Die US-Regierung hat erstmals seit mehr als 30 Jahren den Bau neuer Atomreaktoren bewilligt. Die Atomaufsichtsbehörde NRC erteilte die Genehmigung für den Bau von zwei Reaktoren im Bundesstaat Georgia. Die beiden 1.100-Megawatt-Blöcke sollen auf dem Gelände des Atomkraftwerks Vogtle des Energiekonzerns Southern Company entstehen (siehe Bild der bestehenden Anlage). Seit dem schweren Atomunglück 1979 im Atommeiler Three Mile Island bei Harrisburg (Pennsylvania) ist es das erste Mal, dass die NRC eine solche Lizenz erteilt. Dort waren bei einer teilweisen Kernschmelze große Mengen radioaktiver Strahlung ausgetreten. Nun erhält ein Atomkonzern erstmals seit dem Unglück wieder eine Baugenehmigung. Der Chef von Southern Company, Thomas Fanning, sprach von einem "historischen Tag". Die beiden neuen Reaktoren würden "den Standard für Sicherheit und Effizienz in der Atomindustrie setzen". Das Unternehmen bezeichnete die Lizenzvergabe in einer Mitteilung als "monumentale Leistung". Es handele sich um eine 14 Milliarden Dollar (10,5 Milliarden Euro) große Investition, die letztlich bis zu 25.000 neue Arbeitsplätze schaffe. Die Reaktoren sollen 2016 und 2017 ans Netz gehen.
Die Bewilligung erfolgte, obwohl der Vorsitzende des fünfköpfigen Kontrollgremiums der NRC, Gregory Jaczko, wegen Sicherheitsbedenken gegen das Vorhaben stimmte. "Ich kann die Ausstellung der Lizenz nicht unterstützen, als ob Fukushima niemals passiert wäre", sagte er mit Blick auf die im vergangenen Jahr bei einem schweren Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami schwer beschädigte Atomanlage in Japan.
Jaczko wollte die neuen Sicherheitsanforderungen abwarten, die derzeit als Reaktion auf die Fukushima-Katastrophe überarbeitet werden, und die Betreiber zu deren Einhaltung verpflichten. Die Regulierungskommission stimmte aber vier gegen eins für eine sofortige Erteilung der Lizenz.
In den USA erlebt die Atomkraft derzeit eine Renaissance. Southern Company hatte von der Regierung Garantien für Kredite über 8,3 Milliarden Dollar erhalten. US-Präsident Barack Obama ist ein Verfechter der Kernkraft. Der Ausbau des Netzes von mehr als 100 alten und alternden Reaktoren, die in den USA rund ein Fünftel der Elektrizität produzieren, gehört zu den Säulen seiner Energiepolitik. Obama sieht in der Kernkraft eine von mehreren Alternativen zu fossilen Brennstoffen.
Quelle: Diverse Agenturen / Die Zeit
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