Montag, 9. Juli 2012

Atomenergie ist Verbrechen

Was der Bericht des japanischen Parlaments über die Fukushima-Katastrophe enthüllt, ist erschütternd: Nicht der Tsunami hat die Nuklear-Katastrophe ausgelöst, sondern menschliches Versagen. Viele Meiler in Japan sind in dem von Erdbeben geplagten Land nicht gegen Erdbeben geschützt, sondern auf Erdbeben-Gebieten errichtet. Bislang hatte der japanische Atombetreiber Tepco immer behauptet, der Tsunami sei die eigentliche Ursache gewesen. Jetzt wissen wir es amtlich: Es waren die Erdbeben. Und die gibt es nicht nur in Japan. Ein Kommentar des deutschen Umweltpublizisten Franz Alt, der angesichts der Unbedenklichkeitserklärung für die Schweizer AKW durch die AKW-Aufstichtsbehörde ENSI besondere Aktualität erfährt.
 
Auch in Europa stehen genug alte Schrottmeiler, die nicht gegen Erdbebengefahren gesichert werden können. Zum Beispiel in Fessenheim im Elsass, 70 Kilometer vom Schreibtisch entfernt, an dem diese Zeilen geschrieben werden. Auch deutsche Atomreaktoren sind nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert. Es gibt also bekannte Mängel, die natürlich auch den „Verantwortlichen“ bekannt sind wie die Mängel in Japan bekannt waren. Und dennoch laufen die Reaktoren weiter. Nichts gelernt aus Tschernobyl und Fukushima. Das ist ein Verbrechen an der Menschheit und an der gesamten Schöpfung. Das Problem, so wissen wir jetzt, ist also nicht nur die sprichwörtliche japanische Hörigkeit gegenüber den Autoritäten. Auch deutsche Ingenieure und französische Staatsräson sind anfällig für atomare Verbrechen.
Der ICE zum Beispiel hätte nie entgleisen dürfen, aber er ist entgleist – und zwar mehrfach. Danach heißt es immer: Eigentlich hätte es nicht passieren dürfen. Ja, eigentlich! Wo Menschen sind, wird es immer wieder menschliches Versagen geben. Oder technisches Versagen. Alles andere Denken ist schlicht menschlicher Größenwahn. Und dieser ist das eigentliche Problem hinter der Atompolitik. Noch erschütternder ist, dass in Japan just in der Woche, in welcher der Fukushima-Bericht veröffentlicht wurde, die ersten AKW nach der Fukushima-Katastrophe wieder ans Netz gingen.

Wie viele Tschernobyls und Fukushimas brauchen wir eigentlich noch, um aus den Katastrophen etwas zu lernen? Es ist kein Fehler, wenn Menschen Fehler machen. Aber es ist ein besonders großer Fehler, wenn wir aus Fehlern nichts lernen.

In Japan hat der Untersuchungsbericht dieser Woche das Totalversagen von Regierung und Atomindustrie enthüllt. Jetzt endlich fordern auch immer mehr Japaner den Totalausstieg. Nur die Bürgergesellschaft vermag die Verrücktheiten ihrer Regierungen und die Verbrechen ihrer Atomindustriellen noch in die Schranken zu weisen.

.......................................................................................................

The National Diet of Japan - The official report of"The Fukushima Nuclear Accident Independent Investigation Commission"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen