzlicher Strahlung aufnehmen sollte. Auch nach den neuen Vorfällen gebe es keine Pläne, die Evakuierungszone rund um das Atomkraftwerk auszuweiten, sagte Edano. Aktuell gilt ein 30-Kilometer-Radius.
Im Reaktor 2 des japanischen Atomkraftwerks Fukushima 1 gibt es unterdessen nach Angaben des Betreibers eine gewisse Entspannung. Der Druck sei zurückgegangen und die Temperaturen hätten sich stabilisiert, teilte der Energiekonzern Tepco mit. Die Lage im Reaktor vier nannte das Unternehmen dagegen «nicht so gut». Priorität habe derzeit allerdings die Situation im Reaktor drei. Was gemäss Solarmedia nur einen Schluss zulässt: Die Lage des AKW Fukushima 1 ist weit gehend ausser Kontrolle. Das Rettungsteam musste die Arbeiten in Fukushima 1 wegen überhöhter Radioaktivität vorübergehend einstellen. Der Austritt des Radioaktiven Gases soll aus Reaktor 2 gekommen sein, wie der Atomanlagen-Betreiber Tepco gegenüber dem staatlichen Fernsehsender NHK mitteilte.
Nach dem Strahlungsaustritt aus dem beschädigten Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi erwarten die Nachbarstaaten Japans keinen sofortigen Anstieg der Radioaktivität. Im Osten Russlands seien bislang keine erhöhten Strahlenwerte gemessen worden, teilte das russische Katastrophenschutzministerium am Dienstag mit. Auch Singapur meldete keine ungewöhnlichen Veränderungen des Strahlungsniveaus. Es komme nun vor allem auf Windstärke und -richtig an, sagte Atomexperte Jae Moo Sung von der Hanyang Universität in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Im Falle einer Kernschmelze könnte nach seiner Einschätzung jedoch auch die koreanische Halbinsel verstrahlt werden. Angekündigter Regen und Schneefall im Norden Japans könnten eine Verbreitung der radioaktiven Strahlung verhindern, meldete heute die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.
Die Zusammenfassung von Spiegel Online lässt derweil als Zusammenfassung Schlimmes erahnen: Lebensmittelknappheit, Zerstörung, Nachbeben: Japan ist am fünften Tag nach der Naturkatastrophe am Limit. Im AKW Fukushima I sind neue Feuer ausgebrochen, trotz permanenter Wasserzufuhr werden die Brennstäbe nicht ausreichend gekühlt. Im Leitungswasser des Umlandes sind radioaktive Stoffe aufgetaucht.
Quelle: Zusammenfassung diverser Agenturmeldungen
© Solarmedia
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Dienstag, 15. März 2011
Alarm für 10 Reaktoren
Wie der Korrespondent auf NZZ-Online auflistet, besteht am Dienstagmittag (MEZ) für insgesamt zehn Reaktoren Atomalarm. Gefährdet oder möglicherweise gefährdet sind zehn Reaktorblöcke: vier im AKW Fukushima Eins (Daiichi), drei in Fukushima Zwei (Daini) und drei in Onagawa. Im Folgenden eine Zusammenstellung, die vor allem auf Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) basiert:
AKW Fukushima Eins:
- Block 1: Einige Uran-Pellets sind bereits geschmolzen. Um eine komplette Kernschmelze abzuwenden, wurde zur Druckentlastung im Reaktorbehälter Dampf abgelassen. Das führte zu einer Wasserstoffexplosion, die die Gebäudehülle weitgehend zerstörte. Der Reaktorbehälter soll intakt geblieben sein. Weil herkömmliche Kühlmethoden versagten, werden grosse Mengen Meerwasser eingeleitet, um den erheblich überhitzten Kern auf niedrigere Temperatur zu bringen. Erhöhte Strahlungswerte ausserhalb der Anlage wurden gemeldet.
- Block 2: Kühlung ausgefallen. Die Brennstäbe lagen mindestens zwei Mal völlig frei. Die Einleitung von Meerwasser scheiterte an einem verklemmten Ventil, so dass versucht wurde, den Reaktorbehälter von oben mit kaltem Wasser zu besprühen. Am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) ereignete sich eine Explosion. Es wird angenommen, dass ein Teil des Reaktorkerns bereits geschmolzen ist. Zudem besteht Verdacht auf eine Beschädigung des Containments.
- Block 3: Wasserstoffexplosion am Montag. Vermutlich wurde Strahlung freigesetzt. Kühlung mit Meerwasser. Auch hier teilweise Kernschmelze.
- Block 4: War zur Zeit der Naturkatastrophe wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet. Am Dienstagmorgen brach im Abklingbecken für verbrauchte Brennelemente ein Brand aus; er konnte gelöscht werden. Radioaktivität gelangte direkt in die Atmosphäre. Die Wände des Gebäudes wurden beschädigt, möglicherweise kocht das Wasser im Becken.
Bilderstrecke: Japan am 15. März
Fukushima Zwei (Daini)
- Blöcke 1, 2 und 4: Stromversorgung von aussen blieb erhalten, doch versagten Anlagenteile und der Druck in den Reaktorbehältern stieg an. Probleme mit der Nachwärmeabfuhr.
Onagawa
- Blöcke 1, 2 und 3: Erhöhte Strahlungswerte gemessen, die aber wieder fielen. Die japanischen Behörden gaben an, dass die erhöhten Strahlungswerte auf die Freisetzungen in Daiichi zurückgehen.
Tokai
- Kein Notstand, allerdings hatte die Betreibergesellschaft Japan Atom Power Company eingeräumt, dass eine der Pumpen zur Kühlung nach dem Erdbeben und Tusnami ausgefallen sei. Die andere laufe jedoch normal weiter. Ein Risiko gebe es nicht.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht das AKW Fukushima Eins, wo bei vier Reaktoren akute Gefahr besteht. Am Dienstag hatte es zwei weitere Explosionen gegeben, in Block 2 und 4. In Block 2 ist vermutlich das Containment beschädigt. «Damage suspected», meldet das Japan Atomic Industrial Forum (Jaif). In Block 4 ist nach einem Brand die Kühlung in einem Bassin für ausgebrannte Brennstäbe ausgefallen; das Wasser kocht und ist am Verdampfen. Es gelangt dort nach Angaben der japanischen Behörden Radioaktivität direkt in die Atmosphäre. Das Feuer ist zwar gelöscht. Aber wenn das Wasser verdampft, ist wohl mit Überhitzung und möglicherweise mit Schmelze zu rechnen.
Anzeige:
Das Containment ist eine dickwandige Stahlkugel, die den Reaktorkern umschliesst und im Fall einer Kernschmelze das Austreten von Radioaktivität verhindern soll. Wenn es leckt, ist der sogenannte Super-GAU eingetreten. Es kann radioaktives Material in die Umwelt gelangen; in Form von Gas, Wasser, Staub (Aerosole) und Russ kann es sich weiträumig verteilen.
Hohe Strahlenbelastung auf dem Gelände des Atomkraftwerks kann die Sanierungsarbeiten an allen Reaktorblöcken massiv erschweren oder sogar verunmöglichen – wenn man nicht das Leben der Arbeiter gefährden will. Block 1 und Block 3 sind ohne reguläre Kühlung, und in Block 4 kocht das Wasser. Auch in Block 5 und 6 sind die Temperaturen erhöht. Notfallarbeiten müssen also in allen Blöcken des AKW dringend stattfinden.
Quelle: Diverse Agenturen und NZZ Online
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AKW Fukushima Eins:
- Block 1: Einige Uran-Pellets sind bereits geschmolzen. Um eine komplette Kernschmelze abzuwenden, wurde zur Druckentlastung im Reaktorbehälter Dampf abgelassen. Das führte zu einer Wasserstoffexplosion, die die Gebäudehülle weitgehend zerstörte. Der Reaktorbehälter soll intakt geblieben sein. Weil herkömmliche Kühlmethoden versagten, werden grosse Mengen Meerwasser eingeleitet, um den erheblich überhitzten Kern auf niedrigere Temperatur zu bringen. Erhöhte Strahlungswerte ausserhalb der Anlage wurden gemeldet.
- Block 2: Kühlung ausgefallen. Die Brennstäbe lagen mindestens zwei Mal völlig frei. Die Einleitung von Meerwasser scheiterte an einem verklemmten Ventil, so dass versucht wurde, den Reaktorbehälter von oben mit kaltem Wasser zu besprühen. Am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) ereignete sich eine Explosion. Es wird angenommen, dass ein Teil des Reaktorkerns bereits geschmolzen ist. Zudem besteht Verdacht auf eine Beschädigung des Containments.
- Block 3: Wasserstoffexplosion am Montag. Vermutlich wurde Strahlung freigesetzt. Kühlung mit Meerwasser. Auch hier teilweise Kernschmelze.
- Block 4: War zur Zeit der Naturkatastrophe wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet. Am Dienstagmorgen brach im Abklingbecken für verbrauchte Brennelemente ein Brand aus; er konnte gelöscht werden. Radioaktivität gelangte direkt in die Atmosphäre. Die Wände des Gebäudes wurden beschädigt, möglicherweise kocht das Wasser im Becken.
Bilderstrecke: Japan am 15. März
Fukushima Zwei (Daini)
- Blöcke 1, 2 und 4: Stromversorgung von aussen blieb erhalten, doch versagten Anlagenteile und der Druck in den Reaktorbehältern stieg an. Probleme mit der Nachwärmeabfuhr.
Onagawa
- Blöcke 1, 2 und 3: Erhöhte Strahlungswerte gemessen, die aber wieder fielen. Die japanischen Behörden gaben an, dass die erhöhten Strahlungswerte auf die Freisetzungen in Daiichi zurückgehen.
Tokai
- Kein Notstand, allerdings hatte die Betreibergesellschaft Japan Atom Power Company eingeräumt, dass eine der Pumpen zur Kühlung nach dem Erdbeben und Tusnami ausgefallen sei. Die andere laufe jedoch normal weiter. Ein Risiko gebe es nicht.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht das AKW Fukushima Eins, wo bei vier Reaktoren akute Gefahr besteht. Am Dienstag hatte es zwei weitere Explosionen gegeben, in Block 2 und 4. In Block 2 ist vermutlich das Containment beschädigt. «Damage suspected», meldet das Japan Atomic Industrial Forum (Jaif). In Block 4 ist nach einem Brand die Kühlung in einem Bassin für ausgebrannte Brennstäbe ausgefallen; das Wasser kocht und ist am Verdampfen. Es gelangt dort nach Angaben der japanischen Behörden Radioaktivität direkt in die Atmosphäre. Das Feuer ist zwar gelöscht. Aber wenn das Wasser verdampft, ist wohl mit Überhitzung und möglicherweise mit Schmelze zu rechnen.
Anzeige:
Das Containment ist eine dickwandige Stahlkugel, die den Reaktorkern umschliesst und im Fall einer Kernschmelze das Austreten von Radioaktivität verhindern soll. Wenn es leckt, ist der sogenannte Super-GAU eingetreten. Es kann radioaktives Material in die Umwelt gelangen; in Form von Gas, Wasser, Staub (Aerosole) und Russ kann es sich weiträumig verteilen.
Hohe Strahlenbelastung auf dem Gelände des Atomkraftwerks kann die Sanierungsarbeiten an allen Reaktorblöcken massiv erschweren oder sogar verunmöglichen – wenn man nicht das Leben der Arbeiter gefährden will. Block 1 und Block 3 sind ohne reguläre Kühlung, und in Block 4 kocht das Wasser. Auch in Block 5 und 6 sind die Temperaturen erhöht. Notfallarbeiten müssen also in allen Blöcken des AKW dringend stattfinden.
Quelle: Diverse Agenturen und NZZ Online
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Feuer erfasst alte Brennstäbe
Die dramatischen Nachrichten aus dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima halten an. Die Lage gerät immer weiter außer Kontrolle. Erneut gab es in der Nacht zu Dienstag dort eine Explosion - die dritte in vier Tagen. Betroffen war diesmal Reaktor 2. Dabei wurde vermutlich auch der Reaktorbehälter beschädigt. Außerdem soll in einem Lager für verbrannte Brennstäbe ein Feuer ausgebrochen sein. Inzwischen soll der Brand gelöscht worden sein.
Die IAEA teilte am Dienstagmorgen mit, am Kraftwerk seien Werte von 400 Millisievert pro Stunde gemessen worden - dies übersteigt den Grenzwert der Strahlenbelastung für ein Jahr um das 400fache, schrieb die Nachrichtenagentur Kyodo. Strahlenkrankheit kann bei einer kurzfristigen Belastung von 250 Millisievert auftreten. Bei der Explosion in Block 2 um etwa 6.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MEZ) (siehe Atominfomedia vom 14. März 2011) sei wahrscheinlich ein Teil des Reaktorbehälters beschädigt worden, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Jetzt werde in den Reaktorblöcken 1 bis 3 das Einpumpen von Wasser planmäßig fortgesetzt. Im Block 1 gab es bereits am Samstag, in Block 3 am Montag eine Wasserstoffexplosion. In beiden Fällen wurde das äußere Gebäude zerstört. Es gelte jetzt, die Kühlung aufrechtzuerhalten, sagte Edano.
