Einmal mehr korrigiert der Bund die
Stilllegungs- und Entsorgungskosten für unsere fünf alten AKW nach oben.
Und einmal mehr sagt die Schweizerische Energie Stiftung (SES) dazu: Das sind illusorische
Schönwetterprognosen. Die Kosten werden mit grösster Wahrscheinlichkeit
massiv höher sein.
Um diese Aussage noch besser abstützen zu können, hat sich die SES auf die
Suche nach den versteckten Kosten der Schweizer Atomkraftwerke gemacht. In der
neuen Studie
«Atomvollkosten – Was der Atomstrom wirklich kostet» können Sie nachlesen, was uns der Schweizerische Atomstrom „all inclusive“ dereinst kosten könnte.
Für
die Kostenberechnung hat die SES wie der Bund eine Laufzeit von 50 Jahren
angenommen sowie die bisherigen Forschungsausgaben und realistischen
Eigenkapitalkosten aufgerechnet. Nicht einmal dabei sind die „Nebenkosten“ des
Uranabbaus. In drei Szenarien variieren die
Versicherungsprämien und „Back-End-Kosten“ für Stilllegung und
Entsorgung.
Das Resultat: Atomstrom kostet pro Kilowattstunde (KWh) „all inclusive“ zwischen 16 und 59
Rappen. Bereits die vom Bundesrat geforderte 30%
Reserve für die Entsorgung plus die Versicherungskosten für einen mit
Fukushima vergleichbaren Unfall würde den Atomstrom um 11 Rappen/kWh
verteuern. Rechnet man aufgrund praktischer Erfahrungen beim Bau von
Grossprojekten (etwa NEAT) einen „Sicherheitszuschlag“ von 100% beim
Endlagerbau hinzu, und geht man von der fiktiven Schadenssumme aus, die
das Bundesamt für Zivilschutz für einen Störfall in der Schweiz
berechnet hat, kostet der Atomstrom 36 Rappen. Auf 59 Rappen schlägt das
Pendel aus, wenn wir Unfallkosten aus deutschen Studien und die
jährliche Verteuerung der Endlager-Baukosten hinzuziehen.
Wenn man nicht will, dass künftige Generationen die
Entsorgungskosten berappen müssen, dann müsste der Entsorgungsfonds
jetzt massiv vergrössert werden. Und, so schreibt die SES weiter: «Wenn wir nicht wollen, dass wie in Japan das
Volk für die Kosten der Kernschmelze aufkommen muss, dann müssten wir
endlich eine ernsthafte Haftpflichtversicherung für AKW-Betreiber
einführen. Denn niemand entschädigt Ihnen heute den Wert Ihrer
Immobilie, wenn Sie diese wegen eines Atomunfalls für Jahrzehnte
verlassen müssen.»
Florian Brunner, der Autor der Studie, kommt zum Schluss: «Niemand weiss
genau, wie teuer uns die 50 Jahre Schweizer Atomstrom dereinst zu
stehen kommen, aber schon heute ist sicher, dass jede hier produzierte
Kilowattstunde teurer gewesen sein wird, als der Strom aus Wasserkraft“.
» Studie als PDF zum Downloaden
» Interview mit Florian Brunner, Autor der Studie
Quelle: Schweizerische Enerige Stiftung SES
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... dokumentiert die Fallstricke der Atomindustrie; ... gehört zu «Media for Sustainability» des Ökonomen und Journalisten Guntram Rehsche (siehe auch http://guntram-rehsche.blogspot.com); ... Beiträge zeitlich geordnet, Stichwort- / Labelsuche in linker Spalte; ... Unterstützung mit Zahlung von 20 CHF auf Konto: Zürcher Kantonalbank / Guntram Rehsche / IBAN CH46 0070 0111 3009 63007 (für Zahlungen aus Ausland auch BIC (SWIFT-Code) angeben: ZKBKCHZZ80A) - Danke!
