Freitag, 26. Dezember 2014

Atomstrom doppelt so teuer

Der Bundesrat hat es im laufenden Jahr angetönt, der Experte für Rechnungsprüfung Kaspar Müller bringt es auf den Punkt. Bei den grössten - und am längsten laufenden - Schweizer AKW in Leibstadt und Gösgen wird falsch gerechnet. Sonst wäre deren Atomstrom schon heute mindestens doppelt so teuer. Eine Klage gegen die irreführenden Rechnungspraxen der Muttergesellschaften wurde aber abgeschmettert.

Ein Beitrag im Magazin der Umweltbewegung Greenpeace klärt auf: Kaspar Müller, unabhängiger Finanzmarktexperte, weist auf gravierende Mängel in der Bilanzierung der beiden AKW Leibstadt und Gösgen (siehe Bild) hin. Im Interview mit dem Wahlbasler, der auch Präsident der aktionärskritischen Pensionskassen-Stiftung Ethos ist, belegt Müller Löcher in Milliardenhöhe in den Bilanzen sowohl des AKW's in Leibstadt wie in Gösgen. 

Wie ist so etwas überhaupt möglich? Müller, der betont, nichts über die technischen Sicherheitsfragen sagen zu können, weist darauf hin, dass in den vergangenen Jahren bei den Betreibern schlicht zu optimistisch gerechnet wurde. Zwar hat das unterdessen auch der Bund gemerkt, die erfolgten Anpassungen seien aber ungenügend. Noch immer geht man davon aus, dass eine Rendite der Mittel in den beiden Fonds für Sicherheit und Entsorgung von 3,5 Prozent möglich sei und die Inflation 1,5 Prozent betrage. Zu dieser unrealistischen Ausgangslage komme hinzu, dass vor allem in den Entsorgungsfonds erst nach der Jahrtausendwende eingezahlt wurde, also viel zu spät nach Beginn der Laufzeiten der beiden AKW in den mittleren 80er Jahren. 

Allein schon eine Korrektur solch offensichtlicher Fehleinschätzungen (zu denen sich weitere falsche Bewertungsannahmen etwa bezüglich der vorhandenen Wertpapiere in den Fonds gesellten) würde die Produktionskosten mindestens verdoppeln. Eine Kilowattstunde Strom müsste demnach schon heute statt vier bis fünf deren zehn oder gar gegen 20 Rappen kosten. Müller unterlässt folgenden Hinweis, aber diesen Zahlen ist nachzureichen: Damit ist Atomstrom schon heute eigentlich so teuer wie die Produktion erneuerbarer Energie aus Wind- und Solaranlagen. Und längst nicht alle effektiven Kosten sind damit in der Berechnung der Atomkosten enthalten - so fehlen etwa die Versicherungsprämien, die eigentlich geschuldet wären, um das effektive Risiko des Atomstroms abzudecken.  

Greenpeace und der so genannte Trinationale Atomschutzverband hatten Gösgen und Leibstadt vor zwei Jahren angezeigt. Die Solothurner Staatsanwaltschaft hat gemäss Müller daraufhin die monierten Zustände zwar nicht abgestritten. Dennoch berief sie sich darauf, dass es sich nur um Buchverluste handle in den Bilanzen der beiden AKW, diese also noch nicht realisiert und deshalb irrelevant seien. Gemäss Müller sei ein solcher Schluss aber weder nachvollziehbar noch mit den Richtlinien für die ordentliche Buchführung vereinbar. Müller wörtlich im Greenpeace-Interview: «Das ist unglaublich».

Quelle: Greenpeace Magazin 4/2014 - noch nicht verfügbar im Internet

© Solarmedia/ Text und Bild: Guntram Rehsche

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Montag, 8. Dezember 2014

Greenpeace und SES protestieren

Der Nationalrat hat es im Rahmen der Beratung der Energiestrategie 2050 verpasst, einen klaren Ausstiegsplan für alle Schweizer AKW festzulegen. Schlimmer noch: Mit dem Verzicht auf die Forderung nach einer steigenden Sicherheit der AKW befürwortet die grosse Kammer ein unverantwortliches Experiment auf Kosten der Bevölkerung. Es ist nun am Ständerat, diesen Entscheid zu korrigieren. Sonst muss das Volk seinen Schutz vor einer Atomkatastrophe selbst einfordern - so Greenpeace in einer Medienerklärung zum Entscheid des Nationalrats. Auch die Schweizerische Energie Stiftung äussert sich ablehnend.

