Freitag, 30. März 2012

Bulgarien gibt AKW-Pläne auf

Bulgarien gibt Pläne zum Bau eines Atomkraftwerks an der Donau gemäss der Nachrichtenagentur Reuters auf. Das Land könne die Gesamtkosten von etwa zehn Milliarden Euro für das Projekt nicht tragen, sagte Ministerpräsident Boiko Borisov am Mittwoch zur Begründung.

Nun werde statt eines von Russland gebauten Meilers ein günstigeres, gasbetriebenes Kraftwerk an anderer Stelle gebaut. Bulgarien hat rund 700 Millionen Euro in die Entwicklung des AKW-Projekts investiert. Dem ärmsten Land in der EU war es nach dem Ausstieg von RWE nicht gelungen, ausländische Investoren für das Vorhaben zu gewinnen. Der deutsche Energiekonzern war vor drei Jahren wegen Finanzierungsbedenken ausgestiegen. Zudem gilt die Gegend, in der das Kraftwerk gebaut werden sollte, als erdbebengefährdet. Kritiker hatten befürchtet, dass Bulgarien seine Abhängigkeit von Moskau mit dem Bau eines russischen Kraftwerks noch erhöht. Der EU-Staat bezieht mehr als 95 Prozent seines Erdgases aus Russland.

Quelle: Reuters

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Donnerstag, 29. März 2012

Ausstieg in Grossbritannien

Die deutschen Energiekonzerne Eon und RWE haben gemäss einem Bericht des Handelsblatts ihre Atompläne in Großbritannien gestoppt. Das Gemeinschaftsunternehmen soll verkauft werden. Eon-Chef Johannes Teyssen kündigt stattdessen Investitionen in erneuerbare Energien an.

Eon-Chef Johannes Teyssen will in Großbritannien auf erneuerbare Energien setzen. Quelle: dpa

Eon-Chef Johannes Teyssen will in Großbritannien auf erneuerbare Energien setzen. Quelle: dpa

Eon will in Großbritannien statt in Kernkraftwerke in grüne Technologien investieren. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Investitionen in Erneuerbare, dezentrale Erzeugung und Energieeffizienz attraktiver sind - für uns ebenso wie für unsere britischen Kunden“, sagte Vorstandschef Johannes Teyssen im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Bei der Entscheidung in Großbritannien sei es nicht um die Frage gegangen, ob sich die Investitionen in neue Kernkraftwerke am Ende rechnen, sagte Teyssen. Das dürfte sogar weiterhin der Fall sein und deswegen setzten Eon und RWE ja auch darauf, dass ein neuer Eigentümer das Projekt fortsetzt. Eon habe aber für sich befunden, dass der Konzern die für Großbritannien zur Verfügung stehenden Investitionsmittel sinnvoller einsetzen kann. „Es ist weiterhin attraktiv - nur nicht für uns“, sagte Teyssen.

Den Atomausstieg in Deutschland akzeptiert der Eon-Chef inzwischen. „Deutschland hat sich mit einer klaren Mehrheit für diesen Weg entschieden. Das müssen wir akzeptieren“, sagte Teyssen. „Ich bleibe aber dabei, dass wir so eine Entscheidung nicht umsonst bekommen.“ RWE hatte zuvor angekündigt, aus dem gemeinsamen Joint Venture Horizon auszusteigen. Als Grund für den Verzicht verwies der Konzern unter anderem auf die hohen Kosten. „Ziel ist es nun, einen Käufer für Horizon Nuclear Power zu finden.“ Eon und RWE hatten vor einigen Jahren das Joint Venture mit dem Namen Horizon gegründet, um in Großbritannien bis 2025 neue Kernkraftwerke mit einer Leistung von rund 6.000 Megawatt zu errichten. Hierzu planten sie Investitionen im zweistelliger Milliardenhöhe.

Quelle: Handelsblatt

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Mittwoch, 28. März 2012

Neue Probleme in Fukushima

Beunruhigende Mitteilung des japanischen AKW-Betreibers Tepco: In Reaktor 2 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima befinden sich nur noch 60 Zentimeter Kühlwasser - deutlich weniger als bislang angenommen. Arbeiter melden außerdem neue Lecks, aus denen verstrahltes Kühlwasser austritt, wie Spiegel Online berichtet.


