Mittwoch, 15. Oktober 2014

Stilllegung besser als Jodtabletten

Die Geschäftsstelle Kaliumiodid-Versorgung hat am Mittwoch über die anstehende Verteilung von jeweils zwölf Jodtabletten an 4.6 Millionen Menschen informiert, die in der Nähe eines Atomkraftwerkes wohnen. Worüber aber die Behörden ungern sprechen: Bei der Jodvorsorge handelt es sich lediglich um einen Tropfen auf den heissen Stein. 

Auf die Folgen eines Atomunfalls weiss der Katastrophenschutz bis heute keine Antwort, so eine Einschätzung von Greenpeace Schweiz zur Verteilaktion: Vollschutz biete nur die Ausschaltung des Gefahrenherds – der AKW.  «Im Notfall gut geschützt»: So beginne die Medienmitteilung zur Jodtabletten-Verteilung und sei für die Bevölkerung damit klar irreführend. «Die Jodtabletten helfen ausschliesslich gegen das gefährliche Isotop Jod-131 und damit nur gegen Schilddrüsenkrebs», sagt Florian Kasser, Atomexperte von Greenpeace Schweiz. 

Nicht nur gefährlich, sondern gleich auch noch die ältesten AKW der Welt - Beznau I und II - Bild: Guntram Rehsche




  



«Zusätzlich gibt es aber bei einem Atomunfall noch zahlreiche weitere gesundheitsgefährdende Stoffe, die freigesetzt werden». Jodtabletten schützen ausserdem nur, wenn rechtzeitig vor dem Einatmen des radioaktiven Jod-131 eingenommen werden. Ob das bei einer Notsituation klappt, ist höchst ungewiss. «Richtiger Schutz sieht ganz anders aus: Nur die Abschaltung aller AKW bietet einen wirksamen Schutz gegen Atomunfälle», sagt Kasser. 

Problematisch ist auch die Tatsache, dass viele Menschen in den deutschen und französischen Grenzgebieten der Schweizer AKW von der Verteilung ausgeschlossen sind. «Das ist absurd, denn die Gefahren der Schweizer Altreaktoren und die schnelle Ausbreitung der radioaktiven Wolke nach einem Atomunfall machen nicht an diesen willkürlichen Verwaltungsgrenzen halt», so Kasser. Um das grundlegende Problem zu beheben ist das eidgenössische Parlament gefordert, welches in der Wintersession über das Kernenergiegesetzt berät und eine verbindliche Laufzeitbeschränkung für alle AKW beschliessen muss.

Quelle: Greenpeace Schweiz

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