Verschiedene überregionale Medien berichten am Mittwoch, dass der Mörder von Oslo in seinem "Manifest" neben zahlreichen anderen Ländern auch die Schweiz mehrmals erwähnte. Den weiteren Zusammenhang zeigen aber nicht die Schweizer Medien, sondern in folgendem Beitrag eine süddeutsche Umweltorganisation auf.
Als mögliche Anschlagsziele nennt Anders Behring Breivik zum Beispiel die grenznahen Atomkraftwerke von Beznau, Leibstadt, aber auch Gösgen (siehe Bild - Foto: Guntram Rehsche) und Mühleberg. Behring Breivik schreibt in seinem rassistischen Pamphlet von rund einer halben Million "multikulturellen Verrätern" in der Schweiz. Sie hätten die Einwanderung der Muslime erleichtert. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland warnte schon lange vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001 vor den Gefahren eines möglichen Anschlages auf Atomkraftwerke, denn in der menschenverachtenden, perversen Logik von Terroristen sind leider AKW durchaus denkbare Angriffsziele, auch wenn die Atomlobby versucht diese Gefährdung herunter zu spielen und zu verdrängen. Die „Freisetzung“ nur eines kleinen Teils, der in einem AKW vorhandenen Radioaktivität durch einen Anschlag, hätte verheerende Folgen für alles Leben im weiten Umkreis. Große Landstriche müssten, ähnlich wie in Tschernobyl und Fukushima, für lange Zeiträume evakuiert werden. Dies wäre eine menschliche und ökonomische Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes, insbesondere natürlich in einem kleinen Land wie der Schweiz.
Ein Anschlag mit "modernen" panzerbrechenden Waffen auf ein AKW oder ein "Abklingbecken" hätte schreckliche Auswirkungen. Panzer-und bunkerbrechende Waffen aller Art gehören leider schon lange zum gängigen Waffenarsenal im Bereich des Terrorismus. Gerade auch die mörderischen Anschläge von Oslo zeigen, dass wir die Augen vor diesen Gefahren nicht verschließen dürfen. Die im internationalen Vergleich sehr alten Schweizer AKW in Beznau und Mühleberg sind, ähnlich wie das alte AKW Fessenheim in Frankreich besonders gefährdet.
Mehr Infos zu Terrorgefahr und AKW: hier
Mehr Infos zu den Schweizer AKW: hier
Quelle: BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein | Sonnenseite
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... dokumentiert die Fallstricke der Atomindustrie; ... gehört zu «Media for Sustainability» des Ökonomen und Journalisten Guntram Rehsche (siehe auch http://guntram-rehsche.blogspot.com); ... Beiträge zeitlich geordnet, Stichwort- / Labelsuche in linker Spalte; ... Unterstützung mit Zahlung von 20 CHF auf Konto: Zürcher Kantonalbank / Guntram Rehsche / IBAN CH46 0070 0111 3009 63007 (für Zahlungen aus Ausland auch BIC (SWIFT-Code) angeben: ZKBKCHZZ80A) - Danke!
Mittwoch, 27. Juli 2011
Massive Mängel bei Neubauten
Wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace aufzeigt, gibt es beim derzeit in Finnland im Bau befindlichen Atommeiler (EPR-Reaktor - siehe Bild oben) massive Mängel und neuerliche Verzögerungen. Greenpeace konnte zahlreiche Unzulänglichkeiten feststellen, sowohl im Design als auch bei der Konstruktion des EPR-Reaktors.
Diese Informationen basieren auf Dokumenten der finnischen Atom-Aufsichtsbehörde (STUK). Areva musste eingestehen, dass sich die Gesamtkosten von ursprünglich drei Milliarden Euro nahezu verdoppelt haben. Wie bekannt wurde, ist auch der zweite im Bau befindliche EPR–Reaktor im französischen Flamanville von ähnlichen Problemen betroffen (siehe Atominfomedia vom 21. Juli 2011).
„Diese so genannte ‚dritte Generation‘ von Kernreaktoren erweist sich als kompletter Fehlschlag. Mit endlosen Verzögerungen um mehrere Jahre und Milliarden von Zusatzkosten werden die Staaten, die in ihrer Energiepolitik weiterhin auf diese Technologie setzen, Schiffbruch erleiden. Der EPR-Reaktor verkommt zu einem Fass ohne Boden“, erklärt Niklas Schinerl von Greenpeace. Hauptursachen dafür: Ein kompliziertes, unvollendetes Reaktordesign und Verträge mit Zulieferfirmen, die nicht zögern, den billigsten und einfachsten Weg zu gehen.
Die aktuellen Jahres-und Quartalsberichte der finnischen Atom-Aufsichtsbehörde (STUK) zeichnen ein düsteres Bild und offenbaren eine lange Liste von alarmierenden Problemen beim Bau des EPR. Neue, ungelöste Design-Fragen, vor allem bei der computergestützten Steuerung des Reaktors, fehlende Unfall-und Risikoanalysen sowie erhebliche Mängel in der Bauqualität. Betroffene Systeme sind Backup-Diesel, Notkühlsysteme, elektrische Verkabelung, Becken für radioaktives Material, der die Kernbrennstäbe transportierende Kran und Trägerstrukturen des Reaktorgebäudes.
Greenpeace ruft sowohl die finnische als auch die französische Regierung dazu auf, die gescheiterten EPR-Reaktorprojekte endlich abzubrechen und auf nachhaltige und erneuerbare Energiequellen zu setzen. „Die EPR Atomreaktoren verkommen zu einem Milliardengrab. Es ist an der Zeit die Handbremse zu ziehen“, schließt Schinerl.
Quelle: Greenpeace Austria / Sonnenseite
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Donnerstag, 21. Juli 2011
Flamanville erneut verzögert
Die Inbetriebnahme des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) im französischen Flamanville verzögert sich um weitere zwei Jahre bis 2016.
Als Grund für die Verzögerung gab der Stromkonzern EDF eine Fehleinschätzung über das Ausmaß der Bauarbeiten an. Zudem hatten zwei schwere Arbeitsunfälle und Sicherheitsüberprüfungen nach der AKW-Katastrophe in Fukushima die Lage verschlechtert. Ursprünglich sollte der EPR 2012 in Betrieb gehen, schon vor einem Jahr war dieser Termin nicht mehr zu halten und wurde auf 2014 verschoben. Gemäss der französischen Tageszeitung Le Monde hat Industrieminister Eric Besson die erneute Verzögerung als «rein technische Massnahme» bezeichnet. Es handle sich um eine einfache Aktualisierung des Terminplans aufgrund verschiedener unvorhergesehener Ereignisse auf dem Bauplatz.
Seitens der grünen Opposition zeigte sich gemäss der gleichen Zeitung Noël Mamère, Europa-Abgeordneter der grünen Partei Ecologie-Les Verts, sehr kritisch. Er forderte einen sofortigen Baustopp wegen der Kostenüberschreitungen und der Probleme mit den Unterakkordanten. Und für Mamère stellt sich - für französische PolitikerInnen höchst ungewöhnlich - sogar die Frage des Ausstiegs aus der Atomtechnologie als unausweichlich.
Auch die Kosten für das EPR-Projekt explodieren im Übrigen. Statt wie ursprünglich geplant 3,3 Milliarden Euro soll Flamanville nun sechs Milliarden kosten - nochmal einmal eine Milliarde mehr als 2011 veranschlagt. Die französische Regierung will mit der Druckwasser-Technologie alte AKW ersetzen. Ein zweiter EPR ist derzeit im nordwestfranzösischen Penly geplant. Der erste europäische EPR-Reaktor soll 2012 in Finnland ans Netz gehen. Ursprünglich war die Inbetriebnahme hier für 2009 vorgesehen.
Quellen: klimaretter.info sowie LeMonde
© Atominfomedia
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Als Grund für die Verzögerung gab der Stromkonzern EDF eine Fehleinschätzung über das Ausmaß der Bauarbeiten an. Zudem hatten zwei schwere Arbeitsunfälle und Sicherheitsüberprüfungen nach der AKW-Katastrophe in Fukushima die Lage verschlechtert. Ursprünglich sollte der EPR 2012 in Betrieb gehen, schon vor einem Jahr war dieser Termin nicht mehr zu halten und wurde auf 2014 verschoben. Gemäss der französischen Tageszeitung Le Monde hat Industrieminister Eric Besson die erneute Verzögerung als «rein technische Massnahme» bezeichnet. Es handle sich um eine einfache Aktualisierung des Terminplans aufgrund verschiedener unvorhergesehener Ereignisse auf dem Bauplatz.
Seitens der grünen Opposition zeigte sich gemäss der gleichen Zeitung Noël Mamère, Europa-Abgeordneter der grünen Partei Ecologie-Les Verts, sehr kritisch. Er forderte einen sofortigen Baustopp wegen der Kostenüberschreitungen und der Probleme mit den Unterakkordanten. Und für Mamère stellt sich - für französische PolitikerInnen höchst ungewöhnlich - sogar die Frage des Ausstiegs aus der Atomtechnologie als unausweichlich.
Auch die Kosten für das EPR-Projekt explodieren im Übrigen. Statt wie ursprünglich geplant 3,3 Milliarden Euro soll Flamanville nun sechs Milliarden kosten - nochmal einmal eine Milliarde mehr als 2011 veranschlagt. Die französische Regierung will mit der Druckwasser-Technologie alte AKW ersetzen. Ein zweiter EPR ist derzeit im nordwestfranzösischen Penly geplant. Der erste europäische EPR-Reaktor soll 2012 in Finnland ans Netz gehen. Ursprünglich war die Inbetriebnahme hier für 2009 vorgesehen.
Quellen: klimaretter.info sowie LeMonde
© Atominfomedia
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Japan: Weitere Evakuationen
Die japanische Regierung empfiehlt weiteren Haushalten in der Nähe des Katastrophen-Atomkraftwerks Fukushima eine Evakuierung. Die Regierung erklärte am Donnerstag gemäss Agenturberichten 59 weitere Häuser in vier Wohngebieten der Stadt Minamisoma zu sogenannten «hot spots».
Bei diesen Häusern könnte die Strahlenbelastung über eine international empfohlene Höchstgrenze von 20 Millisievert im Jahr steigen. Im vergangenen Monat waren erstmals rund 100 Haushalte in der Stadt Date, die ausserhalb der 20-Kilometer-Sperrzone um das AKW liegt, zu sogenannten «hot spots» erklärt worden. Evakuierungszonen waren bis dahin prinzipiell für ganze Gemeinden eingerichtet worden. Im Falle von «hot spots», wo die Strahlenwerte sporadisch höher sind als in anderen umliegenden Gebieten, ist es den Betroffenen überlassen, ob sie ihr Haus verlassen wollen.
Aber gerade Haushalten mit Kindern und Schwangere wird nahegelegt, solche Orte zu meiden. Sofern die Betroffenen es wünschen, ihre Häuser zu verlassen, hat die Regierung Hilfe angeboten. Am Dienstag hatte die Regierung mitgeteilt, dass die Kühlung der zerstörten Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima jetzt stabilisiert sei. In den vergangenen Monaten sei die radioaktive Konzentration um die sechs Reaktoren herum nach Angaben des Betreiberkonzerns Tepco «stetig gesunken».
Derzeit liege sie bei maximal 1,7 Millisievert pro Jahr. Zur Zeit sickerten noch maximal 1 Milliarde Becquerel pro Stunde an radioaktiven Substanzen aus der Anlage. Das entspricht nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo etwa einem Zwei-Millionsten des Niveaus zum Zeitpunkt des Unfalls am 11. März.
Unterdessen verhängte der Staat nach Bekanntwerden mehrerer Fälle von verstrahltem Rindfleisch einen Lieferstopp für Rinder aus Fukushima. Der Entscheid erfolgte, nachdem mit verstrahltem Heu gefütterte Rinder an Schlachthöfe in ganz Japan geliefert worden waren. Nach neusten Informationen von Kyodo soll es sich um mehr als 1300 Rinder handeln. Es ist nicht bekannt, ob verstrahltes Fleisch an Konsumenten verkauft wurde.
Quellen: sda/dpa
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Bei diesen Häusern könnte die Strahlenbelastung über eine international empfohlene Höchstgrenze von 20 Millisievert im Jahr steigen. Im vergangenen Monat waren erstmals rund 100 Haushalte in der Stadt Date, die ausserhalb der 20-Kilometer-Sperrzone um das AKW liegt, zu sogenannten «hot spots» erklärt worden. Evakuierungszonen waren bis dahin prinzipiell für ganze Gemeinden eingerichtet worden. Im Falle von «hot spots», wo die Strahlenwerte sporadisch höher sind als in anderen umliegenden Gebieten, ist es den Betroffenen überlassen, ob sie ihr Haus verlassen wollen.
Aber gerade Haushalten mit Kindern und Schwangere wird nahegelegt, solche Orte zu meiden. Sofern die Betroffenen es wünschen, ihre Häuser zu verlassen, hat die Regierung Hilfe angeboten. Am Dienstag hatte die Regierung mitgeteilt, dass die Kühlung der zerstörten Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima jetzt stabilisiert sei. In den vergangenen Monaten sei die radioaktive Konzentration um die sechs Reaktoren herum nach Angaben des Betreiberkonzerns Tepco «stetig gesunken».
Derzeit liege sie bei maximal 1,7 Millisievert pro Jahr. Zur Zeit sickerten noch maximal 1 Milliarde Becquerel pro Stunde an radioaktiven Substanzen aus der Anlage. Das entspricht nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo etwa einem Zwei-Millionsten des Niveaus zum Zeitpunkt des Unfalls am 11. März.
Unterdessen verhängte der Staat nach Bekanntwerden mehrerer Fälle von verstrahltem Rindfleisch einen Lieferstopp für Rinder aus Fukushima. Der Entscheid erfolgte, nachdem mit verstrahltem Heu gefütterte Rinder an Schlachthöfe in ganz Japan geliefert worden waren. Nach neusten Informationen von Kyodo soll es sich um mehr als 1300 Rinder handeln. Es ist nicht bekannt, ob verstrahltes Fleisch an Konsumenten verkauft wurde.
Quellen: sda/dpa
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Sonntag, 17. Juli 2011
AKW Litauen mit vielen ???
Billige Arbeitskräfte und eine willige Regierung: Das baltische Land lässt die Hitachi-GE Nuclear Energy einen neuen Reaktor bauen. Der Strom soll auch nach Mitteleuropa transportiert werden.
Andere Länder steigen aus der Atomkraft aus, Litauen steigt ein. Ministerpräsident Andris Kubilius kündigte am Donnerstag den Bau eines neuen AKW an. Die japanisch-US-amerikanische "Hitachi-GE Nuclear Energy" werde den Zuschlag erhalten. Aus dem Rennen ist damit der Mitbewerber "Westinghouse Electric". Die schlechten Erfahrungen, die derzeit mit AKW-Neubauten in Europa gemacht werden – Stichwort: die Areva-Neubauten Olkiluoto 3 in Finnland und im französischen Flamanville – scheinen Litauen nicht zu schrecken. Hitachi-GE verspreche eine erprobte und ausgereifte Technik zu liefern, sagte Kubilius.
Das abgeschaltete AKW Ignalina: Litauen soll einen neuen Reaktor bekommen. (Foto: Schyll/Wikipedia)
Der Konzern soll Litauen einen ABWR (Advanced Boiling Water Reactor), einen Siedewasserreaktor der "Dritten Generation" mit einer Leistung von 1300 MW bauen, der 2020 ans Netz gehen soll. Angesichts der Erfahrungen, die bislang mit diesem Typ gemacht wurden, wundert der Optimismus der litauischen Regierung. Zwei dieser Reaktoren sind bereits seit 1999 in Taiwan im Bau und sollen nach zahlreichen Verzögerungen endlich in diesem bzw. kommendem Jahr fertig werden.
Weitere vier Reaktoren sind in Japan in Betrieb und offenbar recht störanfällig. Laut offiziellen Zahlen der Internationalen Atomenergieagentur IAEA für die 2004 bzw. 2006 ans Netz gegangenen Reaktoren Hamooka-5 und Shika-2 liegt für deren bisherige Betriebsdauer der "Operational Factor" bei lediglich 46.6 bzw. 47,1 Prozent. Das erste Exemplar dieses Modells ging 1996 beim japanischen AKW Kashiwazaki-Kariwa ans Netz. Vor Tsunami und Kernschmelze waren vom Energieversorger Tepco zwei ABWR-Neubauten auch für den Standort Fukushima I als dortige Reaktoren sieben und acht vorgesehen gewesen.
Laut Litauens Regierung hat Hitachi GE den Zuschlag erhalten, weil es auch selbst als Investor auftreten will. Einzelheiten hierzu, ebenso wie zu den Baukosten wurden noch nicht genannt. Die entsprechenden Verträge sollen bis Ende des Jahres geschlossen werden. Litauens ursprünglicher Versuch, Reaktorlieferanten zu finden, die gleichzeitig die Rolle des Betreibers spielen würden, war im vergangenen Jahr mit einer Nullnummer gescheitert. Mit der südkoreanischen KEPCO hatte es nur einen einzigen Bewerber gegeben, der sein Angebot dann aber wieder zurückzog.
Was Litauen für die Nuklearindustrie attraktiv macht, erklärte Westinghouse Europa- Direktor Anders Jackson vor einigen Wochen der litauischen Wirtschaftszeitung Verslo Zinios: Billige Arbeitskraft, um die Baukosten niedrig zu halten, willige Politiker und eine ausreichende Leitungskapazität, um Strom nach Mitteleuropa und Skandinavien exportieren zu können.
Litauen hatte 2004 und Ende 2009 die beiden Blöcke des AKW Ignalina (siehe Bild oben) abgeschaltet. Die Stillegung dieser aus Sowjetzeiten geerbten und als besonders unsicher eingeschätzten graphitmoderierten Siedewasserreaktoren war eine Voraussetzung für den EU-Beitritt des Landes gewesen. Der AKW-Neubau soll bei Visaginas in der Nähe der alten Ignalina-Reaktoren erfolgen. Der Standort gilt als erdbebengefährdet.Das abgeschaltete AKW Ignalina: Litauen soll einen neuen Reaktor bekommen. (Foto: Schyll/Wikipedia)
Fehlen noch die weiteren risikofreudigen Investoren, die ausreichend sicher sind, ihre Investitionen in Atomstrom würden sich ab 2020 und für die danach folgenden drei bis vier Jahrzehnte rechnen. In den Nachbarländern ist man zurückhaltend. Von einer gründlichen Kostenanalyse machte Lettlands Regierungschef Valdis Dombrowskis eine mögliche Beteiligung seines Landes abhängig. Polen, ursprünglich ebenfalls an einer Zusammenarbeit interessiert, verfolgt nun eigene AKW-Pläne. Wie überhaupt die mögliche Konkurrenz russischer, polnischer und weissrussischer AKW-Neubauprojekte, die auf den gleichen Exportmarkt wie ein litauischer Neubau zielen würden, ein grosser Unsicherheitsfaktor für Investoren wäre.
Fukushima scheint bei den litauischen Politikern keine bleibenden Spuren hinterlassen zu haben. "Unterschiedliche Länder gehen unterschiedliche Wege", verteidigt Energieminister Arvydas Sekmokas den Nuklear-Kurs der Regierung und verweist auf das Beispiel Frankreich und Finnland. In der Bevölkerung gab es nach der Katastrophe in Japan allerdings einen Schwenk und eine deutliche Mehrheit sprach sich zuletzt gegen einen AKW-Neubau aus.
Quelle: Reinhard Wolff / Klimaretter.info
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Andere Länder steigen aus der Atomkraft aus, Litauen steigt ein. Ministerpräsident Andris Kubilius kündigte am Donnerstag den Bau eines neuen AKW an. Die japanisch-US-amerikanische "Hitachi-GE Nuclear Energy" werde den Zuschlag erhalten. Aus dem Rennen ist damit der Mitbewerber "Westinghouse Electric". Die schlechten Erfahrungen, die derzeit mit AKW-Neubauten in Europa gemacht werden – Stichwort: die Areva-Neubauten Olkiluoto 3 in Finnland und im französischen Flamanville – scheinen Litauen nicht zu schrecken. Hitachi-GE verspreche eine erprobte und ausgereifte Technik zu liefern, sagte Kubilius.
Das abgeschaltete AKW Ignalina: Litauen soll einen neuen Reaktor bekommen. (Foto: Schyll/Wikipedia)
Der Konzern soll Litauen einen ABWR (Advanced Boiling Water Reactor), einen Siedewasserreaktor der "Dritten Generation" mit einer Leistung von 1300 MW bauen, der 2020 ans Netz gehen soll. Angesichts der Erfahrungen, die bislang mit diesem Typ gemacht wurden, wundert der Optimismus der litauischen Regierung. Zwei dieser Reaktoren sind bereits seit 1999 in Taiwan im Bau und sollen nach zahlreichen Verzögerungen endlich in diesem bzw. kommendem Jahr fertig werden.
Weitere vier Reaktoren sind in Japan in Betrieb und offenbar recht störanfällig. Laut offiziellen Zahlen der Internationalen Atomenergieagentur IAEA für die 2004 bzw. 2006 ans Netz gegangenen Reaktoren Hamooka-5 und Shika-2 liegt für deren bisherige Betriebsdauer der "Operational Factor" bei lediglich 46.6 bzw. 47,1 Prozent. Das erste Exemplar dieses Modells ging 1996 beim japanischen AKW Kashiwazaki-Kariwa ans Netz. Vor Tsunami und Kernschmelze waren vom Energieversorger Tepco zwei ABWR-Neubauten auch für den Standort Fukushima I als dortige Reaktoren sieben und acht vorgesehen gewesen.
Laut Litauens Regierung hat Hitachi GE den Zuschlag erhalten, weil es auch selbst als Investor auftreten will. Einzelheiten hierzu, ebenso wie zu den Baukosten wurden noch nicht genannt. Die entsprechenden Verträge sollen bis Ende des Jahres geschlossen werden. Litauens ursprünglicher Versuch, Reaktorlieferanten zu finden, die gleichzeitig die Rolle des Betreibers spielen würden, war im vergangenen Jahr mit einer Nullnummer gescheitert. Mit der südkoreanischen KEPCO hatte es nur einen einzigen Bewerber gegeben, der sein Angebot dann aber wieder zurückzog.