Die AKW-Betreibergesellschaft Tepco erklärte, dass bei der Detonation im Reaktor 2 im Unterschied zu den beiden ersten Explosionen der Reaktor selbst beschädigt worden sei. Es handle ich um eine "sehr schlimme" Lage. Ein Tepco-Sprecher teilte mit, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einer Kernschmelze komme. Die droht bereits seit Tagen und könnte in Teilen der Anlage bereits partiell eingetreten sein. Infolge der Naturkatastrophe waren Kühlsysteme in der Atomanlage rund 250 Kilometer nördlich von Tokio ausgefallen.
Im Reaktor 4 droht inzwischen die Kühlung auszufallen. Die Brennstäbe könnten das Kühlwasser zum Kochen bringen und verdampfen lassen, teilte die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag unter Berufung auf den Betreiber Tepco mit. Die Außenwand von Reaktor 4 ist stark beschädigt. Die Atomaufsicht des Landes teilte mit, in der Wand klafften zwei Löcher mit einer Größe von jeweils acht Quadratmetern. Laut Tepco sind derzeit noch 50 Mitarbeiter vor Ort in Fukushima. 750 Mitarbeiter seien abgezogen worden.
Die Regierung warnte erstmals vor Gesundheitsschäden. Die radioaktive Strahlung im Umkreis des Unglückskraftwerks erreichte demnach gefährliche Werte. Regierungssprecher Edano sagte, mit ausgetretenem Wasserstoff seien radioaktive Substanzen in die Atmosphäre gelangt. "Anders als das, was bisher passiert ist, gibt es keinen Zweifel, dass das erreichte Niveau die menschliche Gesundheit beeinträchtigen kann."
Ministerpräsident Naoto Kan rief die Bevölkerung in den Evakuierungszonen um die beiden Atomkraftwerke von Fukushima eindringlich auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die meisten Bewohner hätten diese Aufforderung bereits befolgt, sagte er. Geräumt werden solle ein Umkreis von 20 Kilometern um Fukushima I und 10 Kilometern um Fukushima II. In einer Entfernung von 20 bis 30 Kilometern um Fukushima I sollen die Einwohner ihre Häuser nicht verlassen und sich in geschlossenen Räumen aufhalten. "Ich weiß, dass die Menschen besorgt sind, aber ich bitte Sie, sich ruhig zu verhalten."
Eine weitere Hiobsbotschaft: Zum Zeitpunkt der neuen Explosion herrschte nach Angaben von Meteorologen Nordwind. Dies würde bedeuten, dass radioaktive Teilchen auch nach Süden in Richtung Tokio gelangen könnten. In Ibaraki - südlich von Fukushima - wurde Kyodo zufolge bereits erhöhte Strahlung gemessen. Radioaktive Substanzen seien auch in Tokio gemessen worden, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Die Belastung in der Nähe der Hauptstadt stieg nach Angaben der Präfektur von Chiba auf mehr als zehn Mal so hohe Werte wie üblich, berichtete die Agentur Kyodo. Im Großraum Tokio leben mehr als 35 Millionen Menschen. Viele Bewohner hatten sich aus Angst vor dem Atomunfall auf den Weg in den entfernten Süden des Landes gemacht.
Bei den Zurückgebliebenen kam es zu teilweise panikartigen Reaktionen. Bewohner deckten sich mit Überlebens-Utensilien und Lebensmitteln ein. Radios, Taschenlampen, Kerzen und Schlafsäcke sind teilweise ausverkauft. Das japanische Fernsehen zeigte Bilder von leergeräumten Regalen. Auch Russland meldete inzwischen leicht erhöhte Radioaktivität. In Wladiwostok, im fernen Osten des Landes haben die Behörden innerhalb von sechs Stunden einen leichten Anstieg der Strahlung verzeichnet.
Quelle: Spiegel Online
Die IAEA teilte am Dienstagmorgen mit, am Kraftwerk seien Werte von 400 Millisievert pro Stunde gemessen worden - dies übersteigt den Grenzwert der Strahlenbelastung für ein Jahr um das 400fache, schrieb die Nachrichtenagentur Kyodo. Strahlenkrankheit kann bei einer kurzfristigen Belastung von 250 Millisievert auftreten. Bei der Explosion in Block 2 um etwa 6.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MEZ) (siehe Atominfomedia vom 14. März 2011) sei wahrscheinlich ein Teil des Reaktorbehälters beschädigt worden, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Jetzt werde in den Reaktorblöcken 1 bis 3 das Einpumpen von Wasser planmäßig fortgesetzt. Im Block 1 gab es bereits am Samstag, in Block 3 am Montag eine Wasserstoffexplosion. In beiden Fällen wurde das äußere Gebäude zerstört. Es gelte jetzt, die Kühlung aufrechtzuerhalten, sagte Edano.
Die AKW-Betreibergesellschaft Tepco erklärte, dass bei der Detonation im Reaktor 2 im Unterschied zu den beiden ersten Explosionen der Reaktor selbst beschädigt worden sei. Es handle ich um eine "sehr schlimme" Lage. Ein Tepco-Sprecher teilte mit, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einer Kernschmelze komme. Die droht bereits seit Tagen und könnte in Teilen der Anlage bereits partiell eingetreten sein. Infolge der Naturkatastrophe waren Kühlsysteme in der Atomanlage rund 250 Kilometer nördlich von Tokio ausgefallen.
Im Reaktor 4 droht inzwischen die Kühlung auszufallen. Die Brennstäbe könnten das Kühlwasser zum Kochen bringen und verdampfen lassen, teilte die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag unter Berufung auf den Betreiber Tepco mit. Die Außenwand von Reaktor 4 ist stark beschädigt. Die Atomaufsicht des Landes teilte mit, in der Wand klafften zwei Löcher mit einer Größe von jeweils acht Quadratmetern. Laut Tepco sind derzeit noch 50 Mitarbeiter vor Ort in Fukushima. 750 Mitarbeiter seien abgezogen worden.
Die Regierung warnte erstmals vor Gesundheitsschäden. Die radioaktive Strahlung im Umkreis des Unglückskraftwerks erreichte demnach gefährliche Werte. Regierungssprecher Edano sagte, mit ausgetretenem Wasserstoff seien radioaktive Substanzen in die Atmosphäre gelangt. "Anders als das, was bisher passiert ist, gibt es keinen Zweifel, dass das erreichte Niveau die menschliche Gesundheit beeinträchtigen kann."
Ministerpräsident Naoto Kan rief die Bevölkerung in den Evakuierungszonen um die beiden Atomkraftwerke von Fukushima eindringlich auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die meisten Bewohner hätten diese Aufforderung bereits befolgt, sagte er. Geräumt werden solle ein Umkreis von 20 Kilometern um Fukushima I und 10 Kilometern um Fukushima II. In einer Entfernung von 20 bis 30 Kilometern um Fukushima I sollen die Einwohner ihre Häuser nicht verlassen und sich in geschlossenen Räumen aufhalten. "Ich weiß, dass die Menschen besorgt sind, aber ich bitte Sie, sich ruhig zu verhalten."
Eine weitere Hiobsbotschaft: Zum Zeitpunkt der neuen Explosion herrschte nach Angaben von Meteorologen Nordwind. Dies würde bedeuten, dass radioaktive Teilchen auch nach Süden in Richtung Tokio gelangen könnten. In Ibaraki - südlich von Fukushima - wurde Kyodo zufolge bereits erhöhte Strahlung gemessen. Radioaktive Substanzen seien auch in Tokio gemessen worden, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Die Belastung in der Nähe der Hauptstadt stieg nach Angaben der Präfektur von Chiba auf mehr als zehn Mal so hohe Werte wie üblich, berichtete die Agentur Kyodo. Im Großraum Tokio leben mehr als 35 Millionen Menschen. Viele Bewohner hatten sich aus Angst vor dem Atomunfall auf den Weg in den entfernten Süden des Landes gemacht.
Bei den Zurückgebliebenen kam es zu teilweise panikartigen Reaktionen. Bewohner deckten sich mit Überlebens-Utensilien und Lebensmitteln ein. Radios, Taschenlampen, Kerzen und Schlafsäcke sind teilweise ausverkauft. Das japanische Fernsehen zeigte Bilder von leergeräumten Regalen. Auch Russland meldete inzwischen leicht erhöhte Radioaktivität. In Wladiwostok, im fernen Osten des Landes haben die Behörden innerhalb von sechs Stunden einen leichten Anstieg der Strahlung verzeichnet.
Quelle: Spiegel Online
Montag, 14. März 2011
Auch Reaktor 2 explodiert
Am Reaktorblock 2 der Atomanlage Fukushima soll es eine Explosion gegeben haben. Die Detonation sei am Dienstag um 06.10 Uhr Ortszeit (22.10 Uhr MEZ) zu hören gewesen, sagte ein Sprecher der Atomsicherheitsbehörde im Staatsfernsehen. In dem Kraftwerk hatte es bereits in den ebenfalls überhitzen Reaktorhäusern 1 und 3 schwere Explosionen gegeben. Hier ein Luftbild, auf dem das damals noch intakte Reaktorhaus 2 zu sehen ist. Links und rechts davon, die bereits zerstörten Reaktorhäuser 1 und 3. http://flic.kr/p/9qiBWB
Quelle: Diverese Agenturen
Leuthard & Westerwelle krebsen
Die Atomkatastrophe in Japan ist in ihren Ausmass offenbar nicht mehr zu verdrängen. Die Schweiz legt das Bewilligungsverfahren für neue AKW auf Eis, der Kanton Aargau verschiebt die Planungsdiskussion – und in Deutschland scheint es plötzlich wieder möglich, den alten Ausstiegsbeschluss zu reanimieren. PolitikerInnen krebsen zurück.
Beredtes Zeugnis des Zustands in Japan ist die Meldung vom US-Kriegsschiff, das auf dem Weg nach Fukushima abdrehte, weil es in eine Atomwolke geriet – das kann nur heissen, dass wirklich bereits spürbare Mengen an Radioaktivität aus zumindest einem der beschädigten Reaktoren ausgetreten sind. Der Macht des solcherart Faktischen kann sich die Politik nicht mehr entziehen, wie die Meldungen sowohl aus der Schweiz wie aus Deutschland belegen.
So sieht Kaiseraugst-Aktivist und immer noch Atomgegner Aernschd Born die Schweizer Bundesrätin Leuthard Energiepolitik lavieren (Copyright Aernschd Born - mit freundlicher Bewilligung des Zeichners).
Bundesrätin Doris Leuthard hat am Montagvormittag die Verfahren bei den Rahmenbewilligungsgesuchen für neue Atomkraftwerke in der Schweiz sistiert. Und das Eidg. Nuklear-Sicherheits-Inspektorat ENSI leitet bei den bestehenden AKW eine vorzeitige Sicherheitsüberprüfung ein. «Die Sicherheit und das Wohlergehen der Bevölkerung haben oberste Priorität», lässt sich die Energieministerin in einem Communiqué des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) zitieren. Dieser Schritt wird zweifellos zu einer wesentlichen zeitlichen Verschiebung jener Pläne führen, die die Inbetriebnahme eines neuen AKW in der Schweiz für das Jahr 2025 vorsahen.
Bundesrätin Leuthard lasse sich von den Fachstellen regelmässig über die Entwicklung in Japan informieren und orientiere den Gesamtbundesrat über die Lage, heisst es weiter. Aufgrund der jüngsten Lagebeurteilung des ENSI bestehe für die Bevölkerung in der Schweiz nach wie vor keine direkte Gefahr. Aufgrund der neusten Entwicklung und der internen Diskussion entschied Leuthard, die laufenden Verfahren rund um die drei Rahmenbewilligungsgesuche für Ersatz-AKW zu sistieren, bis die Sicherheitsstandards überprüft und allenfalls angepasst würden. Beim AKW Mühleberg BE läuft bereits eine Sicherheitsüberprüfung.
Selbst auf kantonaler Ebene haben die Entwicklung nun konkrete Auswirkungen. So hat im Kanton Aargau die Regierung nach den Unfällen in japanischen Atomkraftwerken die für Dienstag geplante Debatte im Kantonsparlament über die Anpassung des Richtplans für ein neues AKW Beznau vertagt. Auf der Traktandenliste des Grossen Rates waren die Anpassung des Richtplans für ein AKW in Beznau sowie ein neues Wasserkraftwerk auf der Aareinsel Beznau aufgeführt. Ob sie von der Liste gestrichen werden, entscheidet nun das Büro des Grossen Rates.
In Deutschland steht unterdessen der Beschluss über die Verlängerung der Laufzeiten zur Disposition. Dieser war – trotz gerichtlicher Anfechtungen durch ein Teil der Bundesländer – zu Anfang Jahr zum Gesetz erhoben worden. Ausgerechnet die einst glühenden Atomkraftbefürworter der Freiliberalen unter Führung von Aussenminister Guido Westerwelle haben nun die Absetzbewegung eingeleitet. In einer Erklärung zur Mittagszeit zeigte sich Westerwelle für alle Schritte offen. Zu solchen ist offenbar auch die baden-würtembergische CDU-Regierung bereit – sie muss um ihre Wiederwahl in zwei Wochen fürchten und will nun plötzlich die Sicherheitsfrage zur obersten Maxime machen. Und Politiker aller Couleur überbieten sich im Gelübde, den Erneuerbaren Energien nunmehr absolute Priorität einzuräumen. Am Montagnachmittag dann der Entscheid: Kanzlerin Merkel hat ein Moratorium von drei Monaten angekündigt. In dieser Zeit soll die geplante Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ausgesetzt werden. Alt-AKW könnten schon vorübergehend vom Netz gehen.