Die Lage im japanischen Atomkraftwerk Fukushima spitzt sich erneut zu. Eine Untersuchung per Endoskop hat noch schwerere Schäden ergeben als bisher angenommen. In Reaktor 2 sei kaum noch Kühlwasser vorhanden, gab die Betreibergesellschaft Tepco (Tokyo Electric Power) an diesem Dienstag auf ihrer Internetseite bekannt. Die Strahlungswerte in Reaktor 2 seien zehnmal so hoch wie eine tödliche Dosis. Gleichzeitig sei dort kaum noch Kühlwasser vorhanden, erklärte Tepco in einer Pressemitteilung. Der niedrige Wasserstand sei vermutlich auf Lecks im Druckbehälter zurückzuführen, hieß es. Dies habe eine endoskopische Untersuchung vom Vormittag ergeben. So stehe das Kühlwasser nur etwa 60 Zentimeter hoch.

Die Regierung war von zehn Metern ausgegangen, als sie das Kraftwerk für stabil erklärte. Nach den Mitteilungen über die niedrigen Wasserstände kann es als fraglich gelten, ob Tepco die Lage in dem havarierten Kraftwerk wirklich unter Kontrolle hat, wie die Regierung im Dezember versicherte. Reaktor 2 war der erste der vier Blöcke des havarierten Atomkraftwerks Fukushima I, in dem es Ende März 2011 zu einer teilweisen Kernschmelze gekommen war.

Quelle: Spiegel Online

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Samstag, 24. März 2012

Beznau II abgeschaltet

So sieht Spiegel Online den Beznau-Zwischenfall: «Es ist das derzeit dienstälteste Kernkraftwerk der Welt und höchst umstritten. Jetzt wurde einer der Reaktoren abgeschaltet: Im AKW Beznau im Schweizer Aargau ist offenbar eine Pumpe des Kühlsystems defekt. Atomkraftkritiker fordern schon länger die Abschaltung der 42 Jahre alten Anlage.

Der Reaktorblock eines höchst umstrittenen Kernkraftwerks in der Schweiz ist am Freitagabend abgeschaltet worden. Den Angaben der Betreiberfirma Axpo zufolge gibt es eine Störung am Wellendichtungssystem einer der Reaktorhauptpumpen. Man habe den Reaktorblock 2 deshalb "gemäß der Betriebsvorschrift" abgeschaltet. Die Reaktorhauptpumpen sind dafür verantwortlich, dass der Primärkreis der Anlage gekühlt wird. Der zweite Reaktorblock des Kraftwerkes arbeite "stabil" und sei weiterhin am Netz. Das eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) sei umgehend von dem Zwischenfall informiert worden. Die Reparatur werde wohl mehrere Tage dauern.

Das Kernkraftwerk Beznau ist idyllisch gelegen - und höchst umstritten. Auf einer künstlichen Insel im Schweizer Fluss Aare stehen zwei Druckwasserreaktoren, die derzeit einen Rekord halten: Beznau ist das älteste noch in Betrieb befindliche Kernkraftwerk der Welt. Seit 1969 und 1971 sind die Reaktoren 1 und 2 in Betrieb, der jetzt abgeschaltete Reaktor ist der jüngere der beiden. Als im Februar 2012 das britische Kraftwerk Oldbury abgeschaltet wurde, rückte Beznau auf die Methusalem-Position auf. Es gehört der gleichen Kraftwerksgeneration an wie das Katastrophen-AKW Fukushima Daiichi in Japan, das etwa zur gleichen Zeit errichtet wurde.

Die Betreiber betonen, dass das Kraftwerk auf dem aktuellen Stand der Sicherheitstechnik sei. Die Sicherheitsvorkehrungen würden "seit Bestehen laufend nachgerüstet". Auch die europäischen Stresstests, die in der Folge der Katastrophe von Fukushima durchgeführt wurden, habe Beznau sämtlich bestanden. Den Betreibern zufolge ist das Kraftwerk selbst im Fall von Erdbeben, Hochwasser oder Flugzeugabstürzen sicher.

Doch schon seit einiger Zeit fordern Politiker in der Schweiz immer wieder die Abschaltung des betagten Kraftwerks. Anfang März sagte der grüne Nationalrat Geri Müller der "Aargauer Zeitung": "Beznau läuft noch, obwohl es Risse im Reaktormantel hat und eine mangelhafte Notstromversorgung aufweist. Das ist untragbar." Der Schweizer Atomkraftkritiker Heini Glauser befürchtet zudem, dem Kraftwerk auf der Flussinsel könnte im Fall eines Extremhochwassers ein ähnliches Schicksal drohen wie der Unfall-Anlage in Fukushima, das durch den Tsunami infolge eines starken Erdbebens im Pazifik überflutet worden war, was die Katastrophe auslöste. Die maximale Höhe eines solchen Extremhochwassers für den Standort Beznau werde "deutlich unterschätzt", so Glauser.