Montag, 25. November 2013
Donnerstag, 21. November 2013
Mühleberg muss Auflagen erfüllen
Das Atomkraftwerk Mühleberg muss 18 Forderungen
der Aufsichtsbehörde (Ensi) umsetzen, die teilweise erst kurz vor Betriebsende
zum Tragen kommen, wie das Ensi am Donnerstag bekanntgab (siehe auch Atominfomedia vom 30. Oktober 2013).
Für das Kernkraftwerk Mühleberg gelten trotz vorzeitiger Abschaltung im Jahr 2019 praktisch die gleichen Auflagen der Aufsichtsbehörde wie bei einem unbefristeten Langzeitbetrieb. Dies verordnete das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi). Die verkürzte Laufzeit entbinde die Mühleberg-Betreiberin nicht davon, weiter in die Sicherheit des Kernkraftwerkes zu investieren, sagte Ensi-Direktor Hans Wanner vor den Medien in Brugg AG. Das Ensi besteht darauf, dass die Sicherheitsmarge bis zum letzten Betriebstag 2019 gewährleistet ist.
Die meisten Ensi-Auflagen blieben gegenüber jenen aus der letzten Stellungnahme zum unbefristeten Langzeitbetrieb unverändert bestehen, sage Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke. 5 der 18 Forderungen muss das AKW Mühleberg bis Ende dieses Jahres umgesetzt haben, weitere 11 im kommenden Jahr. Verschiedene Massnahmen, die für den unbefristeten Langzeitbetrieb vorgesehen waren, können erst bis 2017 realisiert werden. Diese werden somit bei einer Abschaltung 2019 nur zwei Jahre zum Tragen kommen.
Die Betreiberin BKW muss trotz vorzeitiger Abschaltung noch einmal kräftig in ihr Werk investieren. Gefordert werden Stabilisierungsmassnahmen für den Kernmantel, die Realisierung der zusätzlichen, erdbebenfesten und überflutungssicheren, von der Aare unabhängigen Kühlwasserversorgung und die Realisierung eines erdbebenfesten und überflutungssicheren Brennelementebecken-Kühlsystems. Bei verschiedenen Massnahmen hat das AKW Mühleberg die Möglichkeit, ein neues Konzept einzureichen. Abweichungen von den ursprünglichen Forderungen für den Langzeitbetrieb seien aber mit der Bedingung verknüpft, dass die notwendige Sicherheit weiterhin gewährleistet werden muss, wurde betont.
Das Ensi fordert aber auch grosse Sicherheit nach dem Abschalten des Werkes. Beim Übergang vom Betrieb in den Nachbetrieb müsse genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen, verlangt das Ensi. Die BKW muss dem Ensi bis Ende 2014 Unterlagen einreichen, wie sie sich den Betrieb in Mühleberg nach 2019 vorstellt.
Quelle: Agenturen
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Für das Kernkraftwerk Mühleberg gelten trotz vorzeitiger Abschaltung im Jahr 2019 praktisch die gleichen Auflagen der Aufsichtsbehörde wie bei einem unbefristeten Langzeitbetrieb. Dies verordnete das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi). Die verkürzte Laufzeit entbinde die Mühleberg-Betreiberin nicht davon, weiter in die Sicherheit des Kernkraftwerkes zu investieren, sagte Ensi-Direktor Hans Wanner vor den Medien in Brugg AG. Das Ensi besteht darauf, dass die Sicherheitsmarge bis zum letzten Betriebstag 2019 gewährleistet ist.
Die meisten Ensi-Auflagen blieben gegenüber jenen aus der letzten Stellungnahme zum unbefristeten Langzeitbetrieb unverändert bestehen, sage Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke. 5 der 18 Forderungen muss das AKW Mühleberg bis Ende dieses Jahres umgesetzt haben, weitere 11 im kommenden Jahr. Verschiedene Massnahmen, die für den unbefristeten Langzeitbetrieb vorgesehen waren, können erst bis 2017 realisiert werden. Diese werden somit bei einer Abschaltung 2019 nur zwei Jahre zum Tragen kommen.
