ATOMINFOMEDIA

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Montag, 31. Dezember 2012

Märchen von der Atomrenaissance

Der "World Nuclear Industry Status Report" ist der Faktencheck der Atomindustrie. Der atomkritische und propagandaferne Report prüft seit Jahren die Angaben von Industriepublikationen und anderer Medien auf ihre Realität. Der Statusreport zeigt: Die Zahl der Atomkraftwerke sinkt.

Der Report listet 429 Atomreaktoren auf, die im Jahr 2012 betriebsbereit sind. Im Rekordjahr 2002 waren es noch 444 Reaktoren. Laut Bericht wurden seit Anfang 2011 weltweit 21 Reaktoren stillgelegt, aber nur neun neue Anlagen in Betrieb genommen. Viele der aktuellen Bauprojekte existierten zum Teil seit mehr als 20 Jahren. Wie etwa das brasilianische Atomkraftwerk Angra 3, das seit 1985 als "im Bau befindlich" geführt wird. Nach Angaben des Generaldirektors der "World Nuclear Association" John Rich sollte die Zahl der AKW steigen. Er prophezeite, das die Zahl der Kraftwerke bis 2050 auf 1000 bis 2000 und bis Ende des Jahrhunderts auf mindestens 3000, vielleicht sogar 8000 bis bis 9000 ansteigen werde.

Immer wieder rufen Reaktorhersteller und Atomlobbyisten eine Renaissance der Kernenergie aus und behaupten der Atomenergie stünde eine glänzende Zukunft mit hohen Wachstumsraten bevor. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: Die Zahl der Atomkraftwerke weltweit sinkt. Während in Deutschland Atomkraftwerke abgeschaltet werden, bürgt die Bundesregierung für den Bau neuer Nuklearanlagen im Ausland. Es ist geplant, für den Bau des brasilianischen Reaktors Angra 3 einzustehen - obwohl die Genehmigung für das AKW auf Basis einer unvollständigen Sicherheitsanalyse erteilt wurde. Bekannte Risiken, wie Erdrutschgefahr und Terroranschläge, wurden nur unzureichend beachtet.

Auf Strom ohne Atom muss man nicht bis zum Jahr 2023 warten. Jeder Stromkunde in Deutschland kann seinen persönlichen Atomausstieg durch den Wechsel zu einem Ökostromanbieter machen. In der Schweiz muss man entsprechende Produkte des Monopolversorgers wählen. Und wenn Sie schon gewechselt haben, dann überzeugen Sie auch Freunde, Arbeitskollegen und Verwandte von den Vorteilen einer sauberen Energieversorgung. 

Den "World Nuclear Industry Status Report" auf deutsch gibt es kostenpflichtig bei der taz. Den Atomreport gibt es im taz-Shop als elektronische Version (E-Paper) für 9,90 Euro, auf Wunsch auch als Buch (Print on demand) für 20 Euro unter taz.de/ekiosk
Quelle: Greenpace

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Montag, 17. Dezember 2012

Mühleberg-Nachrüstung wird teuer

Die zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen für das Atomkraftwerk Mühleberg kosten den bernischen Energiekonzern BKW mehr als die bisher angegebenen 170 Millionen Franken. Die Mühleberg-Betreiberin verschiebt deshalb den Entscheid zur Nachrüstung um ein halbes Jahr.
Erst Ende 2013 werde die BKW beurteilen können, ob die geplanten Nachrüstungen wirtschaftlich seien. 

Erst dann werde sie darum auch entscheiden können, ob die Massnahmen umgesetzt würden. Das teilte die BKW am Montagabend mit. Sie hat laut der Mitteilung den Kanton Bern und die Aufsichtsbehörden über den Entscheid informiert. Dass die Kosten 170 Millionen Franken übersteigen, leitet die BKW aus ersten Richtofferten für die Systeme ab, welche sie neu installieren will. Es geht beispielsweise um sechs neue Zuganker zur Stabilisierung des rissigen Kernmantels. Auch will die BKW von der Saane her eine neue Wasserleitung ziehen. Dies für den Fall, dass die normale Kühlung durch Aarewasser ausfallen sollte. Auch ein alternatives Brennelement-Lagerbeckenkühlsystem ist geplant. 