Die Betreiber sehen all das naturgemäß anders. "Die Sicherheit hatte und hat für die Axpo stets höchste Priorität", teilte der Konzern kürzlich mit. 1,6 Milliarden Franken seien in den vergangenen Jahren in Beznau investiert worden, weitere 700 Millionen Franken würden in den nächsten Jahren folgen. Die Reaktordruckdeckel seien vollständig intakt, würden aber gewissermaßen vorsichtshalber ausgewechselt, weil in vergleichbaren Anlagen Ermüdungserscheinungen beobachtet worden seien. Auch der Reaktorbehälter weise kein Risse auf. Beide Reaktoren in Beznau werden derzeit mit Diesel-Notstromaggregaten nachgerüstet.

Erst vor einigen Wochen hatte das Schweizer Bundesverwaltungsgericht einem weiteren, ähnlich alten Kernkraftwerk, dem AKW Mühleberg, seine unbefristete Betriebserlaubnis entzogen. Nun soll das Kraftwerk nur noch bis zum 28. Juni 2013 weiterlaufen - die Betreiber können allerdings noch eine Verlängerung beantragen. Die Schweizer Grünen fordern schon seit einiger Zeit eine generelle Laufzeitbegrenzung für Atomkraftwerke auf maximal 45 Jahre. Atomkraftgegner prüfen rechtliche Schritte gegen das Kraftwerk Beznau.

Auch die Schweizer Sozialdemokraten (SP) erwägen derzeit, sich für eine Laufzeitbegrenzung einzusetzen. Nach der Katastrophe von Fukushima hatten Bundesrat und Parlament in der Schweiz entschieden, schrittweise aus der Atomkraft auszusteigen. Die noch existierenden Schweizer AKW sollen aber vorerst weiterlaufen - bis zu einer voraussichtlichen Betriebsdauer von etwa 50 Jahren. Damit könnte Beznau weitere acht Jahre am Netz bleiben.»

Bild: Guntram Rehsche

Textquelle: Spiegel Online

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Dienstag, 20. März 2012

Mühleberg-Aus sofort!

Die internationale Organisation GLOBAL 2000 begrüßt grundsätzlich die geplante Schließung des Schweizer AKWs Mühleberg - dass das AKW allerdings erst 2022 geschlossen werden soll, ist für Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000, zu spät.

Uhrig relativiert die Aussagen des Schweizer Energiekonzerns BKW: "Dass es rund um 2020 zu einer Schließung von Mühleberg kommen sollte, stand schon lange fest - daher ist aus Sicht von GLOBAL 2000 die neue Energiestrategie kein durchschlagender Erfolg. Was uns allerdings freut: Das ursprünglich als Ersatz für Mühleberg geplante Atomkraftwerk (siehe Bild) wird nicht gebaut." Dennoch: Die Schließung könnte viel früher stattfinden: "Das Beispiel Deutschland hat gezeigt, dass Hochrisikoreaktoren auch sofort geschlossen werden können. Mühleberg hat genau die gleiche Bauweise wie Fukushima, ist überaltet und steht mit nur 14 Kilometern Entfernung zur Hauptstadt Bern zu nahe an stark besiedeltem Gebiet. Passiert in Mühleberg oder Beznau ein grober Zwischenfall, ist es aus mit der Eidgenossenschaft."

Mühleberg ist seit 1971 am Netz - der direkt neben Bern gelegene Reaktor soll also nach Plan der Betreiber 51 Jahre lang laufen. Seit 1990 ist bekannt, dass ein Riss im Kernmantel des Reaktors mittlerweile bis zu 90 Prozent der Wandstärke erreicht. "Dieser Riss in den Schweißnähten wird notdürftig durch angepfuschte Zuganker stabil gehalten. Was im Falle eines Erdbebens oder eines Flugzeugabsturzes mit dem Fukushima-baugleichen Reaktor passieren würde, ist spätestens seit dem 11. März 2011 klar, als die Kernschmelzen in Japan begannen", erklärt Uhrig. "Wir fordern daher eine sofortige Stilllegung des Hochrisiko-AKWs - die ohnehin geringe Leistung des Schrott-Kübels könnte durch Energieeffizienz sofort ausgeglichen werden."

Quelle: oekonews.at

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Montag, 19. März 2012

80 Prozent gegen Atomenergie

52 der 54 japanischen Reaktoren sind schon vom Netz ... und wenn es nach der Mehrheit der Japaner geht, sollen die beiden anderen ebenfalls für immer vom Netz.

Wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag berichtet, haben sich in einer Umfrage ein Jahr nach dem Atomunglück von Fukushima achtzig Prozent der Japaner für einen Atomausstieg ausgesprochen. Nur 16 Prozent der Befragten sprachen sich für eine weitere Nutzung der Atomkraft aus.

Die japanischen Fussballerinnen feierten kurz nach Fukushima ihren ersten WM-Titel - und gedachten des fürchterlichen Ereignisses auf ihre Art (Bild ab TV: Guntram Rehsche).





Im Auftrag der Zeitung "Tokyo Shimbun" waren 3.000 repräsentativ ausgewählte Bürger befragt worden. Damit hat sich das Stimmungsbild zur Atomtechnologie seit der Reaktorkatastrophe komplett geändert: Vor Fukushima war eine ebenso große Mehrheit der Japaner für die Atomkraft, wie nun dagegen.

Allerdings ist die Ablehnung im Detail längst nicht so eindeutig, wie die Zahl zunächst vermuten lässt. So halten 53 Prozent der Befragten ein Wiederanfahren der Reaktoren zum Überbrücken akuter Engpässe für eine Übergangszeit für sinnvoll. Die Regierung will noch in diesem Jahr ein neues Energiekonzept vorlegen. Vor allem die Wirtschaft fordert eine schnelle Wiederinbetriebnahme der Reaktoren. Die durch den Tsunami nicht zerstörten Reaktoren waren zur Sicherheitsüberprüfung abgefahren worden.

Quelle: KLIMARETTER.INFO

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Freitag, 16. März 2012

Streit um finnische Endlagerung

Die finnische Entsorgungsgesellschaft Posiva Oy will den bestrahlten Brennstoff der geplanten Kernkraftwerkseinheit der Fennovoima Oy nicht in ihrem Tiefenlager aufnehmen und macht sicherheitstechnische Gründe gegen eine Kapazitätserweiterung geltend. Die finnische Regierung bittet nun alle beteiligten Unternehmen, einvernehmlich eine Lösung zu suchen.

Das finnische Stromversorgungsunternehmen Fennovoima Oy will ihr erstes Kernkraftwerk am Standort Pyhäjoki bauen und hat dafür von der finnischen Regierung am 1. Juli 2010 im Grundsatz grünes Licht erhalten. Die Fennovoima wird jedoch erst eine Baugenehmigung erhalten, wenn sie plausibel darlegen kann, wie sie den bestrahlten Brennstoff handhaben will.

Die beiden Stromversorgungsunternehmen, die bisher in Finnland Kernkraftwerke betreiben, die Teollisuuden Voima Oyj (TVO) und die Fortum Power and Heat Oy, gründeten gemeinsam die finnische Entsorgungsgesellschaft Posiva Oy. Sie wollen in der Nähe des Kernkraftwerks Olkiluoto ein geologisches Tiefenlager bauen, wo sie den bestrahlen Brennstoff ihrer jetzigen und künftigen Kernkraftwerke endlagern werden (Olkiluoto-1 bis -4, Loviisa-1 und -2). Die Posiva plant, das Baugesuch für das Tiefenlager Ende 2012 einzureichen.

Die Fennovoima möchte den Abfall ihres geplanten Kernkraftwerks auch im Tiefenlager in Olkiluoto endlagern, was die Posiva und ihre Eigentümerinnen jedoch nicht begrüssen. Die TVO spricht sich in einer Medienmitteilung vom 7. März 2012 klar gegen die Aufnahme des Abfalls der Fennovoima in ihr Tiefenlager aus. Die Posiva habe kein Bedürfnis und aus Sicherheitsgründen auch keine Möglichkeit, die Lagerkapazitäten entsprechend auszuweiten. Die geplante Kapazität des Lagers liege gegenwärtig bei 12'000 t Uran. Die Regierung selbst hat am 6. Mai 2010 die Kapazität von 9000 t Uran im Grundsatz bewilligt.

Zur Klärung der Möglichkeiten zur Endlagerung des bestrahlten Brennstoff der geplanten Kernkraftwerkseinheit der Fennovoima hat das zuständige finnische Ministry for Employment and the Economy (MEE) nun eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller beteiligten Unternehmen ins Leben gerufen. Diese Arbeitsgruppe soll bis Ende 2012 einen Bericht über die Möglichkeiten zur Endlagerung der bestrahlten Brennstoffe des Landes ausarbeiten.

