Montag, 15. August 2011

Fukushima-Reaktoren in Europa

Baugleiche AKWs laufen weiter: GLOBAL 2000 zeigt eine Störfall-Karte mit Hochrisikoreaktoren in Europa und bereits geschehenen Zwischenfällen. Unter den Hochrisiko-AKW figuriert mit Mühleberg auch eine Anlage aus der Schweiz.

Fünf Monate nach dem schweren Erdbeben und Tsunami entweichen immer noch radioaktive Stoffe aus den vier Reaktor-Ruinen im japanischen Fukushima. "Die stärkste Freisetzung erfolgte in den ersten sechs Wochen durch die Explosionen und das unkontrollierte Auslaufen des Kühlwassers ins Meer und in den Untergrund. Aber immer noch verdampft radioaktives Kühlwasser und die Dekontaminierungsanlage funktioniert nur teilweise. In dieser Anlage sollen aus den über 100 Millionen Litern hochradioaktivem Wasser die Radionuklide herausgefiltert werden, die dann als Rückstand für mindestens 300 Jahre abgeschirmt gelagert werden müssen", fasst Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000, die Lage in Japan zusammen.

Doch Japan scheint nicht abschreckend genug zu sein:
Immer noch laufen die baugleichen Reaktoren weltweit, davon auch mehrere in Europa, wie die aktualisierte Fassung der GLOBAL 2000 Störfall-Karte zeigt. Eine Studie der amerikanischen Regulierungsbehörde Nuclear Regulatory Commission kam schon 1985 zum Schluss, dass diese Containment-Type bereits wenige Stunden nach einer Kernschmelze versagen würde und die hochradioaktiven Stoffe in die Umgebung des AKW austreten würden - genau das hat sich wenige Stunden nach dem Erdbeben in Japan ereignet.

"Das Kraftwerk in Mühleberg in der Schweiz beispielsweise liegt in einem Flusstal nahe Bern (siehe Luftbild): Aufgrund eines Designfehlers können bei Überflutung alle Pumpen dieses Kraftwerks ausfallen. Eine Kernschmelze in Fukushima wäre dann kaum noch vermeidbar." Auch zu alte Reaktoren stehen in Europa - die Laufzeit des Reaktors in Santa María de Garona in Spanien wurde vorletzes Jahr wieder verlängert.




Wie die Reaktorkatastrophen in Japan gezeigt haben, sind Atomkraftwerke für ihren Regelbetrieb und für die Abschaltphase auf ein Funktionieren der Kühlsysteme angewiesen. Immer wieder kommt es jedoch zum teilweisen oder vollständigen Ausfall der Kühlanlagen, wie die GLOBAL 2000 Störfall-Karte dokumentiert. "Wir aktualisieren die Karte laufend, immer wieder kommt es zu Zwischenfällen durch verstopfte Ansaugstutzen durch Laub oder wie zuletzt Quallen, oder durch den Ausfall der regulären Kühlpumpen durch einen schlichten Kurzschluss wie 2006 in Forsmark in Schweden, wo es den Arbeitern sieben Minuten vor Beginn der Kernschmelze gelang, die Notstromgeneratoren zu starten und damit einen GAU abzuwenden", so Uhrig. "Tagtäglich spielen wir russisches Roulette mit der wahnsinnigen Stromerzeugungsart Atomkraft - wie die Störfall-Karte dokumentiert kommt es im Schnitt zu zwei Zwischenfällen PRO TAG allein in französischen Atomkraftwerken."

Die einzig verantwortliche Konsequenz ist die sofortige Abschaltung aller Hochrisiko-Reaktoren, die in der "Abschalten! Jetzt!"-Petition definiert und in der Störfall-Karte aufgezeigt werden, sowie ein europaweiter Atomausstieg bis 2020. "700.000 UnterstützerInnen der Petition 'Abschalten! Jetzt!' fordern mit uns, jetzt die Notbremse zu ziehen, wie dies die deutsche Regierung immerhin gemacht hat: Die Höchstrisikoreaktoren sind dort sofort nach den Reaktorunglücken in Fukushima stillgelegt worden", berichtet Uhrig. "Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass dies auch in den anderen europäischen Ländern geschieht - am 6. September übergeben wir die Petitionen an die Vorsitzende des Petitionsausschusses des Europaparlaments - jede zusätzliche Unterstützerin und jeder Unterstützer mehr zählt."

Quelle: GLOBAL 2000 2011

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