Zum Schluss der Debatte über die Energiestrategie 2050 hat der Nationalrat die Variante eines Langzeitbetriebskonzepts befürwortet. Ein Antrag, der eine Beschränkung der Laufzeit für die Uralt-Reaktoren in Beznau und Mühleberg auf 50 Jahre forderte, fand keine Mehrheit. Einzig zur Laufzeitbeschränkung auf 60 Jahre für diese AKW konnte sich der Nationalrat durchringen. Somit müssen die AKW-Betreiber nach 40 Jahren Laufzeit ein Langzeitbetriebskonzept vorlegen, das dann alle 10 Jahre erneuert werden muss und «über die verbleibende Laufzeit die Sicherheit gewährleistet». Die Variante, die eine «steigende Sicherheit» verlangt hätte, hat der Nationalrat verworfen. Dieser Grundsatz hätte garantiert, dass die AKW-Betreiber immer eine genügend grosse Sicherheitsreserve vorweisen müssten – so verkommt das Gesetz zum Papiertiger.

Greenpeace Schweiz übt heftige Kritik am Entscheid des Nationalrats. Die AKW-Betreiber erhalten so einen Freipass, um ihre Anlagen noch über Jahrzehnte weiter zu betreiben. «Der vom Nationalrat beschlossene Atomausstieg verdient diesen Namen nicht», sagt Greenpeace-Atomexperte Florian Kasser. Die uralten Atomkraftwerke in Beznau und Mühleberg werden mit jedem Tag, der vergeht, unsicherer. «Unter diesen Bedingungen keine steigende Sicherheit zu verlangen ist in höchstem Masse unverantwortlich. Und eine Laufzeitbegrenzung auf 60 Jahre für die altersschwachen Reaktoren ist absolut ungenügend», so Kasser. Der Nationalrat macht einen Kniefall vor den AKW-Betreibern und befürwortet ein brandgefährliches Experiment auf Kosten der Bevölkerung.

Es bleibt zu hoffen, dass der Ständerat das Sicherheitsbedürfnis der Schweizer Bevölkerung ernster nimmt als der Nationalrat. Im Minimum muss die kleine Kammer die steigenden Sicherheitsanforderungen wieder im Langzeitbetriebskonzept verankern. Echten Schutz bietet aber nur ein Ausstieg mit einem klaren Fahrplan, also mit einem Abschaltdatum in naher Zukunft mindestens für die drei Uralt-Reaktoren in Beznau und Mühleberg. Falls der Ständerat die unverantwortliche Haltung des Nationalrats bestätigt, muss das Volk selbst das Heft in die Hand nehmen und den Schutz vor einem AKW-Unglück einfordern.

Die Schweizerische Energie Stiftung SES hält festDie Schweiz betreibt mit Beznau I das älteste AKW der Welt. Zwei weitere Reaktoren Beznau II und Mühleberg sind weit über 40 Jahre alt und befinden sich im weltweiten Vergleich ebenfalls in der Geriatrieabteilung. Nachrüstungen sind nur bedingt wirkungsvoll und lohnen sich finanziell immer weniger. Mit dem angenommenen Langzeitbetriebskonzept und mit maximal 60 Jahren für Beznau gibt es keinen definierten Atomausstieg. Damit steigen die nuklearen Risiken trotz Fukushima. SES-Geschäftsleiter Jürg Buri ist enttäuscht: "Die NationalrätInnen haben Ihr Wahlversprechen von 2011 offensichtlich vergessen und sich nur für einen halben Atomausstieg entschieden. Sie nehmen die Risiken des ältesten AKW-Parks der Welt offensichtlich nicht ernst."

Die SES fordert den Ständerat auf, Laufzeitbegrenzungen einzuführen. Im Interesse der Sicherheit der Schweizer Bevölkerung ist die Laufzeit auf 40 Jahre zu begrenzen.

Quellen: Greenpeace / SES

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Montag, 1. Dezember 2014

Drohne über Tschernobyl



1986 kam es im AKW Tschernobyl zur Nuklearkatastrophe. Zehntausende Menschen flohen innert Tagen. Betroffen war auch die Stadt Pripjat. Videojournalist Danny Cooke hat das Gebiet mit einer Drohne überflogen und liefert Bilder des zerstörten AKW und des umliegenden Gebiets.

Quelle: youtube

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