Quelle: Nuklearforum

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Samstag, 10. März 2012

1000fach erhöhte Radioaktivität

Weit über das Stadtgebiet von Fukushima City verstreut gibt es heute noch Stellen mit tausendfach erhöhter Strahlung. Die Bevölkerung wird mit der Gefahr allein gelassen. "Selbst Schwangere und Kinder müssen mit dieser viel zu hohen Strahlendosis leben. Das ist skandalös," so der Kernphysiker und Greenpeace-Experte Heinz Smital.

Ein Jahr nach der Atomkatastrophe ist Smital mit einem Team von Greenpeace-Strahlenexperten erneut in Fukushima unterwegs. Derzeit messen sie die Strahlung im Großraum Fukushima City, rund 60 Kilometer von der Atomruine entfernt. In einem Abwasserkanal nahe einer Wohnsiedlung maßen die Greenpeace-Experten 40 Mikrosivert pro Stunde. In einem Parkhaus 50 Meter vom Hauptbahnhof Fukushima City entfernt waren es 70 Mikrosievert pro Stunde - Werte, die um das Tausendfache über der ursprünglichen natürlichen Strahlung liegen.

An mehreren Stellen der Stadt und im Vorort Watari fand das Team hohe Konzentrationen von Cäsium 137. Es hat eine Halbwertzeit von 30 Jahren. Das heißt, in 30 Jahren wird die Strahlung nur um die Hälfte gesunken sein. Die Dekontamination geht nur schleppend voran. Maßnahmen werden nur vereinzelt und zu langsam durchgeführt. Für den anfallenden Atommüll gibt es keine Zwischenlager, die Bevölkerung erhält von der Regierung und dem Atomkonzern Tepco kaum Unterstützung.

"Diese radioaktiven Hot Spots sind gesundheitsgefährdend. Die Belastung wird auch in den kommenden Jahren kaum abnehmen, doch die japanische Regierung lässt die Menschen im Stich", sagt Smital. "Die Menschen in dieser Region sollten sich entscheiden dürfen, ob sie umsiedeln wollen oder eine rasche und gründliche Dekontamination in Anspruch nehmen."

In Japan sind derzeit nur noch 2 von 54 Kernkraftwerke am Netz. AKW, die zu Wartungszwecken heruntergefahren wurden, erhalten von den lokalen Behörden keine Genehmigung zum Wiederanfahren. Die Menschen haben Angst. Hunderttausende leiden noch immer an den Folgen der Katastrophe vom 11. März 2011. Trotzdem und obwohl die Lage in Fukushima Daiichi immer noch hochbrisant ist, hält die japanische Regierung an der Atomkraft fest.

"Ein erneutes schweres Beben in Fukushima könnte die Situation verschärfen", sagt Heinz Smital. "Die Reaktorgebäude sind nicht stabil. Die Lagerbecken der Kernbrennstäbe könnten trocken fallen. Die Auswirkungen wären katastrophal."

Weitere Informationen:

Quelle: Greenpeace

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Donnerstag, 8. März 2012

Fukushima: Tsunami-Legende

Eine umfangreiche Unfall-Analyse der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW kommt zum Ergebnis: Am 11. März 2011 und den darauffolgenden Tagen kam es im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi aufgrund eines Erdbebens und aufgrund einschlägig bekannter, gravierender Auslegungsdefizite im Grunddesign der Anlage zu dieser Nuklearkatastrophe mit massiven Freisetzungen von Radioaktivität.

Die IPPNW stützt sich dabei auf die offiziellen Berichte der japanischen Regierung an die Internationale Atomenergieorganisation IAEA sowie auf Berichte von Gutachterorganisationen. Bereits die Informationen zum Tsunami sind widersprüchlich. In der Öffentlichkeit wird beispielsweise das Bild einer 14 Meter hohen "Monsterwelle" gezeichnet. Einem Bericht der japanischen Regierung an die IAEA ist hingegen zu entnehmen, dass die Hauptwelle des Tsunami, die auf den Atomkraftwerksstandorts traf, auf rund 8 Meter geschätzt wurde. Es fehlen zudem nachvollziehbare Beweise für die angeblich durch den Tsunami hervorgerufenen Schäden. Die japanische Regierung teilte im Juni 2011 förmlich mit, man untersuche noch, ob die direkt am Meer gelegenen Einrichtungen mit den Kühlwasserpumpen durch den Tsunami beschädigt wurden "oder nicht". Trotz der nur behaupteten und unbewiesenen Tsunami-Schäden unterstellt die IPPNW-Analyse, dass es diese tatsächlich gab und dass der Tsunami die Ursache war.