Was Litauen für die Nuklearindustrie attraktiv macht, erklärte Westinghouse Europa- Direktor Anders Jackson vor einigen Wochen der litauischen Wirtschaftszeitung Verslo Zinios: Billige Arbeitskraft, um die Baukosten niedrig zu halten, willige Politiker und eine ausreichende Leitungskapazität, um Strom nach Mitteleuropa und Skandinavien exportieren zu können.
Litauen hatte 2004 und Ende 2009 die beiden Blöcke des AKW Ignalina (siehe Bild oben) abgeschaltet. Die Stillegung dieser aus Sowjetzeiten geerbten und als besonders unsicher eingeschätzten graphitmoderierten Siedewasserreaktoren war eine Voraussetzung für den EU-Beitritt des Landes gewesen. Der AKW-Neubau soll bei Visaginas in der Nähe der alten Ignalina-Reaktoren erfolgen. Der Standort gilt als erdbebengefährdet.Das abgeschaltete AKW Ignalina: Litauen soll einen neuen Reaktor bekommen. (Foto: Schyll/Wikipedia)
Fehlen noch die weiteren risikofreudigen Investoren, die ausreichend sicher sind, ihre Investitionen in Atomstrom würden sich ab 2020 und für die danach folgenden drei bis vier Jahrzehnte rechnen. In den Nachbarländern ist man zurückhaltend. Von einer gründlichen Kostenanalyse machte Lettlands Regierungschef Valdis Dombrowskis eine mögliche Beteiligung seines Landes abhängig. Polen, ursprünglich ebenfalls an einer Zusammenarbeit interessiert, verfolgt nun eigene AKW-Pläne. Wie überhaupt die mögliche Konkurrenz russischer, polnischer und weissrussischer AKW-Neubauprojekte, die auf den gleichen Exportmarkt wie ein litauischer Neubau zielen würden, ein grosser Unsicherheitsfaktor für Investoren wäre.
Fukushima scheint bei den litauischen Politikern keine bleibenden Spuren hinterlassen zu haben. "Unterschiedliche Länder gehen unterschiedliche Wege", verteidigt Energieminister Arvydas Sekmokas den Nuklear-Kurs der Regierung und verweist auf das Beispiel Frankreich und Finnland. In der Bevölkerung gab es nach der Katastrophe in Japan allerdings einen Schwenk und eine deutliche Mehrheit sprach sich zuletzt gegen einen AKW-Neubau aus.
Quelle: Reinhard Wolff / Klimaretter.info
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Samstag, 16. Juli 2011
Japan: Weiteres AKW vom Netz
Japan muss den Ausfall eines weiteren Atomreaktors verkraften: Das Kernkraftwerk Ohi wurde nach einer Panne in einem Notfallsystem vom Netz genommen. Die ohnehin schon kritische Lage bei der Stromversorgung Japans verschärft sich dadurch zusätzlich.
Wieder einer weniger: Wegen eines technischen Problems wird in Japan ein weiterer Atomreaktor vom Netz genommen. Betroffen ist das Atomkraftwerk Ohi im Westen des Landes (siehe Bild - Reuters), wie der Energieversorger Kansai Electric Power am Samstag mitteilte. Grund für die Abschaltung sei ein Druckverlust in einem Borsäurebehälter, der für Notfallsituationen bereitsteht. Bislang sei kein Austritt von Radioaktivität festgestellt worden, hieß es von dem Energiekonzern. Wann der Reaktor wieder ans Netz gehen könne, sei derzeit unklar.
Der Borsäurevorrat bildet in Atomkraftwerken ein zusätzliches Sicherheitssystem. Normalerweise werden bei der Schnellabschaltung eines Reaktors Steuerstäbe in die Brennelemente eingefahren. Sie absorbieren einen Teil der bei der Kernspaltung freigesetzten Neutronen und unterbinden somit die weitere Kettenreaktion. Sollte es jedoch Probleme beim Einfahren der Steuerstäbe geben, kann Borsäure das Schlimmste verhindern, da sie ebenfalls Neutronen absorbiert. In Fukushima etwa wurde mit Borsäure versetztes Meerwasser in die havarierten Reaktoren geleitet, um eine Ausweitung der Katastrophe zu verhindern.
Die Abschaltung des AKW Ohi verschärft die derzeit unzureichende Stromversorgung Japans. Inzwischen sind in dem Land nur noch 18 von 54 Reaktoren am Netz, nachdem zahlreiche Meiler nach dem Erdbeben und anschließendem Tsunami vom 11. März abgeschaltet worden waren. Wegen des Unfalls im Atomkraftwerk Fukushima gingen viele Reaktoren als Vorsichtsmaßnahme vorerst nicht wieder ans Netz.
Um Engpässe bei der Stromversorgung im Sommer zu vermeiden, riefen die Behörden Unternehmen und Verwaltungen im Raum Tokio auf, ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Wegen der starken Nutzung von Klimaanlagen wird das Stromnetz im Sommer besonders belastet. In der von Kensai Electric Power versorgten Region wurden die Kunden gebeten, freiwillig Strom zu sparen.
Die japanische Regierung rechnet für den Wiederaufbau nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe offenbar mit Kosten von rund 100 Milliarden Euro. Ein Plan zur Behebung der Schäden gehe in den kommenden fünf Jahren von Kosten zwischen umgerechnet 90 und 107 Milliarden Euro aus, berichtete die Zeitung "Asahi".
Nach der Katastrophe von Fukushima erwägt die japanische Regierung den Atomausstieg und will stärker auf alternative Energien setzen. In den von der Katastrophe betroffenen Gebieten sollen laut "Asahi" einige von Japans größten Solar- und Windkraftanlagen entstehen. Einzelheiten über Steuererhöhungen zur Finanzierung seien in dem Regierungsvorhaben allerdings nicht enthalten.
Der Plan zum Wiederaufbau solle bis Monatsende fertiggestellt werden und dann als Grundlage für einen dritten Sonderhaushalt in ein paar Monaten dienen. Ein Regierungsausschuss hatte im vergangenen Monat für zeitlich begrenzte Steuererhöhungen plädiert, um den Wiederaufbau zu unterstützen.
Quelle: Spiegel/AFP/Reuters
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Wieder einer weniger: Wegen eines technischen Problems wird in Japan ein weiterer Atomreaktor vom Netz genommen. Betroffen ist das Atomkraftwerk Ohi im Westen des Landes (siehe Bild - Reuters), wie der Energieversorger Kansai Electric Power am Samstag mitteilte. Grund für die Abschaltung sei ein Druckverlust in einem Borsäurebehälter, der für Notfallsituationen bereitsteht. Bislang sei kein Austritt von Radioaktivität festgestellt worden, hieß es von dem Energiekonzern. Wann der Reaktor wieder ans Netz gehen könne, sei derzeit unklar.
Der Borsäurevorrat bildet in Atomkraftwerken ein zusätzliches Sicherheitssystem. Normalerweise werden bei der Schnellabschaltung eines Reaktors Steuerstäbe in die Brennelemente eingefahren. Sie absorbieren einen Teil der bei der Kernspaltung freigesetzten Neutronen und unterbinden somit die weitere Kettenreaktion. Sollte es jedoch Probleme beim Einfahren der Steuerstäbe geben, kann Borsäure das Schlimmste verhindern, da sie ebenfalls Neutronen absorbiert. In Fukushima etwa wurde mit Borsäure versetztes Meerwasser in die havarierten Reaktoren geleitet, um eine Ausweitung der Katastrophe zu verhindern.
Die Abschaltung des AKW Ohi verschärft die derzeit unzureichende Stromversorgung Japans. Inzwischen sind in dem Land nur noch 18 von 54 Reaktoren am Netz, nachdem zahlreiche Meiler nach dem Erdbeben und anschließendem Tsunami vom 11. März abgeschaltet worden waren. Wegen des Unfalls im Atomkraftwerk Fukushima gingen viele Reaktoren als Vorsichtsmaßnahme vorerst nicht wieder ans Netz.
Um Engpässe bei der Stromversorgung im Sommer zu vermeiden, riefen die Behörden Unternehmen und Verwaltungen im Raum Tokio auf, ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Wegen der starken Nutzung von Klimaanlagen wird das Stromnetz im Sommer besonders belastet. In der von Kensai Electric Power versorgten Region wurden die Kunden gebeten, freiwillig Strom zu sparen.
Die japanische Regierung rechnet für den Wiederaufbau nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe offenbar mit Kosten von rund 100 Milliarden Euro. Ein Plan zur Behebung der Schäden gehe in den kommenden fünf Jahren von Kosten zwischen umgerechnet 90 und 107 Milliarden Euro aus, berichtete die Zeitung "Asahi".
Nach der Katastrophe von Fukushima erwägt die japanische Regierung den Atomausstieg und will stärker auf alternative Energien setzen. In den von der Katastrophe betroffenen Gebieten sollen laut "Asahi" einige von Japans größten Solar- und Windkraftanlagen entstehen. Einzelheiten über Steuererhöhungen zur Finanzierung seien in dem Regierungsvorhaben allerdings nicht enthalten.
Der Plan zum Wiederaufbau solle bis Monatsende fertiggestellt werden und dann als Grundlage für einen dritten Sonderhaushalt in ein paar Monaten dienen. Ein Regierungsausschuss hatte im vergangenen Monat für zeitlich begrenzte Steuererhöhungen plädiert, um den Wiederaufbau zu unterstützen.
Quelle: Spiegel/AFP/Reuters
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CH-Atommülllager ungelöst
Diese Woche veröffentlichte die Kommission für nukleare Sicherheit KNS die Stellungnahme über den Bericht NTB 10-01 der Nagra. Die KNS analysiert den Stand der Untersuchung im Bereich der Atommülllagerung und zeigt, dass Grundlagen fehlen. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES geht noch einen Schritt weiter: Der Entsorgungsnachweis ist aufzuheben, solange grundlegende Fragen nicht gelöst sind.
In Etappe 2 sollen die Lagerkonzepte einer grundsätzlichen Prüfung unterzogen werden, fordert die KNS. In die Überprüfung muss das gesamte Spektrum von machbaren Lagerkonzepten (zum Beispiel die Auslegung der Stollen und der Zugang zum Lager mittels Schacht ohne Rampe) einbezogen werden. Die SES unterstützt diese Forderung und fordert eine grundsätzliche Überprüfung des Entsorgungskonzepts. Die SES wird ein Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn-Konzept nicht akzeptieren. Ebenfalls noch völlig unklar ist, welcher der sicherste Standort sein soll: Die beiden Standorte für hochaktive Abfälle (HAA) Nördlich Lägern und Bözberg (Jura-Ost) sind geologisch komplizierter als der dritte im Zürcher Weinland (Zürich Nord-Ost), und dennoch weniger gut abgeklärt. Das 2D-Seismikmessnetz ist auch in den Regionen der Standortgebiete Jura-Südfuss und Südranden zu verdichten. Die KNS empfiehlt für alle Standortregionen zusätzliche Untersuchungen. Nach diesen Untersuchungen fordert die KNS zudem einen Marschhalt, um eine Lagebeurteilung vorzunehmen.
