Die SES fordert, dass
die ungelösten konzeptionellen und technischen Fragen vor der
Standortwahl beantwortet werden. Ausserdem müssen alle potentiellen
Regionen auf den gleichen Untersuchungsstand gebracht werden, bevor eine
qualifizierte Ausscheidung stattfinden kann.
Die
Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra)
informierte heute anlässlich einer Medienkonferenz des Bundesamtes für
Energie (BFE), dass die Standortsuche für Atommülllager von bisher sechs
Regionen auf die zwei Standorte Bözberg (Jura Ost) und Zürcher Weinland
(Zürich Nordost) reduziert wird.
Mit
der Reduktion von sechs auf zwei Standorte gaukelt die Nagra der
Bevölkerung vor, sie sei einen wichtigen Schritt weiter und habe die
Lösung des Atommüllproblems in greifbarer Nähe. „Das Problem ist nicht
gelöst!“, warnt Atomexpertin Sabine von Stockar und erklärt: „Es wird
verschwiegen, dass grundlegende konzeptionelle und technische Fragen
noch immer nicht beantwortet sind.“ So ist zum Beispiel keine
langfristige Rückholbarkeit vorgesehen, was die Situation für kommende
Generationen unberechenbar und gefährlich macht. Es ist zudem unklar,
wie die Standorte für die nachfolgenden 30’000 Generationen
gekennzeichnet werden sollen, um unsere Nachfahren vor der Gefahr zu
warnen.
Nicht
nur die konzeptionellen Fragen, sondern auch die ungleich gut
untersuchten Standorte, lassen den heutigen Vorschlag der Nagra
eigenartig wirken: Von allen sechs Regionen wurde bisher nur im Zürcher
Weinland mit gezielten Bohrungen und 3D-Seismik der Untergrund eingehend
untersucht. „Zu diesem Zeitpunkt Standorte abzuschreiben ist
fahrlässig“, sagt Sabine von Stockar. „Alle Standorte haben ihre
Nachteile und die Eignung ist weder für das Weinland noch für den
Bözberg abschliessend geklärt“.
Die
Standorte einzuengen, bevor das Konzept ausgereift und der Untergrund
untersucht ist, führt nicht zu einem möglichst sicheren Lager. Die
SES fordert ein Sachplan-Timeout. Zuerst müssen die ungeklärten
konzeptionellen und technischen Fragen von unabhängiger Seite
wissenschaftlich fundiert gelöst werden. Daraufhin soll die Nagra die
Geologie aller Standorte eingehend untersuchen. Erst anschliessend macht
eine Eingrenzung der Standorte Sinn.
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