Die Betreiberin BKW muss trotz vorzeitiger Abschaltung noch einmal kräftig in ihr Werk investieren. Gefordert werden Stabilisierungsmassnahmen für den Kernmantel, die Realisierung der zusätzlichen, erdbebenfesten und überflutungssicheren, von der Aare unabhängigen Kühlwasserversorgung und die Realisierung eines erdbebenfesten und überflutungssicheren Brennelementebecken-Kühlsystems. Bei verschiedenen Massnahmen hat das AKW Mühleberg die Möglichkeit, ein neues Konzept einzureichen. Abweichungen von den ursprünglichen Forderungen für den Langzeitbetrieb seien aber mit der Bedingung verknüpft, dass die notwendige Sicherheit weiterhin gewährleistet werden muss, wurde betont.
Das Ensi fordert aber auch grosse Sicherheit nach dem Abschalten des Werkes. Beim Übergang vom Betrieb in den Nachbetrieb müsse genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen, verlangt das Ensi. Die BKW muss dem Ensi bis Ende 2014 Unterlagen einreichen, wie sie sich den Betrieb in Mühleberg nach 2019 vorstellt.
Quelle: Agenturen
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Mittwoch, 13. November 2013
Verstrahltes Wasser treibt in die USA
Die Lage im zerstörten japanischen AKW
Fukushima gerät zunehmend außer Kontrolle, wie das Internetportal klimaretter.info schreibt. Offenbar wegen schwerster
Sicherheitsbedenken verschiebt der Betreiber Tepco die geplante
Bergung der über Tausend notgekühlten Brennstäbe aus dem Abklingbecken
des einsturzgefährdeten Blocks 4. Außerdem treibt eine riesige Blase aus
verstrahltem Wasser über den Pazifischen Ozean auf die Westküste der
USA zu.
Klimaretter.info bezieht sich dabei auf das Nachrichtenportal Ingenieur.de des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) von Anfang der Woche. Die radioaktive Wasserblase enthalte Cäsium 137 sowie den "Knochenkiller" Strontium und habe im Pazifik schon für deutliche Schäden gesorgt, schreibt Ingenieur.de. Aus undichten Tanks fließen in Fukushima jeden Tag rund 300 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer. US-Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Blase im März nächsten Jahres die kalifornische Küste erreicht, und fordern eine bessere Lebensmittelüberwachung. Bei vor Kalifornien gefangenen Thunfischen wurde bereits eine radioaktive Belastung festgestellt. Im Plankton zwischen Hawaii und der US-Westküste seien zudem "sehr große Mengen von Cäsium 137" gemessen worden, so das VDI-Portal. Plankton steht am Beginn der marinen Nahrungskette.
Um die Pazifik-Verstrahlung zu stoppen, wollte Tepco eigentlich dieser Tage mit der Bergung von rund 1.300 in kritischem Zustand befindlichen Brennstäben beginnen, die wegen der Explosion in Block 4 in einem nicht sicheren und seit der Katastrophe 2011 notgekühlten Abklingbecken liegen. Doch die Aktion sei vorerst abgeblasen worden, denn die Brennelemente lägen "wie Mikadostäbe" in dem Becken und könnten nicht wie geplant mit einem manuell gesteuerten Kran herausgeholt werden, so Ingenieur.de.
Falls die Bergung schiefgeht, könnte es auch in Block 4 zur Kernschmelze kommen. Bei ungünstigem Wind müssten dann 35 Millionen Menschen aus Tokio evakuiert werden. "Wir können nur beten, dass alles gutgeht", zitierte die Neue Osnabrücker Zeitung einen japanischen Spezialisten für Brennstabtransporte. Auch der Chef der japanischen Atomaufsicht Shunichi Tanaka hält dem Blatt zufolge die Aktion für riskanter, als mit dem verstrahlten Kühlwasser weiterzumachen. Trotzdem hatte Tanaka seine Zustimmung zur Bergung gegeben – ob er von der japanischen Regierung dazu gedrängt wurde, kann nur gemutmaßt werden.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am Wochenende, dass in mehreren Ländern Experten eindringlich vor der Beräumung des Abklingbeckens durch Tepco gewarnt hätten. Der ehemalige japanische Botschafter in der Schweiz Mitsuhei Murata schrieb laut FAZ an US-Präsident Barack Obama, die Welt müsse sich jetzt in Fukushima einmischen. Der kanadische Umweltaktivist Harvey Wasserman sprach sogar vom "gefährlichsten Moment für die Menschheit seit der Kuba-Krise". Der deutsche Atomexperte Sebastian Pflugbeil hatte bereits im Oktober gewarnt: "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rettung gelingt, geht gegen Null."