Unter dieser konservativen Annahme zeigen die offiziellen Berichte: Es gab in Fukushima nur eine geringe Zahl an Sicherheits-Teilsystemen (Redundanzen) und eine unzulängliche räumliche Trennung der Systeme. Block 1 verfügte im Hochdruckbereich über lediglich einen einzigen "Strang", um zusätzliches Kühlwasser in den Reaktordruckbehälter einspeisen zu können. Den Blöcken 2 und 3 fehlte ein "Notkondensationssystem" zur Abfuhr der Nachzerfallswärme des Reaktors an die Atmosphäre. In allen drei Blöcken führte das Erdbeben zur Absperrung der regulären Nachwärmeabfuhr über das Hauptspeisewassersystem ins Meer und zum Ausfall der regulären Stromversorgung für die Betriebs- und Sicherheitssysteme. In der Folge versagten benötigte Sicherheitseinrichtungen aus verschiedenen Gründen.

In Block 1 fiel nach Angaben der Betreibergesellschaft Tepco zwar das Hochdruckeinspeisesystem (HPCI) wegen des Tsunami aus. Dennoch hätte aber der Störfall vom Notkondensationssystem ("Isolation Condenser") sicher beherrscht werden müssen. Die Isolation Condenser mussten aber wegen einer zu schnellen Abkühlung schon nach nur 11 Minuten Betrieb um 15.03 Uhr wieder abgeschaltet werden. Bis kurz vor 15.17 Uhr stieg der Druck im Reaktor stark an.

Was danach geschah, ist unklar, weil Tepco wesentliche Daten ab diesem Zeitpunkt nicht veröffentlicht hat. Jedenfalls ging in Block 1 alles sehr schnell: Da Notfallmaßnahmen nicht mehr durchführbar waren, kam es unmittelbar danach zur Kernschmelze und somit zum Super-GAU.

In Block 2 stand das Hochdruckeinspeisesystem (HPCI) bereits vor Eintreffen des Tsunami am 11. März um 15.31 Uhr wegen eines Kurzschlusses nicht mehr zur Verfügung. Das Nachspeisesystem (RCIC) war schließlich am 14. März "nicht mehr funktionstüchtig". Notfallmaßnahmen scheiterten, weil sie erst nach einsetzender Kernfreilegung begannen. Der Super-GAU war unausweichlich.

In Block 3 fiel am 12. März um 11.36 Uhr das Nachspeisesystem RCIC "unerwartet" aus. Das Hochdruckeinspeisesystem (HPCI) stellte sich bis zum 13. März um 2.42 Uhr selbst ein Bein, indem es durch die Kernkühlung den Dampfdruck auf unter 10 bar absenkte und daher nicht mehr betrieben werden konnte. Notfallmaßnahmen mit Feuerlöschpumpen scheiterten, weil bei deren Inbetriebnahme der Druck schon wieder auf rund 40 bar angestiegen war. Es kam zum Super-GAU.

Weitere Informationen wie auch die aktuelle IPPNW-Studie "Der Super-GAU von Fukushima" finden Sie auf der folgenden Website: www.fukushima-disaster.de

Quellen Text und Bild: Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) | Henrik Paulitz | Angelika Wilmen 2012

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Darum muss Mühleberg vom Netz

Tagesschau vom 07.03.2012

Aus Sicherheitsgründen ist die Betriebsbewilligung des Atomkraftwerks Mühleberg in Frage gestellt. Das Kraftwerk soll im Juni 2013 vom Netz genommen werden. Dies folgt auf eine Anwohnerklage, die vom Bundesverwaltungsgericht gutgeheissen wurde.

Quelle: Tagesschau 7.3.2012

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Mittwoch, 7. März 2012

SES: Schallende Ohrfeige

Laut Bundesverwaltungsgericht muss das AKW Mühleberg aus Sicherheitsgründen ab Juni 2013 vom Netz. Damit hat das Gericht die Beschwerde von AnwohnerInnen gutgeheissen, die sich gegen die unbefristete Betriebsbewilligung gestellt hatten. Das Gericht bescheinigt dem AKW Mühleberg «erhebliche Zweifel an der Sicherheit des heutigen Zustandes des Kernmantels und dessen Sicherung». Und damit nicht genug: Auch die Kühlung ist nur ungenügend abgesichert.

