Der vom deutschen Energiekonzern E.on geplante Neubau eines
Atomkraftwerks im finnischen Pyhäjoki droht ein wirtschaftlicher
Fehlschlag zu werden. Dies belegen
zwei Greenpeace-Gutachten. "E.on hat sich
verkalkuliert und droht Milliarden von Euro in den Sand zu setzen. Das
Geld wäre für die Energiewende dringend erforderlich", sagt Tobias
Riedl, Atomexperte bei Greenpeace.
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Das Projekt könnte
erheblich teurer werden, weil sich
Genehmigungsprobleme und erhöhte
Sicherheitsanforderungen nach der Atomkatastrophe in Fukushima
abzeichnen. Zudem ist die Atommüllentsorgung ungeklärt - zusammen mit
dem am Ende fälligen Rückbau des Reaktors könnte diese
bis zu 18,7
Milliarden Euro kosten. Laut offizieller Planung soll das
Atomkraftwerk bereits im Jahr 2020 ans Netz gehen. "Der Zeitplan ist
reines Wunschdenken, in Wahrheit sind die Genehmigungsrisiken so groß,
dass es zu erheblichen Verzögerungen und zu einer Kostenexplosion
kommen wird. E.on sollte aus diesem atomaren Irrsinnsprojekt sofort
aussteigen", sagt Riedl. Aufgrund
des Atomunfalls in Fukushima werden
derzeit in Finnland neue
Sicherheitsanforderungen für den Neubau von Atomkraftwerken erarbeitet.
Damit das Pyhäjoki-Projekt diese verschärften Vorschriften erfüllen
kann, müssen vermutlich neue Sicherheitsnachweise erbracht und die
Auslegung des Reaktors geändert werden. Dies könnte erhebliche
Konsequenzen für Kosten und Zeitplan des Projektes haben, so die
Gutachter von Intac/Cervus Consulting, Autoren der ersten Studie.
Zudem
ist der geplante Reaktor ein Prototyp - kein vergleichbarer Meiler
wurde bislang mit einer solch hohen Leistung ausgestattet. Damit
steigen die Sicherheitsanforderungen zusätzlich, was zu Komplikationen
bei der Genehmigung des Reaktors führen kann. Dies erlebt Finnland
gerade beim Bau eines Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) im
finnischen Olkiluoto (siehe geographische Karte). Die Kosten haben sich hier auf über sechs
Milliarden Euro verdoppelt. Außerdem soll der Reaktor statt wie geplant
im Jahr 2009 frühestens 2014 ans Netz gehen.
Für
den Atommüll des geplanten AKW in Pyhäjoki gibt es
bislang keine
Entsorgungsoption. Wahrscheinlich muss dafür ein eigenes Endlager
gefunden werden - dadurch könnten weitere Kosten in Höhe von bis zu
18,7 Milliarden Euro entstehen, errechnet das Forum Ökologisch-Soziale
Marktwirtschaft (FÖS) in der zweiten Studie.
Das
Atomkraftwerksprojekt in Pyhäjoki wird von dem internationalen
Konsortium Fennovoima betrieben.
E.on ist mit einem Anteil von 34
Prozent der größte Anteilseigner, weitere 68 finnische Firmen sind daran
beteiligt. Areva hat ein Angebot für einen EPR mit einer Leistung von
1700 Megawatt vorgelegt, Toshiba-Westinghouse ein Angebot für einen
Fortgeschrittenen Siedewasserreaktor (ABWR) mit 1600 Megawatt. Das
Projekt ist bereits jetzt um ein Jahr verzögert.
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