Als weiteren Grund für die Verzögerung nennt die BKW die juristische Situation. Erst nach Vorliegen des Bundesgerichtsentscheids über die Befristung der Betriebsbewilligung werde klar sein, für welchen Zeitraum die Nachrüstmassnahmen zu planen seien. Das Bundesverwaltungsgericht hatte im vergangenen März geurteilt, dass das Atomkraftwerk Mühleberg nur bis Mitte 2013 betrieben werden darf, falls die BKW nicht bis dann ein umfassendes Instandhaltungskonzept vorlegt. Dieses hat die BKW zwar kürzlich eingereicht, es ist aber noch nicht bewertet worden. Zudem sind vor Bundesgericht Beschwerden von Bund und BKW gegen den Bundesverwaltungsgerichtsentscheid hängig.

BKW-Sprecher Antonio Sommavilla sagte am Montag auf Anfrage, wie stark sich die Kosten über die 170 Millionen Franken hinaus erhöhten, könne man noch nicht sagen. Die BKW halte weiterhin am Ziel fest, das Atomkraftwerk vor den Toren Berns bis 2022 weiterzubetreiben. Auch verfolge die BKW weiter die Absicht, das im August eingereichte Instandhaltungskonzept umzusetzen. Gegenwärtig sei auch die Wirtschaftlichkeit - also Rentabilität - des Kernkraftwerks Mühleberg vorhanden. 

"Die Wirtschaftlichkeit des AKW Mühleberg steht auf der Kippe": Das schreibt die Umweltorganisation Greenpeace in einer Mitteilung vom Montagabend. Der vertagte Investitionsentscheid sei zudem ein "gravierendes Spiel mit dem Feuer". Auf der einen Seite gebe die BKW zu, dass die Sicherheit in Mühleberg verbessert werden müsse. Anderseits schiebe die BKW Investitionen "einmal mehr" auf die lange Bank. Das bedeute, dass in Mühleberg ein weiteres volles Jahr die Sicherheit nicht gewährleistet sei. Die Aufsichtsbehörden müssten Mühleberg vom Netz nehmen. 

Quelle: Agenturen / SDA  

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Dienstag, 11. Dezember 2012

Japan: AKW muss demontiert werden

Auch das noch: Nach der Katastrophe von Fukushima prüfen Forscher, wie sicher die japanischen Atomkraftwerke sind. Geologen ermittelten, ein Reaktor des Atomkraftwerks Tsurugana wurde auf einem instabilen Untergrund gebaut. Nun muss er abgebaut werden.
 

Unter dem Atomkraftwerk in Tsuruga in der zentralen Präfektur Fukui befindet sich nach Angaben eines Geologen-Teams eine aktive Erdspalte. Die Experten haben vorhandene geologische Daten ausgewertet, sowie neue Bohrungen und andere Tests durchführen lassen. "Unter diesen Umständen können wir auf keinen Fall die Sicherheitsbewertungen für einen Neustart durchführen", erklärte der Vorsitzende der neu gegründeten Nuklearen Regulierungsbehörde, Shunichi Tanaka. Die Behörde kann zwar nicht den Rückbau des Meilers anordnen - aber wenn sie keine Zustimmung für einen Neustart gibt, könnte der Betreiber Japan Atomic Power kaum etwas anderes tun, als das Kraftwerk endgültig stillzulegen. Der Reaktor 2 der Tsuruga-Anlage war 1987 in Betrieb genommen worden, der erste Reaktor lief seit 1970. Beide wurden 2011 heruntergefahren.

Von den 50 Reaktoren des Landes sind derzeit nur zwei in Betrieb, weil die Regierung nach der Atomkatastrophe von Fukushima eine umfassende Überprüfung sämtlicher Atomkraftwerke angeordnet hatte. Wegen des Versagens der damaligen Kontrollinstanzen für die Nuklearwirtschaft wurde im vergangenen September die Nukleare Regulierungsbehörde aus der Taufe gehoben.
Einige Wissenschaftler vermuten zudem gefährliche Aktivitäten unterhalb des Kernkraftwerks Ohi. Die ebenfalls in der Präfektur Fukui gelegene Anlage war im Juli teilweise wieder hochgefahren worden. Strittig ist, wie aktiv die Erdspalte unterhalb von Ohi ist. Die Atomaufsicht hat weitere Untersuchungen angeordnet.

Im März 2011 erschütterte ein schweres Erdbeben Japan, anschließend rollte ein Tsunami über die Küsten im Nordwesten der Hauptinsel. Die Naturkatastrophe führte zur Kernschmelze in der Atomanlage in Fukushima, der folgenschwersten Atomkatastrophe seit dem Unglück von Tschernobyl im Jahr 1986.

