Donnerstag, 19. April 2012

Atomkraft ist der grösste Flop

Die Kernenergie ist gemäss einem 3sat-Zuschauer-Ranking der größte Fortschritt-Flop. Der schweizerisch-deutsch-österrreichische Kultursender hatte seine Zuschauer nach den größten Fortschritt-Flops gefragt. Zuletzt standen 20 Flops zur Wahl - die Auflösung des Zuschauervotums zeigte 3sat in der Wissenschaftsshow "Die 20 größten Fortschritt-Flops" mit Gert Scobel.
Mehr als 5.000 Menschen beteiligten sich online und schriftlich an der Abstimmung: Welche technische oder wissenschaftliche Entwicklung wurde einst mit vielen Erwartungen vorangetrieben, entpuppte sich dann aber als ein Flop, weil sie diese Erwartungen nicht erfüllen konnte.
Atomkraft errang den Sieg der Flops mit deutlichem Abstand vor der Sommerzeit und dem Biosprit. Die Energiesparlampe belegte Platz vier der größten Flops, fast gleichauf mit dem Laubsauger. Insgesamt löste die Abstimmung bei den Teilnehmern spannende Diskussionen aus.
Dennoch: "Mich hat der breite Konsens der ersten Plätze überrascht und die Klarheit des Votums. Flop Nummer 1, die Atomkraft, hat allein die Hälfte der Stimmen erhalten", betont Scobel. "Sicher ist manches eine Frage der Perspektive, denn vieles, was sich erst im Nachhinein als Flop erwiesen hat, war zu Beginn eine tolle, vielversprechende Idee und hatte absolutes Erfolgspotenzial. (..) Wie beim Medikament ist das Problem die Nebenwirkung."
Die 20 Flops kommentieren unter anderen die Wissenschaftsjournalisten Dirk Steffens und Ingolf Baur, die Moderatorinnen Dunja Hayali und Katrin Bauerfeind, der Kabarettist Urban Priol und der Wissenschaftshistoriker Professor Ernst Peter Fischer (Kommentatoren und Flops siehe www.3sat.de/topsflops).
Und hier die Übersicht der 20 größten Fortschritt-Flops aus der Sendung:
1) Atomkraft
2) Sommerzeit
3), Biosprit
4) Energiesparlampe
5) Laubsauger
6) Brustimplantate
7) Papierloses Büro
8) Asbest
9) Grüner Punkt
10) Wärmedämmung
11) Plastik
12) Körperscanner
13) Cargo Lifter
14) Schwimmauto
15) Mautsystem Toll Collect
16) Magnetschwebebahn
17) Concorde
18) Navigationssystem Galileo
19) Roboter
20) Bildtelefon
Quelle: 3Sat-Mediathek: Die 20 größten Fortschritt-Flops

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Mittwoch, 18. April 2012

Japan im Mai atomstromfrei

Wenn die derzeit einzige in Betrieb stehende Kernkraftwerkseinheit – Tomari-3 – wegen Unterhaltsarbeiten am 5. Mai 2012 vom Netz geht, wird Japan vorübergehend ohne Kernkraftwerke auskommen müssen. Dies hat der japanische Industrieminister Yukio Edano mitgeteilt.

Die japanische Regierung war am 13. April 2012 zum Schluss gekommen, dass die beiden Kernkraftwerkseinheiten Ohi-3 und -4 der Kansai Electric Power Co. sicher seien und vor dem Sommer den Betrieb wieder aufnehmen könnten. Edano (im Bild zu seiner Zeit als Kabinettssekretär und Sprecheer während der Fukushima-Katastrophe) räumte jetzt ein, dass es schwierig sein werde, die beiden Ohi-Blöcke schon bis zum 5. Mai wieder ans Netz zu bringen. An diesem Tag werde Tomari-3 für geplante Revisionsarbeiten abgeschaltet. Ob ein Kernkraftwerksblock wieder angefahren werden darf, entscheidet letztendlich der Gouverneur der Standortpräfektur.