Die SES geht einen Schritt weiter und fordert Gleichstand des Wissens zwischen den Regionen so schnell wie möglich - sicher aber bevor Standorte ausgeschlossen werden. Dazu gehören 3D-Seismik (zumindest für HAA-Standorte) und spezifische Bohrungen, analog dem Zürcher Weinland. Die Fakten zeigen einmal mehr: Die Atommülllagerung ist nicht gelöst. Es gibt zu viele offene Fragen, fehlt ein eigentliches Lager-Konzept und die nötigen geologischen Untersuchungen. Die SES fordert deshalb, dass der Entsorgungsnachweis aufgehoben wird. Die Sicherheit der Entsorgung ist erst nachgewiesen, wenn alle grundlegenden Fragen geklärt sind und ein sicheres Konzept vorliegt.
Quelle: Schweizerische Energiestiftung SES
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In Etappe 2 sollen die Lagerkonzepte einer grundsätzlichen Prüfung unterzogen werden, fordert die KNS. In die Überprüfung muss das gesamte Spektrum von machbaren Lagerkonzepten (zum Beispiel die Auslegung der Stollen und der Zugang zum Lager mittels Schacht ohne Rampe) einbezogen werden. Die SES unterstützt diese Forderung und fordert eine grundsätzliche Überprüfung des Entsorgungskonzepts. Die SES wird ein Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn-Konzept nicht akzeptieren. Ebenfalls noch völlig unklar ist, welcher der sicherste Standort sein soll: Die beiden Standorte für hochaktive Abfälle (HAA) Nördlich Lägern und Bözberg (Jura-Ost) sind geologisch komplizierter als der dritte im Zürcher Weinland (Zürich Nord-Ost), und dennoch weniger gut abgeklärt. Das 2D-Seismikmessnetz ist auch in den Regionen der Standortgebiete Jura-Südfuss und Südranden zu verdichten. Die KNS empfiehlt für alle Standortregionen zusätzliche Untersuchungen. Nach diesen Untersuchungen fordert die KNS zudem einen Marschhalt, um eine Lagebeurteilung vorzunehmen.
Die SES geht einen Schritt weiter und fordert Gleichstand des Wissens zwischen den Regionen so schnell wie möglich - sicher aber bevor Standorte ausgeschlossen werden. Dazu gehören 3D-Seismik (zumindest für HAA-Standorte) und spezifische Bohrungen, analog dem Zürcher Weinland. Die Fakten zeigen einmal mehr: Die Atommülllagerung ist nicht gelöst. Es gibt zu viele offene Fragen, fehlt ein eigentliches Lager-Konzept und die nötigen geologischen Untersuchungen. Die SES fordert deshalb, dass der Entsorgungsnachweis aufgehoben wird. Die Sicherheit der Entsorgung ist erst nachgewiesen, wenn alle grundlegenden Fragen geklärt sind und ein sicheres Konzept vorliegt.
Quelle: Schweizerische Energiestiftung SES
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Freitag, 15. Juli 2011
Krebsstudie: Infos fehlen
Gemäss den ÄrztInnen für soziale Verantwortung und zur Verhütung eines Atomkrieges (PSR/IPPNW Schweiz) gibt es eben doch ein (um 40 Prozent) erhöhtes Krebsrisiko, dem Kinder in der Nähe von AKW ausgesetzt sind. Die Schweizer Studie verschweigt zu viele Fakten - und kommt zu einem Ergebnis, das offensichtlich statistisch nicht signifikant ist.
In der Medienkonferenz zur CANUPIS-Studie Dienstag an der Universität Bern informierten die Autoren des ISPM über die Anzahl der Leukämiefälle bei unter 5-jährigen Kindern in AKW-Nähe. Bei 6.8 erwarteten Fällen seien in Zone I (5 km-Umkreis) 8 Fälle beobachtet, in Zone II (5-10 km) bei 20.8 erwarteten Fällen 12 Fälle beobachtet und in Zone III (10-15 km) bei 28.3 erwarteten Fällen deren 31 beobachtet worden. Dies betraf die Kohorte der knapp 3000 Kinder, deren Daten zum Geburtsort bekannt waren (in der Originalpublikation „birth cohort“ genannt). Anders ausgedrückt sei das relative Risiko in Zone I um 20% erhöht, in Zone II um 40% erniedrigt und in Zone III um 10% erhöht.
Was die Autoren in der schriftlichen Medieninformation in deutscher Sprache nicht erwähnten, war die Analyse der in der Schweizer Studie ebenfalls untersuchten Kohorte gemäss dem Wohnort zum Zeitpunkt der Leukämiediagnose. Diese Kohorte der CANUPIS-Studie – in der englischen Originalpublikation „resident cohort“ genannt - umfasste über 4000 Kinder. Hier betrugen die aus der englischsprachigen Publikation ersichtlichen Zahlen für die Zone I 7.8 erwartete, jedoch 11 beobachtete Fälle (relatives Risiko um 41% erhöht), für Zone II 23.5 erwartete, jedoch 20 beobachtete Fälle (Risiko um 15% erniedrigt), und für Zone III 34 bei 32.4 erwartete Fälle (Risiko um 5% erhöht).
Da die Analyse des Wohnortes zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose dem Vorgehen bei der deutschen Kinderkrebsstudie KiKK entspricht, auf welche die CANUPIS-Autoren während der Medienkonferenz wiederholt vergleichend als Ausgangsbasis verwiesen (und die letztlich auch der Auslöser für die CANUPIS-Studie darstellte), ist es fragwürdig, diese 41% Risikoerhöhung bei unter 5-Jährigen in der „resident cohort“ in Zone I selektiv nicht zu nennen. Insbesondere, da die Autoren in der englischen Zusammenfassung selber darauf hinweisen, dass die Resultate der „birth cohort“ und der „resident cohort“ ähnlich seien, wäre es gegenüber den Medien korrekt gewesen, beide Kohorten mit gleichem Gewicht darzustellen. Dies betrifft sowohl die mündliche Präsentation wie auch die schriftliche Medieninformation.
Zusammenfassende Berechnungen, die die Resultate der CANUPIS-Studie, einer deutschen Studie von Kaatsch und einer englischen Studie von Bithell berücksichtigen, ergeben ein signifikant um circa 40% erhöhtes Leukämierisiko für diese Gruppe von Kleinkindern in der Umgebung von AKW. Eine Zunahme des Leukämierisikos um 40% für Kinder unter 5 Jahren, die im Umkreis von 5 km eines Atomkraftwerkes leben, ist aus medizinischer Sicht relevant: Es sei an Untersuchungen aus den Jahren nach 1950 zu Schwangeren erinnert, die zum Ausschluss einer Zwillingsschwangerschaft geröntgt wurden. Sie ergaben bei den in der Schwangerschaft gegenüber ionisierender Strahlung exponierten Kindern ein um 40% erhöhtes Krebsrisiko. Diese wichtige Erkenntnis führte zu den heute gültigen strengen Strahlenschutzbestimmungen.
Eine ergänzende schriftliche Medieninformation durch das CANUPIS-Team mit der Bekanntgabe der oben zitierten Resultate der „resident cohort“ wäre der aus methodischer Sicht ausgezeichneten CANUPIS-Studie nachträglich zu wünschen. Denn wenn gleichwertig sein soll, was für „birth cohort“ und „resident cohort“ gefunden wurde, sollte den Medien klar mitgeteilt werden, dass die Leukämierisikoerhöhung für Kleinkinder im ersten Fall + 20%, im zweiten Fall + 41% beträgt. Dies selbst im Wissen um die Tatsache, dass beide Resultate nicht signifikant sind, wurden doch in den Medien die Fallzahlen der „birth cohort“ ausführlich wiedergegeben und auch die 20%-Risikoerhöhung immer wieder genannt. Es ist anzunehmen, dass die 41% Risikoerhöhung bei der „resident cohort“ das Publikum noch brennender interessieren wird.
Für weitere Informationen
Dr.med.C.Knüsli, Onkologe, Basel
Präsident PSR/IPPNW Schweiz
mobile: 079 435 90 72
www.ippnw.ch
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In der Medienkonferenz zur CANUPIS-Studie Dienstag an der Universität Bern informierten die Autoren des ISPM über die Anzahl der Leukämiefälle bei unter 5-jährigen Kindern in AKW-Nähe. Bei 6.8 erwarteten Fällen seien in Zone I (5 km-Umkreis) 8 Fälle beobachtet, in Zone II (5-10 km) bei 20.8 erwarteten Fällen 12 Fälle beobachtet und in Zone III (10-15 km) bei 28.3 erwarteten Fällen deren 31 beobachtet worden. Dies betraf die Kohorte der knapp 3000 Kinder, deren Daten zum Geburtsort bekannt waren (in der Originalpublikation „birth cohort“ genannt). Anders ausgedrückt sei das relative Risiko in Zone I um 20% erhöht, in Zone II um 40% erniedrigt und in Zone III um 10% erhöht.
Was die Autoren in der schriftlichen Medieninformation in deutscher Sprache nicht erwähnten, war die Analyse der in der Schweizer Studie ebenfalls untersuchten Kohorte gemäss dem Wohnort zum Zeitpunkt der Leukämiediagnose. Diese Kohorte der CANUPIS-Studie – in der englischen Originalpublikation „resident cohort“ genannt - umfasste über 4000 Kinder. Hier betrugen die aus der englischsprachigen Publikation ersichtlichen Zahlen für die Zone I 7.8 erwartete, jedoch 11 beobachtete Fälle (relatives Risiko um 41% erhöht), für Zone II 23.5 erwartete, jedoch 20 beobachtete Fälle (Risiko um 15% erniedrigt), und für Zone III 34 bei 32.4 erwartete Fälle (Risiko um 5% erhöht).
Da die Analyse des Wohnortes zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose dem Vorgehen bei der deutschen Kinderkrebsstudie KiKK entspricht, auf welche die CANUPIS-Autoren während der Medienkonferenz wiederholt vergleichend als Ausgangsbasis verwiesen (und die letztlich auch der Auslöser für die CANUPIS-Studie darstellte), ist es fragwürdig, diese 41% Risikoerhöhung bei unter 5-Jährigen in der „resident cohort“ in Zone I selektiv nicht zu nennen. Insbesondere, da die Autoren in der englischen Zusammenfassung selber darauf hinweisen, dass die Resultate der „birth cohort“ und der „resident cohort“ ähnlich seien, wäre es gegenüber den Medien korrekt gewesen, beide Kohorten mit gleichem Gewicht darzustellen. Dies betrifft sowohl die mündliche Präsentation wie auch die schriftliche Medieninformation.
Zusammenfassende Berechnungen, die die Resultate der CANUPIS-Studie, einer deutschen Studie von Kaatsch und einer englischen Studie von Bithell berücksichtigen, ergeben ein signifikant um circa 40% erhöhtes Leukämierisiko für diese Gruppe von Kleinkindern in der Umgebung von AKW. Eine Zunahme des Leukämierisikos um 40% für Kinder unter 5 Jahren, die im Umkreis von 5 km eines Atomkraftwerkes leben, ist aus medizinischer Sicht relevant: Es sei an Untersuchungen aus den Jahren nach 1950 zu Schwangeren erinnert, die zum Ausschluss einer Zwillingsschwangerschaft geröntgt wurden. Sie ergaben bei den in der Schwangerschaft gegenüber ionisierender Strahlung exponierten Kindern ein um 40% erhöhtes Krebsrisiko. Diese wichtige Erkenntnis führte zu den heute gültigen strengen Strahlenschutzbestimmungen.