Quelle: klimaretter.info
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Klimaretter.info bezieht sich dabei auf das Nachrichtenportal Ingenieur.de des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) von Anfang der Woche. Die radioaktive Wasserblase enthalte Cäsium 137 sowie den "Knochenkiller" Strontium und habe im Pazifik schon für deutliche Schäden gesorgt, schreibt Ingenieur.de. Aus undichten Tanks fließen in Fukushima jeden Tag rund 300 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer. US-Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Blase im März nächsten Jahres die kalifornische Küste erreicht, und fordern eine bessere Lebensmittelüberwachung. Bei vor Kalifornien gefangenen Thunfischen wurde bereits eine radioaktive Belastung festgestellt. Im Plankton zwischen Hawaii und der US-Westküste seien zudem "sehr große Mengen von Cäsium 137" gemessen worden, so das VDI-Portal. Plankton steht am Beginn der marinen Nahrungskette.
Um die Pazifik-Verstrahlung zu stoppen, wollte Tepco eigentlich dieser Tage mit der Bergung von rund 1.300 in kritischem Zustand befindlichen Brennstäben beginnen, die wegen der Explosion in Block 4 in einem nicht sicheren und seit der Katastrophe 2011 notgekühlten Abklingbecken liegen. Doch die Aktion sei vorerst abgeblasen worden, denn die Brennelemente lägen "wie Mikadostäbe" in dem Becken und könnten nicht wie geplant mit einem manuell gesteuerten Kran herausgeholt werden, so Ingenieur.de.
Falls die Bergung schiefgeht, könnte es auch in Block 4 zur Kernschmelze kommen. Bei ungünstigem Wind müssten dann 35 Millionen Menschen aus Tokio evakuiert werden. "Wir können nur beten, dass alles gutgeht", zitierte die Neue Osnabrücker Zeitung einen japanischen Spezialisten für Brennstabtransporte. Auch der Chef der japanischen Atomaufsicht Shunichi Tanaka hält dem Blatt zufolge die Aktion für riskanter, als mit dem verstrahlten Kühlwasser weiterzumachen. Trotzdem hatte Tanaka seine Zustimmung zur Bergung gegeben – ob er von der japanischen Regierung dazu gedrängt wurde, kann nur gemutmaßt werden.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am Wochenende, dass in mehreren Ländern Experten eindringlich vor der Beräumung des Abklingbeckens durch Tepco gewarnt hätten. Der ehemalige japanische Botschafter in der Schweiz Mitsuhei Murata schrieb laut FAZ an US-Präsident Barack Obama, die Welt müsse sich jetzt in Fukushima einmischen. Der kanadische Umweltaktivist Harvey Wasserman sprach sogar vom "gefährlichsten Moment für die Menschheit seit der Kuba-Krise". Der deutsche Atomexperte Sebastian Pflugbeil hatte bereits im Oktober gewarnt: "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rettung gelingt, geht gegen Null."
Quelle: klimaretter.info
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Montag, 4. November 2013
EE statt Mühleberg und Beznau
Seit der Bekanntgabe der BKW, das
AKW Mühleberg 2019 stilllegen zu wollen, geistert wieder der Begriff der
«Stromlücke» durch die Schweizer Medienlandschaft. Woher soll der Strom
kommen, der heute in Mühleberg produziert wird? Selbstverständlich aus
erneuerbaren Energien (EE)!
