Der Nationalrat am Mittwoch die Motion zur Stilllegung der Schweizer
Atomkraftwerke zurückgewiesen. Damit hat der «Atomaussstieg» noch immer
kein Datum und bleibt ein «Pseudoausstieg» - mit erhöhten Risiken für
die Bevölkerung. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES erwartet, dass
die Energiekommission die Motion nun dahingehend verbessert, dass
insbesondere die realen Gefahren in den AKW Mühleberg und Beznau
möglichst rasch beseitigt werden. Für die beiden jüngeren AKW in Gösgen
und Leibstadt ist eine Abschaltung nach 40 Jahren Pflicht.
Der
Nationalrat hat vor zwei Jahren entschieden, keine neuen AKW zu
bewilligen. Heute lehnte er eine Laufzeitbeschränkung, so wie es die
Energiekommission vorgeschlagen hatte, ab. Diese Politik, keine neuen zu
bauen, aber die alten unbefristet weiterlaufen zu lassen ist unlogisch
und erhöht das Risiko für die Bevölkerung trotz «Atomausstieg».
Mit zunehmendem Alter werden AKW unsicherer. Einerseits versprödet das Material, die Strahlung beschleunigt diesen Prozess zusätzlich. Gewisse Komponenten werden deshalb unzuverlässiger. So hat der Kernmantel im AKW Mühleberg Risse und der Stahl des Sicherheitsbehälters im AKW Beznau (siehe Bild) rostet. Schweizer AKW sind mit unter die ältesten der Welt (Altersdurchschnitt 37 Jahre, Weltdurchschnitt der sich in Betrieb befindenden AKW 28 Jahre, Beznau I ist mit 43 Jahren das älteste der Welt).
Mühleberg und Beznau sind nicht Gösgen und Leibstadt: Ein
Stilllegungsplan für den Schweizerischen Atompark muss sich
insbesondere an die uralten AKW in Mühleberg und Beznau
adressierenrichten. Sie sind um den Faktor 10 gefährlicher als Leibstadt
und Gösgen. In Deutschland wurden diese Reaktortypen bereits vor 15
Jahren ausser Betrieb genommen. Dies weil das Reaktordesign veraltet und
die Sicherheitsreserven ungenügend sind.
Auch
mit Nachrüstungen erreicht ein altes AKW den Sicherheitsstandard eines
neueren AKW nicht. Es gilt die Analogie: In einem einen alten VW-KKäfer
aus den Sechziger Jahren kann man kein ABS-Bremssystem
einbauen. Experten warnen sogar vor der Gefahr, dass Nachrüstungen für
die Sicherheit kontraproduktiv sein können, weil die Systemkomplexität
steigt und sich neue Schwachstellen ergeben.
Die
Schweizerische Energie-Stiftung SES fordert die Energiekommission auf,
insbesondere die Gefahren in den AKW Mühleberg und Beznau ernst zu
nehmen und die Motion dahingehend zu verbessern. Ein sicherer
Atomausstieg braucht nicht nur eine strenge Atomaufsichtsbehörde,
sondern auch eine fixe Laufzeit von 40 Jahren.
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