© Solarmedia
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Beredtes Zeugnis des Zustands in Japan ist die Meldung vom US-Kriegsschiff, das auf dem Weg nach Fukushima abdrehte, weil es in eine Atomwolke geriet – das kann nur heissen, dass wirklich bereits spürbare Mengen an Radioaktivität aus zumindest einem der beschädigten Reaktoren ausgetreten sind. Der Macht des solcherart Faktischen kann sich die Politik nicht mehr entziehen, wie die Meldungen sowohl aus der Schweiz wie aus Deutschland belegen.
So sieht Kaiseraugst-Aktivist und immer noch Atomgegner Aernschd Born die Schweizer Bundesrätin Leuthard Energiepolitik lavieren (Copyright Aernschd Born - mit freundlicher Bewilligung des Zeichners).
Bundesrätin Doris Leuthard hat am Montagvormittag die Verfahren bei den Rahmenbewilligungsgesuchen für neue Atomkraftwerke in der Schweiz sistiert. Und das Eidg. Nuklear-Sicherheits-Inspektorat ENSI leitet bei den bestehenden AKW eine vorzeitige Sicherheitsüberprüfung ein. «Die Sicherheit und das Wohlergehen der Bevölkerung haben oberste Priorität», lässt sich die Energieministerin in einem Communiqué des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) zitieren. Dieser Schritt wird zweifellos zu einer wesentlichen zeitlichen Verschiebung jener Pläne führen, die die Inbetriebnahme eines neuen AKW in der Schweiz für das Jahr 2025 vorsahen.
Bundesrätin Leuthard lasse sich von den Fachstellen regelmässig über die Entwicklung in Japan informieren und orientiere den Gesamtbundesrat über die Lage, heisst es weiter. Aufgrund der jüngsten Lagebeurteilung des ENSI bestehe für die Bevölkerung in der Schweiz nach wie vor keine direkte Gefahr. Aufgrund der neusten Entwicklung und der internen Diskussion entschied Leuthard, die laufenden Verfahren rund um die drei Rahmenbewilligungsgesuche für Ersatz-AKW zu sistieren, bis die Sicherheitsstandards überprüft und allenfalls angepasst würden. Beim AKW Mühleberg BE läuft bereits eine Sicherheitsüberprüfung.
Selbst auf kantonaler Ebene haben die Entwicklung nun konkrete Auswirkungen. So hat im Kanton Aargau die Regierung nach den Unfällen in japanischen Atomkraftwerken die für Dienstag geplante Debatte im Kantonsparlament über die Anpassung des Richtplans für ein neues AKW Beznau vertagt. Auf der Traktandenliste des Grossen Rates waren die Anpassung des Richtplans für ein AKW in Beznau sowie ein neues Wasserkraftwerk auf der Aareinsel Beznau aufgeführt. Ob sie von der Liste gestrichen werden, entscheidet nun das Büro des Grossen Rates.
In Deutschland steht unterdessen der Beschluss über die Verlängerung der Laufzeiten zur Disposition. Dieser war – trotz gerichtlicher Anfechtungen durch ein Teil der Bundesländer – zu Anfang Jahr zum Gesetz erhoben worden. Ausgerechnet die einst glühenden Atomkraftbefürworter der Freiliberalen unter Führung von Aussenminister Guido Westerwelle haben nun die Absetzbewegung eingeleitet. In einer Erklärung zur Mittagszeit zeigte sich Westerwelle für alle Schritte offen. Zu solchen ist offenbar auch die baden-würtembergische CDU-Regierung bereit – sie muss um ihre Wiederwahl in zwei Wochen fürchten und will nun plötzlich die Sicherheitsfrage zur obersten Maxime machen. Und Politiker aller Couleur überbieten sich im Gelübde, den Erneuerbaren Energien nunmehr absolute Priorität einzuräumen. Am Montagnachmittag dann der Entscheid: Kanzlerin Merkel hat ein Moratorium von drei Monaten angekündigt. In dieser Zeit soll die geplante Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ausgesetzt werden. Alt-AKW könnten schon vorübergehend vom Netz gehen.
© Solarmedia
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Spezialproblem bei Reaktor 3
Die Umweltorganisation Greenpeace befürchtet, dass durch die im japanischen Atomreaktor Fukushima 3 eingesetzten Plutonium-haltigen Brennstäbe, die Folgen eines Super-Gaus noch schlimmer sind als bisher angenommen.
"Sollte es im Reaktor 3 in Fukushima zu Kernschmelze und Super-GAU kommen, ist mit dem Allerschlimmsten zu rechnen, denn die speziellen Brennstäbe in diesem Reaktor enthalten hochgiftiges Plutonium. Im Vergleich zu Tschernobyl käme es im Zuge eines Super-GAUs somit nicht nur zur Freisetzung von radioaktiver Strahlung, sondern auch von hochgiftigen Stoffen wie Plutonium. Wir befürchten, dass die Folgen für Mensch und Umwelt noch schlimmer als befürchtet ausfallen", so Greenpeace Anti-Atom-Experte Niklas Schinerl.
Die Spezialbrennstäbe im Reaktor 3 des AKW Fukushima sind mit Plutonium angereichert und damit hochtoxisch und extrem gefährlich, wenn diese in die Umwelt entweichen. Im Reaktor 3 des AKW Fukushima kommt - anders als im Reaktor 1 - nicht konventionelles Uran zum Einsatz, sondern eine Plutonium-Uran-Mischung, so genanntes MOX. Dieses hat einen niedrigeren Schmelzpunkt und kann demzufolge eine Kernschmelze bei bereits niedrigeren Temperaturen verursachen. Der Reaktor 3 in Fukushima ist um zwei Drittel größer als der Reaktor 1. Die somit noch höhere Restwärme im Reaktor gegen die anzukämpfen ist, verschärft die Gefahr zusätzlich.
Es gibt sehr wenige Daten über das Verhalten von MOX in Unfallszenarien. Dabei spielen die radioaktiven Gase, welche zwischen den Teilchen entstehen, eine wichtige Rolle. In diesem Uran-Plutonium-Gemisch ist die Gesamtmenge dieses Gases doppelt so hoch als bei konventionellen Uran. Damit verdoppelt sich auch die radioaktive Freisetzung aus dem Reaktor. Sollte es zu einer schweren Beschädigung des Reaktors kommen und Plutonium austreten, droht dem betroffenen Gebiet eine langfristige Verstrahlung.
Greenpeace warnt außerdem anlässlich des Reaktorunfalls in Fukushima vor einer ähnlichen Katastrophe an Österreichs Grenzen. Der Umweltschutzorganisation liegen Information vor, dass die Standorte des slowenischen Atomkraftwerks Krsko 1 sowie des Alt-AKW Neckarwestheim 1 in erdbebengefährdeten Gebieten liegen. Zudem weisen beide Atomkraftwerke besorgniserregende Sicherheitsmängel auf. "Ein Erdbeben in Slowenien oder Deutschland könnte zu einem GAU mit verheerenden Folgen auch in Österreich führen. Es ist höchste Zeit, dass Umweltminister Berlakovich aktiv wird und die Schließung von Krsko 1 erwirkt sowie die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke verhindert", mahnt Greenpeace Anti-Atom-Sprecher Niklas Schinerl.
Der Standort von Krsko gehört zu den seismisch ungünstigsten Standorten, die es für ein Atomkraftwerk in Slowenien gibt. Greenpeace warnt, dass Krsko einem stärkeren Erdbeben nicht standhalten würde. Erst 1976 kam es in der Region zu einem Erdstoß der Stärke 6 (nach Richter). Der Schweizer Erdbebendienst stuft Slowenien als ein Gebiet ein, in dem es jederzeit zu einem Beben mit erheblichen Gebäudeschäden und dem Verlust von Menschenleben kommen kann. Ähnliches gilt für den deutschen Reaktor Neckarwestheim 1, der auf einem Erdbebengebiet steht. Beim Bau des zweiten Reaktors am Gelände von Neckarwestheim 1 wurden vermehrt Stimmen laut, die den Standort als geologisch ungeeignet eingestuft haben, da durch Gesteinsaufbau und Grundwasserverhältnisse die Gefahr einer Hohlraumbildung unter dem Reaktor befürchtet wurde.
Quelle: Sonnenseite / Greenpeace
"Sollte es im Reaktor 3 in Fukushima zu Kernschmelze und Super-GAU kommen, ist mit dem Allerschlimmsten zu rechnen, denn die speziellen Brennstäbe in diesem Reaktor enthalten hochgiftiges Plutonium. Im Vergleich zu Tschernobyl käme es im Zuge eines Super-GAUs somit nicht nur zur Freisetzung von radioaktiver Strahlung, sondern auch von hochgiftigen Stoffen wie Plutonium. Wir befürchten, dass die Folgen für Mensch und Umwelt noch schlimmer als befürchtet ausfallen", so Greenpeace Anti-Atom-Experte Niklas Schinerl.
Die Spezialbrennstäbe im Reaktor 3 des AKW Fukushima sind mit Plutonium angereichert und damit hochtoxisch und extrem gefährlich, wenn diese in die Umwelt entweichen. Im Reaktor 3 des AKW Fukushima kommt - anders als im Reaktor 1 - nicht konventionelles Uran zum Einsatz, sondern eine Plutonium-Uran-Mischung, so genanntes MOX. Dieses hat einen niedrigeren Schmelzpunkt und kann demzufolge eine Kernschmelze bei bereits niedrigeren Temperaturen verursachen. Der Reaktor 3 in Fukushima ist um zwei Drittel größer als der Reaktor 1. Die somit noch höhere Restwärme im Reaktor gegen die anzukämpfen ist, verschärft die Gefahr zusätzlich.
Es gibt sehr wenige Daten über das Verhalten von MOX in Unfallszenarien. Dabei spielen die radioaktiven Gase, welche zwischen den Teilchen entstehen, eine wichtige Rolle. In diesem Uran-Plutonium-Gemisch ist die Gesamtmenge dieses Gases doppelt so hoch als bei konventionellen Uran. Damit verdoppelt sich auch die radioaktive Freisetzung aus dem Reaktor. Sollte es zu einer schweren Beschädigung des Reaktors kommen und Plutonium austreten, droht dem betroffenen Gebiet eine langfristige Verstrahlung.
Greenpeace warnt außerdem anlässlich des Reaktorunfalls in Fukushima vor einer ähnlichen Katastrophe an Österreichs Grenzen. Der Umweltschutzorganisation liegen Information vor, dass die Standorte des slowenischen Atomkraftwerks Krsko 1 sowie des Alt-AKW Neckarwestheim 1 in erdbebengefährdeten Gebieten liegen. Zudem weisen beide Atomkraftwerke besorgniserregende Sicherheitsmängel auf. "Ein Erdbeben in Slowenien oder Deutschland könnte zu einem GAU mit verheerenden Folgen auch in Österreich führen. Es ist höchste Zeit, dass Umweltminister Berlakovich aktiv wird und die Schließung von Krsko 1 erwirkt sowie die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke verhindert", mahnt Greenpeace Anti-Atom-Sprecher Niklas Schinerl.
Der Standort von Krsko gehört zu den seismisch ungünstigsten Standorten, die es für ein Atomkraftwerk in Slowenien gibt. Greenpeace warnt, dass Krsko einem stärkeren Erdbeben nicht standhalten würde. Erst 1976 kam es in der Region zu einem Erdstoß der Stärke 6 (nach Richter). Der Schweizer Erdbebendienst stuft Slowenien als ein Gebiet ein, in dem es jederzeit zu einem Beben mit erheblichen Gebäudeschäden und dem Verlust von Menschenleben kommen kann. Ähnliches gilt für den deutschen Reaktor Neckarwestheim 1, der auf einem Erdbebengebiet steht. Beim Bau des zweiten Reaktors am Gelände von Neckarwestheim 1 wurden vermehrt Stimmen laut, die den Standort als geologisch ungeeignet eingestuft haben, da durch Gesteinsaufbau und Grundwasserverhältnisse die Gefahr einer Hohlraumbildung unter dem Reaktor befürchtet wurde.
Quelle: Sonnenseite / Greenpeace
Explosion zum 2. - und zum 3.?
Die Hülle des Reaktors 3 der Fukushima-Anlage ist - wie jene von Reaktor 1 am Samstag - nach einer Wasserstoffexplosion zerstört worden. Bei den Explosionen im Reaktor 3 des vom Erdbeben schwer getroffenen japanischen Atomkraftwerks Fukushima 1 ist der Reaktorbehälter nicht beschädigt worden. Dies teilte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) heute in Wien unter Berufung auf die japanische Atomaufsicht mit. Unterdessen fiel auch die Kühlung in Reaktor 2 aus, so dass auch dort eine Explosion droht. Bei allen drei Reaktoren besteht inzwischen die Gefahr einer Kernschmelze. Weiterhin gilt der Notstand für die Anlagen in Onagawa und Tokai, obwohl für ersteren Ort in der Nacht der atomare Notstand wieder aufgehoben wurde (siehe Solarmedia vom 13. März 2011). Unterdessen sind für die 270 km entfernte Hauptstadt Tokio Strahlenmessungen angeordnet worden.