Das ist ganz im Sinne der Energiestrategie des Bundes und absolut realistisch. In Europa herrscht auf absehbare Zeit ein Strom-Überangebot, also wäre eine Substitution versorgungstechnisch noch nicht einmal nötig. Es wäre aber aus Sicherheitsgründen sinnvoll und problemlos möglich, auch die beiden Uraltreaktoren in Beznau vor 2020 abzuschalten - so eine Stellungnahme der Schweizerischen Energie Stiftung SES. Kaum hat die BKW ihren Entscheid kommuniziert, sind schon erste Stimmen laut geworden, die sich fragen, woher denn dereinst der Strom kommen soll. So sagte FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen gegenüber dem Tagesanzeiger (1): «Um das Kernkraftwerk Mühleberg zu ersetzen, bräuchte es etwa 740 Windturbinen». Er fragt sich, was die Alternativen seien. Davon abgesehen, dass bereits 500 moderne Windräder genügend Strom produzieren würden, vergisst Wasserfallen unter anderem die Photovoltaik – die Alternative mit dem grössten Potenzial. Das ist sicher Absicht, weil die Photovoltaik erstens kein Konfliktpotenzial mit dem Landschaftsschutz birgt und zweitens für die grossen Stromunternehmen offenbar nicht interessant ist.
Seit 2009 werden erneuerbare Energien in der Schweiz mit der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) gefördert. Ein Blick in die Statistik(2) zeigt, dass die KEV-geförderten Anlagen, die bereits in Betrieb sind, jährlich rund 1700 Gigawattstunden (GWh) Strom produzieren. Dazu kommen Anlagen mit einer Zusage im Umfang von 3448 GWh und die, die auf der Warteliste stehen und noch auf Bescheid warten, mit 5255 GWh. Total sind das 10'387 GWh erneuerbaren Strom aus konkreten Projekten, der mit dem entsprechenden politischen Willen bis 2019 ins Netz eingespiesen werden könnte. Damit könnte man Mühleberg (Produktion 2012: 3117 GWh) rund drei Mal ersetzen. Oder noch besser Beznau I und II gleich dazu: Diese drei Uraltreaktoren haben 2012 zusammen 8870 GWh produziert – ein Ersatz wäre also auch möglich, wenn man davon ausgeht, dass das eine oder andere Windprojekt nicht schnell genug realisiert werden kann. Insbesondere Windprojekte sind häufig von Einsprachen von Nachbarn blockiert. Alle Windprojekte (mit bereits realisierten) machen weniger als einen Drittel der KEV-Projekte aus.
BKW-Konzernchefin Suzanne Thoma hat gegenüber der NZZ erklärt (3), es werde rund 10 Jahre dauern, bis der Wegfall von Mühleberg mit einheimischem Strom ersetzt sei. Dies liege an den langen Verfahren, welche Wasserkraftprojekte über Jahre blockieren können. Das ist eine stark verkürzte Aussage: Es mag sein, dass die BKW so lange braucht, um genügend erneuerbare Kapazitäten aufzubauen, weil sie fast ausschliesslich auf den Ausbau der Wasserkraft setzt. Schweizweit und damit versorgungstechnisch gedacht, ist das eine unrealistisch lange Zeit, denn:
Jürg Buri, Geschäftsleiter der SES, sieht aber auch eine verfehlte Geschäftspolitik bei der BKW als Grund für den langsamen Zubau einheimischer Kraftwerke: Die BKW habe 2011 und 2012 insgesamt 334 Mio. Franken in fossilen Kraftwerken im Ausland abgeschrieben, weil diese nicht rentabel laufen. «Hätte man dieses Geld in der Schweiz in Solarstrom investiert, könnte man dafür 300 GWh Strom produzieren», rechnet er vor. Dass die BKW erneut in ein Kohlekraftwerk in Deutschland investiert, kann vor diesem Hintergrund nur erstaunen. Bei den heutigen europäischen Strompreisen sind deswegen wohl die nächsten BKW-Abschreiber nötig.
Die Schweiz ist traditionell ein Stromexportland, 2012 wurden 2200 GWh exportiert. Wer rechnet, sieht also: Mühleberg und Beznau können deutlich vor 2019 vom Netz, die «Stromlücke» ist (immer noch) ein Hirngespinst. Die Schweiz hat zwei traurige Rekorde zu verzeichnen: Wir haben das älteste AKW der Welt (4) und sind im Vergleich mit den umliegenden Ländern das Schlusslicht, was den Zubau von Photovoltaik und Windkraft angeht (5). Wir fordern die Schweizer Stromkonzerne und die Politik auf, diese Rekorde umzukehren: Wir wollen Weltmeister sein im Zubau erneuerbarer Energien und im Abstellen von gefährlichen AKW.