Die Schweizerische Energie-Stiftung SES sieht sich in ihrer Kritik gegenüber Atomaufsicht und Altreaktorebetreibern bestätigt. Die Atomaufsicht ENSI und das UVEK haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Es liegt in der Verantwortung dieser Behörden, unsichere und gefährliche AKW vom Netz zu nehmen, statt ihnen eine unbefristete Betriebsbewilligung auszustellen. Jürg Buri, Geschäftsleiter der SES: «Es kann nicht sein, dass das Bundesverwaltungsgericht die Verantwortung für die Sicherheit der Schweizer Bevölkerung übernehmen muss. Der Entscheid ist eine Ohrfeige für das ENSI, das seinen Aufgaben nicht gewachsen scheint.»

Quelle: SES

Verzögerung bei US-AKW

Alle Zeit- und Kostenpläne überschritten - so die Schlagzeile zum AKW Watts Bar 2. Die "Tennessee Valley Authority" (TVA) teilte vor kurzem mit, dass sie mit den Kosten und Zeitplänen bezüglich der Fertigstellung ihres Atomkraftwerks Watts Bar 2 "Herausforderungen erlebt".

Das bereits revidierte Fertigstellungsdatum für die Anlage wird demnach über das Jahr 2013 hinausreichen und die erwarteten Kosten überschreiten die ursprünglichen Kostenschätzungen der TVA, die bei 2,5 Milliarden Dollar lagen, signifikant. TVA, die 3 AKWs betreibt (Browns Ferry, Sequoyah und Watts Bar) beschloss 2007 den eingestellten Bau von Watts Bar 2 wieder auzunehmen. Der Bau, der bereits zu etwa 55 % fertig war, sollte innerhalb von 5 Jahren beendet werden. Nun wurde der Fertigstellungstermin aber auf 2013 verschoben und die TVA führt Ursachenanalysen durch, um die Faktoren, die zur Verzögerung des Baufortschrittes und zu den Kostensteigerungen beitragen, besser zu erheben. Laut TVA könnten die Verzögerungen bei der Fertigstellung von Watts Bar 2 auch den Zeitplan von Bellefonte 1 beeinflussen. Dort sollen die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden, nachdem Watts 2 erstmals mit Brennstäben
beladen sein wird.

Quelle: oekonews.at / Übersetzung aus Nuclear Monitor Nr. 742

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Sonntag, 4. März 2012

Grossrisiko in Brasilien

Die Schweiz und Deutschland verabschieden sich von der Atomkraft, doch in Brasilien fördert die Bundesrepublik den Bau eines neuen AKW. Ein Gutachten attestiert der umstrittenen Anlage Angra 3 nach SPIEGEL-Informationen jetzt massive Sicherheitsmängel: Sie wäre einem Tsunami praktisch schutzlos ausgeliefert.

Der Bau des brasilianischen Atomkraftwerks Angra 3 ist nach Einschätzung eines Nuklearexperten mit drastischen Risiken verbunden. Ein Gutachten im Auftrag der deutschen Umweltorganisation "Urgewald" attestiert dem Projekt Angra 3 laut SPIEGEL-Informationen große Sicherheitsmängel. "Wir haben das Potential einer Katastrophe, die sogar Fukushima übertreffen könnte", heißt es in der Expertise. Die Bundesregierung entscheidet diesen Monat darüber, ob sie den Bau des Reaktors mit einer Exportbürgschaft über 1,3 Milliarden Euro unterstützt. Im Bild die bereits bestehende Anlage Angra 1 und 2.

Das "Urgewald"-Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass das Atomkraftwerk aufgrund seiner Lage zwischen Meer und Steilhängen einem Tsunami oder einem Erdrutsch praktisch schutzlos ausgeliefert wäre. Die Bevölkerung könne lediglich über eine Küstenstraße evakuiert werden. Angra entspricht laut der Studie nicht einmal mehr den Kriterien, die der brasilianische Atomkonzern Eletronuclear "derzeit benutzt, um geeignete Orte für zukünftige Atomkraftwerke zu identifizieren".

Im September 2011 hatte die deutsche Bundesregierung eine Hermes-Bürgschaft für das brasilianische Atomkraftwerk zunächst um ein halbes Jahr verlängert - was von der Opposition scharf kritisiert worden war. Die Grünen nannten es "dreist und empörend", in Deutschland im Zuge der Energiewende "alte Schrottreaktoren" abzuschalten und im Ausland den Bau unsicherer Atomkraftwerke zu fördern. Nach Fukushima hatte Deutschland ein Moratorium für die ältesten AKW verhängt, das schließlich in eine dauerhafte Stilllegung mündete.