Laut Japan Atomic Industrial Forum (Jaif) hat sich Edano bereits mit dem Gouverneur der Präfektur Fukui – der Standortpräfektur – getroffen und ihm die Beurteilung der Regierung vorgestellt. Edano habe die Rolle der Kernenergie als bedeutende Energiequelle dargelegt und hoffe nun, der Gouverneur und die lokalen Gemeinden würden verstehen, dass die beiden Ohi-Einheiten wieder ans Netz gehen müssten. Die Präfektur Fukui will gemäss Jaif die Sicherheit von Ohi-3 und -4 durch eigene Experten überprüfen lassen. Die japanische Nuclear and Industrial Safety Agency (Nisa) hat die Stresstest-Berichte von Ohi-3 und -4 bereits genehmigt und auch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat die Ergebnisse übergeprüft.

Edano erklärte, sein Ministerium sei daran zu analysieren, was geschehen könnte, sollte Japan ganz ohne Kernenergie auskommen müssen. Er fügte hinzu, eine Studie verdeutliche, dass das Fehlen der Kernenergie zu Problemen in verschiedenen Bereichen führen würde – zumindest in den kommenden Sommermonaten.

Quelle: Nuklearforum

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Dienstag, 17. April 2012

Österreich ganz atomstromfrei

Das ist ein Signal, das über die Landesgrenzen Österreichs hinaus geht: Die österreichische Bundesregierung hat am Montag gemeinsam mit Vertretern der Energiewirtschaft und den Umweltschutzorganisationen Greenpeace und Global 2000 einen Stopp für Atomstrom beschlossen.

In Österreich selbst ist zwar kein Atomkraftwerk in Betrieb, dennoch wurde jahrelang Atomstrom oder Strom unbekannter Herkunft aus dem Ausland zugekauft - vor allem aus den Nachbarstaaten Tschechien und Deutschland. Damit soll nun Schluss sein. In Zukunft soll jede Kilowattstunde Strom, die nach Österreich importiert wird, mit Herkunftszertifikaten belegt werden. Die Energieunternehmen verpflichten sich gleichzeitig, auf den Bezug von Atomstromzertifikaten zu verzichten. Damit wird Atomstrom aus Österreich de facto verbannt.

Ende der 1970er Jahre entschied sich die österreichische Bevölkerung in einem bundesweiten Volksentscheid gegen die Inbetriebnahme des bereits fertig gebauten AKW Zwentendorf (siehe Bild). Nach der Reaktorkatastrophe 1986 in Tschernobyl liess Österreich seine AKW-Pläne fallen und verzichtete per Gesetz auf die Erzeugung von Atomstrom.






Die Entscheidung ist ein Signal Richtung Atomkraftinvestoren. Denn viele osteuropäische Länder wie Tschechien oder Slowakei wollen die Atomkraftindustrie ausbauen. Damit wollen sie nicht unbedingt den heimischen Strombedarf decken. Sie planen den europäischen Markt zu bedienen und diesen Strom zum Beispiel nach Österreich oder Deutschland zu exportieren.

Sollten andere europäische Länder dem Beispiel Österreichs folgen und auf Atomstromimporte verzichten, setzen sie entscheidende Zeichen, die die Rentabilität geplanter AKW in dieser Region massiv gefährden. Im Hinblick auf die ohnehin nicht besonders rosigen Aussichten für die Atomindustrie ist das ein weiteres Argument, auf AKW-Neubauprojekte zu verzichten und stattdessen in Erneuerbare Energien zu investieren.

Die Beschlüsse des Anti-Atom-Gipfels im österreichischen Bundeskanzleramt:

  • Ab dem 1. Januar 2015 kommt eine gesetzliche Verpflichtung zur vollständigen Stromkennzeichnung. Die Versorgung der Kunden mit Strom unbekannter Herkunft (Graustrom) wird verboten.
  • Die Energiekonzerne verpflichten sich, für die Versorgung der Endkunden auf den Bezug von Atomstrom zu verzichten.
  • Es wird ein "Atomstromfrei-Gütesiegel" geschaffen, womit die Energieunternehmen und deren Kunden zeigen können, keinerlei Atomstrom zu liefern oder zu verwenden.
Quelle: Greenpeace | Beate Steffens 2012

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Samstag, 14. April 2012

Keine AKW-Subventionen!