Quelle: Youtube
Laufende Berichterstattung (TV direkt im Internet): TV-Kanal N24
Sonntag, 13. März 2011
Immerhin eine Entwarnung
Im japanischen Atomkraftwerk Onagawa ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) der Grad der Radioaktivität wieder auf ein normales Niveau gesunken. Radioaktivität sei keine ausgetreten (siehe Eilmeldung vom gleichen Tag).
Die japanischen Behörden hätten die Internationale Atomenergiebehörde darüber informiert, dass in der Anlage wieder ein normales Level erreicht worden sei, erklärte die Behörde in Wien am späten Sonntagabend. Zuvor war für das AKW im Nordosten des Landes, in dem es nach dem schweren Erdbeben vom Freitag gebrannt hatte, wegen überhöhter Radioaktivität der atomare Notstand ausgerufen worden. Untersuchungen an der Anlage hätten nun aber ergeben, dass aus keinem Reaktor Radioaktivität ausgetreten sei, hiess es in der IAEA-Erklärung weiter.
Die japanischen Behörden vermuteten vielmehr, dass die gemessene erhöhte Radioaktivität rund um den Komplex von der Anlage in Fukushima stamme. Die IAEA versicherte, weiterhin mit den japanischen Behörden in Kontakt zu stehen und die Lage zu beobachten.
Quelle: Diverse Agenturen
Die japanischen Behörden hätten die Internationale Atomenergiebehörde darüber informiert, dass in der Anlage wieder ein normales Level erreicht worden sei, erklärte die Behörde in Wien am späten Sonntagabend. Zuvor war für das AKW im Nordosten des Landes, in dem es nach dem schweren Erdbeben vom Freitag gebrannt hatte, wegen überhöhter Radioaktivität der atomare Notstand ausgerufen worden. Untersuchungen an der Anlage hätten nun aber ergeben, dass aus keinem Reaktor Radioaktivität ausgetreten sei, hiess es in der IAEA-Erklärung weiter.
Die japanischen Behörden vermuteten vielmehr, dass die gemessene erhöhte Radioaktivität rund um den Komplex von der Anlage in Fukushima stamme. Die IAEA versicherte, weiterhin mit den japanischen Behörden in Kontakt zu stehen und die Lage zu beobachten.
Quelle: Diverse Agenturen
Sogar Büttiker macht kehrt
Wie in anderen Staaten ist in der Schweiz nach den Ereignissen in Japan der Atomstreit neu entbrandt – dabei war gerade erst die umstrittene Abstimmung über den Neubau eines AKW im bernischen Mühleberg, die konsultativ eine ganz knappe Befürwortung ergeben hatte. Die Stimmung dürfte unterdessen deutlich gekehrt haben.
Als die Berner SP am Samstag forderte, das zu Fukushima bauähnliche AKW Mühleberg sofort still zu legen, war der Berner FDP-Jungnationalrat Christian Wasserfallen wieder einmal schnell zur Stelle mit dem Vorwurf des Populismus. Da werde eine völlig andere Situation und ein in der Schweiz undenkbarer Erdbebenfall missbraucht, um Stimmung gegen die sicheren CH-AKW zu machen. Das ist die Masche des Berner Hardliners, der sich in jüngster Zeit als grosser Verfechter neue Atomanlagen in der Schweiz hervorgetan hat – deckte er doch auch in der Freitags-Arena von Fernsehen DRS die Gegenseite mehrfach mit dem Populismus-Vorwurf ein.
Doch Wasserfallen steht ziemlich einsam da. Das wird deutlich, schlägt man die Schweizer Sonntagspresse auf. Die NZZ mahnt noch vorsichtig, ein solcher Vorfall im eigentlich so sicheren Japan müsse schon dazu führen, auch die hiesigen Verhältnisse zu überdenken, auch wenn sie nicht deckungsgleich seien. Erstaunlicherweise viel forscher argumentiert da die aus dem Atomkanton Aargau stammende Sonntagszeitung «Sonntag»: Chefredaktor Patrik Müller überschreibt seinen Kommentar mit «Das ist unmöglich» - bezugnehmend auf die Äusserungen so vieler Energieexponenten in der Schweiz, die diesen japanischen Vorfall wohl bis zum Freitag für unmöglich erachtet hätten. Was für den Chefkommentator selbst galt, wie er eingesteht.
Nun war es natürlich gar nicht so unmöglich, hörte man nur auf eine andere Gruppe von Experten, die halt stets als Ideologen schlecht gemacht wurden. Sowohl Greenpeace-Exponenten wie auch der Darmstädter Öko-Institutsangehörige Michael Sailer wurden stets in diese Ecke verwiesen, obwohl sie genau auf solche Gefahren aufmerksam machten und den von aussen verursachten GAU eben nicht als unmöglich bezeichneten. Sie sind derzeit in den deutschen TV-Anstalten die gefragtesten Kommentatoren – das hiesige Fernsehen hält sich demgegenüber mit schon früher kritischen Stimmen zurück und lässt in erster Linie die Abwiegler zu Wort kommen, seien es jene der eidgenössischen Nuklearsicherheit oder auch ETH-Professoren, wie etwa Michael Prasser, der über Radio DRS am Samstagabend noch von einer geringen Gefährdung sprach.
Beurteilten den Beitrag der Atomenergie zur Lösung der Klimaproblematik an einer Diskussion im vergangenen Herbst unterschiedlich: ETH-Professor Horst-M. Prasser und Michael Sailer vom Oeko-Institut in Darmstadt/Berlin (Foto: Guntram Rehsche).
Zurück zur Zeitung «Sonntag». Denn da äussert sich nicht nur der Chefredaktor selbstkritisch. Es kommen auch bislang uneingeschränkte AKW-Befürworter zu Wort wie der Solothurner Ständerat Rolf Büttiker, seines Zeichens auch Verwaltungsrat des AKW Leibstadt, seine erstaunlichen Einschätzungen seien hier wortwörtlich wiedergegeben: «Ich habe ein solches Ereignis nicht für möglich gehalten. Es stellt eine völlig neue Dimension dar und muss auch in der Schweiz zu einer Neubeurteilung der Risiken führen.» Es sei falsch zu sagen, so etwas könne in der Schweiz nicht passieren, so Büttiker weiter, der sich damit nicht nur dem Berner Nationalrat Wasserfallen entgegenstellt, sondern auch Bundesrätin Leuthardt, die in der Sonntagstagesschau das genaue Gegenteil behauptete. Und Büttiker schliesst gemäss «Sonntag» mit der Aussage, «wenn wir zum Schluss kommen sollten, dass die Risiken der Kernkraft zu gross geworden sind, müssen wir auf den Neubau eines Schweizer Werks verzichten».
© Solarmedia
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Als die Berner SP am Samstag forderte, das zu Fukushima bauähnliche AKW Mühleberg sofort still zu legen, war der Berner FDP-Jungnationalrat Christian Wasserfallen wieder einmal schnell zur Stelle mit dem Vorwurf des Populismus. Da werde eine völlig andere Situation und ein in der Schweiz undenkbarer Erdbebenfall missbraucht, um Stimmung gegen die sicheren CH-AKW zu machen. Das ist die Masche des Berner Hardliners, der sich in jüngster Zeit als grosser Verfechter neue Atomanlagen in der Schweiz hervorgetan hat – deckte er doch auch in der Freitags-Arena von Fernsehen DRS die Gegenseite mehrfach mit dem Populismus-Vorwurf ein.
Doch Wasserfallen steht ziemlich einsam da. Das wird deutlich, schlägt man die Schweizer Sonntagspresse auf. Die NZZ mahnt noch vorsichtig, ein solcher Vorfall im eigentlich so sicheren Japan müsse schon dazu führen, auch die hiesigen Verhältnisse zu überdenken, auch wenn sie nicht deckungsgleich seien. Erstaunlicherweise viel forscher argumentiert da die aus dem Atomkanton Aargau stammende Sonntagszeitung «Sonntag»: Chefredaktor Patrik Müller überschreibt seinen Kommentar mit «Das ist unmöglich» - bezugnehmend auf die Äusserungen so vieler Energieexponenten in der Schweiz, die diesen japanischen Vorfall wohl bis zum Freitag für unmöglich erachtet hätten. Was für den Chefkommentator selbst galt, wie er eingesteht.
Nun war es natürlich gar nicht so unmöglich, hörte man nur auf eine andere Gruppe von Experten, die halt stets als Ideologen schlecht gemacht wurden. Sowohl Greenpeace-Exponenten wie auch der Darmstädter Öko-Institutsangehörige Michael Sailer wurden stets in diese Ecke verwiesen, obwohl sie genau auf solche Gefahren aufmerksam machten und den von aussen verursachten GAU eben nicht als unmöglich bezeichneten. Sie sind derzeit in den deutschen TV-Anstalten die gefragtesten Kommentatoren – das hiesige Fernsehen hält sich demgegenüber mit schon früher kritischen Stimmen zurück und lässt in erster Linie die Abwiegler zu Wort kommen, seien es jene der eidgenössischen Nuklearsicherheit oder auch ETH-Professoren, wie etwa Michael Prasser, der über Radio DRS am Samstagabend noch von einer geringen Gefährdung sprach.
Beurteilten den Beitrag der Atomenergie zur Lösung der Klimaproblematik an einer Diskussion im vergangenen Herbst unterschiedlich: ETH-Professor Horst-M. Prasser und Michael Sailer vom Oeko-Institut in Darmstadt/Berlin (Foto: Guntram Rehsche).
Zurück zur Zeitung «Sonntag». Denn da äussert sich nicht nur der Chefredaktor selbstkritisch. Es kommen auch bislang uneingeschränkte AKW-Befürworter zu Wort wie der Solothurner Ständerat Rolf Büttiker, seines Zeichens auch Verwaltungsrat des AKW Leibstadt, seine erstaunlichen Einschätzungen seien hier wortwörtlich wiedergegeben: «Ich habe ein solches Ereignis nicht für möglich gehalten. Es stellt eine völlig neue Dimension dar und muss auch in der Schweiz zu einer Neubeurteilung der Risiken führen.» Es sei falsch zu sagen, so etwas könne in der Schweiz nicht passieren, so Büttiker weiter, der sich damit nicht nur dem Berner Nationalrat Wasserfallen entgegenstellt, sondern auch Bundesrätin Leuthardt, die in der Sonntagstagesschau das genaue Gegenteil behauptete. Und Büttiker schliesst gemäss «Sonntag» mit der Aussage, «wenn wir zum Schluss kommen sollten, dass die Risiken der Kernkraft zu gross geworden sind, müssen wir auf den Neubau eines Schweizer Werks verzichten».
© Solarmedia
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EILMELDUNG
Notstand auch für Onagawa: Nach einer 400fach erhöhten Radioaktivität haben die Behörden den nuklearen Notstand in einem weiteren Atomkraftwerk ausgerufen (Sonntagabend Ortszeit). Für das Kraftwerk Onagawa sei wegen überhöhter Werte von Radioaktivität die niedrigste Notstandsstufe erklärt worden, teilte die Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien mit. Die Karte zeigt die Lage der Atomanlagen in Fukushima (A) und Onagawa (B)
Samstag, 12. März 2011
Atomrenaissance am Ende
Die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe hat unabsehbare Ausmasse. Sie hat aber auch die weiterhin vorhandene Störanfälligkeit von Atomkraftwerken in unserer Welt klar gemacht - und damit das Ende aller Atomphantastereien eingeleitet. Ein Kommentar des Solarmedia-Autors Guntram Rehsche.
Der 11. März 2011 wird sich nicht nur einprägen als Ende vom Mythos des Schutzes gegen Erdbeben oder Tsunami-Wellen. Der dramatische Freitag in Japan bedeutet vor allem eines, das Ende vom Mythos der Sicherheit von Atomkraftwerken. Wer seit dem tragischen Ereignis die Berichte aus dem Nordosten Japans verfolgt, kann nur zu einem Schluss kommen. So kann, so darf es mit AKW nicht weiter gehen – vielmehr sind sie niemals sicher.... Die deutsche Wochenzeitschrift Der Spiegel titelt für ihre neueste Ausgabe bereits «Das Ende des Atomzeitalters».
Fünf Reaktorblöcke an zwei Standorten für AKW sind unterdessen von Störfällen betroffen, das Kabinett ist zu einer Atomkrisensitzung zusammen getreten, geht also von einer grossen Gefährdung aus. Die Brennstoffstäbe können nicht mehr gekühlt werden, warum auch immer – es fehlt an Kühlwasser und Notstrom. Das Risiko einer atomaren Verstrahlung ist zumindest gegeben – 50'000 Menschen sollen evakuiert werden.