Quellen:
(1) http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Muehleberg-ist-fuer-die-Versorgungssicherheit-irrelevant/story/22365379
(2) http://www.swissgrid.ch/swissgrid/de/home/experts/topics/renewable_energies/crf/registration_to_implementation/waiting_list.html
(3) http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/atomkraft-und-kohle-liefern-strom-fuer-muehleberg-1.18177439
(4) http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/01/28/beznau-und-muehleberg-vom-netz-jetzt.html
(5) http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/05/02/die-schweiz-bleibt-das-schlusslicht.html
Quelle: Schweizerische Energie Stiftung SES
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Das ist ganz im Sinne der Energiestrategie des Bundes und absolut realistisch. In Europa herrscht auf absehbare Zeit ein Strom-Überangebot, also wäre eine Substitution versorgungstechnisch noch nicht einmal nötig. Es wäre aber aus Sicherheitsgründen sinnvoll und problemlos möglich, auch die beiden Uraltreaktoren in Beznau vor 2020 abzuschalten - so eine Stellungnahme der Schweizerischen Energie Stiftung SES. Kaum hat die BKW ihren Entscheid kommuniziert, sind schon erste Stimmen laut geworden, die sich fragen, woher denn dereinst der Strom kommen soll. So sagte FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen gegenüber dem Tagesanzeiger (1): «Um das Kernkraftwerk Mühleberg zu ersetzen, bräuchte es etwa 740 Windturbinen». Er fragt sich, was die Alternativen seien. Davon abgesehen, dass bereits 500 moderne Windräder genügend Strom produzieren würden, vergisst Wasserfallen unter anderem die Photovoltaik – die Alternative mit dem grössten Potenzial. Das ist sicher Absicht, weil die Photovoltaik erstens kein Konfliktpotenzial mit dem Landschaftsschutz birgt und zweitens für die grossen Stromunternehmen offenbar nicht interessant ist.
Seit 2009 werden erneuerbare Energien in der Schweiz mit der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) gefördert. Ein Blick in die Statistik(2) zeigt, dass die KEV-geförderten Anlagen, die bereits in Betrieb sind, jährlich rund 1700 Gigawattstunden (GWh) Strom produzieren. Dazu kommen Anlagen mit einer Zusage im Umfang von 3448 GWh und die, die auf der Warteliste stehen und noch auf Bescheid warten, mit 5255 GWh. Total sind das 10'387 GWh erneuerbaren Strom aus konkreten Projekten, der mit dem entsprechenden politischen Willen bis 2019 ins Netz eingespiesen werden könnte. Damit könnte man Mühleberg (Produktion 2012: 3117 GWh) rund drei Mal ersetzen. Oder noch besser Beznau I und II gleich dazu: Diese drei Uraltreaktoren haben 2012 zusammen 8870 GWh produziert – ein Ersatz wäre also auch möglich, wenn man davon ausgeht, dass das eine oder andere Windprojekt nicht schnell genug realisiert werden kann. Insbesondere Windprojekte sind häufig von Einsprachen von Nachbarn blockiert. Alle Windprojekte (mit bereits realisierten) machen weniger als einen Drittel der KEV-Projekte aus.