Zur Forderung von vier EU-Staaten nach Subventionen für Atomkraft erklärt Oliver Krischer, MdB, Vorstand EUROSOLAR-Deutschland: "Das Eingeständnis der atomfreundlichen Regierungen von Frankreich, Großbritannien, Tschechien, Polen mit ihrer Initiative in der EU ist: Neue Atomkraftwerke sind nicht wirtschaftlich zu betreiben. Und das trotz aller, seit Jahrzehnten vorhandenen Privilegien und Subventionen."
Damit bestätigen diese Staaten nun auch offiziell, was Experten seit langem wissen: Atomkraft hat in einem marktwirtschaftlichen System kein Chance. Die Investitionskosten sind viel zu hoch und unkalkulierbar. Sie können in einem immer flexibleren werdenden, europäischen Strommarkt nicht mehr refinanziert werden. Und dabei sind die Kosten für die Risiken eines GAU, der Endlagerung des Atommülls und vieles mehr noch nicht einmal eingerechnet.
Die Frage ist, warum sollte man Atomkraft noch mehr - als heute schon - subventionieren? Doch nur, weil man der Ansicht ist, dass Atomkraft
  1. nachhaltig ist, also nachfolgenden Generationen keine Altlasten welcher Art auch immer hinterlässt, und
  2. durch die zusätzlichen Subventionen irgendwann wirtschaftlicher wird.
Im Falle der Atomkraft und ihrer Geschichte muten beide Ansichten geradezu grotesk an. Ganz anders die Erneuerbaren Energien, die zeigen, dass sie nachhaltig und immer wirtschaftlicher werden und eine Förderung deshalb richtig und notwendig ist.
Bundeskanzlerin Merkel und Bundesumweltminister Röttgen müssen dem Ansinnen aus den vier EU-Staaten ein unmissverständliches "NO!" entgegensetzen. Ansonsten stellen sie den deutschen Atomausstieg und die Energiewende in Frage. Es würde zudem der Eindruck vieler verfestigt werden, dass diese Bundesregierung sich in Wahrheit noch längst nicht von der Atomkraft verabschiedet hat."

Donnerstag, 12. April 2012

Britisches AKW geht vom Netz

Die britische Kernkraftwerkseinheit Wylfa-2 wird am 30. April 2012 die Stromproduktion endgültig einstellen, wie die Betreiberin, die Magnox Ltd., mitteilt - so das Nuklarforum in einer trockenen Mitteilung. Still und leise verschwinden damit zwei weitere Reaktoreinheiten.

Das Kernkraftwerk Wylfa befindet sich westlich der Cemaes Bay auf der Insel Anglesey im Norden von Wales im Vereinigten Königreich (England). Baubeginn war 1963 und Inbetriebnahme 1971. Die Anlage umfasst zwei mit Kohlendioxidgas gekühlte, grafitmoderierte Magnox-Reaktoreinheiten mit einer Leistung von je 490 MW. Es sind dies die zwei letzten noch in Betrieb stehenden Magnox-Einheiten, nachdem Oldbury-1 am 29. Februar 2012 endgültig vom Netz ging. Damals kündigte die Magnox Ltd. an, Wylfa bis 2014 weiterbetreiben zu wollen. Mitte Oktober 2010 hatte das Department for Energy and Climate Change (DECC) den Weiterbetrieb bis Dezember 2012 bewilligt. Als Grund für die vorgezogene Ausserbetriebnahme von Wylfa-2 gab die Magnox an, dass die begrenzten Kernbrennstoffbestände für den Betrieb beider Reaktoren nicht ausreichten. Wylfa erhielt die letzte Brennstofflieferung im Dezember 2011. Die Magnox konzentriere sich nun auf Wylfa-1, das bis 2014 in Betrieb bleiben dürfte. Den Entscheid des Office for Nuclear Regulation (ONR) zur Bewilligung der Übertragung des teilweise verwendeten Brennstoffs vom Block 2 auf Block 1 wird laut Magnox im Sommer 2012 erwartet.

Quelle: nuklearforum

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Montag, 9. April 2012

ENSI muss (müsste) handeln

Das Wasserstoffproblem oder mögliche Hangrutsche sind zwei der Gefahren, welche das Eidgenössische Inspektorat für Nuklearsicherheit (Ensi) nicht genug in Betracht gezogen habe. Zu diesem Schluss kommt die Kommission für nukleare Sicherheit in ihrem Fukushima-Bericht gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur SDA, bezugnehmend auf eine Echo-Sendung von Radio DRS.