Ein Atomkraftwerk muss permanent gekühlt werden, da ansonsten sofort die Hitze der Kernreaktion den Reaktor zerstören würde. Durch das Erdbeben wurde die Stromversorgung in Fukushima unterbrochen. Normalerweise stehen Dieselgeneratoren bereit, die den Kühlkreislauf im Notfall weiterbetreiben - doch diese wurden in Fukushima durch das Erdbeben ebenfalls zerstört, zur Zeit wird die Kühlung von einer Notbatterie betrieben, deren Kapazität jedoch nach einigen Stunden erschöpft ist. Das Kraftwerk wurde zwar abgeschaltet, jedoch besteht weiterhin Gefahr: Auch Stunden nach einer Abschaltung sind die Brennstäbe noch so heiß, dass ein Ausfall des Kühlsystems fatal wäre. Unterdessen hat sich die Radioaktivität im Kontrollraum des Kraftwerks die Radioaktivität nach Regierungsangaben um das tausendfache erhöht – und das deute auf eine zumindest partielle Kernschmelze hin, erklärt Heinz Smital, Kernphysiker und Greenpeace-Experte gemäss dem Nachhaltigkeitsportal.
Wie auch immer diese neue Atomgeschichte ausgeht – sie kann nur das Ende aller weit fliegenden atomaren Ausbaupläne bedeuten. Sie zeigt, dass es eine auch nur ausreichende, nicht einmal eine absolute Sicherheit dieser Nuklearanlagen nicht geben kann und niemals geben wird. Genauso wenig wie die Sicherheit gegen Erdbeben oder Tsunami-Wellen, die ja gerade in Japan zur Perfektion getrieben wurden.
Die Alternative allerdings steht bereit, kurzfristig vielleicht mit höheren Kosten belastet – was angesichts der zu erwartenden atomaren Schäden in Japan nicht einmal mehr sicher ist. Anlässlich der konsultativen Abstimmung um die Wünschbarkeit eines Neubaus im bernischen Mühleberg gab es noch eine knappe befürwortende Mehrheit. Diese dürfte unterdessen schlagartig dahin sein. Wer Atomgegnern jetzt einfach billige Schadenfreude unterstellt, liegt daneben. Genau solche Vorfälle wie jetzt in Fukushima waren ja befürchtet worden. Irgendetwas ist am Ende immer unkontrollierbar oder der unerwartete Auslöser. Das ist nun ebenso klar wie die Tatsache, dass die Erneuerbaren Energien als brauchbare Ersatzlösung bereit stehen.
© Solarmedia
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Der 11. März 2011 wird sich nicht nur einprägen als Ende vom Mythos des Schutzes gegen Erdbeben oder Tsunami-Wellen. Der dramatische Freitag in Japan bedeutet vor allem eines, das Ende vom Mythos der Sicherheit von Atomkraftwerken. Wer seit dem tragischen Ereignis die Berichte aus dem Nordosten Japans verfolgt, kann nur zu einem Schluss kommen. So kann, so darf es mit AKW nicht weiter gehen – vielmehr sind sie niemals sicher.... Die deutsche Wochenzeitschrift Der Spiegel titelt für ihre neueste Ausgabe bereits «Das Ende des Atomzeitalters».
Fünf Reaktorblöcke an zwei Standorten für AKW sind unterdessen von Störfällen betroffen, das Kabinett ist zu einer Atomkrisensitzung zusammen getreten, geht also von einer grossen Gefährdung aus. Die Brennstoffstäbe können nicht mehr gekühlt werden, warum auch immer – es fehlt an Kühlwasser und Notstrom. Das Risiko einer atomaren Verstrahlung ist zumindest gegeben – 50'000 Menschen sollen evakuiert werden.
Ein Atomkraftwerk muss permanent gekühlt werden, da ansonsten sofort die Hitze der Kernreaktion den Reaktor zerstören würde. Durch das Erdbeben wurde die Stromversorgung in Fukushima unterbrochen. Normalerweise stehen Dieselgeneratoren bereit, die den Kühlkreislauf im Notfall weiterbetreiben - doch diese wurden in Fukushima durch das Erdbeben ebenfalls zerstört, zur Zeit wird die Kühlung von einer Notbatterie betrieben, deren Kapazität jedoch nach einigen Stunden erschöpft ist. Das Kraftwerk wurde zwar abgeschaltet, jedoch besteht weiterhin Gefahr: Auch Stunden nach einer Abschaltung sind die Brennstäbe noch so heiß, dass ein Ausfall des Kühlsystems fatal wäre. Unterdessen hat sich die Radioaktivität im Kontrollraum des Kraftwerks die Radioaktivität nach Regierungsangaben um das tausendfache erhöht – und das deute auf eine zumindest partielle Kernschmelze hin, erklärt Heinz Smital, Kernphysiker und Greenpeace-Experte gemäss dem Nachhaltigkeitsportal.
Wie auch immer diese neue Atomgeschichte ausgeht – sie kann nur das Ende aller weit fliegenden atomaren Ausbaupläne bedeuten. Sie zeigt, dass es eine auch nur ausreichende, nicht einmal eine absolute Sicherheit dieser Nuklearanlagen nicht geben kann und niemals geben wird. Genauso wenig wie die Sicherheit gegen Erdbeben oder Tsunami-Wellen, die ja gerade in Japan zur Perfektion getrieben wurden.
Die Alternative allerdings steht bereit, kurzfristig vielleicht mit höheren Kosten belastet – was angesichts der zu erwartenden atomaren Schäden in Japan nicht einmal mehr sicher ist. Anlässlich der konsultativen Abstimmung um die Wünschbarkeit eines Neubaus im bernischen Mühleberg gab es noch eine knappe befürwortende Mehrheit. Diese dürfte unterdessen schlagartig dahin sein. Wer Atomgegnern jetzt einfach billige Schadenfreude unterstellt, liegt daneben. Genau solche Vorfälle wie jetzt in Fukushima waren ja befürchtet worden. Irgendetwas ist am Ende immer unkontrollierbar oder der unerwartete Auslöser. Das ist nun ebenso klar wie die Tatsache, dass die Erneuerbaren Energien als brauchbare Ersatzlösung bereit stehen.
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Freitag, 11. März 2011
Befürchtungen in Russland
Im Bericht des englischsprachigen russischen TV-Senders Russia Today wird auf die Unterschiede der Ereignisse in Japan zur Atomkatastrophe in Tschernobyl aufmerksam gemacht. Die lassen erschaudern - denn trotz viel besserer Sicherheitsvorkehren drohe laut ukrainischen und russischen Experten eine zehnmal grössere Katastrophe, weil die Anlage in Fukushima der weltgrösste Atomkomplex überhaupt sei.
Quelle: youtube
Quelle: youtube
Lage immer dramatischer
Die Radioaktivität im Atomkraftwerk Fukushima ist um das Tausendfache gestiegen. Eine Notaktion soll das Schlimmste verhindern. Auch eine weitere Anlage hat nur Notstrom. Ein Artikel von Welt Online bringt mitten in der Nacht auf Samstag einen Überblick auf die dramatischen Ereignisse.
Nach dem Versagen des Kühlsystems im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ist die Radioaktivität im Umkreis der Anlage gestiegen. Im Innern habe sie das Tausendfache des Normalwerts erreicht, teilten die Behörden am Samstag (Ortszeit) mit. Die Evakuierungszone werde ausgeweitet. Nach dem verheerenden Erdbeben am Freitag war die Stromversorgung für das Kühlsystem ausgefallen und der Druck im Reaktor weiter angestiegen. Die Regierung rief für das Kraftwerk den Notstand aus.
Die Kernschmelze ist ein extrem gefährlicher Unfall in einem Kernreaktor. Dabei erhitzen sich die Brennstäbe so sehr, dass sie schmelzen. Im ummantelten Brennstab befindet sich der Stoff, der gespalten wird – also Uran oder Plutonium.
Radioakive Verseuchung Zur Kernschmelze kann es etwa kommen, wenn Kühl- und Sicherungssysteme gleichzeitig oder in kurzer Zeit nacheinander ausfallen. Wenn die gesamte geschmolzene Masse auf den Boden des Behälters sinkt, kann sie sich durch die Wände des Reaktors fressen. Dabei können radioaktive Substanzen nach Außen gelangen. Mit einer Kernschmelze gehen häufig Dampf- und Wasserstoffexplosionen einher.
Die Evakuierungen wurden nach dem Anstieg der Radioaktivität ausgeweitet, wie die Behörden mitteilten. Zuvor hatte die Regierung angeordnet, Tausende Anwohner in Sicherheit zu bringen. Sie sollten mindestens drei Kilometer Abstand von der Anlage halten und sich innerhalb von Gebäuden aufhalten. Um den gestiegenen Druck in einem der sechs Reaktoren zu reduzieren, wollen die Behörden dort etwas radioaktiven Dampf ablassen. Die Atomsicherheitsbehörde erklärte, der Druck sei auf das 2,1-fache des Normalwerts angestiegen.
Der kontrolliert freigesetzte Dampf werde gefiltert, um Radioaktivität in der Anlage zu halten, teilten japanische Behörden der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA mit. Nach einer Experteneinschätzung ist es aber unwahrscheinlich, dass in solch einer Situation keinerlei Radioaktivität freigesetzt wird.
Kabinettssekretär Yukio Edano erklärte, die freigesetzte Menge an Radioaktivität sei „sehr gering“. Weil bereits Evakuierungen angeordneten seien und der Wind Richtung Meer wehe, „können wir Sicherheit garantieren“, sagte Edano auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Die Ingenieure täten ihr Möglichstes, um das Kühlsystem des etwa 270 Kilometer nordöstlich von Tokio gelegenen Atomkraftwerks wieder in Betrieb zu setzen, teilte die Atomaufsichtsbehörde mit. Der Erfolg dieser Maßnahme sei jedoch nicht garantiert.
Nach dem Ausfall des Kühlsystems hatten selbst die Notstromgeneratoren versagt. Ein Mitarbeiter der Atomsicherheitsbehörde erklärte, derzeit werde der Reaktor mit einem zweiten System gekühlt, das aber nicht so effektiv sei wie die eigentliche Anlage. Nach Greenpeace-Angaben schauten Brennstäbe teils zwei Meter aus dem Wasser, weil zu wenig Kühlwasser nachgepumpt werden konnte. Experten sprachen vom einem „Station Blackout“.
Nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde Nisa hat der Betreiber drei oder vier Generatorenfahrzeuge vor Ort, könne sie aber nicht anschließen, weil ein passendes Kabel fehle. Derzeit werde versucht, dieses Kabel per Flugzeug herbeizuschaffen. Gleichzeitig versuche das Unternehmen, aus einem anderen Kernkraftwerk eine Ersatzbatterie für den Notbetrieb des Kühlsystems zu dem havarierten AKW zu bringen.
Der Greenpeace-Reaktorexperte Heinz Smital erklärte, selbst ein abgeschaltetes Atomkraftwerk erzeuge noch so viel Nachwärme, dass man eine Kernschmelze nur dann verhindern könne, wenn die Kühlung sichergestellt sei. Das Erdbeben habe eine sehr große Energie gehabt, „so dass viele Systeme möglicherweise nicht funktionieren wie sie sollten“.
US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte zunächst, Washington stelle Japan Kühlflüssigkeit zur Verfügung. Gewährsleute erklärten später aber, Clinton habe sich versprochen. Die USA hätten Japan die Bereitstellung von Kühlmittel angeboten, Tokio habe dies aber abgelehnt. Der amerikanische Reaktorexperte Robert Alvarez sprach von einem „beängstigenden Rennen gegen die Zeit“.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagte, es bestehe eine ernste Situation. Im äußersten Fall sei auch eine Kernschmelze in bis zu drei Reaktorblöcken der Anlage möglich. Dies hätte wie 1986 in Tschernobyl weitreichende Folgen für Bevölkerung und Umwelt. Angesichts der weiten Entfernung und des angekündigten Wetters sei im Falle einer Kernschmelze in dem japanischen Atomkraftwerk für Deutschland nicht mit radioaktiver Strahlung zu rechnen, so Röttgen. Nach jetzigem Stand würde eine mögliche radioaktive Wolke über den Pazifik hinweg ziehen.
Auch die Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho im Erdbebengebiet wird derzeit mit Notstrom gekühlt. „Hier liegen rund 3000 Tonnen hochradioaktiver abgebrannter Brennstoff“, sagte der international tätige Atomexperte Mycle Schneider. Das entspreche etwa der Menge an Brennstoff, die in 25 bis 30 Atomreaktoren gelagert wird. „Wenn die Brennstäbe nicht gekühlt werden, entzünden sie sich selbst“, erklärte Schneider.
Allerdings sei die Gefahr nicht ganz mit der eines Vorfalls in einem Atomreaktor zu vergleichen, erklärte Christoph von Lieven, Atomexperte der Umweltorganisation Greenpeace. „Der Atommüll liegt im Abklingbecken und befindet sich nicht mehr in einer Kettenreaktion. Radioaktivität würde zwar entweichen, jedoch nicht in Form einer Explosion“, sagte von Lieven. In der von dem verheerenden Erdbeben der Stärke 8,9 am schwersten betroffenen Präfektur Miyagi brach zudem im Turbinenraum einer Atomanlage in Onagawa ein Feuer aus. Rauch stieg aus dem Gebäude auf, das abseits des Reaktorblocks liegt. Das Feuer konnte gelöscht werden, wie der Betreiber Tohoku Electric Power mitteilte. Radioaktive Strahlung sei aber nicht ausgetreten.
