Freitag, 2. März 2012

Areva macht Milliardenverlust

Der weltgrößte Atomkonzern, die staatlich dominierte französische Areva, hat 2011 tiefrote Zahlen geschrieben. Der Milliardenverlust ist aber nicht in erster Linie eine Folge der Katastrophe von Fukushima, wie das Handelsblatt schreibt.

Das Atomkraftwerk Pierrelatte im Südosten Frankreichs: Der Atomgigant Areva hat 2011 einen hohen Verlust gemacht. Quelle: AFP
Das Atomkraftwerk Pierrelatte im Südosten Frankreichs: Der Atomgigant Areva hat 2011 einen hohen Verlust gemacht. Quelle: AFP

Das französische Unternehmen hat zum Wochenende einen Verlust in Höhe von 2,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr bekannt gegeben. Auslöser war vor allem eine Wertberichtigung auf Uranminen-Projekte in Höhe von knapp 1,5 Milliarden Euro, wie Areva in Paris mitteilte. Die Gesellschaft Uramin, die Areva 2007 für etwa zwei Milliarden Euro gekauft hatte, ist demnach heute fünf Mal weniger wert.

Das Uranminen-Geschäft steht auch im Zentrum der Auseinandersetzung des Konzerns mit der früheren Areva-Chefin Anne Lauvergeon, die ihren Posten im vergangenen Juni aufgeben musste. Sie erhebt den Vorwurf, im Zusammenhang mit dem Kauf von Uramin von Areva bespitzelt worden zu sein.

Weitere Abschreibungen in Höhe von rund 600 Millionen Euro und Rückstellungen gehen auf den Rückbau von Nuklearanlagen, auf Verzögerungen beim Bau eines neuen Druckwasserreaktors EPR in Finnland (siehe atominfomedia vom 12. Oktober 2011) sowie auf die -recht begrenzten - Geschäftseinbußen infolge der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima zurück, Wertminderungen mussten auch auf die Chemie- und Anreicherungssparte vorgenommen werden. Der Umsatz sank um 2,6 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro.

Vor dem Hintergrund des schwierigen Umfelds demonstriere der nur leichte Erlösrückgang die Robustheit des Geschäftsmodells, kommentierte Konzernchef Luc Oursel unter Anspielung auf die Folgen der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima. Zum Jahresende 2011 habe sich die Auftragslage wieder deutlich verbessert. Ende des Jahres habe der Bestand mit 45,6 Milliarden Euro um 3,1 Prozent höher gelegen als im Vorjahr.

Rund eine Milliarde Euro kostete den überwiegend staatlichen Konzern der Ausstieg von Siemens aus dem ehemals gemeinsamen Kerntechnikunternehmen Areva NP. Der deutsche Industriekonzern musste Areva zwar wegen der abrupten Vertragsauflösung eine Strafe in Höhe 648 Millionen Euro zahlen, die Franzosen legten allerdings 1,68 Milliarden Euro für den Anteilsrückkauf hin.

Als Antwort auf eine der schwersten Krisen der Kernenergie hatte Oursel bereits Ende vergangenen Jahres ein umfassendes Sparpaket angekündigt. Bis 2015 soll jährlich eine Milliarde Euro eingespart werden. Nach dem deutschen Atomausstieg sollen in der Bundesrepublik bis zu 1500 der 5700 Stellen wegfallen. Zudem setzt Areva weltweit Investitionen in Milliardenhöhe aus und will sich von Geschäftsbereichen trennen. Bis 2016 soll der staatlich kontrollierte Atomriese mit weltweit 50.000 Mitarbeitern wieder auf Kurs liegen.

Dass das Ergebnis nicht noch schlechter ausgefallen ist, lag gemäss einer Spezialmeldung der Nachhaltigkeitsplattform klimaretter.info vor allem am Wachstum im Geschäftsfeld "Erneuerbare Energien". Der Umsatz in dieser Sparte stieg von 150 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 297 Millionen Euro im darauffolgenden Jahr. Umsatzgewinne von 18 Prozent verzeichnete der Konzern ebenfalls in der Sparte Bergbau.

2010 hatte Areva noch einen Gewinn von 883 Millionen Euro verbucht. Dies ging allerdings auf einen hohen Sondergewinn durch den Verkauf der Tochter T&D (Transmission & Distribution) zurück. Zuletzt beschäftigte Areva weltweit rund 50.000 Menschen. Der Hauptsitz in Deutschland befindet sich in Erlangen bei Nürnberg.

Quelle: Handelsblatt

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