Montag, 9. April 2012

ENSI muss (müsste) handeln

Das Wasserstoffproblem oder mögliche Hangrutsche sind zwei der Gefahren, welche das Eidgenössische Inspektorat für Nuklearsicherheit (Ensi) nicht genug in Betracht gezogen habe. Zu diesem Schluss kommt die Kommission für nukleare Sicherheit in ihrem Fukushima-Bericht gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur SDA, bezugnehmend auf eine Echo-Sendung von Radio DRS.

Die Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) hatte Ende März ihren Bericht zur Reaktorkatastrophe von Fukushima veröffentlicht. Darin empfiehlt sie einige weitergehende Massnahmen als das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) in Betracht zieht. Insbesondere das Wasserstoffproblem ist nach Ansicht der KNS in Schweizer Atomkraftwerken noch nicht befriedigend gelöst. Die Kommission, die den Bundesrat und das Ensi in Fragen der nuklearen Sicherheit von Atomkraftwerken berät, schreibt: «Der Beherrschung einer schnellen Wasserstoffproduktion muss mehr Beachtung geschenkt werden.»

Es gelte zu verhindern, dass in einem grösseren Teil des Reaktorblocks ein zündfähiges Gemisch entstehe. Sollte es dennoch zu einer Zündung von Wasserstoffgas kommen, so müsse die Druckspitze beherrschbar bleiben, schreibt die KNS in ihrem Bericht, den das «Echo der Zeit» von Schweizer Radio DRS am Samstagabend publik gemacht hat. In der Schweiz werde die Wasserstoffkonzentration zwar überwacht. Die Systeme seien allerdings je nach AKW unterschiedlich und die Ziele könnten «mit den vorgesehenen Vorkehrungen nicht hinreichend sicher erreicht werden». Deshalb empfiehlt die KNS als «bevorzugtes Mittel» eine kontrollierte Druckentlastung «deutlich vor Erreichen des Berstdrucks».

Als Kritik kann die Empfehlung der KNS aufgefasst werden, dass die «Fragen der massgebenden Erdbebengefährdung mittlerweile seit zehn Jahren hängig sind». Die Annahmen bedürften einer Anpassung an den «neueren Stand der Technik». Die KNS fordert, dass diese Gefahrenbeurteilung zeitnah abgeschlossen und die Bestimmungen durch die AKW-Aufsichtsbehörde Ensi festgelegt werden. Deutlich wird die Kommission bei der Hochwassergefahr: Historische Untersuchungen könnten neue Erkenntnisse liefern, hält sie in ihrem Bericht fest und empfiehlt, dass diese bei den periodischen Sicherheitsüberprüfungen auch berücksichtigt werden.

Zudem regt die KNS an, die Gefahr von gleichzeitig auftretenden Hangrutschen zu beachten. Auch die Gefahr bei anhaltender Trockenheit sei vertieft abzuklären. Diese könnten in die detaillierteren Nachweise zur Beherrschung von extremen Wetterbedingungen einfliessen, welche das Ensi nach dem EU- Stresstest von den AKW-Betreibern nun fordert.

Zu den weiteren Empfehlungen gehört auch, dass Batterielaufzeiten optimiert werden, um batteriegestützte Systeme am Laufen zu halten, denn in Fukushima hätten die Ausfälle dieser Systeme zum «katastrophalen Unfallverlauf» geführt. Zentrale Bedeutung für die Sicherheit habe jedoch der Mensch «als Wissens- und Handlungsträger». Die ältesten AKW in der Schweiz seien nun rund 40 Jahre alt. Um die Jahrtausendwende seien «die letzten Angehörigen der Gründergeneration aus dem Berufsleben ausgeschieden»; es habe in der gesamten Atomenergiewirtschaft ein Generationenwechsel stattgefunden. «Auch bei sorgfältig gestalteten Übergangsregelungen ist damit unvermeidbar ein Verlust an Kenntnissen und Erfahrungen verbunden», hält die KNS in ihrem «Bericht zu Fukushima - Folgemassnahmen in der Schweiz» fest.

Es brauche daher unabhängige und kompetente Kontrollstrukturen. Auch wenn primär die Betreiber für die Sicherheit verantwortlich seien, müsse «die Aufsichtsbehörde in der Lage sein zu überprüfen, ob die Vorschriften durch die Betreiber korrekt umgesetzt werden». Dem Ensi falle bei einem Zwischenfall oder Unfall die Aufgabe zu, die Vorgehensweise des Betreibers zu bewerten. Dabei müssten die Notfall-Situation und die Zweckmässigkeit von Massnahmen unabhängig vom Betreiber laufend beurteilt werden. Das Ensi müsse dazu dauerhaft fähig sein, empfiehlt die KNS.

Quelle: SDA/DRS

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