Wie die französische Nuklearaufsicht Autorité
de Sûreté Nucléaire ASN auf ihrer Website veröffentlichte, sind
im Reaktordruckbehälter des Atom-Neubaus Flamanville-3 Risse und
Kohlenstoff-Einschlüsse gefunden worden, wie sie zuletzt bei den
mittlerweile zur Sicherheit vom Netz genommenen belgischen Reaktoren
Doel-3 und Tihange-2 festgestellt wurden.
Das französische
Flamanville-3-AKW (siehe Bild der Baustelle) ist neben dem finnischen Projekt Olkiluoto-3 das
„Vorzeigeprojekt“ für den Europäischen Druckwasserreaktor EPR des
französischen Reaktorbauers Areva, das von Anbeginn an in massive
technische und finanzielle Schwierigkeiten geriet – und jetzt trotzdem
für das britische Atom-Projekt Hinkley Point C vorgesehen ist. Der
französische Reaktor sollte 2012 zum Preis von 3,3 Milliarden Euro
fertig gestellt werden – derzeit wird jedoch schon mit einer Verzögerung
von 5 Jahren und einer Kostenüberschreitung von 5,2 Milliarden auf
insgesamt 8,5 Milliarden Euro gerechnet. Eine Vielzahl von Baumängeln
wurden am Projekt festgestellt: So hatten tragende Betonpfeiler Löcher,
die Wände des Abklingbeckens für die Brennelemente waren fehlerhaft,
mindestens ein Viertel der Verbindungen der Stahlauskleidung des äußeren
Containments entsprach nicht dem vorgeschriebenen Standard und Risse im
Beton-Fundament der Anlage führten zu einem mehrmonatigen Baustopp.
„Die
französische Atomaufsicht berichtet von einer Anomalie in der
Zusammensetzung des Stahls in Teilen des Deckels und dem unteren Bereich
des Reaktorbehälters des Flamanville-AKW. Nun sollen mit
Vergleichstests die genaue Lage der Anomalie und die mechanische Stärke
des Stahles analysiert werden. Der Reaktordruckbehälter eines
Druckwasserreaktors ist besonders wichtig für die Sicherheit des
Atomkraftwerks: Er enthält den Nuklearbrennstoff und hält als erste
Barriere den Austritt von radioaktiver Spaltprodukten auf – was beim
Versagen eines Druckbehälters passiert, hat sich bei den Kernschmelzen
im japanischen Fukushima gezeigt“, so Dr. Reinhard Uhrig, Atomsprecher
der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. „Es ist
unverantwortlich, Reaktoren mit Rissen im Druckbehälter
weiterzubetreiben – und es ist völliger Wahnsinn, neue Reaktoren mit
erwiesenen Rissen in Betrieb zu nehmen.“
In den beiden belgischen
Reaktoren Doel-3 und Tihange-2 wurden erstmals 2012 bei
Ultraschall-Untersuchungen Risse im Reaktordruckbehälter festgestellt,
die auf Baumängel hinweisen. Aufgrund von neuen Tests im Jahr 2014
stellte die belgische Nuklearaufsicht FANC sogar noch mehr Risse fest,
13.047 Risse im Druckbehälter von Doel-3, 3.149 Risse in Tihange 2.
Diese wurden in Folge vorsorglich vom Netz genommen. „Wir fordern
die sofortige Überprüfung der Reaktordruckbehälter aller in der EU
laufenden Atomreaktoren auf Risse und Kohlenstoff-Einschlüsse im Stahl.
Ohne diese Analyse und eine fundierte Studie zu Auswirkungen auf die
Festigkeit des unter höchstem Druck und thermischer Belastung stehenden
Druckbehälters Atomkraftwerke weiter zu betreiben, ist ein fahrlässiges
Spiel mit dem Super-GAU“, so Uhrig abschließend.
Die
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 fordert seit Jahren ein Ende des
Atomzeitalters für die Stromerzeugung, unter anderem in der von 650.000
Menschen europaweit unterstützten Kampagne „Abschalten! Jetzt!“, und ein
Umschalten auf Effizienz und erneuerbare Energieträger.
Quelle: sonnenseite.com / Global 2000
... dokumentiert die Fallstricke der Atomindustrie; ... gehört zu «Media for Sustainability» des Ökonomen und Journalisten Guntram Rehsche (siehe auch http://guntram-rehsche.blogspot.com); ... Beiträge zeitlich geordnet, Stichwort- / Labelsuche in linker Spalte; ... Unterstützung mit Zahlung von 20 CHF auf Konto: Zürcher Kantonalbank / Guntram Rehsche / IBAN CH46 0070 0111 3009 63007 (für Zahlungen aus Ausland auch BIC (SWIFT-Code) angeben: ZKBKCHZZ80A) - Danke!
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