Ende August hat die Abteilung für Gesundheitstests der Präfektur
Fukushima die neuesten Ergebnisse der Schilddrüsenuntersuchungen bei
Kindern und Jugendlichen bekanntgegeben. Bis Ende Juni sind 300‘000 von
insgesamt 370‘000 betroffenen jungen Menschen untersucht worden. Davon
sind 57 an Schilddrüsenkrebs erkrankt, bei 46 besteht Verdacht.
Die japanische Regierung hat im August in allen grossen Zeitungen unter
dem Titel «Richtige Informationen über Strahlung» Inserate geschaltet.
Darin werden offensichtlich einseitige, verharmlosende Meinungen
verbreitet – etwa: «Auch bei 100 Millisievert pro Jahr werden die
Krebsfälle nicht zunehmen» oder «Eine Strahlung von 100-200 Millisievert
pro Jahr erzeugt etwa dieselbe Krebsrate wie eine Ernährung mit zu
wenig Gemüse.» Mit Tricks versucht gleichzeitig das japanische Umweltministerium die Kosten für die
Dekontamination der verstrahlten Gebiete zu senken – leidtragend ist die
Bevölkerung. Der finanzielle Aufwand für die staatliche
Dekontaminierungsarbeit ist für 2015 mit 300 Milliarden Yen (rund 2,6
Milliarden Franken) budgetiert.
Noch immer wächst derweilen die Mengen radioaktiv verseuchten Wassers weiter. Der
Versuch, im Boden um die Reaktoren eine gefrorene Erdmauer zu errichten,
um den Grundwasserstrom zu stoppen, war bisher nicht erfolgreich. Das japanische Amt für Energie plant nun den Bau der weiteren Wassertanks
mit einem Fassungsvermögen von 100‘000 Tonnen (insgesamt 1 Million
Tonnen). Nach Angabe von Tepco ist während der letzten 10 Monate (August
2013 bis Mai 2014) Strahlung von 2000 Milliarden Becquerel zusammen mit
dem verseuchten Wasser ins Meer geflossen.
Im Herbst 2013 wurde in Reis von der Gemeinde Minamisoma – 20 Kilometer
von Fukushima-Daiichi entfernt – über 100 Becquerel Cäsium gemessen.
Erst in diesem Sommer wurde die vermutliche Ursache für die erhöhte
Strahlung festgestellt: radioaktiver Staub von den Aufräumarbeiten im
Reaktor 3. Tepco gibt jetzt zu, dass bei diesen Arbeiten im Sommer 2013
280 Milliarden Becquerel pro Stunde entwichen seien. Die betroffene
Bevölkerung wurde damals nicht informiert. Der Staub hat bis zu 50
Kilometer entfernte Gebiete erreicht.
Demnächst sollen die Trümmerteile von Reaktor 1 entfernt werden. Eine weitere Verbreitung radioaktiven Staubs wird befürchtet. Ende August wurde in Fischen aus zwei Seen in der Präfektur Gumma
radioaktive Strahlung über dem Grenzwert festgestellt. Die Seen liegen
mehr als 200 Kilometer von Fukushima-Daiichi entfernt.
Quellen: CNIC, Tokyo-Shinbun / Präfektur Fukushima, www.gov-online.go.jp, Kahoku Zeitung, 47 news / Schweizerische Energie-Stiftung
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