Eine
neue Studie des französischen Nuklearexperten Yves Marignac zeigt am
Beispiel des AKW Beznau auf, wie die ursprüngliche Sicherheitsmarge im
Laufe der Betriebszeit erodiert. Diese Marge mit Investitionen in die
Nachrüstung zu erhalten, wie die Betreiber das versuchen, ist eine
Illusion. Vor diesem Hintergrund und zum Schutz der Bevölkerung fordert
die Schweizerische Energie-Stiftung SES die nationalrätliche
Energiekommission auf, im Kernenergiegesetz ein Langzeitbetriebskonzept
zu verankern.
Nach
den traurigen Ereignissen in Fukushima und dem wegweisenden Beschluss
des Bundesrates, die zukünftige Energieversorgung der Schweiz ohne neue
Atomkraftwerke zu gestalten, befinden wir uns heute in einer paradoxen
Situation: Die AKW-Sicherheit in der Schweiz nimmt nicht zu sondern ab,
denn unsere alten AKW sollen viel länger laufen als geplant. Wie
jede technische Anlage wird ein AKW mit der Zeit immer unzuverlässiger:
Materialien verspröden und Komponenten fallen aus. Um das Risiko eines
Unfalls trotz Alterung möglichst gering zu halten, wird beim Bau einer
Anlage eine Sicherheitsmarge eingerechnet – sozusagen eine
Extra-Sicherheits-Reserve. Diese wird besonders bei Anlagen wie Beznau I
und II (seit 46 bzw. 44 Jahren in Betrieb), die über ihre ursprünglich
vorgesehene Laufzeit von 40 Jahren betrieben werden, rasch kleiner. Dies
zeigt die neue Studie «Reduktion der Sicherheitsmargen von Alt-AKW. Der
Fall Beznau», welche der französische Nuklearexperte Yves Marignac
(WISE-Paris) im Auftrag der SES erstellt hat.
Nachrüstungen
und vermehrte Analyse erlauben es, die Sicherheitsmarge wieder etwas zu
erhöhen. Doch sie vermögen in keinem Fall den ursprünglichen Zustand
einer Anlage wieder herzustellen. Zudem ist oft unklar, wie sicher der
reale Zustand nach einer Nachrüstung ist. Die Folgen einer Nachrüstung
werden bei der Sicherheitsbeurteilung eines AKW vielfach nur
abschätzungsweise berücksichtigt. So führt zum Beispiel in Beznau die
Öffnung des Reaktordruckbehälters für den Austausch des Deckels zu einer
Schwächung der Sicherheitsbehälter (Vgl. Grafik).
Um
dieser Margenreduktion entgegen zu wirken, forderte selbst die
Atomaufsicht ENSI ein gesetzlich verankertes «Langzeitbetriebskonzept».
Dieses soll dem ENSI eine genauere Kontrolle der AKW nach der
ursprünglich vorgesehenen Betriebszeit von 40 Jahren ermöglichen.
Die SES fordert die nationalrätliche Energiekommission UREK-N auf, das Langzeitbetriebskonzept im Kernenergiegesetz zu verankern. Somit kann das ENSI der Minderung der Sicherheitsmarge bei Alt-Anlagen besser entgegen wirken. Es braucht eine vorausschauende Sicherheitskultur mit höheren Sicherheitsmargen.
Beilagen
- Studie «Reduktion der Sicherheitsmargen von Alt-AKW. Der Fall Beznau» (pdf, Französisch)
- Zusammenfassung der Studie (pdf, Deutsch)
- Faktenblatt «AKW Sicherheit» (pdf)
- Grafik «Reduktion Sicherheitsmarge» (jpg)
- Grafik «Mängel Beznau I» (jpg)
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