BKW-Konzernchefin Suzanne Thoma hat gegenüber der NZZ erklärt (3), es werde rund 10 Jahre dauern, bis der Wegfall von Mühleberg mit einheimischem Strom ersetzt sei. Dies liege an den langen Verfahren, welche Wasserkraftprojekte über Jahre blockieren können. Das ist eine stark verkürzte Aussage: Es mag sein, dass die BKW so lange braucht, um genügend erneuerbare Kapazitäten aufzubauen, weil sie fast ausschliesslich auf den Ausbau der Wasserkraft setzt. Schweizweit und damit versorgungstechnisch gedacht, ist das eine unrealistisch lange Zeit, denn:
- Die Photovoltaik wächst viel schneller als erwartet: Die Zuwachsraten lagen zwischen 2009 und 2010 bei 65%, zwischen 2010 und 2011 bei 77%, zwischen 2011 und 2012 bei 67%. Ende 2013 werden gemäss Swissolar 720 MW Leistung installiert sein. Damit werden 1,2% des Stromverbrauchs der Schweiz aus Solarstrom stammen. Wenn man zwischen 2014 und 2019 von einem Wachstum von 50% pro Jahr ausgeht, wären es Ende 2019 8200 MW installierte Leistung, sprich rund 8200 GWh oder 14% des Stromverbrauchs. Selbstverständlich wird es je länger je schwieriger, die Wachstumsraten beizubehalten – das ist auf längere Frist auch nicht sinnvoll. Aber in den nächsten Jahren ist eine konstante Wachstumsrate durchaus realistisch.
- Die Wasserkraft in der Schweiz ist in den letzten Jahren viel stärker gewachsen als erwartet. Seit 2009 wurden 620 GWh zugebaut, seit 2003 insgesamt 880 GWh. Im Schnitt der letzten Jahre entspricht das jährlich über 150 GWh – bei gleichbleibendem Zubau bis 2019 rund 1000 GWh.
- Die Produktion in Biomassekraftwerken entspricht heute schon der Produktion des AKW Mühleberg: Die Stromproduktion aus Biomasse und Abfall setzte sich 2012 wie folgt zusammen: Holz – 410 GWh; Abfall (erneuerbarer Anteil) – 2‘020 GWh; Kläranlagen (erneuerbarer Anteil) – 123 GWh; Biogas – 64 GWh. Das sind insgesamt 2617 GWh und entspricht damit fast Mühleberg 2012 (3117 GWh) und liegt sogar über der Produktion des AKW 2011 (2605 GWh).
Jürg Buri, Geschäftsleiter der SES, sieht aber auch eine verfehlte Geschäftspolitik bei der BKW als Grund für den langsamen Zubau einheimischer Kraftwerke: Die BKW habe 2011 und 2012 insgesamt 334 Mio. Franken in fossilen Kraftwerken im Ausland abgeschrieben, weil diese nicht rentabel laufen. «Hätte man dieses Geld in der Schweiz in Solarstrom investiert, könnte man dafür 300 GWh Strom produzieren», rechnet er vor. Dass die BKW erneut in ein Kohlekraftwerk in Deutschland investiert, kann vor diesem Hintergrund nur erstaunen. Bei den heutigen europäischen Strompreisen sind deswegen wohl die nächsten BKW-Abschreiber nötig.
Die Schweiz ist traditionell ein Stromexportland, 2012 wurden 2200 GWh exportiert. Wer rechnet, sieht also: Mühleberg und Beznau können deutlich vor 2019 vom Netz, die «Stromlücke» ist (immer noch) ein Hirngespinst. Die Schweiz hat zwei traurige Rekorde zu verzeichnen: Wir haben das älteste AKW der Welt (4) und sind im Vergleich mit den umliegenden Ländern das Schlusslicht, was den Zubau von Photovoltaik und Windkraft angeht (5). Wir fordern die Schweizer Stromkonzerne und die Politik auf, diese Rekorde umzukehren: Wir wollen Weltmeister sein im Zubau erneuerbarer Energien und im Abstellen von gefährlichen AKW.
Quellen:
(1) http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Muehleberg-ist-fuer-die-Versorgungssicherheit-irrelevant/story/22365379
(2) http://www.swissgrid.ch/swissgrid/de/home/experts/topics/renewable_energies/crf/registration_to_implementation/waiting_list.html
(3) http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/atomkraft-und-kohle-liefern-strom-fuer-muehleberg-1.18177439
(4) http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/01/28/beznau-und-muehleberg-vom-netz-jetzt.html
(5) http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/05/02/die-schweiz-bleibt-das-schlusslicht.html
Quelle: Schweizerische Energie Stiftung SES
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