Quelle: Agenturen

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Mittwoch, 5. Dezember 2012

Französisches AKW immer teurer

Anfangs Woche sorgte in Frankreich eine Meldung für Aufsehen, die hierzulande bislang übergangen wurde. Das einzige Neubauprojekt für ein französisches AKW in Flamanville, das einst auch als Referenzanlage für eine neue Anlage in der Schweiz dienen sollte, verzögert sich weiter – und wird fast dreimal so teuer wie geplant.

Einst sollte das Werk in Flamanville (im Nordwesten des Atomstaates mit seinen über 50 AKW) um die drei Milliarden Euro kosten. Dann wurden es ständig mehr – und nun überrascht der Bauherr mit einer neuerlichen Verteuerung um zwei Milliarden – macht dann deren 8,5 in Euro und über 10 Milliarden Schweizer Franken. Neben der eklatanten Verspätung (ursprüngliche Inbetriebnahme: 2011 – nun verzögert bis mindestens 2016, ein Datum, das aber gemäss Mitteilung ebenfalls kaum zu halten sein wird) und dem Imageschaden für die verantwortliche EDF bedeutet die Verteuerung, dass der Strom aus Flamanville dereinst ab Werk mindestens 8, vielleicht aber auch deren 12 Eurocent kosten wird.

Was auf einen entscheidenden Aspekt in dieser leidigen Atomgeschichte hinweist: Atomstrom aus neuen AKW wird selbst ohne Berücksichtigung weiterer Kosten rein vom Bauwerk her so teuer, dass er nicht mehr mit anderen Energiequellen konkurrieren kann. Es sei denn, der Staat biete seine stützende Hand, wie das neuerdings in Grossbritannien eben doch vorgesehen ist, nachdem es früher hiess, neue AKW auf der Insel müssten ohne staatliche Unterstützung aus kommen.

Doch zurück nach Frankreich und zu den Details der neuerlichen Verteuerung: Gemäss der Zeitung «Le Figaro» wird sich der italienische Teilhaber Enel aus dem Projekt in Flamanville zurückziehen – und der französichen Staatsgesellschaft damit noch weitere finanzielle Verpflichtungen auferlegen, nämlich die Übernahme des rund 700 Millionen Euro teuren Anteils. EDF wird damit Alleinaktionär in Flamanville. Damit wird die Gesellschaft aber auch für die ständige Verteuerung allein grade stehen müssen. Der Rückzug des italienischen Energiekonzerns ist andererseits Ausdruck der Tatsache, dass in Italien nach der Volksabstimmung gegen neue AKW kaum je mehr ein Werk erstellt werden wird.

Die französischen Medien stellen unterdessen die Rentabilität neu erstellter AKW in Frage. In Flamanville wird nun ein Kostenniveau für Atomstrom von mindestens acht Eurocent je Kilowattstunde (Kwh) erreicht. Da kommt etwa Le Figaro nicht umhin darauf zu verweisen, dass das bereits teuer sei als zu Land produzierter Windstrom. Für den Eneergieexperten Lionel Taccoen gilt demgegenüber immer noch, dass zumindest die Chinesen in der Lage seien, Atomstrom billiger zu erzeugen – mit Verweis auf einen zu Flamanville baugleichen Reaktor, der nächstes Jahr mit Taishan 1 ans Netz gehen soll.

Unschwer allerdings zu erraten, warum die Atomkraft in Südostasien billiger bleibt – darauf verweist in LeMonde Bernard Laponche, der einst selbst an der Entwicklung des umfangreichen französischen Atomparks beteiligt war – diesem heute aber kritisch gegenüber steht. Er bezeichnet den Druckwasserreaktor, der in Flamanville erstmals erbaut werden soll als ein Fass ohne Boden. Mit Verweis darauf, dass beim Bau noch nicht einmal die kritischen Installationen in Angriff genommen worden seien, fordert er den sofortigen Bauabbruch. Und führt die stetig steigenden Kosten auf jene Faktoren zurück, die eben in China weniger eine Rolle spielen dürften: Nicht alle Kosten wurden in der Planung korrekt ausgewiesen, ständig neue Sicherheitsanforderungen kamen hinzu, auch gestalte sich die Grösse des Projekts als zunehmend nicht beherrschbar und komplex. Laponche verweist schliesslich darauf, dass auch in den jetzt ermittelten bereits sehr hohen Kosten noch längst nicht alle inbegriffen seien. Es fehlten jene für den Rückbau und die Lagerung der Abfälle ebenso wie jene für eine adäquate Versicherung. Gute Nacht Atomstrom auch in Frankreich!

© Solarmedia Text und Bild

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