Eine ergänzende schriftliche Medieninformation durch das CANUPIS-Team mit der Bekanntgabe der oben zitierten Resultate der „resident cohort“ wäre der aus methodischer Sicht ausgezeichneten CANUPIS-Studie nachträglich zu wünschen. Denn wenn gleichwertig sein soll, was für „birth cohort“ und „resident cohort“ gefunden wurde, sollte den Medien klar mitgeteilt werden, dass die Leukämierisikoerhöhung für Kleinkinder im ersten Fall + 20%, im zweiten Fall + 41% beträgt. Dies selbst im Wissen um die Tatsache, dass beide Resultate nicht signifikant sind, wurden doch in den Medien die Fallzahlen der „birth cohort“ ausführlich wiedergegeben und auch die 20%-Risikoerhöhung immer wieder genannt. Es ist anzunehmen, dass die 41% Risikoerhöhung bei der „resident cohort“ das Publikum noch brennender interessieren wird.
Für weitere Informationen
Dr.med.C.Knüsli, Onkologe, Basel
Präsident PSR/IPPNW Schweiz
mobile: 079 435 90 72
www.ippnw.ch
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Montag, 11. Juli 2011
Zeitbombe in Fukushimas Keller
99 Millionen Liter hochradioaktives Wasser drohen jetzt auszulaufen - Jetzt ist die Staatengemeinschaft dringend für gemeinsame Lösungen gefordert.
Am Montag, 11. Juli vor genau vier Monaten wurde Japan von dem folgenschweren Erdbeben erschüttert. Am Tag darauf brach die Nuklearkatastrophe los, die bis heute andauert. Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 warnt jetzt: 99 Millionen Liter hochradioaktives Wasser im Keller der vier Nuklear-Wracks in Fukushima drohen trotz der Bemühungen der Betreiber auszulaufen. „ Vier Monate lang setzen nun die zerstörten Atomreaktoren in Fukushima unkontrolliert Radioaktivität frei: in Form von Wasserdampf, der beim Verdampfen des Kühlwassers entsteht, und in Form von Wasser, das nach Kontakt mit den geschmolzenen Kernbrennstoffen in die Keller unter den Nuklearkomplex läuft. Dieses hochradioaktive Wasser sammelt sich hier an und droht auszulaufen“ , warnt Dr. Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000. Die Betreiberfirma TEPCO versucht weiter verzweifelt, immer neue Speicherkapazitäten zu schaffen und gleichzeitig endlich ein Wasseraufbereitungssystem in Gang zu bringen. „Anfang April wurden als Notmaßnahme einfach 10 Millionen Liter mittelradioaktives Wasser aus der zentralen Aufbereitungsanlage direkt ins Meer abgelassen – die Radioaktivität im Pazifik stieg lokal stark, bereits jetzt sind Radioisotope in Fischen wie Sandaalen und in Walen deutlich messbar“, so Uhrig. „Mittlerweile ist die zentrale Aufbereitungsanlage in Fukushima schon wieder voll – auch eine schwimmende Plattform und Zusatztanks wurden mit 22 Millionen Liter befüllt, sodass bereits insgesamt 121 Millionen Liter hochradioaktive Brühe auf eine Lösung warten.“
Die Wasseraufbereitungsanlage, die die Betreiberfirma TEPCO in den letzten Wochen installiert hat, soll bis zu 1,2 Millionen Liter radioaktives Wasser am Tag dekontaminieren. Immer wieder gibt es jedoch Probleme mit den Cäsium-Absorberstoffen und mit den sehr improvisierten Plastikschläuchen, die unter dem hohen Druck der Anlage leck werden und bersten. „Man kann also fast einen Monat nach Beginn der Arbeiten am 15. Juni nicht mehr von ‚Kinderkrankheiten‘ des Aufbereitungssystems sprechen, sondern von Systemfehlern, die immer wieder die Aufbereitung stoppen – gleichzeitig steigt das Wasser“, so Uhrig. Um die immer noch glühendheißen Kernschmelzen zu kühlen, werden 400 000 Liter Frischwasser pro Tag in die Reaktoren gepumpt – die wieder kontaminiert werden und in die Keller durchlaufen.
Das Wasser im Keller hat durch den Kontakt mit dem Kernbrennstoff große Mengen an Radionukliden aufgenommen. Messungen zeigen insbesondere unter dem zerstörten Containment von Reaktor 2 einen Spitzenwert von 19 Milliarden Becquerel pro Liter – der Grenzwert für Trinkwasser liegt bei 300 Becquerel. Die Dosisleistung in diesem Bereich liegt bei 1000 Millisievert pro Stunde. „Wenn ein Mensch sich in der Nähe dieser radioaktiven Flüssigkeit aufhält, also noch nicht einmal Wasserdampf einatmet oder gar radioaktives Wasser trinkt, tritt nach einer Stunde Strahlenkrankheit auf und die Person erhält nach spätestens fünf Stunden eine garantiert tödliche Dosis. Es ist klar, was passieren würde, wenn Millionen von Litern dieser extrem gefährlichen Brühe austreten“, so Uhrig.
Bereits am 7. April wurde festgestellt, dass radioaktives Wasser nicht nur unkontrolliert in den Pazifik ausläuft, sondern dass sich die Radionuklide Jod-131, Cäsium-134 und -137 in hohen Konzentrationen auch im Grundwasser unter der Anlage finden. Trotz Abdichtung der Schächte und Absperrzäunen im Meer vor der Anlage treten weiter radioaktive Stoffe aus, wenn auch nicht mehr in hoher Konzentration, aber dafür über Monate hinweg kontinuierlich.Durch den radioaktiven Fallout direkt nach den Explosionen von Reaktor 1 und 3 und der dadurch verursachten großen Freisetzung von Radionukliden wurde radioaktives Jod und Cäsium auch noch im Trinkwasser des 240 km entfernten Tokio gemessen – mehr als 1/10 des Grenzwerts, vor der Aufnahme von Trinkwasser für Schwangere, Babys und Kleinkinder wurde gewarnt. Anfang Juli wurde wieder radioaktives Cäsium im Trinkwaser in Tokio gemessen – in sehr geringer Konzentration, aber im zeitlichen Abstand zu den Explosionen und im räumlichen Abstand zu den Ruinen umso beunruhigender.
„Die wiederholte Verseuchung des Tokioter Trinkwassers zeigt, dass die Atomkatastrophe noch lange nicht vorbei ist: Die Atom-Kernschmelzen von Fukushima sind weit von einem sicheren Abklingzustand entfernt, die Temperatur in den zerstörten Druckbehältern beträgt immer noch bis zu 149 °C – ein stabiler Zustand wird erreicht, wenn diese Temperatur unter 65 °C gesenkt werden kann. Bis dahin müssen die Reaktoren gekühlt werden – und setzen weiter Radioaktivität frei, wenn nicht ein geschlossener Kühlkreislauf installiert werden kann“, warnt Uhrig.
„Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo die internationale Staatengemeinschaft unter Federführung der IAEA die Kontrolle über die Nuklear-Wracks übernehmen muss. Es ist eine gemeinsame Anstrengung der Nationen nötig, um die unkontrollierte Freisetzung von hochradioaktivem Wasser zu beenden. Diese hat nicht nur lokale Auswirkungen auf das Grund- und Trinkwasser sondern auch über den Pazifik auf das Welt-Ökosystem Meere“, so Uhrig abschließend.
Quelle: Gobal 2000 / Sonnenseite
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Am Montag, 11. Juli vor genau vier Monaten wurde Japan von dem folgenschweren Erdbeben erschüttert. Am Tag darauf brach die Nuklearkatastrophe los, die bis heute andauert. Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 warnt jetzt: 99 Millionen Liter hochradioaktives Wasser im Keller der vier Nuklear-Wracks in Fukushima drohen trotz der Bemühungen der Betreiber auszulaufen. „ Vier Monate lang setzen nun die zerstörten Atomreaktoren in Fukushima unkontrolliert Radioaktivität frei: in Form von Wasserdampf, der beim Verdampfen des Kühlwassers entsteht, und in Form von Wasser, das nach Kontakt mit den geschmolzenen Kernbrennstoffen in die Keller unter den Nuklearkomplex läuft. Dieses hochradioaktive Wasser sammelt sich hier an und droht auszulaufen“ , warnt Dr. Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000. Die Betreiberfirma TEPCO versucht weiter verzweifelt, immer neue Speicherkapazitäten zu schaffen und gleichzeitig endlich ein Wasseraufbereitungssystem in Gang zu bringen. „Anfang April wurden als Notmaßnahme einfach 10 Millionen Liter mittelradioaktives Wasser aus der zentralen Aufbereitungsanlage direkt ins Meer abgelassen – die Radioaktivität im Pazifik stieg lokal stark, bereits jetzt sind Radioisotope in Fischen wie Sandaalen und in Walen deutlich messbar“, so Uhrig. „Mittlerweile ist die zentrale Aufbereitungsanlage in Fukushima schon wieder voll – auch eine schwimmende Plattform und Zusatztanks wurden mit 22 Millionen Liter befüllt, sodass bereits insgesamt 121 Millionen Liter hochradioaktive Brühe auf eine Lösung warten.“
Die Wasseraufbereitungsanlage, die die Betreiberfirma TEPCO in den letzten Wochen installiert hat, soll bis zu 1,2 Millionen Liter radioaktives Wasser am Tag dekontaminieren. Immer wieder gibt es jedoch Probleme mit den Cäsium-Absorberstoffen und mit den sehr improvisierten Plastikschläuchen, die unter dem hohen Druck der Anlage leck werden und bersten. „Man kann also fast einen Monat nach Beginn der Arbeiten am 15. Juni nicht mehr von ‚Kinderkrankheiten‘ des Aufbereitungssystems sprechen, sondern von Systemfehlern, die immer wieder die Aufbereitung stoppen – gleichzeitig steigt das Wasser“, so Uhrig. Um die immer noch glühendheißen Kernschmelzen zu kühlen, werden 400 000 Liter Frischwasser pro Tag in die Reaktoren gepumpt – die wieder kontaminiert werden und in die Keller durchlaufen.
Das Wasser im Keller hat durch den Kontakt mit dem Kernbrennstoff große Mengen an Radionukliden aufgenommen. Messungen zeigen insbesondere unter dem zerstörten Containment von Reaktor 2 einen Spitzenwert von 19 Milliarden Becquerel pro Liter – der Grenzwert für Trinkwasser liegt bei 300 Becquerel. Die Dosisleistung in diesem Bereich liegt bei 1000 Millisievert pro Stunde. „Wenn ein Mensch sich in der Nähe dieser radioaktiven Flüssigkeit aufhält, also noch nicht einmal Wasserdampf einatmet oder gar radioaktives Wasser trinkt, tritt nach einer Stunde Strahlenkrankheit auf und die Person erhält nach spätestens fünf Stunden eine garantiert tödliche Dosis. Es ist klar, was passieren würde, wenn Millionen von Litern dieser extrem gefährlichen Brühe austreten“, so Uhrig.
