Sonntag, 23. Februar 2014

Krise in Fukushima ohne Ende

Drei Jahre nach der verheerenden Atomkatastrophe im japanischen Fukushima ist kein Ende der Krise in Sicht. Sechs ExpertInnen und ZeugInnen haben letzte Woche gemeinsam mit Greenpeace Japan die Regionen um das havarierte Atomkraftwerk bereist und an einer Pressekonferenz in Tokio die Probleme der Menschen vor Ort verdeutlicht. 

"Mit der Dokumentationsreise möchten wir der Weltöffentlichkeit die Wahrheit über Fukushima zeigen. Die Menschen in der Region leiden heute stärker denn je unter den Folgen der Atomkatastrophe und ihr Schicksal wird von der japanischen Regierung ignoriert", sagt Hisayo Takada, Energieexpertin von Greenpeace Japan. Durch die Evakuierung der Präfektur Fukushima wurden mehr als 150.000 Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. In einigen Teilen der Region wurden die Bewohner jedoch erst Wochen nach der Katastrophe über die Evakuierung informiert und waren so der Strahlung über einen langen Zeitraum hinweg direkt ausgesetzt.

"Bis heute tut die Regierung so, als wäre die Krise vorbei. Es wird bewusst falsch informiert und den Opfern erzählt, dass sie irgendwann in ihre Häuser zurückkehren können. Das Kalkül dahinter ist klar: So müssen Kompensationszahlungen nicht bereitgestellt werden", so Takada. Bis heute leben etwa 100.000 Menschen in temporären Behausungen und wurden bisher nicht angemessen entschädigt. Wie erst jetzt bekannt wurde, sind nach einer erneuten Panne im havarierten Atomkraftwerk weitere etwa 100 Tonnen kontaminiertes Wasser ausgetreten. Die fortwährenden Zwischenfälle machen deutlich, dass weder die japanische Regierung noch die Betreiberfirma TEPCO die anhaltende Sicherheitskrise in den Griff bekommen kann.

"Obwohl die Situation in Fukushima ständig die Risiken in Erinnerung ruft und nukleare Energie mit enormen Kosten verbunden ist, droht hier in Europa eine Renaissance der Atomkraft", führt Julia Kerschbaumsteiner, Atomsprecherin von Greenpeace in Österreich, aus. Die Europäische Union arbeitet derzeit an einer Strategie für die zukünftige Energieaufbringung bis 2030. "Länder wie Großbritannien, Tschechien oder Ungarn setzen sich massiv für das Vorantreiben der Atomenergie für den zukünftigen Energiemix in der EU ein. Europa muss aber Lehren aus Fukushima ziehen und jetzt die Weichen für die Energiewende stellen", fordert Kerschbaumsteiner abschließend. 

Quelle: Greenpeace Österreich 2014

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Donnerstag, 13. Februar 2014

AUS für Beznau / Mühleberg gefordert

Die beiden ältesten Schweizer Atomkraftwerke Mühleberg und Beznau sollen unverzüglich abgeschaltet werden. Das fordert Dieter Majer, ehemaliger Leiter der Abteilung «Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen» des deutschen Bundesumweltministeriums und langjähriger Vorsitzender der Deutsch-Schweizerischen Kommission für die Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen DSK. 

In seiner heute den Medien vorgestellten Studie vergleicht er deren aktuellen Sicherheitszustand mit den heutigen Anforderungen für AKW - dem Stand von Wissenschaft und Technik. Er kommt dabei zu einem vernichtenden Urteil: Die beiden ältesten Werke sind von den heutigen Sicherheitsanforderungen weit entfernt und stellen ein untragbares Risiko für die Bevölkerung dar. Die Studie hat Majer im Auftrag von Greenpeace und der Schweizerischen Energie-Stiftung SES verfasst.

Die Schweizer Atomkraftwerke, allen voran Mühleberg und Beznau, gehören weltweit zu den ältesten Anlagen. Die Grundkonzepte stammen zum Teil aus den 1960-er Jahren und weisen schon allein deshalb gegenüber modernen Anlagen Defizite auf. Hinzu kommen weitgehend unerforschte Alterungsprozesse, wie etwa die Versprödung des Stahls des Reaktordruckbehälters durch Neutronenstrahlung. Man müsse auf Proben und Modellrechnungen vertrauen und dass sich die Materialien überall gleich verhielten - auch in Bereichen, die gar nicht zugänglich seien, erklärt Dieter Majer.«Das ist weder verlässlich noch vertrauenswürdig und entspricht nicht dem Sicherheitsbegriff, wie ich ihn mir vorstelle.» 
AKW-Betreiber würden immer wieder versichern, die älteren Kernkraftwerke seien runderneuert und verfügten über modernste Technik. Ihr Sicherheitsniveau sei mit dem neuerer Anlagen vergleichbar. «Diese Aussage ist falsch», hält Dieter Majer fest. Sicherheitsnachteile und konzeptionelle Schwächen der alten Bauweise bestünden in älteren Anlagen weitgehend weiter. Man könne schrauben und drehen, aber wie auch immer man es anstelle: das Ergebnis bleibe Stückwerk, so das Fazit der Studie.
Dem Problem der fehlenden Sicherheit werde mit dem Begriff «Stand der Nachrüsttechnik» beizukommen versucht. Dieser werde aber nur in der Schweiz verwendet und weil ihm keine international anerkannten Richtlinien und Kriterien zu Grunde lägen, sei er inhaltsleer. Der Sicherheitsbegriff werde dadurch sehr beliebig formbar, hält die Studie fest. Die vom ENSI im Einzelfall geforderten Nachrüstungen
seien denn auch nicht das Ergebnis eines systematischen Vergleiches mit den heutigen Sicherheitsanforderungen, sondern die Bilanz der Möglichkeiten, welche Massnahmen in den veralteten Anlagen überhaupt umsetzbar seien.
Dieter Majer, der Autor der Studie, stellt klar: «Insbesondere die Anlagen in Mühleberg und Beznau sollten wegen der bestehenden Sicherheitsdefizite unverzüglich abgeschaltet werden!» Und Jürg Buri, Geschäftsleiter der Schweizerischen Energiestiftung, folgert im Namen der beiden Organisationen SES und Greenpeace: «Die Risiken alter Atomkraftwerke werden hierzulande von allen Seiten verharmlost. Wir brauchen jetzt eine verschärfte und klar definierte Gesetzgebung. Das Parlament ist gefordert!»
«Nur mit einer Laufzeitbeschränkung für die bestehenden Anlagen kann das Unfallrisiko begrenzt werden», kommentiert Florian Kasser, Atomexperte bei Greenpeace. Ein Bauverbot für neue AKW alleine genüge nicht. «Mit dem Atomausstieg, wie Bundesrätin Doris Leuthard ihn will, ist die Bevölkerung wegen der fortdauernden Sicherheitsmängel, etwa aufgrund des zunehmenden Alters, grösseren Risiken ausgesetzt als vorher – obwohl spätestens seit Fukushima das Gegenteil gelten müsste.»
Weitere Informationen
Dieter Majer, Dipl. Ing., ehem. Leiter der Abteilung «Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen» des deutschen Bundesumweltministeriums, Mobile +49 15222035959
Jürg Buri, Geschäftsleiter SES, Mobile +41 (0) 78 627 84 14
Florian Kasser, Atomcampaigner Greenpeace Schweiz, Mobile +41 (0) 76 345 26 55
Katia Schär, Kommunikationsverantwortliche SES, Mobile +41 (0) 79 4328325

Studie unter www.energiestiftung.ch/files/ses_gp_studie_risiko_altreaktoren_schweiz.pdf

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