Quelle: Welt Online
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Nach dem Versagen des Kühlsystems im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ist die Radioaktivität im Umkreis der Anlage gestiegen. Im Innern habe sie das Tausendfache des Normalwerts erreicht, teilten die Behörden am Samstag (Ortszeit) mit. Die Evakuierungszone werde ausgeweitet. Nach dem verheerenden Erdbeben am Freitag war die Stromversorgung für das Kühlsystem ausgefallen und der Druck im Reaktor weiter angestiegen. Die Regierung rief für das Kraftwerk den Notstand aus.
Die Kernschmelze ist ein extrem gefährlicher Unfall in einem Kernreaktor. Dabei erhitzen sich die Brennstäbe so sehr, dass sie schmelzen. Im ummantelten Brennstab befindet sich der Stoff, der gespalten wird – also Uran oder Plutonium.
Radioakive Verseuchung Zur Kernschmelze kann es etwa kommen, wenn Kühl- und Sicherungssysteme gleichzeitig oder in kurzer Zeit nacheinander ausfallen. Wenn die gesamte geschmolzene Masse auf den Boden des Behälters sinkt, kann sie sich durch die Wände des Reaktors fressen. Dabei können radioaktive Substanzen nach Außen gelangen. Mit einer Kernschmelze gehen häufig Dampf- und Wasserstoffexplosionen einher.
Die Evakuierungen wurden nach dem Anstieg der Radioaktivität ausgeweitet, wie die Behörden mitteilten. Zuvor hatte die Regierung angeordnet, Tausende Anwohner in Sicherheit zu bringen. Sie sollten mindestens drei Kilometer Abstand von der Anlage halten und sich innerhalb von Gebäuden aufhalten. Um den gestiegenen Druck in einem der sechs Reaktoren zu reduzieren, wollen die Behörden dort etwas radioaktiven Dampf ablassen. Die Atomsicherheitsbehörde erklärte, der Druck sei auf das 2,1-fache des Normalwerts angestiegen.
Der kontrolliert freigesetzte Dampf werde gefiltert, um Radioaktivität in der Anlage zu halten, teilten japanische Behörden der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA mit. Nach einer Experteneinschätzung ist es aber unwahrscheinlich, dass in solch einer Situation keinerlei Radioaktivität freigesetzt wird.
Kabinettssekretär Yukio Edano erklärte, die freigesetzte Menge an Radioaktivität sei „sehr gering“. Weil bereits Evakuierungen angeordneten seien und der Wind Richtung Meer wehe, „können wir Sicherheit garantieren“, sagte Edano auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Die Ingenieure täten ihr Möglichstes, um das Kühlsystem des etwa 270 Kilometer nordöstlich von Tokio gelegenen Atomkraftwerks wieder in Betrieb zu setzen, teilte die Atomaufsichtsbehörde mit. Der Erfolg dieser Maßnahme sei jedoch nicht garantiert.
Nach dem Ausfall des Kühlsystems hatten selbst die Notstromgeneratoren versagt. Ein Mitarbeiter der Atomsicherheitsbehörde erklärte, derzeit werde der Reaktor mit einem zweiten System gekühlt, das aber nicht so effektiv sei wie die eigentliche Anlage. Nach Greenpeace-Angaben schauten Brennstäbe teils zwei Meter aus dem Wasser, weil zu wenig Kühlwasser nachgepumpt werden konnte. Experten sprachen vom einem „Station Blackout“.
Nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde Nisa hat der Betreiber drei oder vier Generatorenfahrzeuge vor Ort, könne sie aber nicht anschließen, weil ein passendes Kabel fehle. Derzeit werde versucht, dieses Kabel per Flugzeug herbeizuschaffen. Gleichzeitig versuche das Unternehmen, aus einem anderen Kernkraftwerk eine Ersatzbatterie für den Notbetrieb des Kühlsystems zu dem havarierten AKW zu bringen.
Der Greenpeace-Reaktorexperte Heinz Smital erklärte, selbst ein abgeschaltetes Atomkraftwerk erzeuge noch so viel Nachwärme, dass man eine Kernschmelze nur dann verhindern könne, wenn die Kühlung sichergestellt sei. Das Erdbeben habe eine sehr große Energie gehabt, „so dass viele Systeme möglicherweise nicht funktionieren wie sie sollten“.
US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte zunächst, Washington stelle Japan Kühlflüssigkeit zur Verfügung. Gewährsleute erklärten später aber, Clinton habe sich versprochen. Die USA hätten Japan die Bereitstellung von Kühlmittel angeboten, Tokio habe dies aber abgelehnt. Der amerikanische Reaktorexperte Robert Alvarez sprach von einem „beängstigenden Rennen gegen die Zeit“.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagte, es bestehe eine ernste Situation. Im äußersten Fall sei auch eine Kernschmelze in bis zu drei Reaktorblöcken der Anlage möglich. Dies hätte wie 1986 in Tschernobyl weitreichende Folgen für Bevölkerung und Umwelt. Angesichts der weiten Entfernung und des angekündigten Wetters sei im Falle einer Kernschmelze in dem japanischen Atomkraftwerk für Deutschland nicht mit radioaktiver Strahlung zu rechnen, so Röttgen. Nach jetzigem Stand würde eine mögliche radioaktive Wolke über den Pazifik hinweg ziehen.
Auch die Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho im Erdbebengebiet wird derzeit mit Notstrom gekühlt. „Hier liegen rund 3000 Tonnen hochradioaktiver abgebrannter Brennstoff“, sagte der international tätige Atomexperte Mycle Schneider. Das entspreche etwa der Menge an Brennstoff, die in 25 bis 30 Atomreaktoren gelagert wird. „Wenn die Brennstäbe nicht gekühlt werden, entzünden sie sich selbst“, erklärte Schneider.
Allerdings sei die Gefahr nicht ganz mit der eines Vorfalls in einem Atomreaktor zu vergleichen, erklärte Christoph von Lieven, Atomexperte der Umweltorganisation Greenpeace. „Der Atommüll liegt im Abklingbecken und befindet sich nicht mehr in einer Kettenreaktion. Radioaktivität würde zwar entweichen, jedoch nicht in Form einer Explosion“, sagte von Lieven. In der von dem verheerenden Erdbeben der Stärke 8,9 am schwersten betroffenen Präfektur Miyagi brach zudem im Turbinenraum einer Atomanlage in Onagawa ein Feuer aus. Rauch stieg aus dem Gebäude auf, das abseits des Reaktorblocks liegt. Das Feuer konnte gelöscht werden, wie der Betreiber Tohoku Electric Power mitteilte. Radioaktive Strahlung sei aber nicht ausgetreten.
Quelle: Welt Online
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Japans AKW vor Kernschmelze?
Die Auswirkungen des Bebens in Japan auf die vielen dortigen AKW beschäftigen die Medien. Unsicherheit bestimmt die Lage – und auch hier sei nicht auf Panik gemacht. Aber das Beben gibt einen Vorgeschmack darauf, was die Erdverwerfungen für die Atomwirtschaft bedeuten können, vielleicht gar ihr Aus.
Die nächtlichen Abendsendungen der TV-Anstalten tönen sehr unterschiedlich, Solarmedia verfolgte laufend die Berichterstattung. Was zuallerletzt verlautete, tönte dramatischer denn je: Demnach ist die am Eingang des beschädigten Reaktors in Fukushima um das 8fache erhöht, die Schutzzone und die Evakuierungen auf 10km ausgedehnt. Der Ablass des Überdrucks funktioniert nicht, weil die Ventile mangels Strom nicht geöffnet werden können – so die Tagesthemen von ARD vor 23 Uhr.
Japan hat den nuklearen Notstand ausgerufen gemäss dem Schweizer Fernsehen im Nachrichtenmagazin 10vor10. Man beachte man die Sprachregelung – die restliche Welt spricht vom atomaren Notstand. Eine gewisse Skepsis ist spürbar, wie sich das Ganze weiter entwickeln könnte. Dann folgte ein Spezialbeitrag zu den 55 AKW in Japan, wovon wegen zweier der atomare Notfall ausgerufen wurde – nun die andere Sprachregelung – tausende Personen in Sicherheit gebracht. Ein Schweizer Greenpeace Spezialist sieht Situation als ernst an, da gar nicht bekannt sei, was beschädigt wurde. 2007 verharmlosten Behörden den Fall nach einem Beben mit Stärke von 6,8, wesentlich schwächer als gestern. Erinnerungen an Tschernobyl tauchen auf, was ein Angehöriger des PSI bei Brugg in Abrede stellt. Sicher sei, ein Tschernobyl könne nicht passieren, und allenfalls nur lokal eine stark erhöhte Radioaktivität zu erwarten. Greenpeace zeigt sich andernorts besorgt, über die durch den Tsunami verursachten Schäden am hoch radioaktiven Atommülllager in Fukushima gemäss oekonews.at.
Im ZDF heisst das Ganze Atomalarm. Es ist eines der ältesten AKW Japans, die Hitze glüht weiter – aber der Strom für die Kühlaggregate fehlt. Kernschmelze heisst aber kein zweites Tschernobyl, eher wie in Harrisburg, wo Sicherheitsbehälter die Schmelze begrenzte. Hoffnung besteht, dass Reaktor bald wieder gekühlt werden kann. Michael Sailer Öko-Institut Duisburg, der vor einiger Zeit auch in Zürich auftrat (siehe Solarmedia vom 19. November 2010) nimmt im ZDF sieht Begrenzung nicht für gegeben, es könnte auch schlimmer werden, wenn Glück, dann ja. Also doch eine nukleare Katastrophe denkbar. Warum nicht mehr Kühlaggregate – alles kaputt und keine Stromversorgung mehr.
Die deutsche Zeit meldet: «Mehrere Kraftwerke haben sich nach dem Beben automatisch abgeschaltet. Einige der für Beben bis zu einer Stärke von 8,25 ausgelegten Anlagen sind schwer beschädigt. Noch soll keine Radioaktivität ausgetreten sein.» Da reibt man sich doch verdutzt die Augen, denn das Beben hatte eine Stärke von 8,9! Die Wochenzeitung meldet weiter: «Die Regierung in Tokyo hat den atomaren Notstand ausgerufen. Das berichten japanische Medien. Es ist das erste Mal, dass sich die Regierung dazu genötigt sieht, seit im Jahr 2000 ein entsprechendes Gesetz zur atomaren Sicherheit verabschiedet worden war. Es sieht vor, den Notstand zu erklären, wenn Radioaktivität austritt oder das Kühlsystem eines Kernkraftwerks ausfällt.
Insgesamt sollen sich elf japanische Atomkraftwerke automatisch abgeschaltet haben. Aber nach wie vor gilt, was Japans Regierungschef Naoto Kan erklärte, dass bisher in keiner der Atomanlagen ein Austritt von nuklearem Material festgestellt worden sei. Übrigens waren vor vier Jahren bereits drei Reaktoren des japanischen Kraftwerks Kashiwazaki nach heftigen Erdstößen der Stärke 6,8 abgeschaltet worden. Die Japanischen Inseln liegen auf dem Pazifischen Feuerring. Es handelt sich um eine der seismisch aktivsten Erdregionen. Wegen der geographischen Lage werden in Japan zahlreiche Häuser erdbebensicher gebaut, die Bürger werden regelmäßig über die Gefahren aufgeklärt. Japan setzt dabei auf ein eigenes Messverfahren, das nicht die durch Erdbeben entstehende Energie misst, sondern die an der Erdoberfläche gemessenen Auswirkungen bestimmt. Mit dem System sei eine genauere Folgenabschätzung möglich.
Die linke taz aus Berlin schreibt schon früh: Nach dem Versagen des Kühlsystems im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi im Nordosten Japans wollen die Behörden jetzt leicht radioaktiven Dampf aus einem Reaktorbehälter lassen. Die japanische Atomsicherheitsbehörde sagte am Samstag (Ortszeit), der Druck in einem der sechs Behälter sei auf das Anderthaltbfache des Normalstands angestiegen. Die im Wasserdampf enthaltene Radioaktivität werde aber die Umwelt oder die menschliche Gesundheit nicht beeinträchtigen.
Deutschlands Umweltminister Norbert Röttgen sieht keine Gefahren für Deutschland, Kühlsystem ausgefallen, Notstrom läuft nicht, Situation immer dramatischer meldet ARD. Reaktoren schalteten sofort ab, benötigen aber Kühlung – und die läuft nicht. Entfernung zu Japan schützt aber in Europa. Grund zur Entwarnung sehen Atomexperten vorderhand aber nicht. USA haben offenbar Hilfe nach Japan gesandt, um eine Kernschmelze zu verhindern, worin diese besteht, ist vorderhand aber unklar. Gemäss taz haben die USA Reaktorkühlmittel nach Japan geschickt, um einen Beitrag zur Lösung der kritischen Lage im Atomkraftwerk Fukushima zu leisten. Außenministerin Hillary Clinton sagte am Freitag, die US-Luftwaffe habe aufbereitetes Kühlwasser zu der Anlage transportiert.