Quelle: Spiegel Online

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Freitag, 2. März 2012

Areva macht Milliardenverlust

Der weltgrößte Atomkonzern, die staatlich dominierte französische Areva, hat 2011 tiefrote Zahlen geschrieben. Der Milliardenverlust ist aber nicht in erster Linie eine Folge der Katastrophe von Fukushima, wie das Handelsblatt schreibt.

Das Atomkraftwerk Pierrelatte im Südosten Frankreichs: Der Atomgigant Areva hat 2011 einen hohen Verlust gemacht. Quelle: AFP
Das Atomkraftwerk Pierrelatte im Südosten Frankreichs: Der Atomgigant Areva hat 2011 einen hohen Verlust gemacht. Quelle: AFP

Das französische Unternehmen hat zum Wochenende einen Verlust in Höhe von 2,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr bekannt gegeben. Auslöser war vor allem eine Wertberichtigung auf Uranminen-Projekte in Höhe von knapp 1,5 Milliarden Euro, wie Areva in Paris mitteilte. Die Gesellschaft Uramin, die Areva 2007 für etwa zwei Milliarden Euro gekauft hatte, ist demnach heute fünf Mal weniger wert.

Das Uranminen-Geschäft steht auch im Zentrum der Auseinandersetzung des Konzerns mit der früheren Areva-Chefin Anne Lauvergeon, die ihren Posten im vergangenen Juni aufgeben musste. Sie erhebt den Vorwurf, im Zusammenhang mit dem Kauf von Uramin von Areva bespitzelt worden zu sein.

Weitere Abschreibungen in Höhe von rund 600 Millionen Euro und Rückstellungen gehen auf den Rückbau von Nuklearanlagen, auf Verzögerungen beim Bau eines neuen Druckwasserreaktors EPR in Finnland (siehe atominfomedia vom 12. Oktober 2011) sowie auf die -recht begrenzten - Geschäftseinbußen infolge der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima zurück, Wertminderungen mussten auch auf die Chemie- und Anreicherungssparte vorgenommen werden. Der Umsatz sank um 2,6 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro.

Vor dem Hintergrund des schwierigen Umfelds demonstriere der nur leichte Erlösrückgang die Robustheit des Geschäftsmodells, kommentierte Konzernchef Luc Oursel unter Anspielung auf die Folgen der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima. Zum Jahresende 2011 habe sich die Auftragslage wieder deutlich verbessert. Ende des Jahres habe der Bestand mit 45,6 Milliarden Euro um 3,1 Prozent höher gelegen als im Vorjahr.

Rund eine Milliarde Euro kostete den überwiegend staatlichen Konzern der Ausstieg von Siemens aus dem ehemals gemeinsamen Kerntechnikunternehmen Areva NP. Der deutsche Industriekonzern musste Areva zwar wegen der abrupten Vertragsauflösung eine Strafe in Höhe 648 Millionen Euro zahlen, die Franzosen legten allerdings 1,68 Milliarden Euro für den Anteilsrückkauf hin.

Als Antwort auf eine der schwersten Krisen der Kernenergie hatte Oursel bereits Ende vergangenen Jahres ein umfassendes Sparpaket angekündigt. Bis 2015 soll jährlich eine Milliarde Euro eingespart werden. Nach dem deutschen Atomausstieg sollen in der Bundesrepublik bis zu 1500 der 5700 Stellen wegfallen. Zudem setzt Areva weltweit Investitionen in Milliardenhöhe aus und will sich von Geschäftsbereichen trennen. Bis 2016 soll der staatlich kontrollierte Atomriese mit weltweit 50.000 Mitarbeitern wieder auf Kurs liegen.

Dass das Ergebnis nicht noch schlechter ausgefallen ist, lag gemäss einer Spezialmeldung der Nachhaltigkeitsplattform klimaretter.info vor allem am Wachstum im Geschäftsfeld "Erneuerbare Energien". Der Umsatz in dieser Sparte stieg von 150 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 297 Millionen Euro im darauffolgenden Jahr. Umsatzgewinne von 18 Prozent verzeichnete der Konzern ebenfalls in der Sparte Bergbau.

2010 hatte Areva noch einen Gewinn von 883 Millionen Euro verbucht. Dies ging allerdings auf einen hohen Sondergewinn durch den Verkauf der Tochter T&D (Transmission & Distribution) zurück. Zuletzt beschäftigte Areva weltweit rund 50.000 Menschen. Der Hauptsitz in Deutschland befindet sich in Erlangen bei Nürnberg.

Quelle: Handelsblatt

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