Bereits am 7. April wurde festgestellt, dass radioaktives Wasser nicht nur unkontrolliert in den Pazifik ausläuft, sondern dass sich die Radionuklide Jod-131, Cäsium-134 und -137 in hohen Konzentrationen auch im Grundwasser unter der Anlage finden. Trotz Abdichtung der Schächte und Absperrzäunen im Meer vor der Anlage treten weiter radioaktive Stoffe aus, wenn auch nicht mehr in hoher Konzentration, aber dafür über Monate hinweg kontinuierlich.Durch den radioaktiven Fallout direkt nach den Explosionen von Reaktor 1 und 3 und der dadurch verursachten großen Freisetzung von Radionukliden wurde radioaktives Jod und Cäsium auch noch im Trinkwasser des 240 km entfernten Tokio gemessen – mehr als 1/10 des Grenzwerts, vor der Aufnahme von Trinkwasser für Schwangere, Babys und Kleinkinder wurde gewarnt. Anfang Juli wurde wieder radioaktives Cäsium im Trinkwaser in Tokio gemessen – in sehr geringer Konzentration, aber im zeitlichen Abstand zu den Explosionen und im räumlichen Abstand zu den Ruinen umso beunruhigender.
„Die wiederholte Verseuchung des Tokioter Trinkwassers zeigt, dass die Atomkatastrophe noch lange nicht vorbei ist: Die Atom-Kernschmelzen von Fukushima sind weit von einem sicheren Abklingzustand entfernt, die Temperatur in den zerstörten Druckbehältern beträgt immer noch bis zu 149 °C – ein stabiler Zustand wird erreicht, wenn diese Temperatur unter 65 °C gesenkt werden kann. Bis dahin müssen die Reaktoren gekühlt werden – und setzen weiter Radioaktivität frei, wenn nicht ein geschlossener Kühlkreislauf installiert werden kann“, warnt Uhrig.
„Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo die internationale Staatengemeinschaft unter Federführung der IAEA die Kontrolle über die Nuklear-Wracks übernehmen muss. Es ist eine gemeinsame Anstrengung der Nationen nötig, um die unkontrollierte Freisetzung von hochradioaktivem Wasser zu beenden. Diese hat nicht nur lokale Auswirkungen auf das Grund- und Trinkwasser sondern auch über den Pazifik auf das Welt-Ökosystem Meere“, so Uhrig abschließend.
Quelle: Gobal 2000 / Sonnenseite
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Samstag, 9. Juli 2011
Aufräumarbeiten für Jahrzehnte
Japan wird noch jahrelang mit den Auswirkungen der Atomkatastrophe von Fukushima zu kämpfen haben - so lautet erstmals die Prognose der Regierung in Tokio. Allein zehn Jahre würde es dauern, bis die geschmolzenen Brennstäbe in dem havarierten AKW entnommen werden können.
Vor knapp vier Monaten führte ein Erdbeben zur Havarie des Fukushima-Reaktors in Japan und löste damit die weltweit schwerste Atomkatastrophe seit dem Super-Gau von Tschernobyl aus. Jetzt äußerte sich die japanische Regierung erstmals zu einem Zeitrahmen für die umfassenderen Aufräumarbeiten (siehe Bild) der Atomanlage. Demnach wird das Land noch Jahrzehnte mit der Beseitigung der Schäden zu kämpfen haben. Zahlreiche Menschen hätten aus dem Gebiet der Anlage in Sicherheit gebracht werden müssen und es werde wohl bis zu zehn Jahre dauern, um die Situation in der Atomanlage Fukushima unter Kontrolle zu bekommen, sagte Japans Regierungschef Naoto Kann in Tokio. "Bis der Unfall komplett ausgestanden ist, könnten sogar noch mehrere Jahrzehnte vergehen", fügte er hinzu.
Berichten des TV-Senders NHK zufolge gehen die japanische Atomenergiebehörde und der Betreiber der Anlage in Fukushima, Tepco, davon aus, dass sie erst 2021 mit der Entnahme der in drei Reaktoren geschmolzenen Brennstäbe beginnen können. Bis zum endgültigen Abriss der beschädigten Reaktoren könnten laut NHK-Bericht auch Tepco zufolge noch Jahrzehnte vergehen. Mitte März hatten ein Erdbeben der Stärke 9,0 und eine nachfolgende Tsunamiwelle im Nordosten Japans verheerende Schäden angerichtet. Infolge dessen wurden Teile der Anlage in Fukushima schwer beschädigt, in drei der sechs Reaktoren kam es zu einer Kernschmelze. Dadurch trat erhöhte Radioaktivität aus und die größte Atomkatastrophe seit dem Reaktorunfall von Tschernobyl vor 25 Jahren wurde ausgelöst.
Derweil steht Kans Regierung weiterhin für ihr Krisenmanagement in der Kritik. Kan hat bereits seinen Rücktritt für einen unbestimmten Zeitpunkt nach Bewältigung der ersten Notmaßnahmen angekündigt. Zwischen AKW-Betreibern und der Regierung ist unterdessen ein Streit über geplante Stresstests für Atomkraftwerke entbrannt, der den Zeitplan für das Wiederhochfahren stillgelegter Meiler verzögern könnte. Derzeit sind nur 19 der 54 Atomkraftwerke am Netz - Japan drohen nun Stromengpässe auch über den Sommer hinaus. Die Regierung hat bereits offiziell Stromsparen angeordnet, um einen Kollaps zu vermeiden.
Quelle: Spiegel & Agenturen lgr/AFP/Reuters
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Vor knapp vier Monaten führte ein Erdbeben zur Havarie des Fukushima-Reaktors in Japan und löste damit die weltweit schwerste Atomkatastrophe seit dem Super-Gau von Tschernobyl aus. Jetzt äußerte sich die japanische Regierung erstmals zu einem Zeitrahmen für die umfassenderen Aufräumarbeiten (siehe Bild) der Atomanlage. Demnach wird das Land noch Jahrzehnte mit der Beseitigung der Schäden zu kämpfen haben. Zahlreiche Menschen hätten aus dem Gebiet der Anlage in Sicherheit gebracht werden müssen und es werde wohl bis zu zehn Jahre dauern, um die Situation in der Atomanlage Fukushima unter Kontrolle zu bekommen, sagte Japans Regierungschef Naoto Kann in Tokio. "Bis der Unfall komplett ausgestanden ist, könnten sogar noch mehrere Jahrzehnte vergehen", fügte er hinzu.
Berichten des TV-Senders NHK zufolge gehen die japanische Atomenergiebehörde und der Betreiber der Anlage in Fukushima, Tepco, davon aus, dass sie erst 2021 mit der Entnahme der in drei Reaktoren geschmolzenen Brennstäbe beginnen können. Bis zum endgültigen Abriss der beschädigten Reaktoren könnten laut NHK-Bericht auch Tepco zufolge noch Jahrzehnte vergehen. Mitte März hatten ein Erdbeben der Stärke 9,0 und eine nachfolgende Tsunamiwelle im Nordosten Japans verheerende Schäden angerichtet. Infolge dessen wurden Teile der Anlage in Fukushima schwer beschädigt, in drei der sechs Reaktoren kam es zu einer Kernschmelze. Dadurch trat erhöhte Radioaktivität aus und die größte Atomkatastrophe seit dem Reaktorunfall von Tschernobyl vor 25 Jahren wurde ausgelöst.
Derweil steht Kans Regierung weiterhin für ihr Krisenmanagement in der Kritik. Kan hat bereits seinen Rücktritt für einen unbestimmten Zeitpunkt nach Bewältigung der ersten Notmaßnahmen angekündigt. Zwischen AKW-Betreibern und der Regierung ist unterdessen ein Streit über geplante Stresstests für Atomkraftwerke entbrannt, der den Zeitplan für das Wiederhochfahren stillgelegter Meiler verzögern könnte. Derzeit sind nur 19 der 54 Atomkraftwerke am Netz - Japan drohen nun Stromengpässe auch über den Sommer hinaus. Die Regierung hat bereits offiziell Stromsparen angeordnet, um einen Kollaps zu vermeiden.
Quelle: Spiegel & Agenturen lgr/AFP/Reuters
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Donnerstag, 7. Juli 2011
Schweden gibt AKW-Neubau auf
Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat ein vor zwei Jahren angekündigten AKW-Neubau ad acta gelegt. Der Grund: Es fehlen die "kommerziellen Voraussetzungen". Wegen der Ausbaus der Erneuerbaren wird der Stromüberschuss 2020 vermutlich 23 Terawattstunden - die Hälfte der derzeitigen Atomstromproduktion.
"Vattenfall will ein neues Kernkraftwerk bauen", schlagzeilten schwedische Medien Ende Oktober 2009. Da hatte der Staatskonzern ein Übereinkommen mit einer Gruppe industrieller Stromgroßverbraucher der Papier- und Stahlbranche geschlossen, die sich unter dem Namen "Industrikraft" zusammengetan hatten. Gemeinsam wollte man mindestens ein neues AKW bauen, "da die Sicherung von Arbeitsplätzen auf konkurrenzkräftigen Strompreisen beruht". Eine Inbetriebnahme in den 2020-er Jahren wurde ins Auge gefasst, als Standort war einer der aktuellen AKW-Standorte vorgesehen.
Gerade noch wollte Vattenfall ein neues Atomkraftwerk in Schweden bauen, als möglicher Standort war auch Forsmark im Gespräch wo seit den 80er Jahren drei Reaktoren arbeiten. (Foto: Anders Sandberg/Wikipedia)
20 Monate später wird das Abkommen mit "Industrikraft" – vom damaligen "Vattenfall"-CEO Lars Josefsson als "wegweisend" gefeiert – nun von Vattenfall nicht verlängert und das Projekt begraben. In einer knappen Presseerklärung informiert der Konzern über den Grund: Die kommerziellen Rahmenbedingungen stimmen nicht. Kein Neubau also, stattdessen werde Vattenfall sich auf Investitionen "in vorhandene Kern- und Wasserkraft" konzentrieren. Unerwartet ist dieser Beschluss nicht, meint Isadora Wronski von Greenpeace Schweden: "Mit der laufenden Nuklearkatastrophe in Japan, einer wachsenden Zahl von Ländern, die sich auf den Weg der Erneuerbaren schlagen und den bekannten Problemen mit den beiden AKW-Neubauten in der Europäischen Union, Olkiluoto und Flamanville, ist es wohl schwierig AKW-Neuinvestitionen zu rechtfertigen."
Die Kalkulation ging nicht auf, vermutet Lise Nordin, energiepolitische Sprecherin der schwedischen Grünen: Schweden, das an seinen AKWs nicht nur festhalte, sondern mit milliardenschweren Investitionen aus diesen Alt-Reaktoren mehr Leistung herauspressen wolle, sei nämlich aufgrund des Ausbau erneuerbarer Stromproduktion auf dem Weg zu einem Stromüberschuss. Dieser werde 2020 vermutlich 23 Terawattstunden betragen oder die Hälfte der gesamten letztjährigen Atomstromproduktion. Wenn also tatsächlich noch jemand Pläne für AKW-Neubauten in Schweden habe, so könnten diese nur auf den Exportmarkt zielen, meint Nordin. Und fordert, auch die schwedische Regierung müsse endlich Farbe bekennen, wie sie es in Zukunft mit der Atomkraft halte.