Interessant der Vergleich zu den Evakuationszahlen rund um Fukushima. Während ZDF und ARD übereinstimmend von 6000 Evakuierten sprechen, meldet die CH-Tagesschau zur gleichen Zeit eine Zahl von nur 2000 Evakuierten. Auch sonst bleibt der Eindruck, dass das Schweizer Fernsehen der Bedrohung durch das AKW weniger Gewicht beimisst. Derweil soll radioaktive Luft abgelassen werden gemäss ARD-Tagesschau.
Aber ist zu trauen? Ex-ZDF-Korrespondent Thomas Euting sagt in einer Studiosendung aus, dass Notfallpläne minutiös abzuarbeiten sind, dass das aber ein Hindernis sein kann, zeitig zu reagieren. Schon früher reagierte man zu spät «Da ist Skepsis angebracht», Euting erlebte das Beben von Kobe 1995 und sah, wie zögerlich die Behörden vorgingen – das könnte offenbar jetzt auch bei den Schwierigkeiten im AKW Fukushima drohen.
Heinz Smital Green auf ZDF sagt, dass die AKW nicht für diese Stärke ausgelegt sind –und auch ein Abschalten nicht schützt gegen die Kernschmelze. Die Notstromversorgung funktioniert nicht ordnungsgemäss – nun also die beschränkten Batterien, es läuft Wettkampf gegen die Zeit. Die Regierung meldet im Moment, alles im Griff zu haben – Smital geht davon aus, dass diese alles unternimmt und durchaus eine Chance besteht, dass alles unter Kontrolle zu bekommen ist.
Am frühen Abend war die Situation gemäss ZDF bereits dramatisch, die Radioaktivität steigt dramatisch an, die Situation spitzt sich dramatisch zu gemäss Korrespondentenbericht. Die Kühlung ist nur noch batteriegetrieben möglich und diese Batterien sind in wenigen Stunden leer. Es scheint einzutreten, was Kritiker der Atomwirtschaft stets auch befürchteten – dass für AKW letztlich keine Erdbebensicherheit besteht. Stehen wir heute am Ende der Atomkraft? Wie gefährlich ist die Situation wirklich? Selbst bei einer Kernschmelze nur regionale Auswirkungen gemäss dem deutschen Fernsehsender ARD um 18.48h. Die Batterien sind bald leer, 6000 Menschen im Umkreis von drei Kilometern rund um das AKW werden evakuiert.
© Solarmedia
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Die nächtlichen Abendsendungen der TV-Anstalten tönen sehr unterschiedlich, Solarmedia verfolgte laufend die Berichterstattung. Was zuallerletzt verlautete, tönte dramatischer denn je: Demnach ist die am Eingang des beschädigten Reaktors in Fukushima um das 8fache erhöht, die Schutzzone und die Evakuierungen auf 10km ausgedehnt. Der Ablass des Überdrucks funktioniert nicht, weil die Ventile mangels Strom nicht geöffnet werden können – so die Tagesthemen von ARD vor 23 Uhr.
Japan hat den nuklearen Notstand ausgerufen gemäss dem Schweizer Fernsehen im Nachrichtenmagazin 10vor10. Man beachte man die Sprachregelung – die restliche Welt spricht vom atomaren Notstand. Eine gewisse Skepsis ist spürbar, wie sich das Ganze weiter entwickeln könnte. Dann folgte ein Spezialbeitrag zu den 55 AKW in Japan, wovon wegen zweier der atomare Notfall ausgerufen wurde – nun die andere Sprachregelung – tausende Personen in Sicherheit gebracht. Ein Schweizer Greenpeace Spezialist sieht Situation als ernst an, da gar nicht bekannt sei, was beschädigt wurde. 2007 verharmlosten Behörden den Fall nach einem Beben mit Stärke von 6,8, wesentlich schwächer als gestern. Erinnerungen an Tschernobyl tauchen auf, was ein Angehöriger des PSI bei Brugg in Abrede stellt. Sicher sei, ein Tschernobyl könne nicht passieren, und allenfalls nur lokal eine stark erhöhte Radioaktivität zu erwarten. Greenpeace zeigt sich andernorts besorgt, über die durch den Tsunami verursachten Schäden am hoch radioaktiven Atommülllager in Fukushima gemäss oekonews.at.
Im ZDF heisst das Ganze Atomalarm. Es ist eines der ältesten AKW Japans, die Hitze glüht weiter – aber der Strom für die Kühlaggregate fehlt. Kernschmelze heisst aber kein zweites Tschernobyl, eher wie in Harrisburg, wo Sicherheitsbehälter die Schmelze begrenzte. Hoffnung besteht, dass Reaktor bald wieder gekühlt werden kann. Michael Sailer Öko-Institut Duisburg, der vor einiger Zeit auch in Zürich auftrat (siehe Solarmedia vom 19. November 2010) nimmt im ZDF sieht Begrenzung nicht für gegeben, es könnte auch schlimmer werden, wenn Glück, dann ja. Also doch eine nukleare Katastrophe denkbar. Warum nicht mehr Kühlaggregate – alles kaputt und keine Stromversorgung mehr.
Die deutsche Zeit meldet: «Mehrere Kraftwerke haben sich nach dem Beben automatisch abgeschaltet. Einige der für Beben bis zu einer Stärke von 8,25 ausgelegten Anlagen sind schwer beschädigt. Noch soll keine Radioaktivität ausgetreten sein.» Da reibt man sich doch verdutzt die Augen, denn das Beben hatte eine Stärke von 8,9! Die Wochenzeitung meldet weiter: «Die Regierung in Tokyo hat den atomaren Notstand ausgerufen. Das berichten japanische Medien. Es ist das erste Mal, dass sich die Regierung dazu genötigt sieht, seit im Jahr 2000 ein entsprechendes Gesetz zur atomaren Sicherheit verabschiedet worden war. Es sieht vor, den Notstand zu erklären, wenn Radioaktivität austritt oder das Kühlsystem eines Kernkraftwerks ausfällt.
Insgesamt sollen sich elf japanische Atomkraftwerke automatisch abgeschaltet haben. Aber nach wie vor gilt, was Japans Regierungschef Naoto Kan erklärte, dass bisher in keiner der Atomanlagen ein Austritt von nuklearem Material festgestellt worden sei. Übrigens waren vor vier Jahren bereits drei Reaktoren des japanischen Kraftwerks Kashiwazaki nach heftigen Erdstößen der Stärke 6,8 abgeschaltet worden. Die Japanischen Inseln liegen auf dem Pazifischen Feuerring. Es handelt sich um eine der seismisch aktivsten Erdregionen. Wegen der geographischen Lage werden in Japan zahlreiche Häuser erdbebensicher gebaut, die Bürger werden regelmäßig über die Gefahren aufgeklärt. Japan setzt dabei auf ein eigenes Messverfahren, das nicht die durch Erdbeben entstehende Energie misst, sondern die an der Erdoberfläche gemessenen Auswirkungen bestimmt. Mit dem System sei eine genauere Folgenabschätzung möglich.
Die linke taz aus Berlin schreibt schon früh: Nach dem Versagen des Kühlsystems im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi im Nordosten Japans wollen die Behörden jetzt leicht radioaktiven Dampf aus einem Reaktorbehälter lassen. Die japanische Atomsicherheitsbehörde sagte am Samstag (Ortszeit), der Druck in einem der sechs Behälter sei auf das Anderthaltbfache des Normalstands angestiegen. Die im Wasserdampf enthaltene Radioaktivität werde aber die Umwelt oder die menschliche Gesundheit nicht beeinträchtigen.
Deutschlands Umweltminister Norbert Röttgen sieht keine Gefahren für Deutschland, Kühlsystem ausgefallen, Notstrom läuft nicht, Situation immer dramatischer meldet ARD. Reaktoren schalteten sofort ab, benötigen aber Kühlung – und die läuft nicht. Entfernung zu Japan schützt aber in Europa. Grund zur Entwarnung sehen Atomexperten vorderhand aber nicht. USA haben offenbar Hilfe nach Japan gesandt, um eine Kernschmelze zu verhindern, worin diese besteht, ist vorderhand aber unklar. Gemäss taz haben die USA Reaktorkühlmittel nach Japan geschickt, um einen Beitrag zur Lösung der kritischen Lage im Atomkraftwerk Fukushima zu leisten. Außenministerin Hillary Clinton sagte am Freitag, die US-Luftwaffe habe aufbereitetes Kühlwasser zu der Anlage transportiert.
Interessant der Vergleich zu den Evakuationszahlen rund um Fukushima. Während ZDF und ARD übereinstimmend von 6000 Evakuierten sprechen, meldet die CH-Tagesschau zur gleichen Zeit eine Zahl von nur 2000 Evakuierten. Auch sonst bleibt der Eindruck, dass das Schweizer Fernsehen der Bedrohung durch das AKW weniger Gewicht beimisst. Derweil soll radioaktive Luft abgelassen werden gemäss ARD-Tagesschau.
Aber ist zu trauen? Ex-ZDF-Korrespondent Thomas Euting sagt in einer Studiosendung aus, dass Notfallpläne minutiös abzuarbeiten sind, dass das aber ein Hindernis sein kann, zeitig zu reagieren. Schon früher reagierte man zu spät «Da ist Skepsis angebracht», Euting erlebte das Beben von Kobe 1995 und sah, wie zögerlich die Behörden vorgingen – das könnte offenbar jetzt auch bei den Schwierigkeiten im AKW Fukushima drohen.
Heinz Smital Green auf ZDF sagt, dass die AKW nicht für diese Stärke ausgelegt sind –und auch ein Abschalten nicht schützt gegen die Kernschmelze. Die Notstromversorgung funktioniert nicht ordnungsgemäss – nun also die beschränkten Batterien, es läuft Wettkampf gegen die Zeit. Die Regierung meldet im Moment, alles im Griff zu haben – Smital geht davon aus, dass diese alles unternimmt und durchaus eine Chance besteht, dass alles unter Kontrolle zu bekommen ist.
Am frühen Abend war die Situation gemäss ZDF bereits dramatisch, die Radioaktivität steigt dramatisch an, die Situation spitzt sich dramatisch zu gemäss Korrespondentenbericht. Die Kühlung ist nur noch batteriegetrieben möglich und diese Batterien sind in wenigen Stunden leer. Es scheint einzutreten, was Kritiker der Atomwirtschaft stets auch befürchteten – dass für AKW letztlich keine Erdbebensicherheit besteht. Stehen wir heute am Ende der Atomkraft? Wie gefährlich ist die Situation wirklich? Selbst bei einer Kernschmelze nur regionale Auswirkungen gemäss dem deutschen Fernsehsender ARD um 18.48h. Die Batterien sind bald leer, 6000 Menschen im Umkreis von drei Kilometern rund um das AKW werden evakuiert.
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Greenpeace beschreibt Desaster
Japan ist vom schlimmsten Erdbeben seiner Geschichte heimgesucht worden. Eine bis zu zehn Meter hohe Flutwelle überrollte die nordostjapanische Küste. In dieser Not droht den Menschen weitere Gefahr: Im Katastrophengebiet liegen mehrere große Nuklearanlagen.
Im AKW Fukushima ist nach dem Haupstrom auch ein Notstromaggregat ausgefallen. Der Kühlwasserstand ist besorgniserregend niedrig. Die japanische Regierung hat den atomaren Notfall ausgerufen. Rund 2.800 Menschen wurden vorsorglich evakuiert. Wir werden rund um die Uhr der Nachrichtenlage entsprechend Updates veröffentlichen.
Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln berichtet unter Berufung auf japanische Quellen, dass das Notkühlsystem des Atomkraftwerks Fukushima nur noch im Batteriebetrieb laufe. Die Batterien lieferten nur noch Energie für wenige Stunden. Im allerschlimmsten Fall drohe dann eine Kernschmelze.
Der Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital bezeichnet die Lage als sehr ernst, allerdings könne man die Lage nicht wirklich einschätzen. Es komme jetzt darauf an, ob die AKW-Mannschaft die Kühlung in Gang bringen könne und ob die Radioaktivität, falls sie freigesetzt werde, innerhalb des Reaktors bleibe. Zum Schutz der Bevölkerung vor einem möglichen atomaren Notfall wurde eine Sondereinheit ins Leben gerufen. Die vier Atomkraftwerke, die dem Epizentrum des Bebens am nächsten liegen, sind abgeschaltet. Im AKW Onagawa der Firma Tohoku Electric Power war Feuer in einem Turbinengebäude ausgebrochen. Der Brand soll inzwischen gelöscht sein.
Besondere Sorge bereitet dem Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital die Lage im AKW Tepco Fukushima Daiichi. "Wenn die Kühlung im Kraftwerk nicht mehr richtig funktioniert, wird es gefährlich. Selbst wenn das AKW heruntergefahren ist, ist man damit noch nicht auf der sicheren Seite, denn die Kühlung muss weiter stabil gehalten werden." Ein abgeschalteter Reaktor dieser Größe entwickele eine Nachwärme von 200 Megawatt, die nicht zu beeinflussen sei. Wenn die Kühlung ausfällt, verdampft das Kühlwasser. Unter der ungeheuren Energie, die immer weiter produziert wird, verformen sich die Brennelemente. Damit ist die erste Sicherheitsbarriere hinfällig.