Die Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) hatte Ende März ihren Bericht zur Reaktorkatastrophe von Fukushima veröffentlicht. Darin empfiehlt sie einige weitergehende Massnahmen als das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) in Betracht zieht. Insbesondere das Wasserstoffproblem ist nach Ansicht der KNS in Schweizer Atomkraftwerken noch nicht befriedigend gelöst. Die Kommission, die den Bundesrat und das Ensi in Fragen der nuklearen Sicherheit von Atomkraftwerken berät, schreibt: «Der Beherrschung einer schnellen Wasserstoffproduktion muss mehr Beachtung geschenkt werden.»

Es gelte zu verhindern, dass in einem grösseren Teil des Reaktorblocks ein zündfähiges Gemisch entstehe. Sollte es dennoch zu einer Zündung von Wasserstoffgas kommen, so müsse die Druckspitze beherrschbar bleiben, schreibt die KNS in ihrem Bericht, den das «Echo der Zeit» von Schweizer Radio DRS am Samstagabend publik gemacht hat. In der Schweiz werde die Wasserstoffkonzentration zwar überwacht. Die Systeme seien allerdings je nach AKW unterschiedlich und die Ziele könnten «mit den vorgesehenen Vorkehrungen nicht hinreichend sicher erreicht werden». Deshalb empfiehlt die KNS als «bevorzugtes Mittel» eine kontrollierte Druckentlastung «deutlich vor Erreichen des Berstdrucks».

Als Kritik kann die Empfehlung der KNS aufgefasst werden, dass die «Fragen der massgebenden Erdbebengefährdung mittlerweile seit zehn Jahren hängig sind». Die Annahmen bedürften einer Anpassung an den «neueren Stand der Technik». Die KNS fordert, dass diese Gefahrenbeurteilung zeitnah abgeschlossen und die Bestimmungen durch die AKW-Aufsichtsbehörde Ensi festgelegt werden. Deutlich wird die Kommission bei der Hochwassergefahr: Historische Untersuchungen könnten neue Erkenntnisse liefern, hält sie in ihrem Bericht fest und empfiehlt, dass diese bei den periodischen Sicherheitsüberprüfungen auch berücksichtigt werden.

Zudem regt die KNS an, die Gefahr von gleichzeitig auftretenden Hangrutschen zu beachten. Auch die Gefahr bei anhaltender Trockenheit sei vertieft abzuklären. Diese könnten in die detaillierteren Nachweise zur Beherrschung von extremen Wetterbedingungen einfliessen, welche das Ensi nach dem EU- Stresstest von den AKW-Betreibern nun fordert.

Zu den weiteren Empfehlungen gehört auch, dass Batterielaufzeiten optimiert werden, um batteriegestützte Systeme am Laufen zu halten, denn in Fukushima hätten die Ausfälle dieser Systeme zum «katastrophalen Unfallverlauf» geführt. Zentrale Bedeutung für die Sicherheit habe jedoch der Mensch «als Wissens- und Handlungsträger». Die ältesten AKW in der Schweiz seien nun rund 40 Jahre alt. Um die Jahrtausendwende seien «die letzten Angehörigen der Gründergeneration aus dem Berufsleben ausgeschieden»; es habe in der gesamten Atomenergiewirtschaft ein Generationenwechsel stattgefunden. «Auch bei sorgfältig gestalteten Übergangsregelungen ist damit unvermeidbar ein Verlust an Kenntnissen und Erfahrungen verbunden», hält die KNS in ihrem «Bericht zu Fukushima - Folgemassnahmen in der Schweiz» fest.

Es brauche daher unabhängige und kompetente Kontrollstrukturen. Auch wenn primär die Betreiber für die Sicherheit verantwortlich seien, müsse «die Aufsichtsbehörde in der Lage sein zu überprüfen, ob die Vorschriften durch die Betreiber korrekt umgesetzt werden». Dem Ensi falle bei einem Zwischenfall oder Unfall die Aufgabe zu, die Vorgehensweise des Betreibers zu bewerten. Dabei müssten die Notfall-Situation und die Zweckmässigkeit von Massnahmen unabhängig vom Betreiber laufend beurteilt werden. Das Ensi müsse dazu dauerhaft fähig sein, empfiehlt die KNS.

Quelle: SDA/DRS

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