Quelle: Klimaretter.info / Reinhard Wolff
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"Vattenfall will ein neues Kernkraftwerk bauen", schlagzeilten schwedische Medien Ende Oktober 2009. Da hatte der Staatskonzern ein Übereinkommen mit einer Gruppe industrieller Stromgroßverbraucher der Papier- und Stahlbranche geschlossen, die sich unter dem Namen "Industrikraft" zusammengetan hatten. Gemeinsam wollte man mindestens ein neues AKW bauen, "da die Sicherung von Arbeitsplätzen auf konkurrenzkräftigen Strompreisen beruht". Eine Inbetriebnahme in den 2020-er Jahren wurde ins Auge gefasst, als Standort war einer der aktuellen AKW-Standorte vorgesehen.
Gerade noch wollte Vattenfall ein neues Atomkraftwerk in Schweden bauen, als möglicher Standort war auch Forsmark im Gespräch wo seit den 80er Jahren drei Reaktoren arbeiten. (Foto: Anders Sandberg/Wikipedia)
20 Monate später wird das Abkommen mit "Industrikraft" – vom damaligen "Vattenfall"-CEO Lars Josefsson als "wegweisend" gefeiert – nun von Vattenfall nicht verlängert und das Projekt begraben. In einer knappen Presseerklärung informiert der Konzern über den Grund: Die kommerziellen Rahmenbedingungen stimmen nicht. Kein Neubau also, stattdessen werde Vattenfall sich auf Investitionen "in vorhandene Kern- und Wasserkraft" konzentrieren. Unerwartet ist dieser Beschluss nicht, meint Isadora Wronski von Greenpeace Schweden: "Mit der laufenden Nuklearkatastrophe in Japan, einer wachsenden Zahl von Ländern, die sich auf den Weg der Erneuerbaren schlagen und den bekannten Problemen mit den beiden AKW-Neubauten in der Europäischen Union, Olkiluoto und Flamanville, ist es wohl schwierig AKW-Neuinvestitionen zu rechtfertigen."
Die Kalkulation ging nicht auf, vermutet Lise Nordin, energiepolitische Sprecherin der schwedischen Grünen: Schweden, das an seinen AKWs nicht nur festhalte, sondern mit milliardenschweren Investitionen aus diesen Alt-Reaktoren mehr Leistung herauspressen wolle, sei nämlich aufgrund des Ausbau erneuerbarer Stromproduktion auf dem Weg zu einem Stromüberschuss. Dieser werde 2020 vermutlich 23 Terawattstunden betragen oder die Hälfte der gesamten letztjährigen Atomstromproduktion. Wenn also tatsächlich noch jemand Pläne für AKW-Neubauten in Schweden habe, so könnten diese nur auf den Exportmarkt zielen, meint Nordin. Und fordert, auch die schwedische Regierung müsse endlich Farbe bekennen, wie sie es in Zukunft mit der Atomkraft halte.
Quelle: Klimaretter.info / Reinhard Wolff
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Austria will Atomimport stoppen
Die Österreicher haben frühzeitig nein zur Atomkraft gesagt. Das einzige AKW, das dort je gebaut wurde, ging nie in Betrieb: Zwentendorf, abgelehnt per Volksentscheid 1978. Es gibt nur einen wunden Punkt, den Stromimport. Anfangs Juli wurden die Weichen für ein Verbot gestellt - ein wichtiges Signal für ganz Europa.
Seit 1999 gibt es ein Bundesverfassungsgesetz Atomfreies Österreich. Die Stromimporte regelt es nicht. Derzeit importiert unser Nachbarland zwischen sechs und fünfzehn Prozent Atomstrom. Das entspricht ungefähr der Produktionsmenge von zwei durchschnittlichen Atomreaktoren. Am 1. Juli 2011 trafen sich nun Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger, die Organisationen Greenpeace und Global 2000 sowie Vertreter der Energiewirtschaft in Wien, um auch die Frage der Importe zu klären.
Das AKW Zwentendorf - nie in Betrieb gegangen (Bild: Greenpeace Deutschland).
Das Ergebnis der Zusammenkunft: Die österreichische Regierung wird ein Verbot zur Abgabe von Strom unbekannter Herkunft in die Wege leiten. Zulässig ist dann nur noch die Einfuhr von Strom, dessen Herkunft eindeutig belegbar ist. In einem zweiten Schritt im Herbst 2011 soll jeglicher Import von Atomstrom nach Österreich verboten werden. Greenpeace soll die Möglichkeit erhalten, die Umsetzung lückenlos und transparent zu überprüfen. "Transparenz wird entscheidend sein", sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. "Atomkraft wird in vielen Ländern Europas von einer großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Daher muss es auch das Recht geben, Atomstrom ausschließen zu können."
Das österreichische Vorgehen ist auch ein weiteres ernst zu nehmendes Hindernis für AKW-Neubauprojekte in Tschechien, der Slowakei und Slowenien. Ihre Geschäftsmodelle sind großteils auf Stromexporte angelegt. Wenn der Strom keine Abnehmer findet, lohnen sich die Investitionen nicht mehr. Auch für Deutschland, wo die Parlamentarier am 30. Juni dem Atomausstieg bis 2022 mehrheitlich zustimmten, ist das österreichische Vorgehen ein Signal. Smital: "Den Import von Atomstrom zu verbieten, ist ein wichtiger Schritt, um die Position des Atomausstiegs konsequent nach außen zu vertreten."
Quelle: Greenpeace Deutschland
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Seit 1999 gibt es ein Bundesverfassungsgesetz Atomfreies Österreich. Die Stromimporte regelt es nicht. Derzeit importiert unser Nachbarland zwischen sechs und fünfzehn Prozent Atomstrom. Das entspricht ungefähr der Produktionsmenge von zwei durchschnittlichen Atomreaktoren. Am 1. Juli 2011 trafen sich nun Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger, die Organisationen Greenpeace und Global 2000 sowie Vertreter der Energiewirtschaft in Wien, um auch die Frage der Importe zu klären.
Das AKW Zwentendorf - nie in Betrieb gegangen (Bild: Greenpeace Deutschland).
Das Ergebnis der Zusammenkunft: Die österreichische Regierung wird ein Verbot zur Abgabe von Strom unbekannter Herkunft in die Wege leiten. Zulässig ist dann nur noch die Einfuhr von Strom, dessen Herkunft eindeutig belegbar ist. In einem zweiten Schritt im Herbst 2011 soll jeglicher Import von Atomstrom nach Österreich verboten werden. Greenpeace soll die Möglichkeit erhalten, die Umsetzung lückenlos und transparent zu überprüfen. "Transparenz wird entscheidend sein", sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. "Atomkraft wird in vielen Ländern Europas von einer großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Daher muss es auch das Recht geben, Atomstrom ausschließen zu können."
Das österreichische Vorgehen ist auch ein weiteres ernst zu nehmendes Hindernis für AKW-Neubauprojekte in Tschechien, der Slowakei und Slowenien. Ihre Geschäftsmodelle sind großteils auf Stromexporte angelegt. Wenn der Strom keine Abnehmer findet, lohnen sich die Investitionen nicht mehr. Auch für Deutschland, wo die Parlamentarier am 30. Juni dem Atomausstieg bis 2022 mehrheitlich zustimmten, ist das österreichische Vorgehen ein Signal. Smital: "Den Import von Atomstrom zu verbieten, ist ein wichtiger Schritt, um die Position des Atomausstiegs konsequent nach außen zu vertreten."
Quelle: Greenpeace Deutschland
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Dienstag, 5. Juli 2011
Aus für AKW in Britannien?
Einem Prestigeprojekt von RWE und E.on droht das Aus: Laut "Süddeutscher Zeitung" überdenken die deutschen Energiekonzerne den Neubau mehrerer Atommeiler in Großbritannien. Nötige Milliardeninvestitionen seien Aktionären derzeit nur schwer zu vermitteln.
Erst Deutschland, jetzt Großbritannien: Nach dem Atomausstieg in der Bundesrepublik müssen RWE und E.on möglicherweise auch internationale Kraftwerksprojekte auf Eis legen. Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" rücken die Energiekonzerne vom geplanten Neubau von Atommeilern in Großbritannien ab. Es werde immer unwahrscheinlicher, dass die Neubauten des Gemeinschaftsunternehmens Horizon Nuclear Power wie geplant realisiert würden, verlautete aus beiden Konzernen. Die Investitionen komme schlicht zu teuer, sagten mit dem Projekt vertraute Manager der Zeitung.
Wegen fehlender Einnahmen nach dem beschleunigten Atomausstieg wollen die Konzerne ihre Schulden mit dem Verkauf von Unternehmensteilen reduzieren. Milliardeninvestitionen wie im Fall Horizon, die sich erst in vielen Jahren auszahlten, seien den eigenen Investoren derzeit kaum noch zu vermitteln. Auch Deutschlands Energiekonzern Nummer drei muss wegen des Atomausstiegs sparen. Laut "Financial Times Deutschland" prüft EnBW einen Verkauf von Anteilen seines Hochspannungsnetzes. "Wir überlegen, uns zu öffnen, was das Thema Netze angeht", sagte Vorstandschef Hans-Peter Villis der Zeitung. Die Mehrheit der Tochter EnBW Transportnetze bleibe auf jeden Fall bei EnBW.
Kommt es zum Teilverkauf, kann er mit einem Erlös in dreistelliger Millionenhöhe rechnen. Investoren haben bisher für je Tausend Kilometer Netz etwa 100 Millionen Euro gezahlt. Das EnBW-Netz ist mit 3644 Kilometern Länge das kleinste der vier deutschen Hochspannungsnetze. Mit EnBW gibt auch der letzte der vier großen Energiekonzerne den Anspruch auf Alleinherrschaft über seine sogenannten Strom-Autobahnen auf. E.on und Vattenfall haben ihre Hochspannungsnetze bereits komplett verkauft. RWE gibt voraussichtlich in den kommenden Tagen den Verkauf von 75 Prozent der Netztochter Amprion an eine Gruppe von Finanzinvestoren um die Commerzbank-Tochter Commerz Real bekannt.
Quellen: Agenturen ssu/dapd
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Erst Deutschland, jetzt Großbritannien: Nach dem Atomausstieg in der Bundesrepublik müssen RWE und E.on möglicherweise auch internationale Kraftwerksprojekte auf Eis legen. Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" rücken die Energiekonzerne vom geplanten Neubau von Atommeilern in Großbritannien ab. Es werde immer unwahrscheinlicher, dass die Neubauten des Gemeinschaftsunternehmens Horizon Nuclear Power wie geplant realisiert würden, verlautete aus beiden Konzernen. Die Investitionen komme schlicht zu teuer, sagten mit dem Projekt vertraute Manager der Zeitung.