Im AKW Fukushima Daiichi ist der Kühlwasserstand besorgniserregend niedrig. Von dem Erdbeben sind mehrere Atomanlagen betroffen:
* der Atomstandort Fukushima Daini
* der Atomstandort Fukushima Daiichi
* der Atomstandort Onagawa
* der Atomstandort Tokai (AKW, Wiederaufarbeitung und Brennelementeherstellung).
Inzwischen wurde die Küste von einer zweiten Tsunami-Welle getroffen. Die Lage ist dramatisch. Brände sind ausgebrochen. In einer Raffinerie gab es mehrere Explosionen. Nach bisherigen Angaben sind mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen, doch die Zahl dürfte höher liegen. Militär, Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz sind im Einsatz.
Quelle: Greenpeace | Sigrid Totz 2011
Im AKW Fukushima ist nach dem Haupstrom auch ein Notstromaggregat ausgefallen. Der Kühlwasserstand ist besorgniserregend niedrig. Die japanische Regierung hat den atomaren Notfall ausgerufen. Rund 2.800 Menschen wurden vorsorglich evakuiert. Wir werden rund um die Uhr der Nachrichtenlage entsprechend Updates veröffentlichen.
Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln berichtet unter Berufung auf japanische Quellen, dass das Notkühlsystem des Atomkraftwerks Fukushima nur noch im Batteriebetrieb laufe. Die Batterien lieferten nur noch Energie für wenige Stunden. Im allerschlimmsten Fall drohe dann eine Kernschmelze.
Der Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital bezeichnet die Lage als sehr ernst, allerdings könne man die Lage nicht wirklich einschätzen. Es komme jetzt darauf an, ob die AKW-Mannschaft die Kühlung in Gang bringen könne und ob die Radioaktivität, falls sie freigesetzt werde, innerhalb des Reaktors bleibe. Zum Schutz der Bevölkerung vor einem möglichen atomaren Notfall wurde eine Sondereinheit ins Leben gerufen. Die vier Atomkraftwerke, die dem Epizentrum des Bebens am nächsten liegen, sind abgeschaltet. Im AKW Onagawa der Firma Tohoku Electric Power war Feuer in einem Turbinengebäude ausgebrochen. Der Brand soll inzwischen gelöscht sein.
Besondere Sorge bereitet dem Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital die Lage im AKW Tepco Fukushima Daiichi. "Wenn die Kühlung im Kraftwerk nicht mehr richtig funktioniert, wird es gefährlich. Selbst wenn das AKW heruntergefahren ist, ist man damit noch nicht auf der sicheren Seite, denn die Kühlung muss weiter stabil gehalten werden." Ein abgeschalteter Reaktor dieser Größe entwickele eine Nachwärme von 200 Megawatt, die nicht zu beeinflussen sei. Wenn die Kühlung ausfällt, verdampft das Kühlwasser. Unter der ungeheuren Energie, die immer weiter produziert wird, verformen sich die Brennelemente. Damit ist die erste Sicherheitsbarriere hinfällig.
Im AKW Fukushima Daiichi ist der Kühlwasserstand besorgniserregend niedrig. Von dem Erdbeben sind mehrere Atomanlagen betroffen:
* der Atomstandort Fukushima Daini
* der Atomstandort Fukushima Daiichi
* der Atomstandort Onagawa
* der Atomstandort Tokai (AKW, Wiederaufarbeitung und Brennelementeherstellung).
Inzwischen wurde die Küste von einer zweiten Tsunami-Welle getroffen. Die Lage ist dramatisch. Brände sind ausgebrochen. In einer Raffinerie gab es mehrere Explosionen. Nach bisherigen Angaben sind mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen, doch die Zahl dürfte höher liegen. Militär, Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz sind im Einsatz.
Quelle: Greenpeace | Sigrid Totz 2011
Das japanische AKW-Inferno
Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes hat Japan den nuklearen Notfall ausgerufen: Mehrere Atomkraftwerke wurden abgeschaltet, in zweien kam es zu schweren Zwischenfällen. Im AKW Fukushima (siehe Bild) fiel das Kühlsystem aus, das Umland wird evakuiert - das Risiko eines Lecks ist am Abend wieder gestiegen. Spiegel Online dokumentierte gegen Freitagabend wie folgt:
Das japanische Atomkraftwerk Fukushima Daiichi hat schwere technische Probleme. Die Atomaufsichtsbehörde Nisa (Nuclear and Industrial Safety Agency) bestätigte, dass der Kühlwasserspiegel des Reaktors sinkt. Nach Angaben eines Mitarbeiters ist die Wasserzufuhr zum Reaktor unterbrochen. Dem Betreiberunternehmen Tepco (Tokyo Electric Power Company) sei es bisher nicht gelungen, die Stromversorgung für das Kühlwassersystem wieder herzustellen. Im schlimmsten Fall könnte eine Kernschmelze drohen. Japans Regierungschef Naoto Kan hat den nuklearen Notfall ausgerufen - zum ersten Mal in der Geschichte des Landes.
Die Betreiberfirma Tepco erklärte nach Angaben der Nachrichtenagentur Jiji News, im Reaktor Nummer Eins sei der Druck nach einem Zwischenfall angestiegen. Es bestehe auch das Risiko eines Strahlungslecks. Man arbeite daran, den Druck im Reaktor wieder zu senken. Nach Angaben der japanischen Zeitung "Asahi" erwägt die Firma konkret, Dampf aus dem Reaktor abzulassen. Wenn diese Strategie umgesetzt wird, dann dürfte Radioaktivität nach draußen entweichen.
Die japanische Regierung hatte zuvor erklärt, es seien keine radioaktiven Lecks festgestellt worden. Man habe den Notstand ausgerufen, damit die Behörden leicht Notfallmaßnahmen ergreifen können, so Regierungssprecher Yukio Edano. "Wir wollen auf das Schlimmste vorbereitet sein. Wir tun alles in unserer Macht stehende, um mit der Situation fertig zu werden." In Japan muss ein nuklearer Notstand ausgerufen werden, wenn Strahlung austritt, der Kühlwasserstand einen gefährlichen Wert erreicht oder das Kühlsystem ausfällt.
Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, war nach dem Erdbeben nicht nur der Hauptstrom, sondern auch ein Notstromaggregat ausgefallen, was zum Versagen des Kühlsystems geführt habe. Der US-Nachrichtensender CNN zitiert Edano mit der Aussage, die Kühlung des Reaktors laufe "nicht nach Plan". Westliche Experten zeigten sich zutiefst beunruhigt über diese Entwicklung, denn selbst nach einer Schnellabschaltung ist ein Atomreaktor in seinem Inneren noch extrem heiß und muss weiterhin gekühlt werden.
"Bei einem totalen Stromausfall funktioniert kein Sicherheitssystem mehr", sagte Lars-Olov Höglund, der zehn Jahre lang Chefkonstrukteur der Atomkraftwerke des Vattenfall-Konzerns war, zu SPIEGEL ONLINE. "Wenn das passiert, ist es aus." Die Folge wäre unweigerlich eine Kernschmelze. Ähnlich äußerten sich der Greenpeace-Reaktorexperte Heinz Smital, ein Mitarbeiter der IAEA und Mycle Schneider, Autor des renommierten "World Nuclear Industry Status Report 2009". "Die Restzerfallswärme ist ungeheuer groß, nämlich sieben Prozent der Kraftwerksleistung", sagte Schneider, der mehrere Dutzend Male als Atomgutachter in Japan war.
Das Kernkraftwerk Fukushima besteht aus sechs Siedewasserreaktoren und ist damit eines der größten der Welt. Die Betreibergesellschaft Tokyo Electric Power Company gibt auf ihrer Website an, dass bei drei der sechs Reaktoren alle Notstrom-Generatoren ausgefallen seien. Man habe die Meiler daraufhin geflutet. Der Industrieverband World Nuclear Association meldete, man habe erfahren, dass die Situation unter Kontrolle sei. Allerdings ist der Verband - ebenso wie die Internationale Atomenergiebehörde IAEA - auf Informationen aus Japan angewiesen. "Die würde ich zurzeit mit der Pinzette anfassen", warnte Atomexperte Schneider.
Nach Angaben der japanischen Atomaufsicht hat die Betreiberfirma drei oder vier Generatorenfahrzeuge vor Ort. Diese könnten aber nicht angeschlossen werden, weil ein passendes Kabel fehle. Derzeit werde versucht, dieses Kabel per Flugzeug herbeizuschaffen. Gleichzeitig versuche das Unternehmen, aus einem anderen Kernkraftwerk eine Ersatzbatterie für den Notbetrieb des Kühlsystems zu dem havarierten AKW zu bringen.
Die Kölner Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit berichtet unter Berufung auf japanische Angaben, dass das Notkühlsystem des AKW nur noch im Batteriebetrieb laufe - und dass die Energiezellen nur noch Strom für wenige Stunden liefern könnten. "Im allerschlimmsten Fall droht dann eine Kernschmelze", sagte GRS-Sprecher Sven Dokter. In diesem Fall werden die Brennstäbe im Reaktorkern so heiß, dass sie schmelzen. Es kann dadurch zu einer unkontrollierten Kettenreaktion und schlimmstenfalls zur Explosion des gesamten Reaktors kommen, wie es bei der Katastrophe von Tschernobyl 1986 passiert ist.
Für die japanischen Atom-Fachleute ist es ein Wettrennen gegen die Zeit: Sie müssen innerhalb kürzester Zeit die Stromversorgung der Kühlmittelpumpen wieder anwerfen. Sören Kliem vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf erklärte im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE, ungefähr fünf bis sechs Stunden nach dem kompletten Ausfall des Kühlsystems drohten gravierende Probleme. Zumindest in Deutschland würde man bei Problemen der Stromversorgung im Kühlsystem zunächst auf Dieselgeneratoren setzen, so Kliem. Erst wenn das auch nicht funktionierte, kämen Batterien zum Einsatz - sozusagen als allerletztes Mittel, um eine gefährliche Überhitzung der Kernbrennstäbe zu verhindern.
Mit den Notstromdieseln hat es offenbar Probleme gegeben - und auch die Batterien schwächeln. "Nach unseren Informationen wurde bewusst ein Kühlsystem abgeschaltet, um die Batterien zu schonen", sagte Henrik Paulitz von der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW am Freitagnachmittag. Zum Betrieb der Kühlpumpen seien große Strommengen erforderlich. Die Batterien könnten diese aber kaum liefern, weil sie eigentlich vor allem dafür gedacht seien, die Steuerung des Reaktors aufrechtzuerhalten. Dazu komme, dass es an dem betroffenen Reaktor offenbar ein Leck im Kühlkreislauf gebe, aus dem Kühlmittel entweiche, so Paulitz. "Das ist ein ziemlicher Hammer." Eine Prognose sei derzeit nur schwer abzugeben. Greenpeace teilte am Freitagabend mit, die Situation sei nach wie vor kritisch. Eine Sprecherin sagte, angeblich würden Brennstäbe bereits zwei Meter aus dem Wasser ragen.
Die japanischen Behörden haben die Evakuierung des Gebiets im Umkreis von drei Kilometern um die Atomanlage Fukushima angeordnet. Wer zwischen drei und zehn Kilometer entfernt wohnt, wurde aufgefordert, im Haus zu bleiben. Mindestens 2800 Menschen sollen von den Maßnahmen betroffen sein. Nach japanischen Medienberichten hat die Regierung Armeeeinheiten geschickt, um die Evakuierung zu unterstützen.
Nach dem Erdbeben war es auch in einem anderen Atomkraftwerk zu einem Zwischenfall gekommen: Im AKW Onagawa war an einem Turbinengebäude ein Feuer ausgebrochen. Die betroffenen Bereiche seien aber vom Reaktordruckbehälter räumlich getrennt, erklärte Tohoku Electric Power, der Betreiber der Anlage. Inzwischen haben die Behörden nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters mitgeteilt, dass der Brand gelöscht sei. Strahlung soll nicht ausgetreten sein.
In Japan sind 54 Reaktoren an 14 verschiedenen Standorten am Netz. Drei weitere AKW sind im Bau, elf werden geplant. Da Japan zu den erdbebenreichsten Ländern der Erde zählt, gelten dort besonders hohe Anforderungen an die Sicherheit der Kraftwerke. Bei Erdstößen werden Reaktoren automatisch abgeschaltet. Trotzdem kam es in der Vergangenheit nach Erdbeben zu Störfällen.
2007 etwa wurden nach einem Beben in der Provinz Niigata 50 technische Defekte in der weltgrößten Atomanlage Kashiwazaki-Kariwa gemeldet. Unter anderem war aus einem Leck radioaktiv belastetes Wasser ins Meer geflossen. Zudem fing ein Transformator außerhalb der Reaktorhallen Feuer. Es war bis dahin der erste Brand in einem japanischen Atomkraftwerk infolge eines Erdbebens.
Quelle: Spiegel Online mit Material von dapd, dpa und AP
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