Wegen fehlender Einnahmen nach dem beschleunigten Atomausstieg wollen die Konzerne ihre Schulden mit dem Verkauf von Unternehmensteilen reduzieren. Milliardeninvestitionen wie im Fall Horizon, die sich erst in vielen Jahren auszahlten, seien den eigenen Investoren derzeit kaum noch zu vermitteln. Auch Deutschlands Energiekonzern Nummer drei muss wegen des Atomausstiegs sparen. Laut "Financial Times Deutschland" prüft EnBW einen Verkauf von Anteilen seines Hochspannungsnetzes. "Wir überlegen, uns zu öffnen, was das Thema Netze angeht", sagte Vorstandschef Hans-Peter Villis der Zeitung. Die Mehrheit der Tochter EnBW Transportnetze bleibe auf jeden Fall bei EnBW.
Kommt es zum Teilverkauf, kann er mit einem Erlös in dreistelliger Millionenhöhe rechnen. Investoren haben bisher für je Tausend Kilometer Netz etwa 100 Millionen Euro gezahlt. Das EnBW-Netz ist mit 3644 Kilometern Länge das kleinste der vier deutschen Hochspannungsnetze. Mit EnBW gibt auch der letzte der vier großen Energiekonzerne den Anspruch auf Alleinherrschaft über seine sogenannten Strom-Autobahnen auf. E.on und Vattenfall haben ihre Hochspannungsnetze bereits komplett verkauft. RWE gibt voraussichtlich in den kommenden Tagen den Verkauf von 75 Prozent der Netztochter Amprion an eine Gruppe von Finanzinvestoren um die Commerzbank-Tochter Commerz Real bekannt.
Quellen: Agenturen ssu/dapd
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Sonntag, 3. Juli 2011
Mühleberg schon lange unsicher
Das AKW Mühleberg wurde vor ein paar Tagen aufgrund eines ETH-Gutachtens vom Netz genommen. Doch das Eidgenössische Nuklearinspektorat Ensi hätte Mühleberg schon vor einem Jahr abschalten müssen, schreiben TA-Online / «SonntagsZeitung». Weniger als 20 Prozent der Bevölkerung vertrauen im Übrigen gemäss einer Online-Umfrage den AKW-Betreibern noch.
Die Behörde hätte seit mehr als einem Jahr wissen müssen, dass bei starken Regenfällen die Aare Schlamm, Trümmer und Schwemmgut mitreissen und Kühlwasserleitungen verstopfen kann. Genau dies ist im Dezember 2009 im Französischen AKW Cruas 4 passiert. Der Vorfall war gravierend, die Werks-Crew musste einen Notfallplan anwenden, um die Situation zu beherrschen. Das Schweizer Recht schreibt vor, dass das Ensi bei einem gravierenden Vorfall im Ausland die Situation für die Schweizer AKW analysieren muss. Eine fundierte Prüfung hat das Ensi aber unterlassen, so die «SonntagsZeitung». Hätte es nach dem Vorfall in Frankreich ein Gutachten bei der ETH bestellt, wäre Mühleberg (siehe Luftbild) schon vor einem Jahr deswegen vom Netz gegangen.
Stattdessen schrieb das Ensi laut der Zeitung in einem Forschungsbericht vom Januar 2010, «die Auslegung der Kernkraftwerke in der Schweiz deckt derartige Störfallszenarien ab.» Das Gutachten der ETH von vergangener Woche hat das Gegenteil bewiesen. Wie die «SonntagsZeitung» berichtet wollte das Ensi auch nach dem Tsunami in Japan nichts von einer Verstopfungsgefahr bei Überflutungen wissen. Gegenüber der Zeitung habe das Inspektorat im April ein solches Szenario als unproblematisch bezeichnet.
Doch die ETH-Wissenschaftler haben das Szenario genau geprüft. Gegenüber der «SonntagsZeitung» sagen sie: «Wir haben mit Modellversuchen eindeutig nachweisen können, dass im Falle eines Extremhochwassers eine Verstopfungsgefahr der Kühlwasserentnahme besteht. Es ist aus dem Befund heraus klar, dass das Problem behoben werden muss.» Nun reagieren auch Politiker: SP-Energieexperte Roger Nordmann meinte gegenüber der «SonntagsZeitung», das Ensi komme seiner Aufsichtspflicht nicht nach. «Die Ensi-Verantwortlichen müssen durch neue, kritische Experten ersetzt werden», so Nordmann. Urek-Mitglied und SP-Fraktionschefin Ursula Wyss sagt gegenüber der Zeitung: «Direktor Hans Wanner muss die Verantwortung für die Fehler des Ensi tragen - und die Konsequenzen daraus ziehen.»
Quelle: TA-Online/Sonntagszeitung
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Die Behörde hätte seit mehr als einem Jahr wissen müssen, dass bei starken Regenfällen die Aare Schlamm, Trümmer und Schwemmgut mitreissen und Kühlwasserleitungen verstopfen kann. Genau dies ist im Dezember 2009 im Französischen AKW Cruas 4 passiert. Der Vorfall war gravierend, die Werks-Crew musste einen Notfallplan anwenden, um die Situation zu beherrschen. Das Schweizer Recht schreibt vor, dass das Ensi bei einem gravierenden Vorfall im Ausland die Situation für die Schweizer AKW analysieren muss. Eine fundierte Prüfung hat das Ensi aber unterlassen, so die «SonntagsZeitung». Hätte es nach dem Vorfall in Frankreich ein Gutachten bei der ETH bestellt, wäre Mühleberg (siehe Luftbild) schon vor einem Jahr deswegen vom Netz gegangen.
Stattdessen schrieb das Ensi laut der Zeitung in einem Forschungsbericht vom Januar 2010, «die Auslegung der Kernkraftwerke in der Schweiz deckt derartige Störfallszenarien ab.» Das Gutachten der ETH von vergangener Woche hat das Gegenteil bewiesen. Wie die «SonntagsZeitung» berichtet wollte das Ensi auch nach dem Tsunami in Japan nichts von einer Verstopfungsgefahr bei Überflutungen wissen. Gegenüber der Zeitung habe das Inspektorat im April ein solches Szenario als unproblematisch bezeichnet.
Doch die ETH-Wissenschaftler haben das Szenario genau geprüft. Gegenüber der «SonntagsZeitung» sagen sie: «Wir haben mit Modellversuchen eindeutig nachweisen können, dass im Falle eines Extremhochwassers eine Verstopfungsgefahr der Kühlwasserentnahme besteht. Es ist aus dem Befund heraus klar, dass das Problem behoben werden muss.» Nun reagieren auch Politiker: SP-Energieexperte Roger Nordmann meinte gegenüber der «SonntagsZeitung», das Ensi komme seiner Aufsichtspflicht nicht nach. «Die Ensi-Verantwortlichen müssen durch neue, kritische Experten ersetzt werden», so Nordmann. Urek-Mitglied und SP-Fraktionschefin Ursula Wyss sagt gegenüber der Zeitung: «Direktor Hans Wanner muss die Verantwortung für die Fehler des Ensi tragen - und die Konsequenzen daraus ziehen.»
Quelle: TA-Online/Sonntagszeitung
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Samstag, 2. Juli 2011
Mit Atomkraft gehts abwärts
12 AKW wurden endgültig abgeschaltet, drei in Betrieb genommen und nur mit dem Bau eines AKW begonnen. Eine Auswertung der Zahlen der IAEA (International Atomic Energy Agency) für das erste Halbjahr 2011 zeigt, dass sich weltweit der Niedergang der Atomkraft beschleunigt hat.
Das Ende der vier japanischen Atomkraftwerke ist das Ergebnis eines leidbringenden Unfalls. Die Abschaltung der acht deutschen AKW ist Folge einer Kettenreaktion: Denn die japanische Katastrophe hat die AntiAtom-Einstellung in Deutschland befeuert, die Bundeskanzlerin eines Besseren belehrt und ihre Regierung zur Kehrtwende gezwungen. Dies ist möglich geworden, weil vier Jahrzehnte lang Gesundheits- und Umweltschützer beharrlich auf die der Bevölkerung anfangs nicht bekannten Gefahren und Atommüllprobleme hingewiesen haben. In Deutschland hat dies in vorbildlicher Weise zukunftsfähigen Energietechniken den Weg bereitet.
Heute wird schon 20 Prozent unseres Nettostromverbrauchs aus Wind-, Wasser-, Biomasse- und Solarenergie gedeckt. Gut 350.000 Arbeitsplätze sind entstanden und die grüne Energietechnik aus Deutschland ist in wichtigen Segmenten Weltmarktführer. Hingegen schrumpfte im ersten Halbjahr 2011 weltweit die Atomenergie. Dies bestätigt auch eine Betrachtung nicht nach Kraftwerken, sondern nach elektrischer Leistung:
Endgültige Abschaltung: 11,5 GW (Gigawatt)
* Japan 2,7 GW (2.719.000 Kilowatt)
* Deutschland 8,8 GW (8.821.000 Kilowatt)
Inbetriebnahme: 1,5 GW
Baubeginn: 0,3 GW
In Japan sind noch viel mehr AKW am 11. März 2011 schnell abgeschaltet worden. Bis heute ist allerdings noch nicht entschieden worden, welche endgültig außer Betrieb genommen werden. Zurzeit laufen nur 19 der 54 AKW, die vor dem 11. März ans Netz angeschlossen waren.
Quellen: Sonnenseite / FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V.
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Das Ende der vier japanischen Atomkraftwerke ist das Ergebnis eines leidbringenden Unfalls. Die Abschaltung der acht deutschen AKW ist Folge einer Kettenreaktion: Denn die japanische Katastrophe hat die AntiAtom-Einstellung in Deutschland befeuert, die Bundeskanzlerin eines Besseren belehrt und ihre Regierung zur Kehrtwende gezwungen. Dies ist möglich geworden, weil vier Jahrzehnte lang Gesundheits- und Umweltschützer beharrlich auf die der Bevölkerung anfangs nicht bekannten Gefahren und Atommüllprobleme hingewiesen haben. In Deutschland hat dies in vorbildlicher Weise zukunftsfähigen Energietechniken den Weg bereitet.
Heute wird schon 20 Prozent unseres Nettostromverbrauchs aus Wind-, Wasser-, Biomasse- und Solarenergie gedeckt. Gut 350.000 Arbeitsplätze sind entstanden und die grüne Energietechnik aus Deutschland ist in wichtigen Segmenten Weltmarktführer. Hingegen schrumpfte im ersten Halbjahr 2011 weltweit die Atomenergie. Dies bestätigt auch eine Betrachtung nicht nach Kraftwerken, sondern nach elektrischer Leistung:
Endgültige Abschaltung: 11,5 GW (Gigawatt)
* Japan 2,7 GW (2.719.000 Kilowatt)
* Deutschland 8,8 GW (8.821.000 Kilowatt)
Inbetriebnahme: 1,5 GW
Baubeginn: 0,3 GW
In Japan sind noch viel mehr AKW am 11. März 2011 schnell abgeschaltet worden. Bis heute ist allerdings noch nicht entschieden worden, welche endgültig außer Betrieb genommen werden. Zurzeit laufen nur 19 der 54 AKW, die vor dem 11. März ans Netz angeschlossen waren.
Quellen: Sonnenseite / FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V.
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